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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.01.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-01-11
- Erscheinungsdatum
- 11.01.1917
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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tz, LI. Januar 1917. Redaktioneller Teil. »Bscht«, sagte der, »ich bin gekommen, um dir das von der Frau Holle vernünftig vorzuführen, aufgepaßt.« Ans dem Halbdunkel der klammer löste sich eine Gestalt. »Ich bin die Stiefmutter«, sagte sie und verbeugte sich wie ein Professor vor seiner Antrittsvorlesung, »und darf auf Grund der genetischen Gesetze der Affinität als bekannt voraussetzen, das; sich meine positiven Affekte aus meine eigene Tochter in demselben Ausmaß konzentrieren, als sich meine negativen Gefühlslomplexe gegen meine Stieftochter richten müssen . . . « Als sie fertigdozicrt hatte, erschienen die faule Marie und die fleißige Marie und stellten sich mit kurzem sachgemäßen Knix vor: »Ich bin die rechtmäßige Tochter und glaube auf Grund konser vativer Willensrichtungen, die in' meinem Blute kreisen, zu jenen Be strebungen Hinneigen zu dürfen, die das Arbeitsminimum mit Rücksicht darauf betonen, daß es immer wieder Arbeitsfatzken gibt, die ans das Umgekehrte eingestellt sind.« »Und ich bin die Stieftochter«, knixte die fleißige Marie, »die ans energetische Prinzipien eingeschworen ist und es mit der Glücks- formcl von Herrn Prof. Di-. Wilhelm Ostwald hält, wonach jedes Glück gleich ist dem Produkt aus der Differenz zwischen aufgewendter Lust- energic und verursachter Unlustenergie einerseits mal der Summe der überhaupt eingesetzten Energien . . . « »Dumme Gans!« spottete die bequeme Marie, knuffte die Stief schwester und zwickte sie ans Grund der psychologischen Gesetze moto rischer Auswirkung solange, bis die fleißige Marie den Studentinnen zwicker auf der Nase zurechtrückte und erklärte, daß ihr unter den ge gebenen Bcrteilungsverhältnissen psychischer Depressionszustände gar nichts andres übrigbliebe, als sich in den Brunnen zu stürzen, wobei es ihr allerdings wohl bewußt sei, daß damit die Auslösung eines Gefühlskomplexes aus einem nicht ausgepufften Jugendaffekt laut Professor Freud zwangsläufig verbunden wäre . . . Während sie, wissenschaftlich weitermurmelud, in der Kammer herum nach einem geeigneten Brunnenloch suchte, in das sie stürzen konnte, wandte sich die Gestalt am Bettraud märchenklärend an den Studenten: »Ich bitte zu bemerken, daß der bevorstehende Brunnensturz nicht im Sinne einer historisch erwiesenen Tatsache als ein unanfechtbares Ergebnis der Quellenforschung aufzufassen ist, sondern einer gefühls mäßig appcrzipierten Vorstellungsreihe mit dem Ergebnis eines ata vistischen Traumzustandes auf einer grünen Wiese hinter durchfallendcn Wasserschichten entsteigt, wobei ich annchme, Herr Student, daß Sie auf Grund der von Ihnen besuchten psychologischen Seminarttbungen imstande sind, mir ähnliche Grenzfülle namhaft zu machen, die sich als j parallele "Schulbeispiele in dem Sinn verwenden lassen, daß . . . « Hier brach dem Studenten Oskar, der auf ein Nigorosum während der Ferien nicht gefaßt war, der nächtliche Angstschweiß aus. Die gewünschten Parallelbeispiele standen, er wußte das, im Grünseldschen Leitfaden der Psychologie, Seite hnndertsiebenunddreißig in der Mitte, wo von der wissenschaftlichen Erforschung der Entstehungsgesetze von Volkspoesien die Rede war. Aber er hatte sie vergessen. Und er hoffte frierend — das Oberbett war ihm in der Angst heruntergerutscht —, daß auch die Gestalt an seinem Bettrand drauf vergessen würde, weil sie eben zu einer kritischen Untersuchung der Neimvcrse im Frau Holle schen Volksmärchen ausholte: »Kikeriki, unsere Goldmarie ist wieder hie.« Und »Kikeriki, unsere Pcchmarie ist wieder hie.« Aber da war die Gestalt der Frau Holle selbst aus dem Dunkel herauSgestttrzt: »Nichts, Herr Kollege«, sagte sie zn der Gestalt auf dem Bettrand, »der Examinand ist Ihnen noch die Antwort auf Ihre vorige Frage schuldig geblieben. Wenn er nicht mal in Grundfragen des Grünseldschen Leitfadens Bescheid weiß, hat sich der Luftikus als durchgefallen zu betrachten!« Mit Schaudern sah der unter seinem dünnen Bettlaken zitternde Student, wie sie jetzt alle scharf auf sein Bett hereinrückten, die Stief mutter, die Goldmarie, die Pechmaric, die Frau Holle. Wie sie sich jetzt alle die Hand gaben und einen schadenfrohen Neigen um seine Bettstatt zu tanzen begannen und einen schrillen Reim dazu sangen: »Kikeriki, unser grüner Student ist wieder hie! Kikeriki, unser grüner Student ist wieder hie!