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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.06.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1915-06-12
- Erscheinungsdatum
- 12.06.1915
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- Deutsch
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^ 133, 12. Juni 1915. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. neue, schmerzliche Opfer an Gut und Blut gefaßt sein müssen. Es heißt also nicht nur für die Tapferen draußen, die mit ihren Leibern dem Ansturm der Feinde standhalten, sondern auch für uns daheim durchhalten bis zum Ende, zum Frieden, der doch einmal nach harter, schier übermenschlicher Kriegsarbcit als Frucht aller Mühe und Opfer kommen muß. Trotz aller Verteuerung der Lebens- und Genußmittel, trotz mancher Schwierigkeiten für den einzelnen wird die Geschichte einst die Aufrcchterhaltung unseres Wirtschaftslebens, die Ruhe und Ord nung zu Hause und die Einmütigkeit des Vertrauens auf unsere ge rechte Sache als einen besonders glanzvollen Sieg in diesem Kriege feiern müssen. Auch wir im Buchhandel dürfen nicht Zurückbleiben und sind auch nicht zurückgeblieben. Was geschehen konnte, um die Einzel betriebe nicht nur ausrecht, sondern womöglich auch gewinnbringend zu erhalten, ist geschehen. Das Buch spielt bei weitem in diesem Kriege nicht die untergeordnete Rolle, die man anfänglich befürchten mußte, sondern findet, wenigstens was die Kriegsliteratur anbelangt, ein dauerndes, starkes, durch keine Ungunst der Jahreszeit oder andere Umstände getrübtes Interesse. Es ist ein Glück für unser deutsches Volk, daß es auf diese Weise möglich wird, ihm das gute Buchsortiment auch über den Krieg hinaus zu erhalten, stark und kräftig genug, die Lehren des Krieges aufzunehmen und den neuen Anregungen und Anforderungen kommender Friedenszeit Folge zu geben. So bietet uns der Krieg auch jetzt in kommender Sommerszeit genug Geschäftsmöglichkeiten, deren Ausnutzung wir uns angelegen sein lassen können. Eine der wichtigsten ist die Ausrechterhaltung der Verbindung mit unseren im Felde stehenden Soldaten. Man mag ost darüber klagen, daß cs vorzugsweise das billige Buch sei, das hier den Bedarf deckt. Ist aber wirklich Grund zur Klage vorhanden oder handelt cs sich heute nicht vielmehr darum, daß überhaupt Bücher gekaust und die Verbindungen mit den Buchhändlern ausrecht er- balten werden? Das rein geschäftliche Moment allzusehr zu unter streichen, wäre unrecht und unpatriotisch. Keineswegs dem patrioti schen Empfinden zuwiderlausend ist aber die Anschauung, daß, nach dem der Buchhandel die große Liebesgabe von über zwei Millionen Büchern und Broschüren im Werte von Hunderttausenden als freu diges Kriegsopfer dargebracht hat, die Zeit gekommen sei, dem Bücherschenken im großen ein Ende zu machen und an sich selbst zu denken. Wir stehen vor der Kriegsbuchwoche, einer Veranstaltung, über deren Art in diesem Blatte bereits ausführlich in Nr. 123 und 129 berichtet wurde. Wohl keiner von uns wird sich gewisser pessimistischer Gesühle erwehren können, wenn er sich die praktische Durchführung des Ganzen vor Augen hält. Wohl überall herrscht die Meinung vor, daß diese Veranstaltung für den Buchhandel wenig Nutzen bringen und kaum die Mühe und Opfer auswiegen wird, die eine wirksame Propaganda dafür erfordert. Handelt es sich aber wirklich hier um das Nächstliegende, den Geschäftsgewinn, oder nicht vielmehr um eine Gelegenheit, allen Zweiflern an dem Können unserer Berussgenossen einmal in unseren Schaufenstern und im Laden zu zeigen, daß niemand besser imstande ist, die geistigen Bcdürsnisse unserer Feldgrauen rich tig zu beurteilen und zu befriedigen, als der Buchhandel? Denn der Privatmann verfügt immer nur über Einzelersahrungen, während der Buchhändler sich aus der Gesamtheit der bei ihm aus dem Felde eingehenden Bestellungen ein sicheres Bild von der Art des allge meinen Bedarfes machen kann. Es wäre also ein Schaufenster ledig lich für unsere Feldgrauen zu schassen, in dem der Niederschlag dieser Erfahrungen in möglichst wirksamer Form gezeigt wird. Ein weit sichtbares Plakat müßte aus die Kriegsbuchwoche, vielleicht zugleich aus die Notwendigkeit, Bücher ins Feld zu senden, aufmerksam machen. Denn ist einmal während der Dauer einer ganzen Woche das Buch für die Soldaten in den Mittelpunkt des Allgemeininteresscs gerückt, so kann auch mit der Geneigtheit gerechnet werden, inner halb der Kriegsbuchwoche dem Buche auch als Einzelliebesgabe die Be achtung zu schenken, die es verdient. Zum Beweise dafür, daß der Buchhandel sehr Wohl und besser imstande ist als jede andere Stelle, die literarischen