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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.03.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-03-27
- Erscheinungsdatum
- 27.03.1934
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- Deutsch
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Vr. firin keck-bckallecrewen >as Elend des Strafentlassenen, der keinen Anschluß mehr ans ehrliche Leben findet, weil er gezeichnet ist. Das Elend !eineS Lebens, das solange herumgeschlcudert wird, bis seine krümmer sich wieder finden, wo alles begann. Im Zuchthaus. Zieses Buch hat schon mancher geschrieben, und die Frage ist nur, wie es geschrieben wird. Man denke darüber nach, was lin den Jahren von Weimar die .......... daraus gc- nacht hätten! Fallada ist nicht sentimental ... ach nein. iFallada ist knochenhart und nüchtern bis zur Reportage. IZallada schreit auch nicht „J'accuse". Fallada sagt einfach: I„So und so ist die Sache, und nun, mein verehrter Leser, Isieh du selbst zu, was du darüber denkst". Der große Balzac labcr sagte einmal, daß das Verschweigen der eigenen sehr ge lehrten Autorcnpcrsönlichkeit die Keimzelle der epischen Mcistcr- Ischafr sei, und weil bislang in Deutschland alles auf den I„Dichtcr" posierte und den Leser mit dem Zustand der eigenen Seele belästigte - deswegen scheint mir der Durchbruch Falla- das zum Erfolg ein erfreulicher Fortschritt, ein Brechen mit alten Schlusohrigkcircn zu sein. Hören wir doch endlich auf, immer so zu tun, als dinierten wir täglich im Olymp mit den Göttern und werfen wir getrost die goldpapierenc Dichrerlyra an die Wand. Das Buch hier ist stark, bunt und lebendig, ^gegenwärtig und wahrhaftig. Nach mehr verlangt man nicht. jDanach aber ganz bestimmt. Walter llulius Norm iDer mecklenbörgische GutSinspekter Fallada rückt abermals um die Spanne eines Werkes näher in die Mitte unseres Schrift tums. Wer sonst schreibt aus solcher Überfülle, wer sonst be- I fitzt diesen Reichtum an Gestalten und Gestaltungskraft? Aus diesem großen Buch dringen Menschen hervor wie die Späne aus dem Hobel. Eine rätselhafte Weltkenntnis liegt dem Werk zugrunde. Die Sprache haut mit Dreschflegeln um sich, l Er schreibt für eine männliche Zeit, die nicht um Erbarmen fleht und noch weniger auf die Zustimmung schöngeistelnder I Salons bedacht ist. Mit diesem tausendeinten Zeichen unter scheidet Fallada sich von den Justizromanen der ... Es wird lohnen, aus seinen künftigen Büchern den Seclenzustand un seres Volkes zu erforschen. Es ist so angenehm, Fallada zu lesen; er schielt nicht, was etwa beliebt sein könnte. Die Vor liebe für evangelische Pastoren teilt er, sagen wir mal, mit Fritz Reuter. Man wird ganz anders aus dem Buch ent lassen, als das Thema zu vermuten gibt, statt einer Ver krampfung in finsteren Ernst verliebt man sich in die Über- lcbendigkeit des Dichtere. Möge es ihm immer Spaß machen, zu schreiben! dlcue ^urckier Leitung Es ist gewiß nicht wenig, was Fallada in diesem Roman zusammcnrafft, wie er den in die Unterwelt verstrickten Kufalt hart bis an die saubere und glückliche Existenz heranbringt, bis wieder eine Welt von Widerständen, dunklen Mächten und permanentem Pech den Armen schuldig werden läßt. Fallada ist von einer außergewöhnlichen schöpferischen Einfühlung. Wenn das ungeübte Herz KufaltS die Liebe berührt, erleben wir einen der unalltäglichstcn Herzensromane. Mit diesem Ro- man auf dunklem Grund har Fallada seine Sendung als volkstümlicher Dichter wieder erkannt. Wie Dickens mir dem Oliver Twist dem falsch begriffenen Armenhaus den Kampf ansagte, klein Dorrit gegen die Verwaltung Sturm läuft, so kämpft Fallada für den entlassenen Sträfling, denn Kufalt hätte gerettet werden können. Aber wie Dickens bleibt Fallada nicht in der sozialen Skizze stecken. Der Oliver Twist lebt heute noch, doch nicht, weil Dickens glaubte, mit ihm die Armenver- walrung reformiert zu haben. Stehen wir vor dem Volksroman großen Formates? Eduard Korrodi V. 2. am Mittag - Verlin Kein erfreuliches Buch? Doch! Erfreulich ist dies Buch durch seine Gültigkeit einmal, zum anderen Mal durch eine Ver heißung, die dahinter steht. Die Verheißung betrifft den Dich ter Fallada. Frappierend die überlegene Gutherzigkeit des Autors, die Bonhomie, mit der er seine Gestalten lächeln und leiden läßt. Vom Tisch aus, auf dem der Blechnapf steht, sehen wir die Verheißung: Fallada ist eigentlich ein Humo rist. Daß er als Romancier die Schar der Landläufigen weit hinter sich gelassen hat, braucht nicht erst gesagt zu werden. Aus diesem Mann kann ein Bewahrer, Nutznießer und Neu- schöpfer der alten Kraft des tragischen Humors werden, die den Deutschen seit Jean Paul so eigentümlich war, und die seit Raabe scheinbar versiegt ist. Es ist kein Risiko in der Pro phezeiung, daß der Blechnapf ein großes Lcsepublikum finden wird. Lehnau (Walther Kiaulchn) öerliner lageblatt Dies ist kein Tendenz- und Zweckroman; Fallada schematisiert nicht, moralisiert nicht, er zieht keine Konsequenzen. Er ist nicht im geringsten sentimental. Er klagt niemanden und nichts an. Hier ist das nackte Gesicht des harten Lebens. Kein Buch für Frauen, gewiß nicht ... ein wirkliches Männer buch. Die Dinge werden ganz einfach bei ihrem Namen ge nannt. Aber wenn Fallada dabei auch kein Blatt vor den Mund nimmt, so bewahrt ihn seine männlich-schamhaft ver borgene Güte, sein großartiger stiller Humor doch davor, bei aller Derbheit jemals roh, bei aller Bitterkeit jemals bissig zu werden. Wir gehen von Fallada geführt, mir diesem
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