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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.07.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1934-07-03
- Erscheinungsdatum
- 03.07.1934
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- Deutsch
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152, 3. Juli 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Lebens treffen, daß sie frei werden von der Gewundenheit und Verncbelungstakti! liberaler Diskussionen (man denke nur an eine so herrlich und kämpferisch zupackende Schrift wie die von Andreas Feickert, »Studenten greifen an«!), daß sie anstelle der üblen Problemchen-Spielerei die Dinge des deutschen Lebens frisch, voll froher Kraft und mitunter auch wundervoll frech angreifcn, um sie ungewunden auf die jetzige Wirklichkeit als die heute allein gültige und mögliche Diskussionsbasis zurückzusühren. Es wird fröhlich ge kämpft, — es wird munter gehobelt, es fliegen Späne, und das ist gut so, — besonders auf dem Gebiet des Schrifttums, wo es noch immer einen starken Rest liberaler Muffigkeit auszuräuchern gilt. Es fehlt nicht an besonders auch Verleger und Buchhändler interessierenden Symptomen, die das Gesagte deutlich werden lassen. Zwei davon seien heute herausgegriffen: Erstens: der Aufsatz »Junger Nationalsozialis mus u n d B u ch<< von Wilhelm lltermann in Nr. 16 der Zeitschrift: »Das deutsche Wort« (Herausgeber Karl Rauch). Zweitens: die Broschüre: »Was erwarten wir von der kommenden Dichtung?« von Günther Haupt (Rainer Wunderlich Verlag, Tübingen). 1. Den Aussatz »Junger Nationalsozialismus und Buch« geben wir iin folgenden mit freundlicher Erlaubnis von Verfasser und Herausgeber im Wortlaut wieder, da er uns von besonderer Wich tigkeit für den deutschen Verlag zu sein scheint: »Die Zeit, die wir durchleben, ist so groß, daß wir ihre Ge stalter nicht zu suchen brauchen. Sie werden sich finden. Aber wachen müssen wir darüber, daß sic groß genug sind, die Zeit zu erleben und zu gestalten. Es herrschte die Auffassung, daß der Dichter von dem Ge schehen, das in künstlerischer Form gestaltet werden sollte, einigen Abstand haben müsse, wenn das Werk an sich Bestand haben sollte. Mit dieser Ansicht müsse» wir grundsätzlich breche». Der erlebte Nationalsozialismus bejaht die Gegenwart in ihrer Ganzheit und darum auch die Dichtung, in der sie lebt.« (So selbstverständlich wir diesen Satz bejahen, so sehr möchten wir die Möglichkeit der im vorausgegangcnen Satz ausgesprochenen Forderung bezweifeln, denn es handelt sich dabei doch weniger uni eine »Ausfassung« oder »Ansicht« als um ein aller künstlerischen Betätigung innewohnendes Lebensgesetz, mit dem man von außen her nicht ohne weiteres nach Belieben »brechen« kann. Man be denke: die SA-Literatur des Jahres 1933—34 geriet derart in die Niederungen, daß die SA sich genötigt sah, feierlichst und nach- drücklichst Verwahrung einzulegen gegen die würdelose Litcrarisie- rung ihres Kampserlcbens. Künstlerisch ist von allen bisher erschie nenen »Werken« dieses Stosfbereichs kaum eines diskutabel, abge sehen von einzelnen aus den Reihen der SA selbst hervorgcgan- genen guten Kampfgedichten, — die guten Reportagen aus dem Leben und Streiten der SA, die selbst SA-Männer zu Verfassern haben, stehen auf einem anderen Blatt! Man bedenke: die erste dichterisch wertvolle, wenn auch keineswegs vollendete Darstellung von Schlagcters Schicksal wurde zehn Jahre nach Schlagcters Tod fertig, und es ist uns bekannt, daß ihr Schöpfer jahrelang um den Stofs gerungen hat, und die dichterisch gültigen Gestaltungen des Fronterlcbnisses kamen mit wenigen Ausnahmen erst sechs, acht und zehn Jahre nach Kriegsende heraus! »Wir haben ein Recht, demütig darauf zu warten . . .«, sagte Di. Goebbels, worauf in diesem Zusammenhang ebenfalls hingewiesen sei. Die Schriftlcitg.) »Klar ist, daß wir die Gestaltung aktuellen Geschehens in sensationslüsternen Ergüssen ablehnen. Diese angeblich geistigen Produkte müssen einer vergangenen Zeit angehören und sie tun es auch, wenn wir an den Charakter des künstlerisch-schaffenden Men schen erhöhte Anforderungen stellen und an das Verantwortungs bewußtsein, das er seinen Volksgenossen gegenüber trägt. Bei Prüfung des Büchermarktes nach dem ersten Jahr der nationalsozialistischen Revolution müssen wir die bedauerliche Fest stellung machen, daß neben sehr, sehr wenigen guten Arbeiten fleißige Konjunktnrliteraten eine Inflation an einer gewissen Lite ratur, die vorgibt nationalsozialistisch zu sein, herbelgesührt haben, die die Gefahr der Vertuschung der Lcserschast heraufbcschwört. Es ist nicht immer das Buch bas deutscheste, in dem am meisten das