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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.07.1934
- Strukturtyp
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- 1934-07-05
- Erscheinungsdatum
- 05.07.1934
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- Deutsch
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X, 151, 5. Juli 1934. Redaktioneller Teil. Zu dem Ruf nach einer Reform der Buchkritik müßte auch eine organisatorische, durchgreifende Maßnahme von seiten der Verleger treten: die Neugestaltung des Waschzettels. Könnte mau dem Waschzettel das Signum der Schablonenkritik nehmen, so wäre der Rezensent entlastet und der Leser nicht ver ärgert. Wie wäre dies aber möglich? Ein Vorschlag: die Autoren sollen selbst einen »Waschzettel« über ihre Bücher schreiben und ihn mit vollem Namen decken. Sic könnten in ihm kurz sagen, was sie mit dem Buche wollten, wie sie dazu kamen, das Buch zu schreiben und worauf sie den Leser besonders aufmerksam machen wollen. Würde dieser Vorschlag für Verleger und Zeitschriften an nehmbar sein? Und würde er die Bnchkritik günstig beeinflussen? Diese entscheidende Frage ist leicht zu beantworten. Der Ver leger könnte sich keine bessere Propaganda denken. Die Redaktionen erhalten durch die Äußerung des Autors über sein Buch einen honorarfreien Beitrag, der sicherlich außerordentlich interessant sein dürfte. Die Zeitungen, die keine »Waschzettelkritik« brachten, können sich an Hand der Äußerung des Autors noch klarer und noch be stimmter mit ihm auseinandersetzen. Und allen wäre geholfen. Manche mögen meinen: die Autoren würden nicht mitmachen. Die kennen die Autoren schlecht. Und diejenigen, die sagen: was die Autoren über ihre eigenen Sachen schreiben, ist meistens Unsinn: die wissen nichts von dem tiefen Verantwortnngsbewnßtsein, das heute unter Schriftstellern und Dichtern lebt. Vom Kunsthandel in London und Paris. Ein nach längerer Panse unternommener Besuch der Hauptstädte Englands und Frankreichs hat mich wieder mit alten Berussfrennöen znsammengeführt und mir Gelegenheit gegeben, einen Einblick in die Lage des Kunsthandels beider Länder zu gewinnen. Geklagt wird natürlich überall — aber wann hat es eine Zeit gegeben, wo nicht geklagt worden wäre? Es galt also, den Grund dieser Klagen durch Vergleich ans ein richtiges Maß zurückzuführen. Zunächst in London. Dort hat der Knnsthandel in Gemälden hohen Ranges am ersten Grund dazu. Den alten vornehmen Firmen in Bond Street fehlen für ihre »großen Objekte« die wichtigsten Abnehmer: die Nordamerikaner. Aber ans den großen Auktionen bei Christie's in der King Street werden auch heute noch für Gemälde alter Meister, besonders die der klassischen britischen Porträtistcn wie Reynolds, Gainsborongh, Nomney nsiv. für unsere Begriffe recht hohe Preise erzielt, teilweise wesentlich höhere, als dieselben Bilder früher brachten. Während meines Besuchs fand dort die Versteigerung der großen Sammlung des Kunsthändlers A. I. Snlley statt. Dort wurde z. B. ein Hobbema, der 1889 noch L 1469 gekostet hatte, für L 3400, ein weibliches Bildnis von Nomney für L 1900 versteigert. Bei einem Besuch der Iahresansstellnng in der Royal Academy stellte ich mit Erstaunen fest, eine wie große Anzahl der Gemälde ans dem Rahme» den kleinen runden roten Zettel trug, der »Verkauft« bedeutet. Den englischen Knnstverlegern ist cs heute noch möglich, von Wiedergaben von Werken namhafter Künstler in Farbenlichtdrnck sog. Künstlerabdruckc in einer Auflage von 100—200 zum Laden preise von 5 3.3 und 4.4 heransznbringcn und ansznverkanfe»! Dabei gibt es in England nur eine Knnstanstalt, die den Farben lichtdrnck pflegt, während wir deren in Deutschland in Berlin, Dresden und München ein halbes Dutzend haben. Besondere Sorg falt wird dort ans die Ausstattung der Drucke verwendet, die, unter Passepartouts gelegt, mit einem breiten, mit der Hand anfgetragene» getönten Streifen in geringem Abstand von der Bildflächc, jedenfalls recht geschmackvoll wirken. Auch feine, Radierungen anerkannter englischer Meister finden in Vorzugsausgaben noch guten Absatz. Es verdient besonders erwähnt zu werden, daß ein geborener Deutscher, der frühere langjährige Leiter der Londoner Niederlassung der Photographischen Gesellschaft in Berlin - die im Kriege zwangs weise liquidiert wurde — und der seither einen eigenen angesehenen Kunstverlag anfgebaut hat, der erste war, der den Mut hatte, Werke der »modernen« Engländer herauszubringe», wie auch in einem lesenswerten Aufsatz über zeitgenössische englische Malerei in der jetzt in Ulm erscheinenden »Knust- und Antiquitätenrnndschan« her- vorgchoben wurde. Die dort vertretenen Künstler wie Dnncan Grant, Angustns John, John Nash, Gilbert Spencer nsiv. sind in Deutsch land noch wenig bekannt und würden hier geiviß nicht revolutionär wirken. Aber die Engländer bleiben wie ans fast allen Gebieten so auch ans dem der Kunst konservativ. Ich wurde übrigens darauf aufmerksam