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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.03.1930
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- 1930-03-25
- Erscheinungsdatum
- 25.03.1930
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.Vr 7l, 25. März 1930. Redaktioneller Teil. s. «.Dgchn.vuchhantel. Jugend Menlor und Begleiter sein soll, zu arbeiten, zu ringen und zu opfern, um das zu empfangen, was des höchsten Kampfes höchster Preis ist: Die Seele unserer deutschen Jugend. In einem Zwiegespräche zwischen Universitätsprofessor vr. Theodor Litt als Vertreter der Erzieher und Wolf gang von Einsiedel als Vertreter der Jugend führte elfterer aus, daß es für einen Vertreter der modernen Erziehungs theorie fast ein Wagnis sei, ein gutes Wort für das Buch einzulegen, ohne sich dem Vorwurf auszusctzcn, reaktionär zu sein, denn die moderne Erziehungstheorie sehe zum größten Teil von der Verwendung des Buches ab und habe die sogenannte Tag- oder Arbeitsschule geschaffen im Gegensatz zur Buch schule. Herr von Einsiedel wirft die Frage aus, in welchem Sinne man von Jugend sprechen dürfe, Jugend sei heute ein Sammelsurium von Bünden, Kreisen und sogar Jahrgängen, die neben- und durcheinander leben, vielleicht gäbe es auch noch eine andere Jugend, ein unsichtbares Gemeinsames. Was sich so Jugend nennt, wolle heute vom Buch nichts wissen. Herr Prof. Litt erblickt den schlimmsten Feind der Buchkultur in der schlech ten Hinsührung zum Buch und in der Hinführung zum schlechten Buch. Herr v. Einsiedel verweist auf die innere Schwcr- puuktsverlageruug; es ist eine neue Lebcnsmentalität und ein neues Körperbewußtscin cingetreten, der Preis, den diese Kräfte fordern, ist hoch, es ist der Preis der Phantasie. Anderer seits ist die Aversion der Jugend gegen die Bildung nicht nur eine Abneigung gegen den Modus der Bildung, sondern gegen das Bildungspriuzip, daraus erwächst der Jugend eine Unfähig keit zum Zuhöccn und zum Lese». Das Buch spielt vielleicht noch die größte Rolle als politisches Dcbatticrobjekt, man liest cs, um debattieren zu können, im übrigen schreibt die Jugend lieber, als sie selbst liest. Herr Prof. Litt vermißt die seelische Haltung, die im Buche ruhenden Schätze hcrvorzuheben, bei einem nicht geringen Teil der jungen Generation. Er hat diese Erfah rungen mit einem Teil der Jugend gemacht, die auf den Umgang mit Büchern angewiesen ist. Der Weg der Vorlesung ist heute beliebter als der des eigenen Lesens. Selbst wenn cs gelingt, das junge Geschlecht an das Buch heranzubriugcn, so könnte man oft beobachten, daß es an der geistigen Spannung fehle, um den Wert des Inhalts und den Reiz der Form z» empfinden. Herr non Einsiedel erblickt den Grund hierfür auch auf seiten des Buches. Die Phantasielosigkcit der Dichter sei heute min destens ebenso groß wie die der Jugend; den gleichen Vorwurf könnte man gegen das Bildungsbuch erheben, denn entweder verliere es sich in historisch-akademischer Problematik oder cs versuche einen Kompromiß mit dem sogenannten aktuellen Leben. Beides lehne die Jugend mit Recht ab. Herr Professor Litt kann dagegen nicht im Namen der Dichter pro testieren, sondern nur dazu Stellung nehmen, ob das Bildungsbuch die heutigen Forderungen erfüllt. Frage sei, ob man überhaupt bestimmte Forderungen an die Autoren von Büchern stelle» könnte. Forderungen könnte man nur an einen Menschen stellen, der in der Lage sei, den Prozeß dessen, was in ihm vorgcht, nach seinem Willen zu lenken. Die Vorstellung, die er vom Dichter habe, verbiete ihm, die Lenkung eines Produk- tiouswillcns anzunchmcn. Wenn sich ein Dichter vor der Inan griffnahme eines Werkes fragen müßte, wie er es anstellen solle, damit die Forderungen der Zeit erfüllt werden, so würden die unmittelbaren Instinkte des Schaffens in einer Weise beirrt wer den, die ihm höchst bedenklich erscheint. Herr vonEinsiedel erklärt, die Jugend halte sich zu Forderungen für berechtigt, könnte sic aber den Dichtern gegenüber nur negativ stellen, in dem sie ihre Werke nicht aufnchme. Gegen die Autoren der Bildungsbüchcr könnte dagegen die Forderung positiv gestellt werden. Jugend