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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.05.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-05-18
- Erscheinungsdatum
- 18.05.1917
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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114, 18. Mai IS17. Redaktioneller Lein Börsenblatt f. d. Drschn. Buchhandel. tag und darüber hinaus eine unveramwortliche Versündigung an mindestens zwei Generationen. Nein, wir tonnen heute schon an die Ausgabe Herangehen, derenLösungunsobtiegt. Wir haben vor dem Richier- stuhl der deutschen Geschichte und unseres deutschen Gewissens kein Recht, der Aufgabe aus Nebengründen, die nicht ausge sprochen werden, die aber jedermann kennt, aus dem Wege zu gehen. — Aus tausend Feldbriesen wissen wir: das Lesebedürf- nis ist auch in den unteren Schichten unseres Volkes vor handen; es ist stärker, als allgemein angenommen wurde. Wir wissen aus dem Beispiel der nordischen Staaten, das; dort das Buch tiefer ins Volt dringt. Dabei ist die wirtschaftliche Lage dort nicht besser als in Deutschland. Ich wage auch zu behaupten, daß es in den Massen der Arbeitnehmer nicht an Getd für Bücher mangelt. Auch in diesen Kreisen hatte vor dem Kriege allmählich ein bescheidener Luxus Platz gegriffen. Ich rede nicht von dem Arbeiter, der einen unverhältnismäßig großen Teil seines Einkommens für Alkohol ausgibt, nicht voll dem Arbeiter, der bei gutem Einkommen sich bemüht, heute auszugeden, was er gestern verdiente, sondern von den an sich vernünftigeren Lebensgewohnheilen breiterer Schichten. Es ist eine bekannte Tatsache, daß der bessergestellte Arbeiter das Geld leichter auszugeben Pflegt als der kleine Mittelstandsmann. Ter Arbeiter glaubt vielfach, daß z. B. ein starker Fleischgenutz notwendig sei. Er leistet sich an Sonn tagen gern einmal etwas Besonderes. Er liebt kleine Gastereien. In einem kleinen Laden, in dem eine ganze Reihe Hasen hingen, fragte ich vor einigen Jahren einmal den Verkäufer, wer die Hasen denn alle kaufe. Ich bekam die Antwort, daß Arbeiter und Arbeiterfrauen die Käufer seien. Viele Pflegten gleich nach der Lohnzahlung einen Hasen zu erstehen. — Ich denke nicht daran, den Arbeitern ihren Braten zu mißgönnen, indessen glaube ich doch, daß der Arbeiter die materiellen Genüsse zu hoch, geistige dagegen zu gering bewertet. Wäre der Hunger nach geistiger Nahrung stärker, so würde das Geld für seine Be friedigung schon vorhanden sein. EL kommt also daraus an, diesen Hunger zu Wecken. Diese Ausgabe harrt der Zweckbuch- handlung der Arbeitnehmer-Verbände, weil das reguläre Sorti ment an die beteiligten Kreise nicht genügend herankommt. Bei der Lösung dieser Aufgabe muß sich die Zweckbuch handlung dem Sortiment überlegen zeigen. Nur insoweit ist auch die Überlegenheit der Deutschnationalen Buchhandlung über andere Sortiments-Buchhandlungen von mir behauptet worden. Herr vr. Reiher verschiebt die Grundlage unserer Diskussion, wenn er von der »von Herrn Z. mit so großer Ein- dringlichkeit für die Deutschnationale Buchhandlung in Hamburg beanspruchten Überlegenheit über alle anderen Buchhandlungen« spricht. Von einer Überlegenheit schlechthin habe ich nie und nir gends gesprochen. Ich müßte keine Augen im Kopse haben, wenn ich nicht seststellen könnte, daß die allgemeine Über legenheit durchaus auf seiten des regulären Sortiments ist. Ich hatte die Frage gestellt, ob wohl ein reguläres Sorti ment in der Lage sei, im Handlungsgehilfen st and Hunderte von Büchern, wie Costers »Ulenspiegel«, Gorch Focks «Seefahrt ist not«, Raabes »Hungcrpaslor«, Treitschkes »Aus- gewählte Schriften« usw., zu verbreiten, wie die Deutschnatio nale Buchhandlung es kann und tut. Was macht Herr vr. Reiher aus dieser Frage? Er sagt; »Nur Heiterkeit kann Wohl die stolze Frage erwecken, ob auch die Sortimenter das Kunststück zustande brächten, diese Bücher zu verkaufen«. Mich hat es nicht mit Heiterkeit, sondern mit Bedauern erfüllt, daß Herr vr. Reiher dadurch, daß er die Worte »im Händlungsgehilfenstand« — also die Hauptsache — willkürlich und Wohl nicht unabsichtlich wegläßt, meinem Satz einen ganz anderen, falschen Sinn gibt. Auf diese Weise darf man eine gegnerische Meinung nicht abtun wollen. vair plax! Daß ein großes Sortiment leicht einige hundert Stück von Costers Ulenspiegel absetzen kann, weiß jeder Lehrling, und ich weiß es auch.' Ich hatte gesagt, daß sich auf eine Ankündigung