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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.05.1934
- Strukturtyp
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- 1934-05-26
- Erscheinungsdatum
- 26.05.1934
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- Deutsch
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120, 26. Mai 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b.Dtschn. Buchhandel. tauschstelle im Neichsministerium des Innern beauftragt, die aus ihrem Bestand an Bibliotheksdubletten etwa 3000 Werke mit 5—6000 Bänden auswählte, dazu über 400 Zeitschriften in zahlreichen Jahr gängen. Neben diese Auswahl aus den Doppelstücken, die zufällig war, trat die systematische Ergänzung durch die Aufstellung eines Kata- loges unbedingt erforderlicher Bücher. Hier setzte nun die Tätig keit des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler ein, der durch seinen Ersten Vorsteher vr. O l d e n b o u r g-München seine Be reitwilligkeit an der Mitarbeit erklärte. Durch Spenden seiner Ver leger-Mitglieder oder bei kostspieligen Werken durch grosse Ermäßi gung beim Ankauf konnte mit geringen Mitteln Außerordentliches geleistet werden. Der Nahmen wurde dabei von vornherein recht weit gespannt und die Auswahl beschränkte sich nicht nur auf die zur Zeit an der Hochschule gelehrten Fachgebiete wie Naturwissenschaften, Land- und Forstwirtschaft, Veterinärmedizin und Technologie, sondern im Hin blick auf die geplante Erweiterung der Hochschule zur Landes-Uni- versität auf alle Wissenszweige. Die auf diese Weise zusammengekommenen 20 000 Bände wurden in Ankara noch ergänzt durch die Bestände der aus Stambul über nommenen tierärztlichen Fakultät sowie der bereits in Ankara vor handenen allgemeinen Bibliothek und der Jnstitutsbüchereien, sodaß die Muhlis-Bibliothek — so benannt nach dem türkischen Landwirt schaftsminister Exzellenz Muhlis -Bey, der an der Entstehung der Bibliothek und der Hochschule überhaupt hervorragenden Anteil hat — jetzt etwa 35 000 Bände zählt. Der Größe nach kommt sie damit an die zweite Stelle unter den türkischen Bibliotheken hinter der Universitätsbibliothek in Konstan tinopel. Der Organisation, technischen und bibliothekarischen Ein richtung nach muß sie aber als modernste Bibliothek der Türkei be zeichnet werden, die geeignet ist, als Vorbild für andere Biblio theken und als Pflanzstätte bibliothekarischer Ausbildung zu dienen. Möge die i'unge Muhlis-Bibliothek jene Bedeutung für das Geistes leben der Türkei gewinnen, die ihr alle beteiligten Kreise wünschen. Jos. Stummvoll. „Politik der Bücherei". Unter den Hand- und Lehrbüchern der Bibliothekskunde nimmt Paul Ladewigs Politik der Bücherei*) eine ganz besondere Stellung ein: sie ist kein trockenes Lehrbuch, wenn sie auch inhaltlich alles bietet, was ein solches enthalten soll: sie ist mit Frische und Temperament geschrieben—daß sein Verfasser die 75 überschritten hat, wird dem Buche niemand anmerken. Temperament bringt leicht Subjektivität mit sich: diese ist an sich durchaus kein Fehler: nur muß hinter ihr jemand stehen, der wirklich etwas zu sagen hat: das aber ist bei Ladewig der Fall. Er beherrscht das ganze weite Gebiet der Bibliothekskunde: er kennt in ausgedehntem Maße die Literatur, besonders in staunenswertem Umfang die amerikanische: er hat aber in Fülle auch eigene Ideen. Die erste Auflage seines Buches erschien 1911. In der seitdem ver flossenen Zeit ist die Entwicklung der Bibliotheken in rapidem Tempo weiter gegangen: Ladewig hat sie genau verfolgt. Er gibt überall die letzten Erfindungen, die neuesten Zahlen. Wenn trotz der unzähligen großen und kleinen Veränderungen, Verbesserungen und Zusätze das Werk im wesentlichen dasselbe geblieben ist, so ist das ein Beweis für seine Güte. Die Anforderungen an den Bibliothekar haben sich in den letzten fünfzig Jahren unendlich gesteigert. Gewiß soll er ein solides wissen schaftliches Wissen, eine weitgehende Literaturkcnntnis besitzen, aber das ist nur ein Postulat von vielen. Er soll den archilektonischen Dingen nicht hilflos gegenübcrstehen: soll die unausgesetzt auf den Markt kommenden technischen Neuheiten mit Verständnis, aber auch mit Kritik zu würdigen wissen; er soll ein guter Finanzmann sein: mit den ihm zu Gebote stehenden Mitteln möglichst viel erreichen. Er soll es verstehen, Menschen zu behandeln, Vorgesetzte, Behörden und Untergebene und ebenso Benutzer. Für alle diese Dinge gibt Ladewig reichen sachkundigen Rat. Das moderne Bibliothekswesen zeigt zwei ganz getrennte Typen, zwischen denen freilich allerhand Übergänge und Zwischenstufen stehen: *) Paul Ladewig, Politik der Bücherei. Eine Grundlegung ihrer Aufgaben im Kulturleben der Gegenwart, zugleich ein Handbuch für den Fachunterricht. 3., neugestaltete und erweiterte Auslage. Leipzig, Alfred Lorentz 1934. XI, 491 S. 12.