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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.03.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-03-15
- Erscheinungsdatum
- 15.03.1934
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- Deutsch
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X 63, IS. März 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtscha Vuchbavbel. Was weiter? Die Schriftsteller unter meinen Hörern wer den mich nach ihrem Rechtsschutz fragen, der bestehen bleibt, den wir alle aber erheblich verbilligen werden durch die Ehren gerichte, die für alle Auseinandersetzungen zwischen Schreiben dem, Buchhändler und Verleger zuständig sein werden. Wir wer den auch empfehlen, ohne einen Zwang auszuüben, wesentliche Verträge zwischen Verleger und Verfasser vorab der Rechts beratungsstelle des Reichsverbandes einzureichen, nicht um das Übereinkommen zu stören, sondern um auf mißdeutbare Klau seln aufmerksam zu machen. Die Lyriker unter uns werden mich nach der Gesellschaft für Senderechte fragen; sie ist uns unter gegliedert und hat nach Abschaffung des teuren Aufsichtsrates — Aufsichtsrat ist jetzt ohne Honorar der Präsident der Schrifttums kammer — ihre Spesen um 30°/° gesenkt, wir hoffen demnächst auf 50°/- zu kommen. Was weiter an organisatorischen Fragen? Die Buchgemein schaften werden vom Berlagsdirektor Ziegler gesammelt, wir hoffen auch hier zu einem Ende des Bruderstreits zu kommen, aber ich will den Verhandlungen nicht vorgreifen. Die Aufzeich nung der literarischen Gesellschaften und Stiftungen, über die Sie sich vielleicht beunruhigt haben, sind lediglich eine Vorsichts maßnahme; wir beabsichtigen nicht, den fruchtbaren Entschlüssen einzelner vorzugreifen, möchten nur eine Abgrenzung und Füh lungnahme untereinander empfehlen. Notwendig war auch die schärfere Unterscheidung von Buch handel und Buchverleih und eine Sperrverordnung zur Wieder herstellung der Ordnung im Leihbüchereiwesen. Hier hatten einige Unternehmer ohne literarischen Ehrgeiz arme Rentenempfänger zur Einrichtung von Leihbüchereien überredet, die aus allem er denklichen Ramsch zusammengestellt waren und jedes Werturteil vermissen ließen. Mancherlei wäre noch über die Ausgaben zu sagen, die auf organisatorischem Gebiet hinter uns liegen; ich will mich auf die Pläne beschränken, dis auf unserem Weg liegen. Vorab ein Wort über die Durchsetzung der Kammer im Ausland und im Inlands, von ihr hängt der Erfolg vieler Pla nungen ab. Ich kann nicht sagen, daß man uns im Ausland sehr freund lich begrüßt hätte. In einigen Staaten, deren Schriftsteller in den letzten Jahrzehnten viel Widerhall in Deutschland fanden, die aber dem neuen Staat in der ersten Zeit recht unfreundlich gegen überstanden, wurde das Gerücht verbreitet, daß jeder Ausländer, der in Deutschland ein Buch erscheinen lassen wollte, nunmehr der Kammer angehören und eine Art Treuversprechen dem neuen Deutschland geben müsse. Es war dies ein Ausfluß der allgemei nen Greuelpropaganda, die über dänische, schwedische und Schwei zer Blätter eine Flut von Leitartikeln gegen dis Anmaßung der Deutschen spielen ließ; sie sind so symptomatisch für jene Zeit, daß wir ihnen in unseren Kammerakten einen Ehrenplatz cinräumen werden. Ich will gerecht sein und zugeben, daß man, zumal in der dänischen Presse, der ich besonderen Dank sagen möchte, später den Irrtum rückhaltlos aufgeklärt hat und nicht nur das Miß verständnis bedauerte, sondern auch den großartigen Versuch, der in der Gründung der Schristtumskammer lag, anerkannte, ja bewunderte. Neuerdings beginnt man sogar in den Blättern westlicher und südöstlicher Nachbarn uns vorsichtig zu kommen tieren und auf die immerhin ernst zu nehmende Neubildung hin zuweisen, und die ausländischen Pressevertreter und sogar das junge Frankreich, das die Hitlerjugend kürzlich nach Berlin ein geladen hatte, haben sich mit einem Eifer über unsere neuen Formen belehren lassen, daß man wohl spürte, wie müde sie ihres eigenen allzu überalterten Bereinslebens sind. Ein besonderes Abkommen ist mit dem Schweizer Schrift tum geschlossen. Der Inhalt versteht sich eigentlich von selbst, aber die Aufnahme der Abmachung in der Schweiz bewies, wie sehr einige Höflichkeiten und die schriftliche Niederlegung der Achtung für den Nachbar bei jenen Völkern nötig sind, die noch immer unter dem Wirrwarr unserer Emigranten leben. Seit kurzem haben wir auch