hin 140 Bezieher auf die »Deutschnationalc Hausbüchcrei« gemeldet! hättet;. Hinzugefügt hatte ich, daß nach meiner Schätzung in > einigen Monaten 500, in Jahresfrist vielleicht 1000 Bezieher vorhanden sein würden. Daraufhin fragt Herr vr. Reiher, ob Wohl jemand meine, daß die Auflage der erwähnten Werke aus den 140 Exemplaren bestehe, die die Deutschnationale Buch. Handlung abgesetzt habe. Auf diese Weise kann man sich eine Diskussion freilich leicht machen! Inzwischen sind aber in Mo natsfrist aus den 140 Beziehern bereits 280 geworden. Hatte ich zuerst je 300 Stück erworben, so mußte ich schleunigst je 300 bis 1000 Stück nachbestellen. Ich weiß es heute, daß die Deutschnationale Hausbücherei nicht bei 500 oder 1000 Beziehern stehen bleiben wird. Ich weiß, daß sie in absehbarer Zeit ganze Auflagen gebrauchen wird. Eine kleine Freude macht sich Herr vr. Reitzer dadurch, daß er fragt, wie ich aus einem Bewerbungs-Vordruck erkennen könne, daß der betr. Schreiber gerade Costers Ulcnspiegel oder der Mllnchhausenschen Balladen bedürftig sei. Er meint, aus einem Bewerbungs-Vordruck ließen sich allenfalls die Sprach- kenninisse, die Kenntnisse in der Buchführung, die Beherrschung der deutschen Sprache und ähnliches feststellen. Nun, etwas mehr sagt der ausgesüllte Vordruck dem Kundigen schon. Ich nenne nachstehend einige Dinge, nach denen in dem Vordruck gefragt wird; Schulbildung — Einj.-Freiw.-Zeugnis — Fortbildungs schule — Handelslehranstalt — italienische, amerikanische, ein fache Buchführung, Lohnbuchhaltung, Betriebsbuchhaltung — Bilanz — Sprachkenntnisse — Stenographie — Maschinenschrei ben — Lackschrift — Rundschrift -- Plattdeutsch — Bank-, Wech sel- und sonstiger Zahlungsverkehr — Bahn- und Schiffsverkehr — Zoll- und Steuerwesen — Kalkulation — Reklame — Sta tistik — Organisation — Warenkenntnisse. Man wird zugeben müssen; ist ein so neugieriger Vordruck ausgesüllt, so weiß man so ziemlich, mit was für einem Menschen man es zu Mn Hai. Die Fachliteratur, derer er bedarf, kann man ihm ohne weiteres empfehlen. Ich meine, daß dieser Vorsprung, den die Zweck- buchhandlung vor anderen Sortimenten hat, groß genug sei. Daß sich dieser Vorsprung nicht ohne weiteres auch auf die schöne Literatur erstreckt, ist selbstverständlich. Trotzdem wird die Zweck buchhandlung im allgemeinen wissen, welche schöngeistigen Bücher sie ihrem Kundenkreis zumuien kann. Sie wird viele Bücher von vornherein ausfchalten und sich auf Gutes, Bewähr tes beschränken. Wer reich ist, kann auch einmal zehn Mark für eine Niete ausgeben. Der Arbeitnehmer kann das nicht. Ihn muß »seine« Zweckbuchhandlung, die seinen Bildungsgrad kennt, beraten. Herr vr. Reitzer hält daran fest, daß die Zweckbuchhand lung das Sortiment schädigen würde. Diese Behauptung wiegt so lange nichts, als Herr vr. Reitzer meine Gründe nicht ent kräftet hat, die ich im Börsenblatt 1916, Nr. 293 für die Ansicht beigebracht habe, daß die Zweckbuchhandlung dem Verlag Nutzen bringt, ohne das Sortiment zu schädigen. Versucht Herr vr. Reitzer nicht, die dort aufgeführten Gründe zu erschüttern, so bleibe ich bei den Urteilen mehrerer Verleger, von denen der eine schrieb, die Deutschnationale Buchhandlung sei eine wahre Volks- bildungs-Einrichtung, die dem Buchhandel neue Käufer zufllhrc, während ein zweiter gar der ruchlosen Ansicht Ausdruck gibt, daß die Reklame der Buchhandlung dem Sortiment vielleicht mehr nütze als der Deutschnationalen Buchhandlung selber. Frei lich kannten diese beiden Verleger die Arbeit der genannten Zweckbuchhandlung genau, während Herr vr. Reitzer sie doch wohl weniger genau kennt. - Der Grund, der mir bei meinem Nachdenken über das Problem am meisten zu schaffen gemacht hat, wird von Herrn vr. Reitzer auch erwähnt; Würden der Zweckbuchhandlung der Arbeitnehmer nicht Zweckbuchhandlungen der Ärzte, der Rechts anwälte, der Professoren usw. folgen? Würde das Sortiment die Konkurrenz solcher Zweckbuchhandlungen ertragen können? Zunächst stelle ich als Vertreter von Arbeitnehmern die Gegenfrage; Warum sollen die Arbeitnehmer darunter leiden, daß — möglicherweise — einmal Arzte und Rechtsanwälte dazu kommen könnten, Buchhandlungen zu gründen? (Nebenbei eine Frage; sollten solche Buchhandlungen nicht bereits bestehen??) Ich halte die Beseitigung der geistigen Rot der Millionen für etwas so Gewaltiges) daß ich es nicht verstehe, wie man dieses 575
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