— RM. die wissenschaftliche Bibliothek und die Volksbücherei. Ladewig be handelt beide und zwar, was hervorgehoben werden muß, beide auf Grund eigener persönlicher Kenntnis — mit der Kruppschen Bücher halle in Essen hat er ein Musterwerk einer Volksbibliothek ge schaffen —. Wenn sein Buch auch beide Arten der Bibliotheken behandelt, merkt man doch deutlich, daß seine eigentliche Liebe dem jüngeren Kinde, der Volksbücherei, gehört. Bei ihrer Entwick lung in Deutschland hat das amerikanische Vorbild sehr stark mitge wirkt, wenn auch, wie das Ladewig selbst betont, eigene Keime, an die man anknüpfen konnte, keineswegs ganz fehlten und vieles in Deutsch land selbständig geschaffen ist. Es ist durchaus verständlich und rich tig, wenn Ladewig da immer wieder auf die amerikanische Praxis hin weist, sie auch oft direkt als Muster hinstellt. Aber er geht hierin mitunter entschieden zu weit, so wenn er der bibliothekarischen Aus bildung in Amerika 18 Seilen widmet, der in Deutschland nicht eine. Sehr gut und lehrreich ist das Kapitel über den Bibliotheksbau. Bei der eigentlichen Bibliothekspraxis interessiert Ladewig ganz be sonders das Technische im engeren Sinne, ebenso das Formale und Büro- mäßige in derVerivaltung; demgegenttberkommt die mehr intellektuelle Seite der Praxis etwas zu kurz. Das Kapitel über die Kataloge ist wohl das schwächste des ganzen Werkes. Die einzelnen Katalogformen wer den nicht genügend scharf unterschieden; die Dezimalklassifikation wird nicht ausreichend unter die kritische Lupe genommen. Außer ordentlich erweitert ist gegen die erste Auflage der Abschnitt über Titeldrucke. Auffällig ist die wenig wohlwollende Behandlung der Berliner Staatsbibliothek. Zwar wird an anderer Stelle (Seite 391) von Ladewig selbst anerkannt, daß sie »tatsächlich an der schwierigsten Stelle arbeitet«; dem entspricht aber nicht die Einschätzung ihrer Lei stungen. Die Worte über den Preußischen Gesamtkatalog klingen äußerst kühl, der deutsche Ergänzungskatalog wird überhaupt nicht erwähnt. Vor allem aber fällt bei einem Vergleich der Berliner Zetteldrucke mit denen der Congreß Library in Washington alles Licht auf Washington, fast nur Schatten auf Berlin, wobei zu wenig be tont ist, daß so, wie die Dinge in Deutschland und Amerika liegen, Berlin mit Washington mit den hinter diesem stehenden 3000 Biblio theken gar nicht wetteifern kann. Bei solcher unfreundlichen Kritik hätten aber mindestens direkt unrichtige Angaben vermieden werden müssen: die Staatsbibliothek hat keineswegs den Zetteldruck auf geben und sich auf einseitig gedruckte Akzessionslisten zurückziehen müssen (S. 205): der Zetteldruck ist nie unterbrochen worden; wenn einige Zeit aus technischen Gründen die Zetteldrucke nur in vollstän digen Reihen geliefert werden konnten, so können sie seit 1932 wieder in beliebiger Auswahl bezogen werden. Sehr geändert ist das Kapitel über den Haushalt der Bücherei. Ladewig macht hier den interessanten Versuch, einen ganz ins ein zelne gehenden Kostenanschlag für die Jahresunkosten einer neu er richteten Bibliothek von 10 000 Bänden bei einer bestimmten zur Ver fügung stehenden Summe (56 000 NM) aufzustellen. Schon in der ersten Auflage hat Ladewig das Fllhrerprinzip ver treten, sich gegen eine demokratische Bibliotheksverfassung gewandt, die Tätigkeit des Chefs betont. Dieser soll durch straffe spezialisierte Instruktionen den Betrieb der Bibliothek in fester Hand haben. Sehr beherzigenswert ist, was über die Pflichten der Beamten und ihrer einzelnen Kategorien gesagt wird. Auch der Nichtfachmann wird Ladewigs Buch mit Interesse lesen, er wird eine Vorstellung von dem komplizierten Organismus einer modernen Bibliothek bekommen; in erster Linie aber ist das Werk für den angehenden Bibliothekar bestimmt und geeignet, womit aber nicht gesagt sein soll, daß es nicht auch dem schon lange in der Praxis Stehen den Interessantes und Neues bietet. Es ist nicht bloß ein Lesebuch, sondern auch ein Lehrbuch, in dem alle Fragen der eigentlichen Biblio theksverwaltung erörtert werden. Da ist nun sehr bedauerlich, daß Ladewig von allen Literaturangaben prinzipiell absieht: es ist der einzig wirklich erhebliche Mangel des Buches. Dies macht sich ganz besonders störend bemerkbar bei den technischen Partien. Die paar Sätze, die naturgemäß einer technischen Neuheit nur gewidmet werden können, reichen sehr oft nicht aus, um von der Sache eine wirkliche Vorstellung zu geben: wo man Genaueres findet, erfährt man nicht. Zum Schluß seien noch aus Ladewigs Buch ein paar goldene Re geln zitiert, die sich jeder Bibliothekar zur Richtschnur nehmen sollte: Die Bücherei ist nicht für den Bibliothekar da, sondern Bücherei und Bibliothekar als lebendige Einheit sind für den Benutzer da —. Eins verlangt der Betrieb erbarmungslos: vom laufenden Dienst keine Neste lassen —. Die allgemeine öffentliche Bücherei lat nicht an dem Benutzer pädagogische Kritik zu üben, soll ihm auch Karl May und die Marlitt nicht vorenthalten. Walther Schultz e. 475
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