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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.11.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-11-22
- Erscheinungsdatum
- 22.11.1919
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- Deutsch
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- Saxonica
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Redaktioneller Teil. X- 257, 22. November ISIS. Buchhänd.er-Verband Kreis Norden. Kurzer Bericht über die Versammlung in Kiel am 27.-29. September 1919. Von Alfred Janssen. 1. Der äußere Verlaus. Kreis Norden hatte in diesem Jahre seine Getreuen »ach Kiel zusammengerufen. Es zog uns zu unser» Kollegen in der bedrohten Provinz Schleswig-Holstein. Der Besuch war erfreulich, besonders aus Schleswig-Holstein und Hamburg waren viele Berufsgenossen gekommen. Freilich aus dem hohen Norden selbst Halle sich keiner von den in diesen Zeiten erhöhten Anforderungen in Beruf und Politik losreitzen können, nur aus Flensburg waren zwei Vertreter erschienen. Der patriotische Schwung, die vaterländische Begeisterung kam mochlvoll und gemütvoll in den Sieden beim Festmahl zum Ausdruck. Hermann Scippel-Hamburg gedachte des Vaterlandes Schmach und Slot und gab der Zuversicht aus eine künftige Er hebung in warmen Worten Ausdruck. Die Versammlung stimmte daraus kräftig in das Lied »Deutschland, Deutschland über alles« ein. Oskar Hollesen aus Flensburg ging auf die schles- wigsche Frage ein, erklärte die Geschichte des Wahrspruchs »Up ewig ungedeckt« und gelobte, wenn das Recht der Gewalt Wei chen mußte, so sollte doch jeder Fußbreit Landes verteidigt wer den, und wenn doch Teile verlorengingen, so sollte der innere Zusammenhang bleiben, bis einst das Getrennte wieder vereinigt wird. Der Ansprache folgte das mit Kraft und Inbrunst ge sungene Lied »Schleswig-Holstein meerumschlungen«: »Gott ist stark auch in den Schwachen, Wenn sie gläubig ihm vertrau», Zage nimmer, und dein Nachen Wird trotz Sturm den Hafen schau». Schleswig-Holstein, stammverwandt, Harre aus, mein Vaterland!« Schließlich gedachte Alfred Janssen-Hamburg der schleswig- holsteinischen Dichter in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und brachte ein Hoch aus auf die deutschen Dichter und Denker, die noch immer des Volkes Tröster und Wegzeiger in schweren Zeiten gewesen sind. Nach diesen feierlichen Ansprachen ebbte der Strom der Re den keineswegs ab, doch wandte er sich mehr andern Gedanken gängen zu. Das Leben fordert sein Recht, und wenn lebensfrohe Menschen beisammen sind, gehen die Wogen des Frohsinns hoch, und der schleswig-holsteinische Humor, vermischt mit der Heiter keit, wie sic andern deutschen Stämmen eigen ist — unter den Hamburger Berufsgcnosscn sind Schwaben und Berliner nicht ganz selten — sorgte für eine beständig gute Laune. Ich erinnere die Teilnehmer an die lange, festlich strahlende Tafel im Hansa- Hotel am Begrüßungsabcnd, daran 33 Kollegen saßen, und wo die riesige Tüte mit Weißbroten aus der »T . . . . . scheu Hof bäckerei« fröhliches Aufsehen erregte. Ich erinnere an die Fest tafel mit 43 Gedecken am Sonntag im Continental-Hotcl und an das gedrängt volle Zimmer (27 Teilnehmer) abends im Rat- Hause mit der eigentümlichen Beleuchtung, die ans den hoch an den Seiten in Mauernische» angebrachten Laternen strömte. Da die Bedienung dürftig war, so wollte erst keine Stimmung anf- kommen, aber als endlich alle gesättigt waren, begann ein Witz- und Erzählturnier, wie ich es noch nicht erlebt habe. Eine Anekdote jagte die andere, lustige Erzählungen wechselten in un unterbrochener Reihe mit grotesken Vorstellungen. Immer mehr Talente traten auf zum Erstaunen der stummen Zuschauer und Zuhörer, denen die Gabe, in dieser Weise mitzuwirkcn, versagt war, die aber an den Schmerzen ihrer Lachmuskeln spürten, daß sie in diesen bitteren Zeiten solche Stimmung lange hatten ent behren müssen. Genüsse anderer Art boten sich den Wanderern, die in das Abenddämmern hinein durch die berühmte Düsternbrookerallee nach dem Gebäude des Kaiserlichen Nachtklubs gingen. Das Meer schimmerte noch in den letzten