Der erste Roman des jungen Tiroler Dichters I.LH0L8 Kinderlegende 6e/ie/tet Z.20, in Lanrieinen Aus den verstaubten Akten eines Hexenprozeffes ersteht die ergreifende Gestalt eines Knaben, der nach dem Tode seiner Mutter, getrieben von Sehnsucht nach der Un endlichkeit des Lebens, das er ahnt, sein enges Vaterhaus verläßt. Er findet, was er sucht. Aber was seinen offenen Sinnen sich von selbst erschließt, gilt anderen als geheimnisvoll. Sein Leben in der Natur, die Macht seines unschuldigen Daseins über Kinder und Tiere erscheint den dumpfen und verängfteten Mitmenschen seiner Welt wie Zauberei und Teufelskunst. Man macht ihm den Prozeß. Als mutige Aufopferung im Kamps gegen eine verheerende Seuche ihm schließlich die Herzen der Menschen gewinnt, ist es zu spät. Er wird verurteilt und stirbt, wohl getröstet und im Innern den Leiden seines Daseins längst ent rückt. Die Erzählung spielt im 17. Jahrhun dert, ihr Thema aber ist nicht zeitgebunden. Elementare menschliche Leidenschaften, Elemen tarmächte der Natur greisen wirkend und bestim mend ineinander, verkörpert in einer Sprache von eigenartiger Kraft und AuSdruckSsähigkeit, der man die Tiroler Heimat ihres Verfassers anmerkt. Josef Leitgeb wird mit diesem Erst lingswerk, dessen Vorabdruck in der VossischenI Zeitung größtem Interesse begegnete, die Augen aller auf sich lenken. ÖLte/'l'er'c/r.' Lsc 8KIM0 e^88I«LK V x c> Das Meisterwerk des diesjährigen Nobelpreisträgers Im Anbruch der Tage 6e/ie/tet —, in 6snLkeinen L.FO Iwan Bunin, der Nobelpreisträger diesesIahres, ist in Deutschland viel zu wenig bekannt, trotzdem zwei seiner Bücher, „Mitjas Liebe" und „Der Herr aus San Franciöko", in deutscher Sprache vorliegen. Das liegt daran, daß sein Hauptwerk, für das er den Preis erhielt: „Im Anbruch der Tage"noch nicht ins Deutsche über setzt wurde. Der Verlag Bruno Cassirer hat es sich zur Aufgabe gesetzt, die Werke des großen russischen Dichters in Deutschland bekannt zu machen und veröffentlicht als erstes dieses Werk Anfang März. Bunin schildert in diesem Buch rückblickend sein eigenes Leben. Er ist, aus einer alten Adelsfamilie stammend«, auf dem großen GuteseineöVaterS ausgewachsen,ineinemRuß- ^ -- land, das es nicht mehr gibt, dessen Schwächen er nicht verkennt, dem aber seine ganze Liebe gilt. In jedem seiner Worte ersteht es wieder mit der unendlichen Weite seines Himmels, der eigen artigen Atmosphäre seiner Landschaft und dem Reiz seiner patriarchalischen Verhältnisse. Bunin, der schon 1908 die höchste Auszeichnung der russischen Akademie, den Puschkin-Preis, erhielt, steht in der großen Tradition der russischen Klassik. Seine Autobiographie ist in Wahrheit Dichtung, seinLeben wird zum Leben des Russen, zum beseelten Leben Rußlands, das wir aus den Werken der großen russischen Dichter kennen. ! ^ 4- Lu l4- ^ 35 -P-