Ni 37, 13. Februar 1934. Fertige und Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. b. Dtschn Buchhandel. 613 2 Stuöiencat Dr. I. Graf: Biologischer 8act,berater der Hessischen Unterrichtsverwaltung /. ssL6tiEe^, »»d zwar für die «oberklnssen der Volksschule», für die Fortbil dungsschule, Berufsschule, Mittelschule, sowie Unter- und Mittelstufe der höhere» Schule: Kamilienkunöe unü Roffenbiologie für Schüler Mit so Abbildungen und Barten, sowie einem -dsei- tigen Arbeitsheft mit Vordrucken für Eintragungen im Unterricht. Bart. RM r.ro, Lwd. RM 3.— Oer Verfasser ist durch sein bereits in r. Auflage erschienenes Einfübrungsbuch (s. u.) sowie durch seine „Rassen- und verer- bungskundllchen Wandtafeln" in weitesten Lcbrerkreisen bestens bekannt. Aus seiner praktischen Unterrichtserfahrung heraus ent stand ein Buch für die Hand des Schülers, das sich im Unterricht bestens bewahren wird. G 2. Isä «ÄLtL^ Studie rende und gereiftere Schüler, sowie für den Selbst unterricht: Vererbungslehre/ Raffenkunöe unö LrbgesunöheLtspflege Einführung nach mcthodischcn Grundsätzen r., verb. u. verm. Austage. Mit zos Abb. u. 4 färb. Tafeln. Geh. NM b.—, Lwd. RM /.ro » Die Lilöungs- unö Erziehungswerte öer Erblehre/ Erbpflege unü Raffenkunöe Vortrag. 3.-4- Tausend. Preis geh. NM z.ro Erstes Kapitel Jum erstenmal ins gelobte Land - Die Ebene an der Küste - DaS Gebirae Inda und das Tate Meer - Jericho - Galiläa - Dörfer der Fellachen-Jahrhunderte nebeneinander-Jerusalem-Das ist Palästina Und des Geschickes wandelbare Mächte. .. Ä)ie lang das schon her ist, daß ich zum erstenmal im Heiligen Land gewesen bin, das kann ich nicht mehr genau sagen. Aber ich weiß noch, daß es an einem SamStagabend war, nach dem Betglockcnläuten. Wir wohnten damals in einem niederen Winkelhäuschen zwischen den rußigen Zicgelsteinwänden und den Schloten einer Eisengießerei. Zu den Fenstern hinaus sah man auf Schlackcnhaufcn und Stöße zerbrochener Schwungräder und Punipcnrohre. Der Ruß und Staub drang durch alle Ritzen. Aber wenn man schon die ganze Woche kaum Herr werden konnte damit, am Samstagabend war der ausgetretene Brctterbodcn unserer kleine», niedrigen Stube weiß- gebürstet und die Messtnggcwichte der Wanduhr glitzerten, daß man sich hätte darin spiegeln können. Man fand auch kein einziges jener beißen den Bärenhärchen mehr, die sich sogar zwischen die Blätter des Ka lenders legten. Seit der Vater tot war, saß die Mutter vom ersten Morgengrauen bis in die späte Nacht hinein über großen Stücken eines langhaarigen Stoffes und schnitt für eine Spiclwarenfabrik Füße und Ohrlappcn, Bäuche und Schwänzlein von Affen und Bären und Kamelen und Bulldoggen heraus. Am Samstagabend waren die Bärenkistcn säuberlich mit einem Tuch zugedeckr und stan den ganz hinten in der Stube neben unserem Kleiderkasten. Das Zu nähen und Ausstopfe» der Kamelbuckel und Schweinswänstlcin ging die Zuschneiderinnen nichts an. Aber es verlockte meine Mutter doch einmal, ein Tierchen ganz fertig zu machen. So nähte sie aus den Abfällen ein Eselein zusammen. Als ich am Samstagabend aus dem runden Holzbadzuber gestiegen war, als die Äpfel im Ofen brotzelten und als ich schließlich wieder auf dem Trittbrett der Nähmaschine saß und wipp di-wipp meine weiten Reisen darauf machte, da setzte sich die Mutier auf den niederen, wurmstichigen Schemel zu mir herunter. Sic strich mir sachte übers Haar und hieß mich ihr Sammethäsle. Dann holte sie mir das Eselcin vom Kaste» herunter. Ich muß damals gleich nach de», Bildertestament gelaufen sein, das auf dem Sims des Hinteren Fensters lag. Ich wußte, daß da ein richtiger Esel abgcbildet war. Wir müssen an den Bildern hängen geblieben sein; denn ich weißes noch als ob es gestern gewesen wäre, wie mir die Mutter von Bethlehem im jüdischen Land erzählte und von der hochgebauten Stadt Jerusalem, vom See Genczarcth und von den Fischern. Nachher lag ich noch auf dem alten Sofa, durch dessen Polster die Federn stupsten, und bekam fieberige Backen. Es mußte ein ganz besonderes Land sein, in das ich damals zum ersten mal reiste, dessen Bäume, Menschen und Berge ich hätte malen können, bevor ich von den nächsten Ländern nur die Namen wußte. Und nun lebe ich jchon jahrelang im gelobten Land. Aus: Narl Götz / Das Nindcrschr'ff. Ein Buch von der weiten Welt, von Kindern und von Deutschland. Siehe das vorhergehende und das morgige Börsenblatt I. Engelhorns Nachf. Stuttgart 87-