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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.05.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-05-04
- Erscheinungsdatum
- 04.05.1917
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- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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^ 103, 4. Mai 1917. Redaktioneller Teil. Liebe nur zur deutschen Sprache gehabt, Verehrung filr das Griechische, desto stärkere Abneigung gegen die romanischen Sprachen, insbesondere gegen das Französische, dem nach meinem Gefühl die natürliche, an schauliche Sinnlichkeit und vor allem das fehlt, was unsere germani sche Sprache so warm durchströmt: Seele. Ob und wieweit der Dop pelbrauch von Mundart und Hochdeutsch meine Sprech- und Darstcl- lungsweise beeinflußt hat, will ich nicht näher erörtern. Jedenfalls habe ich selbst von meiner ungebundenen Schreibart, zu deutsch: Prosa, trotz dem Lobe meiner Frau lind Freunde nicht viel gehalten, bis mich ein erlauchter Kenner der deutschen Sprache eines Besseren belehrte. Dies war Johannes Grunow. Als ich ihm auf Empfehlung von Martin Naöc die Handschrift des ersten Bandes »Krauskopf« gesandt hatte, kam schon drei Tage darnach, an einen; Sonntag während des Mittagmahls, seine Drahtung: Mir war, als ritt ich einen echten Nassegaul. Mit Ihnen durch dick und dünn. Auf ewig Ihr Johannes Grunow. Daß ich zum Dichter geboren sei, hatte ich mir in der Jugend nicht träumen lassen, trotzdem daß ich nach meiner Mutter häufiger Aussage, als der einzige Krauskopf unter neun lebenden Geschwistern siebzehn waren cs gewesen — ganz und gar aus der Art geschlagen mar. Ich habe am Gymnasium zu Münster zwar verliebte Berschen an meinen Backfisch gedrechselt und später in München noch einmal, angeregt durch die Neunte von Beethoven, eine bilderrappelige Allegorie verbro chen: »Der Freude Meerfahrt«, aber die eigentliche, fieberhafte Dichteri- tis befiel mich zum erstenmal, als ich schon dreiundzwanzig alt war und als junger Arzt in Wien die Krankenhäuser besuchte. Da spürte ich eines Tages, mitten im Gewühl der Menschen, ein taktmäßiges Burren und Surren im Kopf, das ich auch nicht eher los wurde, als bis die ersten paar Dutzend plattdeutsche Gedichte auf dem Papier standen. Ich sandte dieselben an den mir hernach zun; Duzfreund gewordenen Richard Weltrich, den bekannten Schillcrforscher und Schüler Theodor Wischers, dessen schwere »Aesthctik« ich mit heißem Bemühen durchgeackert habe. Weltrich schrieb mir, daß er zwar nicht kundig der niederdeutschen Mundart sei, aber soviel habe er doch von den Gedichten verstanden, daß daraus eine ursprüngliche Dlkhterbegabung spreche, die gepflegt werden dürfe. Ich solle jedoch die Kunst nicht als Leiterin meines Lebens, sondern als die Begleiterin betrachten. Daß solches gar nicht meine Absicht war, hatte ich einige Monate vorher in München schon bewiesen. Ich hatte dort neben meiner Me dizin auch Gesang betrieben und stand an einem Samstag-Abend als Walter von Stolzing auf der Bühne, vor deren Rampe die Herren Professoren saßen, die mir am folgenden Montag in der Staats prüfung auf den Wcisheitszahn fühlen sollten. Weshalb ich trotz großem Erfolge die Sängcrlaufbahn nicht eingeschlagen habe, wissen die Leser des Krauskopfs; Lachlustige mögen's Nachlesen. Der »Krauskopf« ist meine Lebensgeschichte und