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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.03.1934
- Strukturtyp
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- 1934-03-20
- Erscheinungsdatum
- 20.03.1934
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M 67, 20. März 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Krupp v. Bohlen und Halbach und Generaldirektor Bögler brach ten zum Ausdruck, daß es der Wirtschaft gelungen ist, auch die Wintermonate hindurch die aufwärtssührende Linie aufrccht- zuerhalten, und daß die Wirtschaft auch bei sachlichster Betrach tung der wirtschaftlichen Vorgänge heute beim Beginn der Früh jahrskampagne mit größter Zuversicht in die Zukunft sehe. Die deutschen Wirtschaftsführer würden auch im Jahre 1934, dem Willen der Regierung entsprechend, sich mit aller Kraft für die weitere Gesundung der wirtschaftlichen Verhältnisse Deutschlands und für die Wiedereinschaltung neuer Arbeitskräfte in den Pro duktionsprozeß einsetzen. Ministerpräsident Göring hielt wenige Tage später eine erweiterte Chesbesprcchung ab, die als vordring lichstes Problem die Maßnahmen zur Bekämpfung der Arbeits losigkeit in Berlin zum Ziele hatte, und an der neben Vertretern des Reichsarbeitsministcriums die in dieser Frage in erster Linie zuständigen preußischen Staatsminister vr. Schmitt und Prof. Popitz teilnahmen. Der Ministerpräsident führte aus, daß cs not wendig sei, der Stadt Berlin die notwendigen Erleichterungen zur Verminderung der hier besonders starken Arbeitslosigkeit zu schaffen,- vor allem deswegen, weil Berlin einmal vom Ausland als das Spiegelbild der Wirtschaft des Deutschen Reiches ange sehen werde, zum anderen aber auch, weil die Hauptstadt wegen der besonders gelagerten Verhältnisse und des fortwährenden Zu zuges vom Lande ein besonders gefährdeter Brennpunkt der Ar beitslosigkeit sei. Es sei allgemein an der Zeit, mit dem konzen trischen Angriff gegen die in den Großstädten und Industrie zentren zusammengeballte Arbeitslosigkeit zu beginnen. Als erster klarster Angriffspunkt wurde sestgcstellt, daß in viel stärkerem Maße und viel systematischer als bisher gegen die Schwarzarbeit vorgegangen werden müsse. Schwarzarbeit sei in Zeiten, in denen die Arbeitslosigkeit das Volksganze gefährde, Bolksverrat. Zum anderen werde geprüft werden müssen, wie weit Arbeitslose aus Berlin in den angrenzenden Provinzen als Landhelfer mit dem Ziel der späteren Ansiedlung untergebracht werden könnten. Zu gleich würden Maßnahmen erwogen, inwieweit der Zuzug in die Großstädte zu unterbinden sei. Weiterhin werde sich die Praktische Arbeit darauf erstrecken müssen, Untersuchungen anzustellen, in wieweit die Rückführung der Frauen und Mädchen in ihre natür lichen Berufe falsch besetzte Arbeitsplätze für Familienväter frei machen könne. Das sei naturgemäß nicht so zu verstehen, daß die Arbeitsbeschaffung auf Kosten der Frau gehen dürfe. In allen Fällen würden Arbeitsplätze für Facharbeiter und für Familien väter durch planvolle Erzichungs- und Umschulungsmaßnahmen weiblicher Arbeitskräfte für die Hauswirtschaft gewonnen wer den müssen. Dabei müsse erwartet werden, daß jeder finanziell Bessergestellte sich die Einstellung von weiblichen Arbeitskräften in seinen Haushalt zur Pflicht mache. Der Präsident des Deut schen Industrie- und Handclstages vr. von Renteln hat gleich zeitig in einem Rundschreiben den Industrie- und Handelskam mern Mitteilungen über die seitens der Regierungsstellen von ihnen erwartete maßgebliche Beteiligung an der Durchführung der Arbeitsschlacht gemacht. Die Kammern sollten in engster Zu sammenarbeit mit den übrigen an der Arbeitsbeschaffung unmit telbar interessierten Stellen die Möglichkeiten aufzeigen, wo, sei es durch öffentliche Arbeitsbeschaffung, sei es durch Maßnahmen der »organischen Wirtschaftspolitik (Steuersenkungen, Kreditmaß nahmen usw.) sowie durch Steigerung der privaten Initiative die Bcschäftigungsgelegenheiten vermehrt werden können. Gerade auf die tatkräftige Unterstützung durch sämtliche Wirtschaftskreise legt die Regierung den größten Wert, so daß also das Haupt augenmerk den Maßnahmen zuzuwenden sei, die einer Steige rung der Arbeitsbeschäftigung durch Persönliche Unternehmungs- sreudigkeit dienen sollten. Die Reichsregierung geht ihrerseits mit weiteren großen Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen voran. Aber sie erwartet, wie es ihrem Programm von Anfang an entspricht, ein ebenso tatkräftiges Mitgehen der Privatwirtschaft. Mit dem Gesetz über den organischen Ausbau der Wirtschaft hat sie sich den Rahmen für die führende Einflußnahme auf die Unterneh merschaft geschaffen. Sie