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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.04.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-04-11
- Erscheinungsdatum
- 11.04.1917
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Redaktioneller Teil. ,/S 83, 11. April 1817. Der französisch-nationale Kongreß des Buches in Paris. Die von französischen Schriftstellern, Künstlern und Verle ger» geplante und lebhaft betriebene Einberufung eines Kon gresses von Fachleuten behufs Besprechung der Mittel zu größ ter Verbreitung ihrer Bücher und Werke über die Well und Wiederherstellung des alten Ruhmes allgemeiner Wertschätzung französischer Literatur und Kunst und damit auch französischen Denkens und Einflusses darf als bekannt vorausgesetzt wer den. Obwohl wir nicht glauben, daß der französische Buchhan del nach dem Kriege ein wesentlich anderes Gesicht tragen wird als früher, da nicht die Organisation, sondern die in ihr wir kenden Persönlichkeiten das Entscheidende sind, so wäre es doch unklug, der jetzt überall im feindlichen Auslände einsetzenden Bewegung »Los von Leipzig« nicht volle Aufmerksamkeit zu schenken. In zahlreichen Zeitungsstimmen aus Paris, Lyon und anderen Stadien, die das Börsenblatt zur Kenntnis gebracht hat, suchte sich die Verstimmung unserer unversöhnlichen Nachbarn über angebliche Vergewaltigung durch den deutschen Buch handel in mehr und weniger gereiztem Tone Luft zu machen. Auf den kommenden »Oongräs äu lävre« als Retter aus dieser Not hinzuweisen, ist dabei nur selten versäumt worden. Kritische Stimmen, die mit ihrer Verurteilung eingewurzelter Unterlassungssünden insbesondere des französischen Verlags nicht gar zu vereinzelt sich hören ließen und gleichfalls hier ihre Übersetzung gefunden haben, mögen der nötigen Selbst erkenntnis borgearbeitet und das ihrige zur Ausführung des Kongreßplanes beigetragen haben. Von der »Sooists riss gens äs lettrss«, dem »Oerels äs 1a likrairie« und einem sä boe gebildeten »Oomits äu livrs« ge meinsam sorgfältig vorberetiet, ist dieser Kongreß mit geringer Berzögerung nun Wirklichkeit geworden und gehört schon seit einigen Wochen der Vergangenheit an. Am Nachmittag des Montags, 13. März, hat die feierliche Eröffnungssitzung statt gefunden. Die Dauer der Beratungen war auf eine Woche festgesetzt, bis Sonnabend, 17. März; doch liegen uns über Verlauf und Ergebnisse bisher nur kurze Nachrichten vor. Von gedruckten Berichten, die den Kongreßteilnehmern zur Verfügung standen, seien — ohne Gewähr für Vollständigkeit — nach den uns vorliegenden Zeitungsangaben hier folgende zusammengestellt: 5. I-a Demoralisation par 1s livrs st par limags, par Vt. blämouä Haraucourt. Übereinstimmend wird die außergewöhnliche Schönheit in Druck und Ausstattung des unter 1 genannten Berichtes ge rühmt. Bezüglich des zuletzt genannten Berichts (Nr. 5) findet vielleicht folgendes Urteil Aufmerksamkeit, mit dem Leon Dau det in der »Letioa krangaise« (Nr. 71 v. 11. März) dem Be richterstatter entgegentrttt: «... Dagegen ist es mir seltsam und unbegreiflich erschienen, wie nian Herrn Edmond Haraucourt, Konservator des blusss äs Otunz-, mit dem Bericht über die Sittenverderbnis durch Buch und Bild hat betrauen könne». Herr Edmond Haraucourt begann seine literarische Laufbahn vor etwa ZV Jahren unter angenom menem Namen mit einem Buche voll zotenhafter, gemeiner Verse: »lu> lsgsncke ckss sexes«, das man sich in aller Heimlichkeit zeigte. Ohne Zweifel von dieser Erinnerung gedrückt, hat er seine Ausgabe gründlich verpfuscht. Sein Kapitel über das Eindringen der deut schen Pornographie bei uns — eine Sache von höchster Bedeutung, die viele Berührungspunkte mit den Dingen kurz vor dem Kriege hat — zeugt von urkundlich beglaubigter vollendeter Unwissenheit. >ch begreife nicht, wie die Kommission dieses traurige Machwerk hat annehmen könne». . . .