gemacht, daß ebenfalls ein Deutscher, Rudolf Ackermann, im Jahre 1796 nach London kam und dort in der alten Straße »Strand« eine Kunsthandlung gründete, die an anderer Stelle von seinen Nachkommen heute noch fortgeführt wird. Die Zahl der ?riut-8liop8, meist mit Einrahmnngsgeschäft ver bunden, ist nicht gering und ihre Auslagen oft recht geschmackvoll - vielfach unter Ausscheidung jeglichen Kitsches. Von einem Boykott der Erzeugnisse deutscher Knnstverleger war jedenfalls nichts zu bemerken. Aber ich habe gefunden, daß die all gemeine Stimmung eine zuversichtlichere geworden ist und daß man glaubt, daß die geschäftliche Krisis überwunden ist. Kommt man von London nach Paris, so bemerkt man bald, zumal wenn man, wie ich, zuletzt in der französischen Inflations zeit dort war, wieviel sich hier im Knnsthandel mit Originalwerken seither geändert hat. Verschwunden sind viele der Händler in der Gegend der Uns äs 1a Uostis, deren jeder sozusagen in jeder Saison ein neues Genie proklamierte, verschwunden auch ans dem linken Seineufer viele der kleinen Knnstsalons mit exotischen Spezialitäten, und die übriggebliebcncn haben mehr Grund zu klagen als ihre Londoner Bernfsgenossen, weil sie immer noch mehr als jene ans Käufer nicht bloß ans Nord-, sondern auch ans Südamerika ange wiesen waren. Der kürzlich eröffncte Salon cle8 ?uil6ris8 in der Montparnasse-Gegend ist, mit wenigen Ausnahmen, nicht viel inter essanter als der offizielle Salon. Unter den über 2000 ansgestellten Werken verschwinden die wirklich wertvollen Stücke neben einem Wust von gleichgültigem Zeug, und die Verkäufe sind minimal. Ich hatte das Glück, dem letzten Tag der großen Versteigerung der Sammlung des Bibliophilen Henri Bcraldi beiwohnen zu können, bei der an vier Tagen ein Gesamtergebnis von fast 7 Millionen Franken erreicht wurde. Hier waren wieder einmal die Händler um Kostbarkeiten allerersten Ranges. Die Auslagen der Knnstsortimente in der Gegend der großen Boulevards sind stark ans Fremdenpubliknm Angeschnitten. Was man von Farbenlichtdrncken französischer Impressionisten sieht, ist meist einheimischer Herkunft und kann sich an Qualität nicht messen mit denjenigen, die wir hier ans dem Verlage von Franz Hans- staengl, als Piperdrncke nsw. kennen. Aber sie sind kleiner im Format und entsprechend billiger und darum heute leichter verkäuflich. Auf dem linken Seineufer, in der Nähe der alten Kirche St. Sulpice, fand ich fast unverändert die vielen großen und kleinen Handlungen in religiösen Bildern, darunter die Fa. Schacser krsis8, deren Vater als Vertreter des religiösen Kunstverlags Schnlgen in Düsseldorf vor etwa 60 Jahren nach Paris kam. Nicht weit davon, in der Uns cls Seins, der Uns Uonaparls nnd dem alten Bnch- händlerviertel um das Odeontheater ist noch immer fast jedes dritte Hans eine Buchhandlung, eine Handlung in Stichen oder ein Antiqni- tätcngeschäst, wo meist der Inhaber, oft noch in dem schwarzen Käppchen, mit großer Sachkenntnis den Laden selbst betreut. Zu weilen haben diese kleinen Geschäfte noch anmutige Aushängeschilder wie »F 1a dslls Zravurs« (oder, wie eine Buchhandlung in dieser Gegend, die besonders englische Literatur führt«, »Shakespeare L Cie.«!).' Man zerbricht sich vergebens den Kopf, wie diese alle ihr Dasein friste». Die alte Zunft der »6c>uciuiiii8ts8« am linke» Scineqnai zeigt sich in schier endloser Reihe noch immer lückenlos, nnd cs soll dem Kenner auch heute noch gelegentlich gelingen, unter den dort ansgelegten Büchern nnd Stichen Wertvolles zu ergattern. Der Kunstverlag in Frankreich ist, wie mir versichert wurde, sehr zurückhaltend im Heransbringen von Neuheiten, weil infolge der allgemeinen ungünstigen Geschäftslage das Sortiment wenig anfnahmelnstig nnd -fähig ist. Ich hatte Veranlassung, mich in Paris mit dem »Synäieal cls la I'roprists ^rU^i^us« in Verbindung zu setzen, das in der Uns (I'^tlisn68 seine Büros hat. Dieses Syndikat, bereits 1806 von einer Reihe der namhaftesten Künstler jener Zeit, darunter Bonnat, Degas, Puvis de Chavannes, Naffaelli, Nodin n. a. gegründet, verwaltet die Urheber- bzw. Verlagsrechte der ihr angehörcnden Künstler: es führt in Streitfällen ans seine Kosten Prozesse nnd bearbeitet für die Gesetzgebung jeweils zeitgemäße Verbesserungen. Eine Unter abteilung, die die Vertragsrechte der Photographen verwaltet, ist dem Syndikat angegliedert. Wie es scheint, arbeitet dieses Syndikat zur vollen Zufriedenheit seiner Mitglieder, denn ihm gehören heute fast ausnahmslos alle französischen Künstler an. Es liegt ans der Hand, daß das Bestehen dieses Syndikats den Beteiligten Vorteile bietet: dem Künstler, dem es die ihm meist lästige Arbeit eines Schriftwechsels mit den Interessenten und der Kontrolle der von diesen übernommenen Verpflichtungen abnimmt, dem Verleger, weil er stets weiß, an wen er sich zn wenden hat, besonders auch in Fällen, wo das Anffinden von Erben oder anderen Nechtsnach- 601
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