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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.01.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-01-20
- Erscheinungsdatum
- 20.01.1934
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- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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X: 17, 20. Januar 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. DtschnBuchhandel. Dumpf klingt der Marschfchritt endloser Kolonnen unserer Bewegung. Das Volk ist erwacht. Wir Mittler, Hüter geistiger Güter, marschieren mit. Zum Schluß aber rufe ich Ihnen allen mit den Worten von Hans Schwarz zu: Und glaubt auch nicht, der Gipfel sei erreicht, es gelte jetzt den Ruhmeskranz zu winden, wer sich zu früh mit seiner Zeit vergleicht, der wird den Platz nicht in der Zukunft finden. Wir schufen nicht, daß eure Arbeit ruht, ihr sollt euch neue Form vom Herzen ringen, und wenn ihr es mit ganzer Seele tut, so werden, die euch lieben, mit euch singen! Ihr seid das Aufgebot, das wir geträumt, wir nahmen euch voraus die ersten Stufen, und ob sich eure Eigenliebe bäumt, ihr seid wie wir zur Folge aufgerufen! Die Aufgaben -es deutschen Buchhandels im nationalsozialistischen Staat Hat der Buchhandel versagt? Oie Stimme der Auslanddeutschen. (S. auch Jjr. 292 und 294 vom 46. und 49. Dezember 4933 und Ilr. 4, s und 43 vom 2., 6. und 46. Januar 4934.) Wilhelm pleyer: „DieZeit bedeutet für den deutschen Buchhändler eine Wende". An einem großen Teil der deutschen Buchhandlungen geht man nicht ohne Unbehagen vorüber, obwohl ihre Auslagen mit nationalem Schrifttum gefüllt sind, bzw. gerade weil sie es sind. Man erinnert sich nämlich noch an vorgestern, da dieselben Buch läden Glanz und Mist der Jnternationalität in Hülle und Fülle bargen, und wir scheinen nicht daran zweifeln zu dürfen, daß ein neuer Wandel wiederum von heute auf inorgen neue Ware in diese Gcschästsgeschäfte wirbeln würde. Das Wort »Konjunktur», das wir bei solcher Betrachtung übel ani Gaumen fühlen, be sagt, ein wie geringes Vertrauen ein großer Teil des deutschen Buchhandels sich in den vergangenen Jahren erworben hat. Schlimm genug, daß nun solche Buchhändler nicht eine Genug tuung und einen neuen Schöpfungstag ihres Standes, sondern vorderhand bloß eine Konjunktur erleben. Wir sind es aber dem Stande und dem Volke schuldig, daß diese Zeit für den deutschen Buchhandel mehr, nämlich eine Wende bedeute. Es hat deshalb auch keinen Sinn, über solche Dinge, die unser geistiges und damit unser nationales Dasein betreffen, hin- wegzulomplimentieren. Man muß den Schäden der Vergangen heit nachsühlen, um Abhilfe für die Zukunft zu schaffen. Diese Schäden sind für den Buchhandel dieselben wie für alle anderen Stände. Auch die Buchhändler gehören zu den Gehetzten der Hetze unserer Zeit. Es geht ihnen wie den Journalisten: sie sollen immer aus dem laufenden sein und sind beruflichdazu verhalten, eine Menge Dinge zu kennen, die sie nicht kennen. Der Schwadroneur hinter der Buddel, der »selbstverständlich« das Neueste schon kannte, war der Sklave des Reklameschriebs einer den großen undeutschen Verlagen hörigen Presse. Er kannte schließlich nur mehr einen Respekt: die Angst, für rückständig gehalten zu werden. Die Geschwindigkeiten wurden immer varietömäßiger, es ging nicht mehr um das Buch des Jahres, sondern um das Buch der Woche, und zum Dünkel des »Aktuellen« gehörte es, im Datum eine Qualität zu sehen. Und um immer sicher zu gehen, machte man in Kosmopolitismus und allgemeinem Chutbe mit und tat jahrelang Hunderten bitter