VorsmbMMmDtlMkll VuMoM Nr. 1 (R. 1). Leipzig, Mittwoch den 2. Januar 1935. 102. Jahrgang. Jur IahreswenLe von Wilhelm Laur Mit dem Jahr 1934 ist ein Jahr zu Ende gegangen, das für den deutschen Buchhandel außer ordentlich ereignisreich war. Brachte das Jahr 1933 die endgültige Konsolidierung unseres Reiches, die Festigung nach innen und außen, so kann der Buchhandel dies von sich aus erst jetzt sagen. Mit dem 11. November trat unser Stand in die neue Geschichte des ständischen Staates endgültig ein. Der Aufbau des neuen Fachverbandes schreitet, wenn man die vielen Schwierigkeiten, die es zu überwinden gilt, berücksichtigt, rasch vorwärts, und in den ersten Wochen des neuen Jahres wird die reichsdeutsche Organisation entsprechend den Er fordernissen des neuen Staates stehen. Trotz der organisatorischen Arbeit war es dem Börsenverein in Gemeinschaft mit der Reichsschrift tumskammer möglich, eine Reihe von Arbeiten zum Wohle des Buchhandels vorzunehmen. Es sei nur an die neue Reichsschule erinnert, die laut einer Verfügung des Präsidenten der Reichsschrifttums kammer vom 2. Mai 1934 in diesem Jahr er öffnet wird. Es sei auch auf die vielen Unter stützungen, die wir bei der Kammer bei unserem Vorgehen gegen die Beschränkung der Kulturetats, gegen den Wettbewerb der öffentlichen Hand und gegen die Auchbuchhändler gefunden haben, aus drücklich hingewiesen. Ein besonders großer Schritt vorwärts wurde auf dem Gebiete des Buchhändleradreßbuches getan. Erstmals enthält das neuerschienene Adreßbuch nur mehr jene Firmen, die der deutsche Verlag mit Rabatt beliefern darf. Man ist nun endlich so weit, daß jeder, der nicht im Adreßbuch verzeichnet ist, vom Vertrieb der Literatur ausgeschaltet ist. Man hat nun endlich den festen Sockel, auf den in Zukunft aufgebaut werden kann. Auch der Begriff „Buch händler" ist durch eine Verfügung der Kammer fest Umrissen worden. Es ist ein für allemal vorbei, daß jeder sich den Titel Buchhändler zulegen kann, der zufällig mit dem Buch in Berührung kommt. Der Bund reichsdeutscher Buchhändler und der Börsenverein werden darauf achten, daß diese Be rufsbezeichnung nicht wieder verwässert wird. Das neue Jahr wird uns dabei finden, weiter hin unser Bestes daran zu setzen, daß die kulturelle Sendung unseres Standes nicht übergangen wird. Wir werden uns unaufhörlich bemühen, zu errei chen, daß entsprechend der wirtschaftlichen Gesundung unseres Reiches auch die Kulturetats der Länder und Gemeinden aufgefüllt werden. Wir werden weiterhin gegen alle Auswüchse des Wettbewerbs der öffentlichen Hand Stellung nehmen. Der Sinn für Gemeinschaftsarbeit wurde im vergangenen Jahr zweimal beim Gesamtbuchhandel festgestellt. In beiden Fällen war ein außerordentlich guter Erfolg zu verzeichnen und damit der Beweis erbracht, daß auch der Buchhandel, wenn er einig zusammensieht, Großes leisten kann. Wenn uns im neuen Jahr wieder die Gelegenheit gegeben ist, für eine große, gemeinsame, nationale Sache unser Bestes herzu geben, so wird man uns wieder auf dem Plane finden. Dabei sind wir uns aber bewußt, daß Gemeinschaftsaktionen nicht Tagesaktionen werden dürfen. Es sollen nicht wirklich notwendige Ge meinschaftsarbeiten durch Dutzende von Kleinwer bungen der Verflachung verfallen. So geht der deutsche Buchhandel in das Jahr 1935 mit der festen Zuversicht hinein, daß die wirtschaftliche Gesundung, die bereits begonnen hat, auch für ihn weiter vorwärtsschreitet und er neben den anderen Kulturständen zum Vorteile unserer Nation mit Erfolg bestehen kann.