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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.01.1934
- Strukturtyp
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- 1934-01-18
- Erscheinungsdatum
- 18.01.1934
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- Deutsch
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X 1b, 18. Januar 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d.Dtschn Buchhandel. gebracht, seine Völker einzuöentschen (was uns durchaus nicht er strebenswert erschienen wäre), noch auch hat Österreich verstanden, den reif gewordenen Völkern die Rechte der Eigenpersönlichkeit ehr lich und bedingungslos einznräumen. Das alte Österreich verfiel in den Fehler jener Eltern, die nicht einsehen wollen, daß ihre Kinder erwachsen geworden sind. So verwandelten sich die dankschuldigen »Kinder« in Gegner, die um ihre Freiheit kämpften. Ter deutsche Buchhandel wurde wider Willen in diesen Kampf verstrickt, bei dem das Deutschtum ans verlorenem Posten stand. Denn, wohlgemerkt, der Serbe, Rumäne, Madjar und Tscheche, der das System Österreich bekämpfte, stellte österreichisch mit deutsch gleich. In den Kreisen des im Siidosten ansässig gewordenen deutschen Buch handels spielten sich wahre Tragödien ab, seelisch und wirtschaftlich. Es ist nicht zuviel gesagt, wenn man von stummem Heldentum spricht im Gedenken jener Buchhändler, die unbemerkt und unbedankt ihre Aufgabe bis zum letzten erfüllt haben. Dem nichtdentschen, ortsansässigen Buchhandel in den betreffen den Gebieten, der ja allein nicht stark genug gewesen wäre, den nationalistischen Kampf zu führen, gesellten sich freudig die Stoß- trnppcn des w e st st a a t l i ch e n A n s l a n d b u ch h a n d e l s zu, insbesondere des französischen. Wien hatte einst den Geltungsbereich deutschen Geistes znm Besten aller weit vorwärtsgetragen. Mit seiner verfehlten Politik schuf aber dasselbe Wien später jene verhängnis volle Bresche, durch die seine vielen politischen Gegner in konzentri schem Angriff bis tief in die Stellungen der deutschen Kultur vor stoßen konnten. Nur so war es möglich, daß der französische Buchhandel ihm geographisch, geschichtlich und kul turell durchaus wesensfremde Gebiete gegen alle Gesetze der Vernunft erobern konnte! Und als später durch das Ergebnis des Weltkriegs jeder deutsche Einfluß gebrochen worden war, hatte der französische Buchhandel vom Alpenrand bis znm Bosporus alle Trümpfe fest in der Hand. Unter diesen Verhältnissen, die für uns hoffnungslos schienen, begann dann der deutsche Buchhandel im Südosten seine neueAuf bau a r b e i t. Was der deutsche Buchhändler hier auf schwierigsten Posten geleistet hat, dafür ist kein Lob groß genug. Sein französischer Widersacher wurde mit allen Mitteln, mit Subventionen, mit diplo matischem Druck, selbst mit militärischen Mitteln gefördert. Die deut schen Buchhändler standen oft in einem wahren Hexenkessel von Haß, Verachtung und Verfemung. Es bedurfte wahrhaftig guter Nerven und eines unerschütterlichen Glaubens an die eigene Sendung, all dem standzuhalten. In den Ländern der Kleinen Entente fiel dem deutschen Buchhändler überdies noch die Ausgabe zu, das alte Miß verständnis aufzuklären, das die Begriffe Deutsch und Habsburgisch- Osterreichisch einander gleichsetzte. Auch war es Sache des Buchhändlers, dem erstarkten Nationalgesühl der betreffenden Völker Rechnung zu tragen und eben ans diese Weise dem