unrecht, die hinreichend unaktuell waren, um die geistigen Hüter der Heimat und Walter des Volks tums zu bleiben, unverbesserliche »Provinzler«, Leute vom voll kommen Platten Lande. Die echten Provinzler waren aber inzwischen ganz andere Leute. Es gibt einen üblen Provinzialismus: der das Unzuläng liche lobt, nur weil es der eigenen Provinz entstammt. Und cs gibt einen noch übleren Provinzialismus: der an einem Werke herumkrittelt und geringschätzig von ihm spricht, nur weil es der eigenen Provinz entstammt. Was für das Landschaftliche gilt, das gilt aber auch für das Geistige. Eine heftig gestikulierende Reklame hatte unter weiblicher Ausnutzung unserer Gutgläubig keit uns Deutsche den Minderwertigkeitskomplex gelehrt. Wir konnten einfach nicht mehr mit, wenn cs um Geist ging. Die Zu sammensetzung auf der anderen Seite war jedoch auch diesmal die: 20°/° Geist, 60°/« Chutbe, 16"/» Zucker und 5°/° Kassaskonto. Es dauerte bloß ein bißchen lange, bis eine genügende Anzahl von uns hinter diese Chemie gekommen war. Inzwischen konnten die wenigen Unbeeinflußbaren seststellen, daß es eigentlich nur recht wenige völkische Schriftsteller gab, die einen so schlechten Stil schrieben wie etwa Emil Ludwig und Stefan Zweig. Ja aber, kann da cingewendet werden, die Kunden haben doch selber solche Wünsche gehabt; man konnte sie doch nicht zur Konkurrenz laufen lassen? — In meiner Stadt ist ein Buchhändler dafür bekannt, daß er öfter einmal jemandem vom Erwerb eines Buches abrät, auch dann, wenn er es !m Regal stehen hat. Der Mann gilt als Son derling, im übrigen geht sein Geschäft gut. Er beweist jedenfalls allen seinen Kollegen, daß Charakter keineswegs wirtschaftlichen Zusammenbruch bedeutet. Bücher kosten Geld, wenn sie auch immer noch billiger sind als vieles andere, und der Käufer wie der Verkäufer sollte bedenken, daß das beste Geschäft mit einem Buch gemacht wird, das ein Hausbuch ist und das man öfter als bloß e i n mal zur Hand nimmt. Da stehst du sonst mit deni von Presse und tüchtigem Verkäufer aufgeschwatzten Schmöker da und bereust, in die Buchhandlung gegangen zu sein. Dein Bü cherschrank, vor den du unwillkürlich trittst, so oft dir Geld fehlt, wird mählich ein Gegenstand des Unbehagens. »Bücher sehen dich an.« Man kann leichtlich jemand dazu bringen, allerhand Bücher zu kaufen, aber es wird schwer halten, ihm jene Freude am Buch zu schaffen, die durchhält. Immer sind das bessere Geschäft von heute und das bessere Geschäft des einzelnen der Feind des besse ren Geschäftes aller aus die Dauer. Aber wir wußten es ja so lange ganz anders. Um den Reb bach der eigenen Firma haben wir die Sache preisgegeben, und als sie preisgegeben war, stellte es sich heraus, daß zwar erst etwas später aber sicher auch die eigene Firma zu leiden kam. Wenn vor lauter Rücksichtslosigkeit der einzelnen ein ganzer Stand in den steifen Dreck kommt, dann sind eben auch die ein zelnen dabei. Die äußere und vor allem die innere Vertrauenskrise, in welcher der Buchhändler heute vielfach steckt, ist somit eine Folge seiner vergangenen — hoffentlich wirklich vergangenen — Tüch tigkeiten. Es ist nicht vorstellbar, daß sich ein Handwerker, ein Lebensmittel- oder Schnittwarenhändlcr halten kann, der schlechte Ware liefert. Nur beim Buchhändler sollte das anders sein?! — Nein, und daran ändert nicht einmal die Tatsache etwas, daß gerade zum Buchhändler die meisten Kunden mit bereits fest stehenden Wünschen kommen. Der Kollege, der wenn nötig abrät, hat nicht bloß sittlich, sondern auch wirtschaftlich recht. 61
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