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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.01.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-01-20
- Erscheinungsdatum
- 20.01.1934
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- Deutsch
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gH 17, 20. Januar 1834. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Wir haben noch feindliche Fronten in Deutschland, die sich, nachdem sie ihre politischen Positionen verloren haben, nun auf die Kulturpolitik zurückgezogen haben, die nun mit den besten Be griffen unseres Kampfes, mit unserem kargen Sprachschatz hausie ren gehen und bemüht sind, ihn zu einer Marktware zu machen. Schützen wir uns selbst! Treiben wir keine Konjunktur mit unserem besten Kampfesgut! Seien wir sparsam mit den Worten, die uns mehr bedeuten als ein Mittel zur Verständigung! Auch sei dieses für das gesamte Schrifttum angewandt. Spannen wir nie im Schrifttum Leistungen vor Bücher, Leistungen vor Ver- lagsarbeitcn, die wir nicht selbst vollbracht haben. Holen wir uns nie die Namen großer Führer heran und spannen ihre Lei stungen, Leistungen, die sie ans einem anderen Gebiet — und dort hervorragend — aufzuwcisen haben, vor die Leistungen eines Buches. Vergessen wir nicht, deutsche Volksgenossen, daß die höchste Leistung eines Buches nicht durch das Vorwort eines Führers vergrößert, sondern sogar geschmälert werden kann! Organisieren wir auch nur da, wo wir Menschen erfassen wollen, die Mittlerdienste tun, aber machen wir Halt mit allem, was Organisation ist, vor den großen schöpferischen Menschen unserer Zeit. Die lassen sich nicht organisieren. Sie sind in kein Maß zu spannen, denn ihre Größe ist gerade noch erkennbar, daß sic in kein Maß hincinzugehen vermögen. Gehen wir mit dieser Ehrfurcht vor wahrer Größe an unsere Arbeit, seien wir hellsichtig! Durch die gute Wahl des deutschen Schrifttums helfen wir Hunderten von hungernden und warten den Menschen, die schon seit einem Jahrzehnt in die politischen Versammlungen strömen und dort etwas über den Alltag hinaus mitbekommen wollen. Es ist nicht zu erwarten, daß wir von heute auf morgen unsere Ausgaben voll abgeklärter Weisheit durchzuführen vermögen und nun alle Fragen von dem absoluten Standpunkt der Sachlichkeit behandeln. Das bleibt uns immer noch. Wir jungen Menschen oder ihr Alten, die ihr durch die Revolution jung geworden, wir können nicht heute schon in erstarrter Weisheit vor die großen revolutio nären Ausgaben der Gegenwart treten, sondern wir sind mitten in ihren Geburtswehen und Zuckungen nnd freuen uns, an dieser Geburtsstunde teilnehmcn zu können. Nebenbei führen wir noch als Mittler mit unserem ganzen Pflicht- und Verantwortungsbewußtsein das in Aufbruch geratene Volk zu dem Buch, das die Gesetzmäßigkeit in uns vertieft. Eine ungeheure Sehnsucht steckt in einem jeden Deutschen, nicht nur sein Leben lang sich der Erhaltung seines Körpers hin- zugcben, sondern über den Alltag hinauszuwachsen. Und wir kön nen heute schon die Menschen über den Alltag hinausführen, denn der Opsergeist der Bewegung ist lebendigster Beweis. Wachsen wir über den Alltag hinaus, dann schaffen wir uns eine Werkfreudigkeit und -frömmigkeit, die die Arbeit adelt. Und bei unseren großen Pflichten und Aufgaben, diesem sehn süchtigen Deutschen etwas über den Alltag hinaus mitzugeben, dürfen wir nicht wieder in die Fehler der Verwechslung von Er ziehung und Bildung verfallen, Bildung als eine Frage der Kaste anzusehen, sondern wir müssen erkennen, daß Bildung in allen Kreisen des Volkes vorhanden ist und einer geheimen inneren Bin dung des Blutes unterworfen ist, daß Bildung, wenn sie noch schlummert, durch die Erziehung geweckt, gefördert und entfaltet werden kann, aber daß keine Erziehung der Welt einen ungebilde ten Menschen zu einem gebildeten machen kann. Die Erziehung ohne Bildung schafft wohl ein Wissen, aber Wissen ohne Bildung macht chrfurchtslos, bedeutet eine Gefahr für die Eingliederung des Einzelnen in seinen Stand, weil eben diese innere Gesetzmäßig keit nicht vorhanden ist. Doch ich berühre diese Punkte nur, da es Gcdankengänge sind, die noch einer Vertiefung bedürfen, aber auch heute schon im Schrifttum ihren Ausfluß erleben. So beginnen wir das schwere, große, aber wundervolle Werk, das deutsche Schrifttum einzusctzen für alle Kreise des Volkes. Und wir beginnen dieses Werk