Lichtern des Tages, schwarz starr ten aus der Hellen Fläche die hochragenden toten Schiffsgerippe der von den Mannschaften verlassenen Kreuzer im Hafen. Ein wehmütiges Bild vergangener deutscher Seeherrlichkeit. Das 1042 leuchtende Meer und der dunkle Wälderkranz auf der Ufcrhöhe mahnten tröstend an das Bleibende in Natur und Welt inmitten der wechselnden Geschicke der Menschen. Wir besichtigten die vornehm eingerichteten Räume des Nachtklubs, die, von Krupp gestiftet, an manchen Aufenthalt des Kaisers und an die Kieler Woche erinnerten und die nun bald in die Hände eines Instituts übergehen werden, das für die Erhaltung des guten Alten wenig Sinn zu haben scheint. In Kiel ist viel von Abbruch und Auswanderung die Rede. Die schnell gewachsene Stadt rechnet mit einer starken Abnahme der Bevölkerung. Die Verminderung der Marine, die Konkur renz der Hamburger Universität und Veränderungen auf anderen Gebieten bedrohen das Gedeihen der Stadt. Es wird großer Anstrengungen bedürfen, um Kiel zu neuem Aufblühen zu brin gen. Zu solchen Betrachtungen bietet der Spaziergang durch manche Teile Kiels Veranlassung. Darüber Weiler nachzudenken gab die Muße auf dem Dampfer Gelegenheit, der den Rest der Teilnehmer am Montag morgen über die Kieler Föhrde bis nach dem Fischerdorf und Seebad Laboe hinausführte, gerade noch ein Dutzend, 4 Kieler, 6 Hamburger, 1 Lübecker und i Bre mer. Das Wetter war der Unternehmung ganz besonders günstig. Ein frischer Wind wehte über die blaue Flut. Manch Weißes Segel zog den Blick in unendliche Fernen. Wir wandelten ein weites Stück am Strand entlang, dann durchs Dorf zurück zum Strandhotel. Unterwegs zauberte Herr H uns wiederholt auf seine photographische Platte. Rach der Rück kehr von der Wassersahrt saßen wir noch in dem hochgelegenen Gasthaus Bellevue beim Kaffee. Vor uns strahlte das Meer im Sonnenlicht, um uns jubelte der Wald im ersten Anhauch bunter Hcrbstpracht. Diese Andeutungen mögen genügen, aber sie zeigen schon, wie gelungen die Tagung verlaufen ist von Anfang bis zu Ende. Mit welcher Sorgfalt und mit welchem Geschick die Kieler Kol legen das Fest vorbereitet und mit welcher persönlichen Aufopfe rung sie drei Tags lang sich ihren Gästen gewidmet haben, das ist ein hohes Lied der Kollegialität, in das alle Teilnehmer mir freudigem Dank einstimmen. 2. Die Hauptversammlung am Sonntag, vormittags 10 Uhr, iin Continental-Hotel. Der Vorsitzende, Herr Weitbrecht, eröffncte die Versammlung, mit Begrüßung der erschienenen Mitglieder und Gäste, besonders des Herrn Georg Schmidt-Hannover als Vertreters des befreun deten Buchhändler-Verbandes Hannover-Braunschwcig, und ver las den Brief unseres Ehrenmitgliedes, des Herrn Geheimrat Siegismund, der im letzten Augenblick am Kommen verhindert war. Herr Schmidt dankte für die Begrüßung. Dann wurde iw die Tagesordnung eingetreten. 1. Punkt der Tagesordnung: Jahresbericht des Vorsitzenden. Der Jahresbericht (abgedruckt im Börsenblatt Nr. 234 vom 24. Oktober) wird verlesen und zur Besprechung gestellt. Zur Bugra-Messe in Leipzig sprechen die Herren Mansch, Meißner, Schmidt, Boysen, Meier. Herr Maasch-Hamburg spricht sich gegen dies neue Unternehmen aus. Er befürchtet daraus nur eine Stärkung des Auch-Buchhandels. Die Buchhändler könncn doch nicht zweimal im Jahre nach Leipzig fahren, um Einkäufe zu machen. Herr Schmidt-Hannover und Herr Otto Meitzner- Hamburg weisen auf die guten Erfolge mancher Verleger hin. Es wird deshalb mit einer Fortsetzung zu rechnen sein. Wim- schenswert sei nur, daß der Börsenverein die Leitung in die Hände bekomme, was auch von Herrn Geheimrat Siegismund in Wllrzburg in Aussicht gestellt sei. Herr Bohsen-Hamburg glaubt nicht, daß sich der augenblickliche Erfolg der wissenschaft lichen Verleger auf der Messe später wiederholen wird. Danach wird der mit Beifall aufgenommene Jahresbericht genehmigt. 2. Punkt: Rechnungslegung des Schatz- m e i st e r s. Der Schatzmeister legt die Jahresrechnung vor, die ein De fizit von etwa 300 ./( ergibt. Sie wird auf schriftlichen Antrag der Rechnungsprüfer genehmigt.
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