erzählt die Ent wicklung eines aus strenggläubigem Katholizismus hervorgegangenen münsterländer Dickkopfs zum freien Protestanten zur Zeit des Kultur kampfs. Der Roman hat wie alle meine Erzählungen wirkliche Er lebnisse und zumeist von mir gekannte Persönlichkeiten zum Gegenstand. ' Alle meine Werke haben zahlreiche und fast ausnahmlos »glän zende« Besprechungen gefunden, demgegenüber der geringe Absatz auf fallend erscheinen mag. Ich gehöre wahrscheinlich zu den Pechvögeln, deren Singsang erst gehört wird, wenn die Enkel mit den Knochen des Ahnherrn die Apfel von den Bäumen werfen. Auch meine Bühnenwerke, von denen Widukind und die Opern Elfi, die seltsame Magd« und »Der Bärenhäuter«, vertont von Arnold Mendelssohn, starken Erfolg hatten (Weimar, Köln, Berlin), sind an andere Bühnen nicht gekommen, d. h., angckommen und angenommen wurden sie an mehreren Bühnen, aber infolge leidiger hier nicht zu erörternder Einsprüche nicht aufgeführt. Der boshaft herbeigeführte lärmhafte Kladderadatsch meines Lustspiels »vr. Katzenbcrgers Bade reise« brachte mir in Köln einen eigenen Fastnachtswagen im Zuge der Gecken. Großen dauernden Erfolg hatte das von meiner Frau und mir ge dichtete Bühnenmärchen »Hänsel und Gretel«. Daß Adelheid Wette geb. Humperdinck auch eine köstliche Prosa schrieb, beweist das »Tage buch der blonden Seele« im Krauskopf, worüber Jiihannes Grunow an die Unvergeßliche schrieb, daß es das schönste Deutsch sei, das er jemals gelesen habe. Eberstadt bei Darmstadt. Hermann Wette. Kleine Mitteilungen. Verein Leipziger Sortiments- und Antiquariats-Buchhändler. Nach erfolgter Neuwahl setzt sich der Vorstand für das Vercinsjahr 15,17 wie folgt zusammen: David Rost, Vorsitzender; Paul Eger, Schriftführer; Franz Curt Schuricht, Kassierer; Karl Hierscmann, Beisitzer; Eduard Pfeiffer, Beisitzer. Payot-Schwarzmaun! Grumbach-Siegwart!! — Unter dieser Überschrift lesen wir im »Berner Tagblatt« vom 19. April 1917: In einem kürzlich veröffentlichten Bericht über die Handhabung der Schweizer Zensur wurde amtlich auf die zahlreichen Auswüchse der Entente-Propaganda in der Schweiz hingewiesen, namentlich auf die vielen offenkundigen Fälschungen, mit denen das Schweizer und auch das deutsche Publikum beeinflußt werden soll. Die von französischer Seite gefälschte »Straßburger Post«, die Fälschung der »Ornatto 6es ^.iüenn68«, die schwarz-weiß-rot umrandeten deutschfeindlichen Flug blätter sind allgemein bekannt und auch in der ganzen anständige» Schweizer Presse energisch gebrandmarkt worden. Das Meisterwerk dieser Fälschungspropagandakünste liegt uns jetzt in einem neuen literarischen Skandal erster Güte vor, auf den es sich näher einzugehen verlohnt. Vor einigen Wochen erschien in dem Verlage Payot k Co. in Lausanne ein Buch von Herrn Salomon Grumbach, dem Berner Korrespondenten der Pariser »Uumanite«, der ja auch durch seinen deutschfeindlichen Vortrag im Großratssaal und seine deutschfeindliche Propaganda unter den Schweizer Sozialisten von sich reden gemacht hat. Dieses Buch, betitelt »Das annexionistische Deutsch land«, das der Verlag Payot in der Presse und in seinen »Wasch zetteln« als eine Dokumentensammlung ankündigte, die Deutschlands Kriegsschuld absolut beweise, besteht aus tendenziös ausgewählten und zusammengesetzten Zeitungsausschnitten und ist also ein offenkun dig gegen Deutschland gerichtetes Propaganda- w e