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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.06.1915
- Strukturtyp
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- Band
- 1915-06-12
- Erscheinungsdatum
- 12.06.1915
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- Deutsch
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Redaktioneller Teil. 133, 12. Juni 1915. Plakettenlunst ist in R. Pascholds (Dresden) Prägungen der Heerfiihrer- löpse vertreten, bemerkenswert sind seine intimen Terrakotten. Gegen I960 Nummern aller bisher erschienenen Schriften über den Weltkrieg umfassen Politisches, religiöse Reden, Lyrik, Dokumente, Kriegserzäh lungen, Humoristisches und Marine-Literatur (beachtenswert auch das vom Flottenverein herausgegebene Modell eines Unterseebootes). Des 100. Geburtstages Bismarcks ist durch Ausstellung der bedeutendsten Bis- marckbildnisse in den besten Vervielsältigungen gedacht. Es zeigt sich auch hier wieder, daß die Presse niemals an Ver anstaltungen, die sich außerhalb des Alltäglichen bewegen, achtlos vorübergeht. Es ist hier eigentlich nicht der Ort, aus Einzelerscheinungen, auch wenn sie noch so sehr dem Interesse unserer Feldgrauen und Daheim gebliebenen entsprechen, näher einzugehen. Aber eine Beobachtung verdient doch an dieser Stelle Erwähnung. Es ist dem Buchhandel oft, zuletzt auch von dem Verfasser der Flugschrift des Dürerbundes über unsere Klassikerausgaben, der Vorwurs gemacht worden, daß die Werke von Gottfried Keller und Conrad Ferdinand Meyer leider immer noch nicht in geeigneten billigen Ausgaben vorlägen. Es erübrigt sich, die Schwierigkeit, ja oft Unmöglichkeit der Durchführung solcher Gedanken vor Fachleuten zu erörtern. Umsomehr muß es anerkannt werden, daß angesichts der tief bedauerlichen Äußerungen des Schweizerdichters Carl Spitteler sich der Verlag von H. Haessel in Leipzig entschlossen hat, ein kleines billiges Buch »Conrad Ferdi nand Meyers Stimme im Weltkrieg« herauszugeben, das außer einer Einleitung über des Dichters Deutschtum eine Auswahl der seine deutsche Gesinnung offenbarenden Gedichte und die präch tige humoristische Novelle »Der Schuß von der Kanzel« enthält. Man möge dieses Buch in der Kriegsbuchwoche nicht übersehen. Nach wie vor erfordert die Liebestätigkeit von der Gesamtheit und dem Einzelnen Opser. Wir unterstützen gern alle Unternehmun gen, die aus unsere Gaben angewiesen sind, und dürfen in dieser Unterstützung nicht Nachlassen. Dieser Umstand dürste die Zurück- Haltung genügend rechtfertigen unsere Ware, der wir unsere Existenz und die Möglichkeit, mitzuhelfen verdanken, nicht durch allzu große Freigebigkeit zu entwerten. Andrerseits könnte es aber auch bedenklich stimmen, daß von mancher Seite aus die sür das Rote Kreuz bestehende Notwendigkeit, Gelder um jeden Preis zusammenzubringen, in einer Weise ausgenutzt wird, die nicht allein auf die Allgemeinheit des Buchhandels ein schlechtes Licht wirft, sondern auch die gutgesinnten Elemente, sagen wir den ernsthasten Unternehmer, direkt zu schädigen geeignet ist. Wenn beispielsweise der Versuch gemacht wird, eine Zeitschrift dadurch zu lancieren, daß schon bei der Gründung von der Zuweisung des Gewinnes an das Rote Kreuz während und eine Zeitlang nach dem Kriege die Rede ist und bei dem Roten Kreuz und in Laienkreisen der Eindruck erweckt wird, als handle es sich um eine einwandfreie Wohltätigkeitssache, so weiß der Fachmann doch, was er von solchen Versuchen zu halten hat. Denn es ist eine alte Erfahrung, daß Zeitschriften, und gerade solche, die etwas zu bedeuten haben, in der ersten Zeit ihres Be- stehens zumeist gar leinen Reingewinn abwerfen, vielmehr erhebliche Zuschüsse erfordern. Wird nun dieser von Anfang an fragliche Ge winn einer Wohltätigkeitsanstalt unter der Bedingung zugesichert, daß der Wohltätigkeitszweck in die Dienste der Untsrnehmerpropa- ganda gestellt werden darf, einer Propaganda, deren Erfolg also noch nicht feststcht, so wird im Grunde genommen eine Zuwendung gemacht, die völlig in der Lust schwebt. Da Fälle dieser Art gern verall gemeinert oder gar als «typisch« sür den Gesamtbuchhandel hingestellt werden, so hat auch die buchhändlerische Allgemeinheit ein Interesse daran, bei unseren im Kriege eine so große Nolle spielenden Wohl tätigkeitsunternehmungen ausklärend zu wirken und auf diese Weise eine Gefährdung ihres Ansehens und der Interessen ihrer übrigen Angehörigen zu verhüten, schon im Hinblick auf die den Wohltätigkeitsveranstaltungen gegenüber bewiesene Opferwilligkeit, die von der Gesamtheit und vielen Berufsangehörigcn ohne geschäft liche Nebenabsichten stets an den Tag gelegt worden ist und gelegt wird. Sehr großzügig scheint ein Unternehmen in Berlin ins Werk gesetzt werden zu sollen. Vor mir liegt eine gewaltige Anzeige aus dem Berliner Tageblatt vom 3. d. M. in Gestalt eines Aufrufes an die Bevölkerung Groß-Berlins. Eine Firma Kriegs-Jnvaliden- Hilsc, Verlags-Aktien-Gesellschast, BerlinIV. 