Wort »Deutschland« vorkommt — oder das das national- 590 sozialistischste, In dem am meisten vom Nationalsozialismus und feinem Kampf um die Macht geredet wird. Das sei den schreibe- eifrigen Zeitliteraten gesagt. Wir Jungen sehen uns diese Entwicklung mit eiserner Ruhe au, weil ivir wissen, daß diese Pseudo-Kunst an der jungen kom menden Generation abprallt. Die Jungen lehnen rein gefühls mäßig diese Machwerke ab — vielleicht schon der schreienden Re klame und Aufmachung wegen — vielleicht auch, weil häufig Namen schon genug besagen. Diese Literatur wird Eingang nur bei denen finden, die wir für eine erlebte und gesinnungsmäßige Entwicklung so ganz aufgegcben haben. Das sind die, die sich heute schnell über alles ,orientieren' miisscn, um als .ganz alte Nazis' ein Wort mitreden zu könne». Wir neiden ihnen ihre Reise- oder Kaffeetischiektüre nicht und lassen sic gewähren. Diese Literatur zählt nicht zu dem Begriff des Buches, das wir wollen, das Künder deutschen Geisteslebens und deutscher Kunst sein soll. Dem wahren Dichter billigen wir die Berechtigung unmittelbarer Gcgcnwartsgestaltung zu, wenn er unsere Forde rung nach der Verantwortung dem Volke gegenüber erfüllt. Der Wesenheit nationalsozialistischen Denkens entsprechend, müssen wir gerade tm künstlerischen Schassen auf einfachste und ursprünglichste Formen zurlickkommen. Dabei wollen wir nicht vergessen, Wege neuer Gestattungskunst zu suchen, die zu reiner und idealer Grüße führen. Der unsere Zeitgeschichte in irgendeiner Darstellung künstlerisch gestaltende Mensch muß innerlich und aufrichtig von vergangenem und künftigem Geschehen gepackt sein, er muß unser Wollen begreifen und unseren Atem leben. <S. o.! D. Schristleitg.) Ei» Dichter repräsentiert sein Volk, wenn er anerkannt und volkstümlich ist und dem Wesentlichen Ausdruck verleiht, was in der Seele des Volkes schwingt. Einen solchen Dichter haben wir heute noch nicht.« (Diese Feststellung ist, mindestens in dieser apodiktischen Form, wohl ungerecht. Soweit es sich um das Erleben der Be wegung im besonderen handelt, kann dieser Dichter heute noch gar nicht da fein. Der Verfasser gibt hier im gewissen Sinne das Un mögliche seiner oben ausgesprochenen Forderung zu. Die Dichter des Nationalsozialismus können nicht gemacht, nicht befoh len werden; sie werden, wenn ihre Stunde gekommen ist, mit organischer Selbstverständlichkeit aus den Reihen der national sozialistischen Führerschaft, der SA und all derer, die das deutsche Schicksal in den letzten fünfzehn Jahren an sich erlebt haben, her auswachsen. Aber wie Vergangenes und Seiendes uns nicht dazu verleiten darf, Werdendes zu übersehen und zu vergessen, so darf der auf das Werdende gerichtete Blick ebensowenig Seiendes ver leugnen und Vergangenes als nie gewesen betrachten. Wir haben eine stattliche Reihe von Dichtern, die in den letzten fünfzehn Jahren dem »Wesentlichen, das in der Seele des Volkes schwingt«, künstlerisch hochwertigen, vom Standpunkt des deutschen Lebens aus unantastbaren Ausdruck verliehen haben. Wir würden es für verhängnisvoll halten, die hohen Leistungen dieser Generation deutscher Dichter heute mit einseitigen Feststellungen zu negieren — das wollen wir besser den »gleichgeschaltcten« Hundcrtzehnpro- zentigen überlassen, die, weil sie jahrelang einem Schrifttum un deutscher Art nachgelauscn sind, heute zu ihrer eigenen schmählichen Rechtfertigung sich beeilen müssen, zu erklären, cs sei ja nichts anderes dagewesen. Kultusminister Rust verfolgte mit seiner Erneuerung der Dichterakademie ja auch nicht die Absicht der Gründung eines literarischen Antiquitätenkabinetts, sondern die, dem Volte eben jene dichterischen Kräfte auszeichnend vor Augen zu stellen, die in den »mageren« Jahren des deutschen Geistes dem »Wesentlichen, das in der Seele des Volkes schwingt«, die schöpfe rische und menschliche Treue bewahrt haben. Gerade wir National sozialisten aus der Zeit vor dem 30. Januar 1933 haben es nicht nötig, des Dankes zu vergessen, den vr. Goebbels ain Schluß sei ner Eröffnungsrede IReichskulturkammer) jenen Dichtern und Künstlern aussprach, die den völligen Zusammenbruch des deut schen Kulturlebens im Staate von Weimar durch ihre Leistungen verhüteten. Die Schriftleitung.) »Der Dichter, der diese Anerkennung finden soll, muß in innerem Kampf um die Gestaltung unserer Zeit mitgewachsen sein. Es müssen eben alt diese Imponderabilien in ihm schwingen und leben, die nicht zu nenne» sind, doch aber ihren herrlichen Ausdruck in der Ganzheit unserer Bewegung finden. So wird denn, in die sem Sinne betrachtet, die deutsche Dichtung der Zukunft immer
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