« Wie jetzt die fleißige und schalkhafte Goldmarie das herabgefallcne Oberbett anfnahm und auf Befehl der Frau Holle es so kräftig nach dem Studenten schüttelte, daß im Augenblick die Nähte platzen mußten und alle Federn auf den schwitzenden Studenten niederflocken würden. Er warf sich so entsetzt in seiner Bettstatt herum, daß die hölzernen Qncrbretter knackten: »Kikeriki«, hörte er es lallen, »unser grüner Student ist durchge- ! fallen!« So elend und so unglücklich war er doch n-ch nie gewesen. Wenn nur jemand käme und ihm hülfe. Krr, ging leise knarrend seine Kammertüre ans, die alte Dienst- - magd Magdalen, die ihre Kammer nebenan hatte, kam herein. i »Bscht, wschscht«, machte sie, bewegte die alten zugrisssfreudigen j Arme und wischte der Golümarie den Studentinnenzwicker von der Nase, »wollt ihr meinen Oskar wohl in Ruhe lassen, gleich macht ihr, daß ihr rauskommt!« »Bitte, wir sind das wissenschaftlich zergliederte Frau Holle- Märchen«, zeterten sie. Nun wurde aber die alte Magdalen böse: »Was wollt ihr sein?« sagte sie, »meiner lieben Frau Holle Wesen wollt ihr sein? Aufge takeltes Maskengesindel seid ihr, raus mit euch!« Dann fegte sie die Kammer rein von den zudringlichen Gestalten und legte ihrem Oskar einen kühlen Umschlag auf die heiße, fiebernde Stirn: »Herr Oskar«, sagte sie begütigend, wie eine Mutter, »lieber Herr Oskar, ich habe Sie stöhnen hören. Sic werden mir doch nicht krank werden, Herr Oskar?« Sie hatte die heiße Hand des Studenten in ihre alte kühle Magd hand genommen, streichelte sie und sagte: »So, Herr Oskar, seien Sie ganz ruhig. Ich bleibe jetzt bei Ihnen, bis es Ihnen wieder besser wird. Bis Sie wieder schlafen können. Bsch, wschsch, wissen Sie, am besten kommt der Schlaf, wenn man Geschichten erzählt bekommt. Darf ich Ihnen was erzählen, was aus alter Zeit, ja, Herr Oskar?« Aus dem Studentenbett nickte es schwach. »Aber was doch gleich, Herr Oskar? Halt, jetzt weiß ich's, das Märchen von der Frau Holle haben Sie als kleiner Bub immer so gut leiden mögen. Gar nicht oft genug Hab ich es Ihnen damals er zählen können. Werden Sie böse sein, Herr Oskar, wenn ich Ihnen das Märchen von der Frau Holle erzähle?« »Nein, nein, Magdalen«, flüsterte er aus dem Bett, »erzähl mir nur, erzähle mir aber das echte Märchen von der lieben Frau Holle.« Und als die alte Magdalen das echte Märchen von der Goldmarie, der keine Spur von Zwicker auf der Mädchcnnase saß, erzählt hatte, war der Student eben wieder friedlich eingeschlafen, und leise löste die Magd die alte Hand aus der jungen und ging in ihre Kammer. Kleine Mitteilungen. Beförderung von Briefen und Postkarten nach überseeischen Ländern mit deutschen Handels-Tauchbooten (vgl. Bbl. 1916, Nr. 301). — Zur Be förderung mit deutschen Handels-Tauchbooten können bis auf weiteres versuchsweise gewöhnliche Briefe ohne Waren in-- halt und Postkartcn (ohne Antwortkart e) nach den Ver einigten Staaten von Amerika und nach neutralen Ländern im Durchgang durch die Vereinigten Staaten (Mexiko, Mittel- und Südamerika, Wcstindien, China, Niederländisch-Jndien, den Philippinen usw.) bei den Postanstalten unter den nachstehenden Bedingungen aufgeliefert werden. 1. Die Briefe und Postkarten unterliegen hinsichtlich der zngelas- sencn Sprachen und der sonstigen Anforderungen den während des Krieges aus militärischen Rücksichten für gleichartige Sen dungen nach dem neutralen Auslande angeordneten Beschrän kungen; 2. Das Höchstgewicht der Briese darf 60 § nicht übersteigen. 3. Die Sendungen (Briefe und Postkarten) müssen freigemacht und auf der Vorderseite mit »T a u ch b o o t b r i e f« bezeichnet sein. l. Für die Briefe und Postkarten gelten die Gebührensätze des Welt postvereins. 5. Der Absender hat die Tauchbootsendung in einen offenen Brief umschlag zu legen und diesen mit der Aufschrift »Tanchbootbrief nach Bremen« zn versehen. Dabei können mehrere Briefe oder Postkarten von demselben Absender zusammen in einem Umschlag abgcsandt werden. Ans der Rückseite des äußern und des innern Brief umschlags sowie auf der Vorderseite der Postkarte hat der Ab sender seinen Namen und seine Wohnung genau anzugeben. 6. Für die Beförderung der Auslaudsendnngen mit dem Handels- Tauchboot hat der Absender als Entschädigung für die der Post- vcrwaltung erwachsenden außergewöhnlichen Kosten noch eine besondere Gebühr zn entrichten. Diese Gebühr beträgt für Postkarten und Briefe bis 20 ^ 2 Mark, bei Briefen über 20 ^ für je 20 r« des Briefgewichts 2 Mark. Die hiernach auf- kommende besondere Gebühr ist vom Absender in Freimarken auf dem äußeren Umschläge zu verrechnen. 7. Die von den Absendern freigcmachtcn, zur Beförderung durch das Tauchboot bestimmten Briese und Postkarten sind nicht durch die Briefkasten, sondern bei den Annahmestellen der Postanstallen oder, in Orten ohne Postanstalt, bei den Landbricfträgern ein- znliefern. 8. Zur Beförderung mit einem Handels-Tauchboot ungeeignete Sendungen werden mit einem entsprechenden Vermerk an die .31
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