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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.04.1934
- Strukturtyp
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- 1934-04-12
- Erscheinungsdatum
- 12.04.1934
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- Deutsch
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84, 12. April 1834. Redaktioneller Teil. Bür,-E-»,,. d.D,,chn.Buchh»nd-I. daß wir — gleichfalls von unserem freizeitlichen Gemeinschafts erlebnis, von Führer und Gruppe, sprechend — Antwort aus diese Frage zu finden suchten. Es wird wesentlich von dem Frei zeitleiter abhängen, ob es ihm gelingt, das zu erspüren, was in den Teilnehmern bewußt oder unbewußt zur Klarstellung und damit zur Entscheidung drängt. Ob es ihm gegeben wird, das helfende Wort selbst zu finden oder aus einem anderen sprechen zu lassen. Prograinmäßig planen oder inszenieren lassen fich solche Stunden nicht. Dieses zentrale Erlebnis der Freizeitgemein- fchast ist nur dann möglich, wenn der Kreis sich so zusammensetzt, daß die seelische Aufnahmefähigkeit und -bereitschast eines Men schen groß genug ist, alle — oder doch wenigstens fast alle — Frei- zeitler mit ihren Fragen und Nöten, ihren Fähigkeiten und Schwächen zu umfassen. Dieser kurze Bericht über die beiden sehr verschiedenartigen Freizeiten sollte zeigen, welcher Art die Antwort sein kann, die die Freizeit auf die Entscheidungsbereitschaft, den Hauptanspruch der Teilnehmer geben sollte. Es versteht sich nach dem bereits Gesagten von selbst, daß eine Antwort sehr häufig schon dadurch gegeben werden kann, daß die Frage eindeutig klar gestellt wird. Dem Freizeitler muß auf diese Weise bewußt werden, daß das ganze menschliche Leben eine ununterbrochene Entschiedenheit der Haltung verlangt, die nur auf Grund einer inneren, weltanschau lichen Entscheidung möglich ist. Jede Handlung — auch die kleinste -— verlangt eine für das ganze Leben gültige Entscheidung: den Lebensentschluß zu Dienst und Opfer. Erst von einer solchen Ent scheidung her kann die Verantwortung, die unser Beruf in sich schließt, getragen und erfüllt werden. Aber auch erst wenn man spürt, wie das geringfügigste buchhändlerische Tun eine entschie dene innere Haltung ausdrückcn kann, wird man die Kleinarbeit des Alltags freudig, sinngemäß und erfolgreich leisten können. Dienst am Buch wird dann als Dienst am Volk erkannt. So ist es denn auch der beglückcndste Erfolg einer Freizeit, wenn Teil nehmer hinterher von sich sagen dürfen, daß sie durch die Freizeit eine neue Berufsauffassung bekommen haben. (Wenn dann später der Chef solcher Teilnehmer beiläufig sagt, daß sein Mitarbeiter anders von der Freizeit zurückgckommcn sei als er hinsuhr, und daß er erst seit der Freizeit wirkliche Freude an ihm habe, dann ist man darüber nicht erstaunt, sondern empfindet dies nur als eine Bestätigung für die Echtheit des Fceizeiterlebnisses.) Nach dieser grundsätzlichen Einstellung wird sich die praktische Durchführung der Freizeit in allen Teilen richten. Die Vorberei tungsarbeiten können dabei gar nicht wichtig genug genommen werden. Schon die Wahl des Freizeitortes ist nicht leicht: je ruhiger und abseitiger, desto besser! Jugendherbergen — selbst wenn sie so vorbildlich betreut werden wie die in Schloßborn (Taunus), wo wir unsere erste Freizeit veranstalteten — haben gegen sich, daß die Herbergsordnung störend in das Freizeitlebcn eingreifen kann. Mir scheint es daher ratsam zu sein, einen dörf lichen Gasthof zu suchen, der einen guten, freundlichen Tagungs raum besitzt, die Verpflegung und die Unterbringung der Teil nehmer im eigenen Haus oder im Dorf übernimmt. Für unsere zweite Freizeit fanden wir das richtige Haus in Freudenberg am Main. — Obwohl aus unserer letzten Freizeit vielfach ge fordert wurde, die Freizeitdauer auf zehn Tage auszudehnen, wird es doch wohl aus praktischen Gründen (Feriendauer, Abkömm- lichkeit der Leiter usw.) bei der üblichen Woche bleiben müssen. Sehr erfreulich ist es aber, wenn anschließend an die Freizeit eine Gruppe von Teilnehmern noch gemeinsam wandern oder reisen kann. — Vor allem scheint mir auch die Vorarbeit der Teilnehmer bisher noch sehr häufig nicht genügend bedacht und organisiert worden zu sein. Es erleichtert die Arbeit aus der Freizeit ungemein, wenn alle Teilnehmer mit der zur Behand lung kommenden Literatur vertraut sind, oder wenn die Leiter auf Grund von vor der Freizeit abgelieferten schriftlichen Ar beiten sich schon ein Bild von den