arbeitet aber auch daran, durch Ent lastung der Wirtschaft die Ertragslage zu bessern. Dazu äußerte sich Anfang März u. a. der Staatssekretär im Reichsfinanzmini sterium Reinhardt dem Berliner Vertreter des »Hamburger Fremdenblattes« gegenüber. Bei seinen Ausführungen zu Fragen der allgemeinen Steuerpolitik kam dabei die Notwendigkeit zum Ausdruck, die Wirtschaft durch Steigerung der Kaufkraft der Be völkerung auch weiterhin zu beleben; besonders beschäftigte den Staatssekretär die Hebung der Kaufkraft der ärmeren Bcvölke- rungsschichtcn. Die Spanne zwischen Brutto- und Nettolohn er scheine gegenwärtig aus verschiedenen Gründen zu hoch. Dazu trügen nicht nur die staatlichen Abgaben bei, sondern vielfach auch die hohen Pflichtbeiträge für Organisationen, für deren Ver ringerung er sich bereits mit Nachdruck eingesetzt habe. Das Reich werde mit gutem Beispiel vorangehen. Die Abgaben für Arbeits losenhilfe erbrächten im laufenden Rechnungsjahr rund 525 Mil lionen Mark. Er beabsichtige nun, die Abgaben mit Wirkung ab I. April um rund 285 Millionen Mark zu senken. Vom 1. April ab wolle er alle Einkommen von nicht mehr als 200 Mark mo natlich völlig frei von der Abgabe zur Arbeitslosenhilfe gestal ten. Für die in Betracht kommenden Schichten ergebe das eine Ersparnis und dementsprechende Kaufkraftsteigerung von insge samt 225 Millionen. Die Einkommen von 200 bis 300 Mark monatlich sollten um 35 Millionen Mark weniger und die Ein- kommenstufen von mehr als 300 Mark monatlich um 25 Millio nen weniger als bisher an Abgabe zur Arbeitslosenhilfe auf bringen. Im übrigen komme die freiwillige Spende zur Förde rung der nationalen Arbeit am 1. April ebenfalls in Fortfall. Dazu rechne man, was wenige Tage später Reichswirtschasts- minister Schmitt den Berliner Haus- und Grundbesitzern sagte: »Wenn wir das Heer unserer Arbeitslosen immer weiter ver ringern können und damit die Konsumkraft des Volkes steigern, wird die Zahl der Menschen, die sich eine Wohnung, einen Laden, ein Büro mieten können, zunehmcn. Mit der steigenden Konsum kraft wachsen die Steuereinnahmen, und wenn der Staat und alle die Stellen, seien sie öffentlich oder privat, die das Arbeitsein kommen des Volkes durch Beiträge und Abgaben belasten, die größte Sparsamkeit walten lassen, so werden die Lasten, die auf dem Arbeitseinkommen des deutschen Menschen liegen, sinken, es wird eine neue Kaufkraft und eine neue Besserung der ganzen wirtschaftlichen Lage gesichert sein. Damit wird sich auch neues Kapital bilden, wie wir das schon jetzt an dem erfreulichen Bild unseres Kapitalmarktes, vor allen Dingen der Entwicklung der Sparkassen, sehen. Gewiß wird unser heutiger Staat in Zukunft die Kapitalleitung beaufsichtigen, aber gerade deshalb gelangen wir zu billigeren Zinssätzen nicht im Kampf mit dem Kapital, sondern durch die Ordnung, Pflege und Rechtssicherheit unseres Kapitalmarktes.« Der Ausgangspunkt für den Anlauf zur neuen Offensive gegen die Arbeitslosigkeit ist nach den vorliegenden Berichten-zur Konjunkturlage nicht ungünstig. Während im Monat Januar unter dem Einfluß der winterlichen Witterung und der jahreszeitlich bedingten Stille die Geschäftslage ein ruhigeres Bild bot, läßt der Februar, wie die Berichte der deutschen Indu strie- und Handelskammern, Handwerkskammern und Wirt schaftsverbände ergeben, weitere Anzeichen eines wesentlichen An ziehens der Gesamtwirtschaft erkennen. Die Vorbestellungen für das Frühjahrsgeschäft haben sich weiterhin gut ausgewirkt. Dafür sprechen auch die Berichte über die Ergebnisse der Leipziger Früh jahrsmesse. Der Geldmarkt war nach den Handelskammerberichtcn während des ganzen Monats Februar flüssig. Die mäßige Ulti- mobeanspruchung des Januar war schon nach wenigen Tagen überwunden. Erst der Medio brachte vorübergehend eine leichte Versteifung. Stets war rege Nachfrage nach erstklassigen Anlagen vorhanden, insbesondere war der Absatz von Reichsschatzanwei sungen wieder sehr lebhaft und ließ nur während des Medioter mins etwas nach. Die Auflegung der 414prozentigcn Preußischen Schatzanweisungen hat eine starke Uberzeichnung erfahren. Zu ähnlichen Bedingungen werden neue 4K.prozentige Postschätze aufgelegt. Auf dem Wege der natürlichen organischen Zinssen kung ist somit wiederum ein wesentliches Stück zurückgelegt. Die seit Ende Januar herrschende Börsentendenz des festen Aktien marktes und des zurückhaltenden, zeitweise langsam abbröckcln- den Rentenmarktes hat unter geringen Schwankungen den gan zen Februar angehalten. Das starke Interesse, das in den letzten Januartagen den Aktienmarkt kräftig belebte, hatte — wir zitie- 255
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