deutschfeindlichen Chauvinismus den Boden abzugraben. All diese schweren Aufgaben hat der deutsche Auslandbuchhändler im Südosten voll und ganz erfüllt. Allerdings fand (und findet) er dabei n i ch t i m m e r d i e n ol iv e n d i g e Rückendeckung in der Heimat. Die ungeheure und durchaus einmalige Aufgabe, der er dort unten mit Einsatz all seiner Kräfte dient, wird von manchen deutschen Verlegern und Lie ferfirmen noch nicht ihrer ganzen Bedeutung nach erkannt. Dieser Einwand bezieht sich sowohl auf Verlagsproduktion wie auch auf den geschäftlichen Verkehr. Der deutsche Buchhandel hat in erheblichem Maße mitgeholfen, dem Deutschtum im Südosten wieder ein gut Teil des Ranges zurück zugewinnen, der ihm gerade hier von Natur aus zukommt. So wurde also auch der Boden für die gewaltigen Eindrücke empfänglich ge macht, die die deutsche Revolution auslöste. Es würde zu weit führen, Beispiele zu geben für den über alles Erwarten lauten Widerhall, den der Umschwung im Reiche hier ausgelöst hat! Aber es wäre verfehlt zu glauben, daß damit für den deutschen Auslandbuchhandel das goldene Zeitalter begonnen hätte. Wieder sah er sich vor ungemein schwierige Aufgaben gestellt. Bei dem Be streben, seinen Käufern den Sinn der deutschen Neugestaltung klarzu machen, konnte er nur aus einer einzigen Quelle schöpfen, den neuen deutschen Büchern und periodischen Druckschriften. Seinen Wider sachern aber standen Quellen verschieden st en Ursprungs zur Verfügung, ja sogar ein recht umfangreiches Schrifttum in deutscher Sprache, das aus Österreich, der Tschechoslowakei, dem Saargebiet, Holland und Frankreich kam und kommt. Überdies waren in den Südostländern — ich denke dabei vor allem an Griechenland, Bul garien und Rumänien — die freudigsten Bejaher der deutschen Revo lution besonders jene Schichten, die als Leser von Büchern nur wenig in Frage kommen. Ein beträchtlicher Teil der städtischen Intelligenz stand noch ganz unter dem Einfluß gegnerischen Schrifttums. Und hier setzte also eine doppelt schwere Aufklärungsarbeit des deutschen Buchhandels ein. Daß sie bereits heute entscheidende Erfolge errungen hat, steht außer Zweifel und ist unter anderem auch rein ziffernmäßig festzustellen. Da sich der deutsche Buchhandel unterdenkbar u'n g ü n st i - gen Verhältnissen als Träger des deutschen Geisteslebens im Südosten bewährt hat. können wir überzeugt sein, daß er auch in Zukunft unter voraussichtlich freundlicheren Bedingungen seiner Auf gaben gerecht werden wird. Sein wichtigstes Ziel im Rahmen des gesamtdeutschen Wiederaufbaues ist es, mitznwirken, daß Deutschlands kulturelles und wirtschaftliches Wirken jenen, allem machtpolitischen Ehrgeiz entrückten Vorrang genieße, der dem Deutschtum ans Grund der naturgegebenen Voraussetzungen hier znkommt. Das Znriickdrängen des deutschen Einflusses zugunsten erkünstelter Konstruktionen war eine jener naturwidrigen Erscheinungen, die den Verfall Europas mit sich brachten. Es liegt unbedingt im Interesse aller mittelbar und unmittelbar Beteiligten, wenn hier mit den schweren Fehlern der Vergangenheit endgültig aufgeräumt wird und jeder Exponent europäischer Kulturen den Platz zngcwiescn erhält, der ihm auf Grund der tatsächlichen Verhältnisse zukommt. Die Arbeit und die Ergebnisse des deutschen Buchhandels im Siid- osten stehen in enger Wechselwirkung znm Verhalten Österreichs, der Brücke zwischen dem deutschen Mitteleuropa und eben jenen Ländern, von denen