Freizeitlern machen können. Beides ist aber nur möglich, wenn die Freizeit einige Monate vorher bereits bekanntgegeben wird. — Eine enge Freizeitgemcin- schaft wird nur sehr schwer entstehen, wenn mehr als etwa dreißig Teilnehmer zugelassen werden. Nehmen aber weniger als etwa zwanzig junge Menschen an der Freizeit teil, so kann die Arbeit wegen Mangels an gegenseitiger Anspornung und Anregung schwierig werden. Nun noch einiges zur Woche selbst. Im ersten Jahre machten wir zwei Fehler: Wir nahmen uns stofflich zuviel für die Woche vor. Das Ergebnis war, daß die Freizeit eine ausgesprochene Arbeitswoche wurde, in der wir täglich 8—9 Stunden arbeiteten. So wurde die Woche zwar ungemein interessant und lehrreich, aber doch auch ebenso anstrengend und keine Zeit der Erholung. — Der zweite Fehler war der, daß wir zu viele Leiter und Referenten zuzogen, die zum Teil auch nicht die ganze Woche über bleiben konnten, was die Geschlossenheit des Kreises und auch den Fortgang der Arbeit sehr ungünstig beeinflußte. Im zweiten Jahr haben wir beide Fehler vermieden dadurch, daß wir nur einen Leiter für die Arbeitsgemeinschaften gewannen, welcher wäh rend der ganzen Woche unter uns blieb, und daß wir nur einen Referenten für einen Vortrag zuzogen, dabei folgende Tages einteilung zur Norm machten: vormittags 4 Stunden Arbeit, nachmittags frei, spätnachmittags 1—1)6 Stunden Arbeit, abends frei bzw. Musik, Spiel oder auch ernst-heitere Verkaufs gespräche usw. — Ein nicht zu unterschätzendes Hilfsmittel für die buchhändlerisch-praktischen Arbeitsgemeinschaften ist es, wenn man auf der Freizeit eine nicht zu kleine Zahl von Büchern und Katalogen zur Hand hat. In Fleudenberg konnten wir fast eine kleine Buchhandlung aufbauen, und besonders den Verkaufs gesprächen und den schriftlichen Buchbesprechungen kam der »Laden- sehr zugute. — Ein besonderes Wort über die stets sehr aufschlußreichen und anregenden schriftlichen »Hausaufgaben». In Schloßborn war das Ergebnis der schriftlichen Arbeiten nicht gerade sehr erfreulich, und von anderen Freizeiten weiß ich ähn liches. Doch scheint es mir so, als wenn dies sehr von den räum lichen Verhältnissen, der für die Arbeit zur Verfügung stehenden Zeit und den an Ort und Stelle vorhandenen Arbeitsunterlagen abhinge. In Freudenberg, wo genügend Zeit, ruhige Räume (keine Schlafsäle, sondern Gruppenzimmer) und eine Auswahl an Büchern vorlag, war das Ergebnis überraschend gut. Ihrer Veranlagung gemäß beteiligen sich die stillen, zurückhaltenden Naturen unter den Teilnehmern an den Gesprächen der Arbeits gemeinschaft zunächst nur wenig oder gar nicht. So erlebt man denn häufig bei den »Hausaufgaben» freudige Überraschungen, lernt die Schweigsamen kennen und kann sie auf diesem Wege meist sogar für die Teilnahme an den Arbeitsgemeinschaften ge winnen. Nach jeder Freizeit werden Beziehungen zwischen einzelnen Menschen fortdauern. Gut aber wäre es auch, wenn die Verbin dung unter allen Teilnehmern wenigstens noch eine kleine Zeit lang aufrecht erhalten werden könnte, sei es durch Rundschreiben, Rundbriefe oder Treffen. Wenn ich an alle Freizeiten, dis mir bekannt wurden, zurück denke, so werde ich das Gefühl nicht los, daß wir trotz vieler in zwischen bereits beherzigten Erfahrungen doch immer noch nicht die endgültige Form der Freizeitgestaltung gefunden haben. Gewiß wird auch in Zukunft jede Freizeit von allen andern durchaus verschieden sein, schon deshalb, weil sich der Kreis immer aus anderen Menschen zusammensetzt. Aber ich meine, wir sollten doch immer aufs neue versuchen, der Freizeit eine ausgeprägtere Form des Zusammenlebens zu geben. Vielleicht haben wir bisher bei unseren Bemühungen zu wenig die freie Zeit außerhalb der Arbeitsgemeinschaften gemeinsam zu gestalten versucht. Sport und Spiel gehören zwar schon zu den festen Bestandteilen unserer Wochen, aber Singen, Musizieren, Vorlesen, Laienspiel sind bisher wohl nur zaghaft gepflegt oder ganz dem Zufall überlassen worden. Sollte es nicht möglich sein, gewissermaßen kultische Feierstunden in die Woche einzubauen? Natürlich soll genügend völlig freie Zeit für den einzelnen bleiben, aber wir wollen in diesem Jahr doch einmal einen Versuch in dieser Richtung machen und hoffen, Menschen zu gewinnen, die uns in bezug auf das gesprochene Wort und in bezug aus Gesang und Musik lehren und uns zu Feierstunden am frühen Morgen und an den Abenden verhelfen können. Hans Köster. 323
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