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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.06.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-06-23
- Erscheinungsdatum
- 23.06.1934
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1934
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X- 144, 23. Juni 1S34. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtschn Buchhandel. Mitteilung der Geschäftsstelle. Bctr.i Betriebsordnung. Anfragen aus Mitgliedcrkrciseu geben uns Veranlassung dar auf hinzuwcifcn, daß vom Börfenverein kein Muster einer Be triebsordnung herausgegebcn wird. Die Verhältnisse in den ein zelnen buchhändlerischen Betrieben liegen so verschieden, daß eine einheitliche Regelung nicht durchführbar ist. Wir weisen aber nochmals darauf hin, daß jeder Betriebs sichrer in Betrieben mit mindestens zwanzig Angestellten und Ar beitern nach vorheriger Beratung mit dem Vertrauensrate bis zum 1. Juli 1934 eine Betriebsordnung zu erlassen hat, soweit in den Betrieben keine Arbeitsordnung vorhanden ist oder die vor handene Arbeitsordnung den Vorschriften des Gesetzes zur Ord nung der nationalen Arbeit nicht entspricht. Die Betriebsordnung muß auf den einzelnen Betrieb zuge schnitten sein. Sie soll in knapper und klarer Form den neuen Geist der Arbeitsgemeinschaft zum Ausdruck bringen. In der Be triebsordnung müssen nach dem Gesetz zur Ordnung der nationalen Arbeit vor allem folgende Punkte geregelt werden: 1. Anfang und Ende der regelmäßigen täglichen Arbeitszeit und der Pausen. 2. Art und Gewährung des Arbeitsentgelts. 3. Die Grundsätze für die Berechnung der Akkord- oder Ge dingearbeit, soweit im Betriebe im Akkord oder Gedinge gearbeitet wird. 4. Bestimmungen über die Art, Höhe und Einziehung von Bußen, wenn solche vorgesehen werden. 5. Die Gründe, aus denen die Kündigung des Arbeitsvcrhält- nisses ohne Einhaltung einer Kündigungsfrist erfolgen darf, soweit cs nicht bei den gesetzlichen Gründen bewenden soll. 6. Die Verwendung der durch rechtswidrige Auflösung des Arbeitsvcrhältnisses verwirkten Entgeltbeträge, soweit die Verwirkung im Rahmen der gesetzlichen Bestimmungen in der Betriebsordnung oder im Arbeitsvcrtrag vorgesehen ist. In die Betriebsordnung können neben den gesetzlich vor- gcschriebencn Bestimmungen auch Bestimmungen über die Höhe des Arbeitsentgelts und über sonstige Arbeitsbedingungen ausgenom men werden sowie Bestimmungen über die Ordnung des Betriebs, das Verhalten der Beschäftigten im Betriebe und über die Ver hütung von Unfällen. Die Bestimmungen der Betriebsordnung sind für die Be triebsangehörigen als Mindcstbedingungcn rechtsverbindlich, d. h. sie werden unmittelbar zum Inhalt der Arbeitsverträgc und sind nicht durch Einzclarbeitsverträgc nach unten abdingbar. Die Betriebsordnung sowie die für den Betrieb geltenden Tarifordnungen sind in jeder Betriebsabteilung an geeigneter Stelle auszuhängcn. Die Betriebsangehörigen können auch verlan gen, daß ihnen ein Abdruck der Betriebsordnung ausgehändigt wird. Die bisher für den Buchhandel geltenden Tarifverträge blei ben als Tarifordnungen solange in Kraft, bis an ihrer Stelle vom zuständigen Treuhänder der Arbeit neue Tarifordnungen erlassen werden. Leipzig, den 21. Juni 1934. vr. Heß. Döcries, Freiherr von Münchhausen: Hort des Schrifttums. Wir wollen den Hohn des Auslandes abdrehen und zum Gegenhiebe ausholen: Deutschland ist nicht unter die Herrschaft der Analphabeten geraten, nach wie vor sind wir das Buch volk der Welt und kein einziges der anderen Völker steht in seiner Gesamtheit kulturell aus gleicher Höhe mit uns. Trotz des verlorenen Krieges, trotz der Vergewaltigung von Versailles, lrotz des Gegeisers neidischer Emigranten werden alle