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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.04.1903
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1903-04-22
- Erscheinungsdatum
- 22.04.1903
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- Deutsch
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3180 Nichtamtlicher Teil. ^91, 22. April 1903. Nichtamtlicher Teil. Das Jubiläumsbuch einer Verlagshandlung. »Wohl dem, der seiner Väter gern gedenkt, Der froh von ihren Taten, ihrer Größe Den Hörer unterhält und still sich freuend Ans Ende dieser schönen Reihe sich Geschlossen sieht.- Die Worte der Goetheschen Iphigenie mögen hier als Einleitung stehen zur Besprechung eines Buchs, auf dessen Titelblatt sie wohl mancher vermissen wird. Der stattliche, wohlgefällige Band, der im Januar d. I. aus Anlaß des fünfzigjährigen Bestandes der Firma S. Hirzel unter dem Titel »Gustav Freytag an Solomon Hirzel und die Seinen« erschienen ist, stellt der Hauptsache nach ein litera risches Denkmal für den Gründer der Firma dar. Und Salomon Hirzel war — weit über die Kreise seiner Berufsgenossen hin aus — bekannt als Goethephilolog und Goethesammler. Seinem ernsten Forschergeiste verdankt die Literatur das geschätzte, namentlich über die Leipziger Studentenjahre eingehend unterrichtende Werk: Der junge Goethe (mit Einleitung von Bernays); sein durch das gründlichste Verständnis unter stützter Eifer brachte eine unvergleichliche Sammlung von Handschriften und Büchern zur Kenntnis Goethes, die jetzt ein wertvoller Bestandteil der Leipziger Universitätsbibliothek ist, zu stände. — Diese Goethewissenschast, man sollte vielleicht Religion sagen — Hirzel verdankte ihr den ihm von der Leipziger Universität verliehenen Titel eines vootor plülosoxlüos bonoris 00U8L — taucht in dem Briefwechsel immer wieder auf. Freytag kennt und würdigt die Liebhaberei des von ihm so sehr geschätzten Freundes und Verlegers und bemüht sich, Theaterakten aus Goethes Direktionszeit auszuforschen; er intervenierte beim Herzog Ernst, um den Briefwechsel zwischen Karl August und Goethe zu stände zu bringen, und ist glücklich, »Einiges für Hirzels Goetheherz mitzuteilen«. Am 15. Juli 1855 dankt Freytag für eine anonyme Sendung; er weiß, daß Hirzel es liebt, sich nicht als Spender zu nennen, und schreibt: »Alles schreit laut: S. Hirzel, König straße 7. Es war eine glorreiche Überraschung. Erstens schon der Deckel, dann der bedeutende Brief Goethes da runter rc « Am 19. Juli 1855 heißt es: »Diese Gelegenheit benutzte ich, um (zum Großherzog) von der Goethebibliothek und Persönlichkeit meines Freundes Hirzel zu sprechen, dessen Assistenz ich mir dabei erbat. Welches mit Bereitwilligkeit concedirt wurde.« Die scherzhaften Gratulationsgedichte, die Freytag zu Hirzels Geburtstag (13. Februar) zu senden pflegte, Unterzeichnete er zuweilen mit dem Namen des Weimarer Dichterfürsten, und als ihm Hirzel einmal den Verlust einer Brieftasche mitteilt, tröstet ihn Freytag mit den Worten: »Das mit der Brieftasche muß vergessen werden. Es waren doch keine Goethiana darin? Dadurch würde die Sache allerdings erschwert werden.