noch unter dem ungeheuren Eindruck, den uns das Schicksal des unbekannten Soldaten hinterlassen hat. Wir, die wir mit ganzem Herzen für das deutsche Schrifttum kämpfen, wir wollen nichts anderes — und damit alles — sein: die unbekannten Soldaten des Geistes. Wir wollen uns die Meister vergangener Jahrhunderte zum Vor bild machen, die anonym schufen, die ihre Werke nur mit einem Zeichen ritzten und nicht nötig halten, ihren Namen zu nennen. Wir bekommen heute durch das Schrifttum vergangener Zeit und durch die überlieferten Kunstwerke bildnerischen Könnens wie der mit der Vergangenheit Blutnähc. Ein Land mit einer solchen kulturpolitischen Tradition, die heute noch in allen Städten und Gauen Deutschlands lebendig ist, hat eine Verpflichtung, der es sich nicht entziehen darf. Diese Tradition zeigt uns aber wieder, daß die Kultur unter dem Schutz politischer Mächte gewachsen ist. Denken wir an Rothenburg und Nürnberg und andere alte Reichsstädte. Hier gliedert sich in wundervoller Harmonie die Ornamentik des Patrizierhauscs in das wuchtige steinerne Gefüge der Trutz- und Schutzwälle der Stadt ein. Wir kennen Städte, in denen verschiedene Stilarten nebeneinander in einer Folge von Generationen gewachsen sind und die doch trotz ihrer Verschieden heit im Nebeneinander einen Zusammenhang und eine Zusammen gehörigkeit aufweisen. Wir sehen auch, wie fremde Kulturen, von uns übernommen, doch nach einer gewissen Zeit so vom deutschen Geist verarbeitet wurden, daß wir von einer deutschen Kultur spre chen können. Unsere deutschen Klassiker sind über ihre Vorbilder hinausgewachsen, unsere Romantik hat in ihrer Blüte auch alles Nachahmenswerte anderer Kulturen überwunden. So können uns die Vorbilder der Vergangenheit wohl eine Sinndeutung in der Entwicklungsgeschichte des deutschen Volkes sein, aber Vorbilder nur in dieser Bedeutung. Wir, die wir heute uns verpflichtet fühlen, an der deutschen Geschichtsgestaltung mit zuarbeiten, wir haben unsere eigenen Vorbilder und haben es nicht nötig, die Größen unserer Zeit durch den Nimbus vergangener Größen verklären zu lassen. Wenn wir uns heute den seltsamen Tiefen mittelhochdeutscher Sprache anvertrauen, so werden wir trotzdem heute nicht auf ein mal beginnen, mittelhochdeutsch zu reden, sondern wir werden unsere Sprache sprechen, eine Sprache, die sich wieder frei macht von überflüssiger Wortschwelgerei. Die Blüten dieser Wortschwel gerei verdanken wir den Fremdvölkern, die, nachdem wir uns vom Humanismus, von der mediterranen Welt frei gemacht hatten, denselben abzulösen trachteten und das Schrifttum mit Ideen aus füllten, die voll waren von einer unsauberen und wollüstigen Sprache. Wir können den Humanismus nicht einfach verneinen, wie es heute in manchen Fällen geschieht, doch ist es unsere Auf gabe, ihn an den Platz zu stellen und ihm die Bedeutung zu geben, die er verdient. Wir haben unsere eigene Sprache und wachsen in einen Stil hinein, der entwicklungsgeschichtlich zu verfolgen ist, aber sich schöp ferisch stark neu bildet. Es ist nun nicht das Wesentliche, in Verbindung mit dem Ge sagten sestzustellen. daß viele Ausdrücke und Worte unserer Sprache aus einem fremden Sprachschatz stammen oder sich ableiten lassen. Der Teil der Sprache eines Volkes ist echt und beansprucht auch nur in der tiefsten Ausdeutung als Sprache bezeichnet zu werden, der mit dem ganzen Gefühlsleben die innigste und tiefste Ver bindung hat. Unendlich viel Bücher, Sätze und Worte der deutschen Sprache haben in letzter Zeit das deutsche Volk kalt gelassen, haben nicht mehr den Zugang zum Herzen vieler gefunden. Und es gehört zum neuen Lebensgesühl des Nationalsozialismus, auch wieder eine saubere Sprache zu haben, die volkhaft ist, nicht deuteln will und von diesem neuen Lebensgefühl zu sprechen und zu schreiben ver steht, die den Weg zum Herzen eines jeden im Volke, der da sehen und hören will, gefunden hat. Sie sehen auch hier wieder das Wunderbare der großen Zeit eines Volkes, daß sie unsere Sprache um neue Worte bereichert und alten Worten versunkener großer Generationen wieder ihre Bedeutung gibt. Und somit kommen wir wieder aus der Phrasenhaftigkeit her aus. Dort aber, wo noch die Phrase herrscht, das abgenutzte und mißbrauchte Wort voransteht, dort fehlt die Echtheit des Lebens willens, dort fehlt der Wille und das revolutionäre Gefühl des Lebens. SS
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