9, Siechenhaus, sordcrt die Berliner zu einer «neuen Tat« aus, die darin besteht, auf eine monatlich erscheinende Mappe, enthaltend 10 Kunstblätter mit ca. 16 872 der wichtigsten Kriegsbilder zum Preise von 1 .tt zu abonnieren, und weist an der Spitze des Inserats auf den § 13 des Gesellschaftsstatutes hin, der folgenden Wortlaut hat: Die Aktionäre erhalten eine Dividende von höchstens 43g. Der übrige Reingewinn dient dem Ausbau der Krüppel fürsorge und wird zu diesem Zwecke einem Komitee, bestehend aus 3 führenden Persönlichkeiten der Deutschen Vereinigung sür Krüppelsürsorge, übergeben. Die Wahl dieser 3 Personen erfolgt durch den Vorstand der Deutschen Vereinigung sür Krllppelsür- sorge, Berlin IV. 62, Bayreuther Str. 13. Aus den weiteren Mitteilungen geht hervor, daß die Hausbesitzer und Hausverwalter um ihre Mitwirkung ersucht worden sind und daß ihnen in den nächsten Tagen die erste Sammelmappe mit einer Abonnementsliste zugehen wird. Beiläufig bemerkt, steht die Firma nicht im Buchhändler-Adreß buch, auch ist mir eine Anzeige über die Gründung im Reichsanzeiger bis jetzt noch nicht zu Gesicht gekommen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß die uns aus dem Kriege er wachsenden Pflichten den Veteranen gegenüber außerordentlich groß sein werden, und daß auch die Mittel, die zur Beschaffung der da für benötigten Geldsummen dienen sollen, entsprechend sein müssen. Wenn aber, wie in diesem Falle, zunächst dem Unternehmer so viel garantiert wird, daß er eine Dividende von 43g erhält, ehe überhaupt an die armen Krüppel gedacht werden kann, so hat ein solches Verfahren in Anbetracht des Zweckes doch einen sür uns Deutsche höchst unangenehmen Beigeschmack und erinnert an einen Amerikanismus, von dem wir nicht wünschen können, daß er sich während des Krieges und nach dem Kriege bei uns einbürgert. Wir wollen uns den Stolz nicht rauben lassen, daß wir bei dem, was wir unseren Hilfsbedürftigen und insbesondere unseren verstümmelten Kriegern geben, uns frei fühlen von Eigensucht und Eigennutz. Erst dann hat unsere Gabe Wert. Mit anderen Worten: Gebt, wenn ihr von verkauften Zeitschriften und Bildern oder anderen Artikeln aus einen Teilbetrag des Gewinnes verzichten wollt, einen festen Betrag der Verkaufssumme ab, aber erweckt nicht den Eindruck, durch höchst unbestimmte und unkontrollierbare Versicherungen ein Werk zu tun, das weniger euer gutes Herz, als euren Geschäftsgeist ehrt! Wenn schon das Rote Kreuz und die Deutsche Vereinigung sür Krüppelsürsorge nicht auf eine Mitwirkung dieser Art verzichten zu können glauben, so würde es sich doch empfehlen, sich eine seste Garantiesumme und Bedingungen zu sichern, die keinen Zweifel darüber lassen, daß ein Mißbrauch ausgeschlossen und eine ange- messene Zuwendung sicher ist. Jeder Kenner des Wesens unserer Aktiengesellschaften wird den oben wiedergegebenen § 13 nach seinem wahren Werte zu würdigen wissen und neugierig sein, welche Ge hälter usw. an die Direktoren und Aussichtsräte gezahlt werden, che an eine Verteilung der Dividende und dann zuguterletzt an die Zu wendung sür die Krüppelsürsorge gedacht werden kann. Während der Vertrieb der Kriegsliteratur dem Sortiment auch in der stillen Zeit gute Aussichten erössnet, hat das Reisebücher- geschäst bekanntlich durch das Verbot eines großen Teiles von Führern und Karten eine Beschränkung erfahren, die freilich den Verlag in viel empfindlicherer Weise treffen dürste, als das Sortiment. Gleich wohl wird dieses die Gelegenheit benutzen, wie sonst im Frieden, während der Reisezeit die nicht verbotenen Karten und Führer aus- zulegen und das seinige zur Anregung des Reiseverkehrs und zur Ausrcchterhaltung des damit in Zusammenhang stehenden Teiles unseres Wirtschaftslebens beizutragcn, und zwar in dem Sinne des Kriegsgebotes, daß diejenigen, die auseinander angewiesen sind, sich auch einander Helsen. Es ist überaus interessant, den Krieg in manchen Einzeldingcn als Schöpfer zu beobachten. Von aller fremden Einfuhr fast abge- schnittcn, organisierte unser Volk den Verbrauch der wichtigsten Nahrungsmittel in einer Weise, die noch lange die Bewunderung der Welt erregen wird. Noch immer ist auf diesem Gebiete viel Arbeit von der Gesamtheit und auch von dem Einzelnen zu leisten, um alle Möglichkeiten auszuschüpfen, die sich zur wirksamen Durchführung dieser Selbsthilfe bieten. -Auch dem scheinbar Unbedeutenden soll man nicht aus dem Wege gehen. Wir werden voraussichtlich ein gutes Obst- und Gemüsejahr-erleben, und wie es den Anschein hat, werden Obst und Gemüse von allen Lebensmitteln den Vorzug der Billigkeit haben. Im Besitze bewährter Konservicrungsmethoden und Bei-
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