hier die Rede ist. In der Vergangenheit war Österreich Pionier und Vermittler des deutschen Geistes lebens, aber doch auch wieder Störerund Hemmnis. Noch heute kann Österreich diese wie jene Nolle spielen, allerdings bereits mit gewissen Einschränkungen. Wenn Österreich seiner Sendung ge recht werden will, ist es imstande, sich selbst, dem Gesamtdcntschtnm und den Südostländern wertvollste Dienste zu erweisen. Im entgegen gesetzten Falle wären die Nachteile zwar für alle bedauerlich genug, die Gefahr für die geistige Machtstellung des Deutschtums jedoch nicht mehr allzu groß. Denn durch eine innerliche Loslösung von der deut schen Gesamtkultur müßte Österreich den letzten Rest seines alten geistigen Einflusses auf die Slidostländer verlieren. Diese Bankrott erklärung des wahren österreichischen Gedankens würde also der nen- gestärkten deutschen Geltung in jenen Ländern keinen allzu nennens werten Abbruch tun. Aber die immer noch ungeklärte Stellung Öster reichs erschwert heute in mancher Hinsicht die Arbeit des deutschen Sttdostbnchhanöels. und dies in erster Linie wegen seiner früher be sprochenen alten Bindungen an Österreich. In aller Welt schafft der deutsche Auslandbuchhandel heute Lei stungen von tiefer beziehungsreicher Bedeutung für die deutsche Ge samtheit. Man denke nur an Skandinavien, Südamerika und den Fernen Osten. Fn Sübosteuropa aber kommt ihm jene ganz besondere Aufgabe zu, die ein durchaus wesentlicher Bestandteil des deutschen Lebens ist. Verwendung von Bedarfsdeckungsscheinen bei Dücherkäufen. An die Reichsschrifttumskammer ist seitens des Börsenvereins, nachdem schon früher mit dem Finanzministerium deswegen Fühlung genommen worden war. neuerdings eine Eingabe gerichtet wor den, in der es u. a. heißt: Zum Abschnitt 5 des Gesetzes zur Ver minderung der Arbeitslosigkeit vom 1. Juni 1938 sind im Laufe des letzten Halbjahres verschiedene Durchführungsbestimmungen über die Ehestandshilfe der Lohn- und Gehaltsempfänger ergangen. Die Spitzenverbände von Handwerk und Handel haben besonders strittige Fragen über die Anwendung des Gesetzes in unmittelbaren Verhandlungen mit dem Finanzministerium ge klärt. Die den Gemeindebehörden danach zugegangenen Richtlinien zum Gesetz über Förderung der Eheschließungen brachten daher neben den Anweisungen über das Verfahren der Zulassung einzelner Ge schäfte auch eine Aufstellung aller Waren, die als »Hausgerät« im Sinne des Gesetzes gelten sollten und die gegen Tarlehnsabschnitte bezogen werden konnten. Es sind danach grundsätzliche Verkaufsstel len zugelassen, die Möbel und Hausgerät verkaufen. Unter Hausgerät sind alle Gegenstände zu verstehen, die, mit Ausnahme von Kleidung und Wäsche, zur Errichtung eines Haushalts dienen. Bücher fehlen in dieser Aufstellung. In der Tat ist auch nicht bekannt geworden, daß die Gemeinden einzelnen Buchhandlungen die Ein lösung der Darlehnsscheine gestattet hätten. Auch dem Gesetz über Steuererleichterungen vom 15. Juli 1933 (RGBl. I Seite 191) und zwar der Erklärung zum 8 2 des Gesetzes (S t e u e r f r e i h e i t f ü r einmalige Zuwendungen an Arbeitnehmer) liegt die gleiche Auswahlliste von Hausgerät zugrunde, Kleidung und Wäsche sind hierbei berücksichtigt worden. Alle Anträge, auch Bücher in das Verzeichnis aufzunehmen, hat das Ministerium abgelehnt. Der Deut sche Industrie- und Handelstag hat auf einen von ihm weitergelei- 53
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