mit Dänemark einen Freundschaftsver- Irag, der zugleich weitere Angriffe auf unsere Kulturinstitutionen ausfchließt und uns gegenseitig Rechts- und Funkschutz gewährt, 234 abgeschlossen. Die anderen nordischen Staaten dürften folgen; die Verträge sehen die Möglichkeit des Anschlusses nordischer wie Schweizer Schriftsteller an den Reichsverband in besonderen Fällen vor. Im Inland-war bei einer Regierung, die eine ihrer Haupt aufgaben in der neuen Entfaltung deutscher Kunst sieht, die Ein führung nicht schwierig, das will ich, der ich noch die kaiserliche Regierung und fünfzehn Jahre republikanischer Zeit als Schrift steller erlebte, mit aufrichtigem Dank zum Ausdruck bringen. Im mer wieder gesällt die Ehrlichkeit, mit der man Jrrtümer zugibt, die Frische und herzhafte Begründung dieser oder jener Maß nahme. Immer ist es eine Freude zu sehen, wie alles Reaktionäre, Muffige auch in der Kunst wie Staub vor'm Wind verfliegt, wo die führenden Männer des neuen Staates zupacken. Ich habe all gemein ein Vertrauen sür die Aufgaben der Kammer gefunden, das durch aufrichtige Äußerung der eigenen Meinung nur wächst und das eine Rückkehr zur Hasengotik, Butzenscheibenromantik oder gar zu muckerhaften Einengungen, die in den ersten Wochen der Revolution Raum zu gewinnen schienen, in alle Zukunft ausschließt. Immer wieder wird der Ruf nach Wesentlichkeit, nach höchster Steigerung, nach größten Anforderungen an das künst lerische Schaffen laut. Noch habe ich nicht den Ruf »Herunter vom Niveau« aus einem einzigen Munde vernommen, sondern immer nur den Drang, immer nur ein herrliches, gläubiges Be kenntnis zu gewaltigen Jahrzehnten deutscher Kunst, die vor uns lägen. Aber ich gleite ab. Sie haben mir aufgetragen, die Schrift tumskammer zu erläutern. Dank der guten Zusammenarbeit mit den Führern der Be rufsgruppen, von denen ich schon eben sprach, ist es gelungen, in wenigen Monaten über schöne Worte und Pläne hinauszukom men. Abgrenzung zwischen Buchhandel und Leihbüchereien, Neu ordnung der Bücher verkaufenden Geschäfte erwähnte ich bereits. Die vielfache Ermunterung zum Buchkauf, fast könnte man sagen, die Werbung der Schrifttumskammer, die vor und nach Weihnachten den Leser über seine Presse immer wieder zum guten Buch hinzuführen suchte, hat nach den Erfahrungsberichten gut gewirkt, weil der Deutsche genau wie der Franzose sich gern amtlich raten läßt. Vorbei ist es mit der hinter uns liegenden Erziehung zum bsstssltor; die Vielfalt des guten Buches ist nach unserem Wunsch zukünftig Ehre des Buchhändlers. Da neben hat, wie Sie wissen, über die großen staatlichen Neuorga nisationen des Feierabendwerkes, des Werkes der »Kraft durch Freude« eine umfängliche Aufklärung und Buchabgabe an die Arbeiterkreise eingesetzt in Quartieren, die dem Handel bisher verschlossen blieben. Wir versuchen, ohne Hemmung des Vertei lungswerks, den Buchhändler, dessen gesunde, wirtschaftliche Grundlage für das Neuaufblühen des Schrifttums unumgänglich ist, durch eine genossenschaftliche Planung in die Verteilung ein zuschalten. Mir scheint es die einzige Möglichkeit der Lösung. Glückt sie uns nicht bald, so ist unser Bestreben nach Einschrän kung der Staatsverlage vergeblich gewesen. Eine sehr schwierige Frage ist die der Förderung der Buch- aussuhr, weil man wohl mit weiteren Einschränkungen des freien Handels in den Nachbarstaaten wird rechnen müssen. Die Schrift tumskammer hat einen umfangreichen Vorschlag über eine zen trale Verrechnungsstelle bei der Buchausfuhr ausgearbeitet, um bei den kommenden Handelsverträgen den Buchexport dem der Maschinen und Fabrikwaren nicht nur gleich-, sondern voran zustellen. Gute Bücher werben draußen immer noch mehr als die besten Maschinen. Mit Recht fürchtet der Buchhandel nun in solchen Vermittlungsstellen eine Einengung seiner Bewegungs freiheit, es sind Befürchtungen, die wir von der Schrifttums kammer teilen. Ich glaube aber, daß bald eins Form gesunden werden muß, die nicht nur die eingefrorenen Kredite des Buch handels im Ausland auflockert, sondern auch in unseren Han delsverträgen der Buchausfuhr eine bevorrechtigte Stellung sichert. Ich würde in Einzelheiten geraten, wollte ich heute mehr über die Verhandlungen zwischen Schristtumskammer und Buch handel verraten. Die Kammer ist in einer schwierigen Lage, weil sie einen Rat geben soll, der bürokratisch klingt, ohne Gewähr
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