r k. Es wurde als solches von der französischen und welschen Presse begeistert begrüßt. Es liegt uns nun heute ein zweites Buch vor, das den Titel führt: »G r o ß - D e u t s ch l a n d. Eine Sammlung von Dokumen ten zum Verständnis deutschen Willens«, als dessen Verfasser »Wil helm Siegwart« und als dessen Verleger der Verlag Schwarzmann, Olten, zeichnet. Dieses Buch ist nun nichts anderes, als Grumbachs bei Payot erschiene nes «A n n e x i o n i st i s ch e s Deutschland«. Der Verfasser Siegwart und der nicht existierende Olten er Verlag Schwarzmann sind eine glatte Erfindung. Außerdem ist das Buch nicht etwa nur ein Nachdruck, sondernbestehtausden Exemplaren der Auflage des Payot-Gr um bach buch es, dessen Umschlag einfach mit einem neuen Titel bedruckt wurde. Der Name des Verfassers Grumbach am Schluß des Vorwor tes ist ausgemerzt worden, am Ende der Seiten findet sich aber noch innerhalb desBuches immer wiederkehrenö der Titel »Das a nn e x i o n i st i s ch e D e u t s ch l a n d« und am Schluß des Inhalts verzeichnisses wie auf der letzten Umschlagseite die Bezeichnung des Druckers, der Firma Payot: Lausanne, Impri- meries reunis 8 Umschlag und Papier sind in beiden Ausgaben, der Payot-Grumbach-Ausgabe und der Schwarzmann-Sicgwart-AuS- gabe, dieselben. Daß jemand das volle Buch in einen neuen Um schlag gesteckt hat, ist außerdem deshalb ausgeschlossen, weil ja in der neuen Ausgabe der Name Grumbach aus dem Text verschwunden ist. Wir haben es also mit einer der niederträchtigsten Fälschungen zu tun, die bis jetzt unserem Publikum vorgesetzt wurden. Diese Fäl schung, die das deutschfeindliche Buch in ein deutschpatriotifches Ge wand steckt, ist offenbar zum Einschmuggeln nach Deutschland bestimmt. Daß es sich um eine deutschfeindliche Propaganda-Fälschung handelt, stände also auch fest, wenn wir es mit einem Neudruck zu tun hätten. Was den Fall aber ganz besonders eigenartig gestaltet, ist eben der Umstand, daß es sich nicht um einen Neudruck, sondern um die gleichen Exemplare des Verlages Payot, um absolut dasselbe Buch handelt! Die Entente-Propaganda ist eine anonyme Sache, mit der mau sich nicht auscinandersetzen kann, die auf alle Vorwürfe, die ihren Fäl schungskünsten gemacht werden, nicht reagiert. In diesem Falle aber haben wir das Recht, die Herren Payot und Grumbach um schleunige Äußerung zu ersuchen. Diese beiden Herren werden nicht umhin kön nen, zu diesem Fälschungsfall Stellung zu nehmen. Das Publikum, um hier nur von diesem zu sprechen, hat das Recht, sehr schnell darüber aufgeklärt zu werden, was Herr Payot und Herr Grumbach zu sagen haben und zu tun gedenken. -Da die Herren doch offenbar nicht mit den Fälschern verwechselt werden wollen, werden sie uns erkläre» müssen, wie 'ihr Buch diese Umwandlung erfahren hat, und werden wohl selbst schnellstens ganz energische Schritte ergreifen, um die Schuldigen, die ihr Werk mißbrauchen, an den Tag zu bringen . . . Wir stellen einige Tage lang beide Bücher in unserem Schaufen ster aus. Besprechungsexemplare. — In den »Mitteilungen des Deutsche» Verlegervereins« vom 25. April 1917 lesen wir: Die »Literarisch musikalische Rundschau« in Wien, verantwortlicher Schriftleiter Ro man Uhl, der gleichzeitig Teilhaber Ser Dorfmeisterschen Buch handlung tn Wien ist, verlangt mit gedrucktem Bücherzettel von den S2Z
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