« Soweit wir uns ein Bild machen können, scheint Ldon Dau det zu den Hetzern zu gehören, die sich die Aufgabe stellen, den reichlich abgedroschenen, hier erneut erhobenen, aber immer noch unbewiesenen Vorwurf gegen den deutschen Buchhandel — nämlich, daß er, und zwar in bewußter schadenfroher Absicht, pornographische Schriften in französischer Sprache und mit französischem HerkunftSzeichen in die Welt sende — unter seinen Landsleuten zu verbreiten, eine Behauptung, die dem maßvollen Haraucourt vermutlich zu gewagt schien. Welch große Bedeutung man in Frankreich der vom Kon greß zu lösenden Aufgabe beimiht, mag aus der Bereitwillig keit ersehen werden, mit der der Präsident der Republik, der Ministerpräsident, der Unterrichts-, der Handelsminister und der Unterstaatssekretär für schöne Künste den Vorsitz im Ehren komitee übernommen halten, das aus den Trägern der her vorragendsten Namen in der Kunst, Wissenschaft, dem Handel und Gewerbe zusammengesetzt war. Eine hochansehnliche Hörerschaft von Herren und Damen füllte das kleine Amphtthea- ter Richelieu in der Sorbonne, wo am Nachmittag des 12. März die Eröffnungssitzung vor sich ging, während den Einzelbera- tungcn die Räume des Oerels äs ia libiairs Vorbehalten wareit. Der Präsident der Republik Herr Raymond Poincarö erschien in Begleitung seiner Gemahlin und wurde unter den Klängen der Marseillaise würdig empfangen. In längerer Ansprache begrüßte hierauf Herr Pierre Decourcelle, Vorsitzender der »Sveidtö äss Zeus äs Isttrss«, der Anreger und unermüdlichste Förderer des Kongreßgedankens, den Präsidenten und die Ver sammlung. Dankbar für ihre Mitwirkung sagte er seinen Hörern schmeichelhafte Worte und erhob im Lause der Rede auf dem Untergründe des schrecklichsten aller Kriege seine Ge danken zu begeisterndem Schwünge. Die einzelnen vom Kon greß zu lösenden Ausgaben durchgehend, zeigte er weitere drohende Gefahren vom Siegeswtllen des deutschen Gegners auch auf dem Gebiete aller geistigen Bestrebungen und Äuße rungen, insbesondere der Literatur und ihres Verbreiters, des Buchhandels: ». . . Wenn unsre Feinde uns In Gefahr gebracht haben, s» ist deren Ursache nicht etwa geistige Überlegenheit. Die gibt cs nicht. Wohl aber eine dauernd fortgesetzte geschickte Arbeitsleitung, eine alles durchdringende Organisation in den Beziehungen zwischen Verlegern und Druckern, zwischen Vorgesetzten und Arbeitern, eine klug durchdachte Handclstechnik, di« einerseits wagemutiger ist als die unsrigc, anderseits mehr ans die Bedürfnisse der Zeit Bedacht nimmt. In Deutschland wird der Zweck durch eine Kette von Kraftanstrengungen, deren Glieder sich gegenseitig ergänzen und tragen, erreicht: in Frankreich haben wir eine Ansammlung von überragenden Werten, die sich zuweilen gegenseitig anfheben.« Seine Ansprache schloß mit einem schwungvollen Lobgesang auf das französische Buch: »Das französische Buch! — Bon den ersten Versuchen aus der Handpresse bis zum jüngsten Meisterwerk der neueren Druckkunst mag es den Wechsel der Zeiten an sich erfahren haben, wie jedes andere Menschenwerk, zwischen Niedergang und erhabener Größe: aber nie, zu keiner Zeit hat es ausgehört, edelmütige Gesinnung und leidenschaftliches Feuer begeisternder Gedanken in sich zu tra gen. Das hat ihm dauernden Triumph in der Welt gesichert. Zu allen Zeiten, unter der Maroquindecke mit goldenem Wappen, wie im bescheidenen Pappbande, hat es eine unerschrockene und lautere, warmherzige und brüderlich gesinnte Seele geborgen, aus der die Seele aller Völker jederzeit den Widerhall der eigenen geheimsten Träume und Wünsche vernahm. Stark durch diese uns entgegen- gebrachte einmütige Liebe, die uns ausrecht hält, lassen Sie »ns nun ans Werk gehen, um den Aufschwung des französischen Buches zu sichern, dieses Wandervogels mit den viclfarbenen Flügeln, der eine immerwährende Botschaft der Aufklärung, des Fortschritts, der Ideale, der Kunst und der Freiheit über die ganze Erde trägt.« Nach ihm erhob sich der Präsident der Republik zu längerer Rede, die in den großen Pariser Blättern mehr als zwei Spal ten füllt. Bei der Bedeutung der Persönlichkeit des Redners halten wir es für geboten, mit Übergehung weniger einleitender Sätze auch in der Übersetzung dem vollen Wortlaute zu folgen, wie wir ihn übereinstimmend im »Demps« und im »äournal äs» Debüts« finden. (Fortsetzung folgt.)
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