unterscheide sich von den Kritikern dadurch, daß sie die Zcitbnchcr nicht überschätzt. Professor Litt meint, Forde rungen zu stellen, habe einen guten Sinn denjenigen gegen über, die den Weg zum Buch weisen wollen durch literarische Erziehung. Um dieses Problem einigermaßen zu behandeln, müßte man einen weiten Weg machen durch das Gebiet unserer Bildungseinrichtungen, wozu es aber heute an Zeit fehlt. Durch das Vielerlei von Forderungen an Examinas fehle es den Stu dierenden heute an Zeit und Ruhe, sich dem zuzuwenden, was sie möchten. Herr von Einsiedel stimmt dem durchaus bei und gibt zu, daß auch das Buch gewiße Forderungen an die Jugend zu stellen habe. Diese ließen sich vielleicht in dem einen Sah zusammenbringen: Seid jung, seid neugierig, hungrig, nor- oussetzungslos und hingebend. Das Wort Jugendbuch sei ein Unsinn, es gäbe kein Jugendbuch, das beste Buch für Erwachsene sei das Jugendbuch. Jugend und Buch seien einander wahlver wandt, beide wollten die Welt erobern. Auch Herr Professor Litt gibt zu, daß über den Erwachsenen und den Jungen eine Einheit aufgerichtet ist: das Buch, dem der heutige Abend ge widmet ist. Im Anschluß an diese Veranstaltung hatte der Börscnver- cin einen engeren Kreis zu einem kleinen Abendbrot in den Rats keller cingcladcn: Herr vr. Oldenbourg begrüßte die Gäste namens des Vorstandes und wies vor allem darauf hin, daß der Tag des Buches tatsächlich im großdeutschen Sinne alle dein deutschen Buche Dienenden z» einheitlicher Kundgebung zusam- meniasse, soweit die deutsche Zunge klingt. Sein Hoch aber galt der deutschen Jugend, an der nicht nur die Zukunft des deutschen Buches, sondern die deutsche Zukunft überhaupt hänge. Auswahl ürr 50 bcjlgeöruckten Bücher öes Jahres Am Sonnabend vormittag versammelte sich im Vortrags saal der Deutschen Bücherei ein geladener Kreis, um die Ver kündung der 56 bestgedruckten deutschen Bücher des Jahres 1929 namens der Deutschen Buchkunststiftung entgcgenzunchme». Auch diese Veranstaltung wurde durch den Rundfunk übertragen. Zunächst ergriff Herr Ministerialdirektor Gcheimrat vr. Klien das Wort: Meine sehr geehrten Damen und Herren! Wenn ich heute das Wort ergreife, so geschieht das nicht wie sonst hier in Leipzig üblich als Vertreter der Regierung und als Ministerialdirektor, sondern als Vorsitzender des Vorstandes der Deutschen Buchkunststiftung. Ich glaube, Sie sind einverstanden, daß ich mich trotzdem so kurz wie sonst fasse. Als Folge der (gewiß noch in Ihrer Erinnerung iort- lcbenden) Internationalen Buchkunstausstellung des Jahres 1927 ist hier in der Stadt des Buches vom Sächstschcn Wirt schaftsministerium mit Unterstützung des Reichsministcriums des Innern und der Stadt Leipzig die Deutsche Buchtnnststistung ins Leben gerufen worden. Ihre Verwaltung hat die Deutsche Bü cherei übernommen, die große nationale dcntsche Bibliothek, in der das gesamte deutschsprachige Schrifttum des In- und Aus lands zusammenströmt, die sich in ihrer »Abteilung der künst lerischen Drucke- die Pflege des schönen deutschen Buches ganz besonders angedcihen läßt. Wiederholt ist von Vertretern des deutschen Buchgewerbes die Anregung ergangen, nach dem Vorbild anderer Länder auch für Deutschland die »50 bestgedrucktcn Bücher des Jahres- durch berufene Sachverständige anszuwählcn und die Titel der Bücher zu einem geeigneten Zeitpunkt öffentlich bekanntzngcbcn. Diese Auswahl ist nun zum ersten Male getroffen worden, und zwar für die im Jahre 1929 erschienenen Bücher. Wir glaubten, daß der »Tag des Buches- die geeignete Gelegenheit ist, das Ergebnis zu verkünden. Für die Durchführung der Auswahl kam es nach dem ein stimmigen Urteil der Vorstandsmitglieder in erster Linie daraus an, als Preisrichter Persönlichkeiten zu gewinnen, die, ausge zeichnet durch hervorragende Sachkenntnis, das volle Vertrauen aller am Buche beteiligten Kreise besitzen und so in jeder Weise die Gewähr bieten, daß die Auswahl nach rein sachlichen Ge sichtspunkten erfolgt. Dabei sollten die verschiedenen Zweige und Richtungen des Buchwesens soweit als möglich mit zur Geltung gebracht werden. 283
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