« Dem Weihnachts-Carmen 1858,Z das wiederum die Goethe-Unter schrift trug, fügte,Lreytag,^, der für seinen Freund Reliquien suchte, einen Brief Goethes an Merck bei — das muß ein Festtag für Salomon Hirzel gewesen sein! Die vorliegende Sammlung Briefe — von Alfred Dove ausgewählt und durch biographische Details in der dankens werten Einleitung dem Verständnis näher gerückt — umfaßt ein halbes Jahrhundert; der erste Brief ist vom 29. Ok tober 1847, der letzte, wenige Monate vor dem Tode des Dichters geschrieben, vom 25. Februar 1895 datiert. Von den 211 Briefen sind 149 an Salomon Hirzel gerichtet, etwa 45 an dessen Sohn Heinrich und der Rest an den gegen wärtigen Besitzer der Firma Georg, den Enkel des Begründers. Die Beziehungen des Dichters zu dein Verlagshause über dauerten alle Stürme der Zeit und übertrugen sich vom Vater auf den Sohn und Enkel, ja es scheint mir, daß der Ton in den Briefen immer herzlicher, beinahe zärtlicher wird. An Salomon Hirzel schätzt Freytag den ehrenfesten, um sichtigen und kenntnisreichen Verleger, der ihm nach und nach zum Freunde wird, Heinrich war er mit warmer Herzlichkeit zugetan, und an Georg schreibt er bald in kordialem, burschi kosem Ton, bald als zärtlicher Protektor seines Patenkindes, dessen Wachstum er mit Interesse verfolgt hat. Fern lag es ihm, gegen Salomon Hirzel den Autor hervorzukehren, der alles am besten versteht uud keine Be lehrung verträgt. Im Gegenteil — er ersucht den Verleger um sorgfältige Durchsicht und schonungslose Äußerung seines Urteils, ja er unterwirft sich diesem sogar in Fragen der Sprache und des Stils. Unzähligemal erbittet er den Rat des erfahrnen Verlegers. Einmal schreibt er ihm: »Ihre wohltätigen Bemerkungen über die ,Und° haben mich aus dem Behagen aufgeschreckt und eine ernsthafte Prüfung meines Stils und des Manuskripts veranlaßt, das Resultat ist für mich sehr unerfreulich. Ich erkenne überall den Schaden und die Leiden des Diktierens. Und ich bin recht kleinmüthig geworden und unzufrieden mit mir selbst.« — Aus einer Fußnote zu diesem Brief ist zu ersehen, daß Hirzel die vielen »Und« zu Anfang der Sätze in Freytags Erzählung zart gerügt hatte. Angesichts der Bestürzung Freytags beklagte er in einem Briefe seine »naseweise« Bemerkung. Daß Freytag, weit entfernt davon gekränkt zu sein, sich die gerechten Bemängelungen seines Verlegers gern zu Gemüte führte, geht aus seinem Antwort schreiben hervor: »Ihre Bemerkungen sind mir so nöthig und werihvoll, daß ich Sie dringend bitte, da Sie sich einmal die Mühe der Correctur machen, mir recht viel davon zu gönnen. Bitte, nehmen Sie ja keine Rücksicht auf den Autor, ich bin alt genug, um nach dieser Richtung sehr demüthig zu sein.« — So sehr schätzte Freytag in seinem Verleger den Schriftsteller und Gelehrten, daß er ihn zu weilen zur Mitarbeit aufforderte; so fügt er, als der Be gründer der Reisehandbücher, Karl Bädeker, der Schwieger vater der Tochter Hirzels starb, seinem Kondolenzbriefe an Salomon Hirzel die Einladung hinzu, gemeinsam den Lebenslauf des verewigten Freundes zu schildern: »Wenn Sie ruhig genug sind, sich objektiv mit dem Tode des Freundes zu beschäftigen, möchte ich an etwas erinnern. Es wäre ein sehr hübsches deutsches Bürgerleben für das Publikum. Melleicht könnten wir zusammen das machen, ich würde mir wenigstens Mühe geben. Sie werden freilich das Beste dabei thun müssen«. — »Liebenswürdigster aller Helfer«, »idealer Freund und Verleger«, so tituliert Freytag seinen Verleger und weiß, nachdem ihm Scheffels Ekkehard ausnehmend gefallen hat, kein besseres Lob zu spenden als: »Der Scheffel scheint mir nicht unwerth, Sie als Verleger zu erhalten«. Mit großer Pünktlichkeit werden die beider seitigen Geburtstage zum Anlaß von Gratulationsgedichten und Briefen genommen, und als sich Freytag einmal wegen des verspäteten Glückwunsches entschuldigt, beruhigt ihn Hirzel mit den schmeichelhaften Worten: »Es ist ganz gleich, zu welchem Datum Sie schreiben, den Tag, an dem ich einen Brief von Ihnen empfange, ist mir immer geburts tagsfreudig zu Muthe«.
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