Bedürfnisse unserer Soldaten zu befriedigen, möchte ich aus die Erfahrungen der Firma Reclam in Leipzig Hinweisen, die im einzelnen in der Vertricbszeit- schrist »Blätter für die Freunde von Reclams Universal-Bibliothck« nicdcrgelegt sind (Februar 1915). Es ist hier nicht der Ort, ans Einzel heiten, die jederinann selbst Nachlesen kann, ausführlich einzugehen, interessant ist aber die aus der Erfahrung abgeleitete Statistik über die Verteilung des Bedarfes aus die verschiedenen Literaturgebiete, die das folgende Bild zeigt: Romane, Erzählungen, Novellen ca. 48tzs> Humoresken ca. 16tzs> Dramatische Werke, Gedichte, Sprüche, Aphorismen zusammen ca. 17tztz Philosophie, Religion, Geschichte, Kulturgeschichte, Natur wissenschaft, Musik, Literaturwissenschast zusammen ca. 19tztz Diese Erfahrungen sollte man sich auch für eine Propaganda im Feld zunutze machen. Den praktischen Weg zeigt uns z. B. die Feld postkarte des Zwiebelsischs aus dem Berlage Hans von Weber in München, eine Doppelkarte, deren einer Teil eine Kostprobe der Zeitschrift Zwiebelfisch enthält, während der andere eine Bücherliste mit Angabe des Gewichts der einzelnen Erscheinungen bringt. Diese Bücherkiste ist zugleich eine Bestellkarte und aus der Vorderseite mit Vordruck »An die Buchhandlung von ...» versehen. Es handelt sich also um eine kombinierte Propaganda der Zeitschrift Zwiebelfisch und einer Anzahl unabhängig von bezahlter Reklame für unsere Feld grauen ausgewählter, wirklich gehaltvoller Bücher. Ein anderer Weg ist die Anregung der Daheimgebliebenen, Bücher als Liebesgaben ins Feld zu senden. Schon in Nr. 48 deutete ich an, daß es sich empfehlen dürfte, den vom Barsortiment oder anderen Stellen zur Bersügung gestellten Bücherverzeichnissen ein Anschreiben beizufügen, das noch besonders aus die Pflicht und die Notwendigkeit, auch geistige Nahrung ins Feld zu senden, hinweist. So hat eine Handlung in Plauen dem Koehlerschen Verzeichnis über Kriegsliteratur, das sie an ihre Kundschaft versandte, folgendes An schreiben beigefügt und die Drucksache auch gelegentlich dort ver anstalteter Kriegsvorträge verteilen lassen: Ew. Hochwohlgeboren! Es dürste wohl kaum ein deutsches Haus geben, wo nicht ein lieber noch nicht offenbart, welch geistiger Hunger nach guter Lektüre dort im Felde anzutresfen ist? Wie auch das unscheinbarste Buch von Hand zu Hand wandert und als Freund und anregender Unterhalter beson ders wertvoll ist? Die tapferen Kämpfer würden Ihnen daher herzlich dankbar sein, wenn Sie diesen Bedürfnissen bei Ihren Liebesgabensendungen regel mäßig Rechnung tragen würden, zumal ja nunmehr der Paketverkehr — ebenso wie die 600 Gramm-Sendungen sür größere Bücher — zu einer ständigen Einrichtung geworden sind. Die beigefügte zeitgemäße Literatur-Übersicht will Ihnen hierbei zur Hand gehen. Gegebenenfalls senden Sie das Verzeichnis als Wunsch zettel ins Feld. Selbstverständlich steht Ihnen auch in meinem Sorti mentsladen neben sachlichem Rat eine überreiche Aus wahl geeigneter Werke für daheim und draußen zur Verfügung. Mit der Bitte, mich bei Bedarf mit Ihrer Vermittlung zu be trauen, zeichne ich, stets gern sür Sie beschäftigt, hochachtungsvoll Noch immer sehr naheliegend und wegen des täglich sich mehren den Reichtums an Kriegsliteratur auch aussichtsvoll ist die Veran staltung kleiner Ausstellungen, sobald ihre Veranstalter verstehen, aus der Fülle der Erscheinungen eine gute Auswahl zu treffen und dem Ganzen einen besonderen Charakter zu verleihen. Auch nützt hier die Inanspruchnahme der sog. »kleinen Mittel« erheblich, tvic wir sie aus einem eine Ausstellung der Firma Franz Malter in Gera schildernden Zeitungsausschnitt aus der Geraer Zeitung vom 14. März entnehmen können, wo es heißt: Eine soeben eröfsnete Ausstellung von Kriegsliteratur und Kriegs bildern in Malters Kunsträumen gibt in einer umfangreichen Auslese gehaltvoller Werke einen Spiegel und Widerhall der großen Zeit in Schrifttum und Vervielfältigungskünsten. Neben der in vollendeter Gravürentechnik hergestellten Heerführer-Gruppe F. Brnckmanns (Mün chen) stehen sämtliche Schoddesche Steinzeichnungen deutscher Hel den, darunter hervorragend die große Sondergravüre Kaiser Wil helms II. nach farbiger Kohlezeichnung, ferner die wie Originale wirkenden Gravüren in Bleistiftmanier von Borges (viele Hindenburgs l), die Scherlschen Tiefdrücke sowie anerkannte Kriegsszenenbilder nach den Originalen von Messerschmidt, Heilemann, M. Brösel. Dazwischen sprechen eingsgliederte Krieger- und Sinnsprüche sowie Gedenkblätter für Gefallene von Künstlerhand von den tiefen Regungen der Tage. Die 871
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