Werte des Welt schrifttums nur und ausschließlich an der Börse des deutschen Geistes wahrhaft notiert! Deutschland kaust sechsmal so viel Stücke von Cervantes' Don Quixote als sein Heimatland Spanien, Deutschland, das Shakespeare tatsächlich neu entdeckte, führt ihn nicht nur häufiger, sondern auch besser auf als sein Heimatland England, Deutsch lands Dantegesellschast hat mehr für die Volkstümlichung des Florentiners geleistet als sein Heimatland Italien, Deutschland allein unter allen Völkern hat lebendige Sprossen der in ihrem Heimatlandc Frankreich längst vergessenen Lyrik von 1990, Deutschland hat Hamsun und die Lagerlöf, hat Turgenjef und Tolstoi zu Bausteinen des Tempels der Weltliteratur gemacht, Deutschlands lebendiges ilbersctzungswerk ist nach Zahl und Wert vielfach überlegen nicht nur dem aller anderen Völker, nein, sogar der Summe der Übersetzungen anderer Kulturvölker! Stolzes, mächtiges Geistcs-Erbc Deutschlands, Wcltruhm des Vaterlandes, letzter, höchster Hort der geistigen Freiheit der Welt, — glaubt denn Einer, das Heilige Dritte Reich würde das vertun, verschleudern, verspielen! Etwa weil im erschütternden Aufbruch der neuen Zeit beim Ansturm der Feinde von aller- wärts Volker von Alzy die Fidel an den Haken hing und dann zum Schwerte griff? Oder weil unbekümmerte Soldaten des Um bruchs einmal derb danebcnhauen im Urteil? Auf der Tenne der Welt ist wieder einmal das Korn geworfelt, — was liegt daran, ob beim Auskehren der Streu auch eine Handvoll goldener Körner verlorengeht, die heilige Ernte wird doch geborgen werden! Deutschland, das Herz der Völker ist verschwenderisch wie alle echten Herzen, stürmisch und siegsriedhast jagt sein Puls — laßt es stürmen und brausen —, die Stunde kommt doch (und die steht schon vor der Tür!), da auch die heute noch Feinde erkennen, daß dieser Kampf wie alle deutschen Kämpfe ein Kampf für die geistige Freiheit der Welt war! Die geistige Freiheit der Welt aber ist beschlossen in der deut schen Sendung: Hort des Schrifttums der Welt zu sein. Rudolf Huch: Buch und Leben. Da streiten sich die Leut' heruni Nur um den Wert des Glücks. Ich habe diesen Streit nie erlebt und kann ihn mir nicht vor stellen. Streiten ließe sich allenfalls über das Wesen des Glückes, aber viel weiter würde der Streit nicht führen. Reden läßt sich dagegen über die Frage, was glücklich macht. Ein Vorzug des Alters ist, daß man altfränkisch sein kann, ohne als unnütz in die Ecke gestellt zu werden, es gibt im Gegenteil eine Patina, man wird nett gefunden. In meiner altfränkischen Ritterlichkeit sage ich denn also, cs sind selbstverständlich die Frauen, die dem an sich selbst doch zuletzt immer wieder ins Aschgrau sinkenden Leben Farbe verleihen. Wo gibt es etwas so Bezauberndes in der Welt wie die Blicke der Frauen, mit denen sie mehr auszudrücken wissen, als es der sprachgewalligste Dichter vermag? Sie drücken aus — was sic wollen. Da liegt nun freilich ein Haken. Könnte nicht der glückverheißende Blick in Wahrheit bedeuten, daß etwa ein andrer eifersüchtig werden soll? Hat man nicht oft das Gefühl, daß der Fraucnblick mit etwas zurückhält, und daß dieses Etwas das Eigentliche ist? Habe ich nicht selbst einmal, weiß der Himmel wo, geschrieben: Venus hält nicht, was Cupido verspricht? Sollte am Ende Schopenhauer recht behalten, der das einzige Glück im wunschloscn Schauen sieht? Auch die Hingabe an ein Buch ist ein Schauen. Die erste Stunde reinen Glückes, deren ich mich entsinne, habe ich, wie es sich gehört, unter dem Weihnachtsbaum erlebt. Sie wurde cingeleitet durch einen Augenblick des Mißvergnügens, es hieß, ich hätte für heute genug Marzipan gegessen. Was nun? S67
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