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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.03.1930
- Strukturtyp
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- 1930-03-25
- Erscheinungsdatum
- 25.03.1930
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- Deutsch
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Nr. 71 (N. 35). Leipzig, Dienstag den 2S. März 1930. 97. Jahrgang. RrdMroueller TA Der Tag des Buches 1930. Eine Übersicht über den Verlauf des diesjährigen Tages des Buches in seinem Gesamtumfang zu geben, ist im Augen blick naturgemäß noch nicht möglich. Es muß Vorbehalten blei ben, nach und nach in Teilberichten zusammeuzutragen, was sich dann zum umfassenden Bilde runden mag. Den Reigen soll das nachstehend über einen Teil der Veranstaltungen in Leipzig zu Berichtende eröffnen. Die Buchstadt Leipzig fungierte dies mal als Vorort, Hier fand die Reichskundgebung statt, die vor einem Jahr im Plcuarsitzungssaal des Reichstags in Berlin vor sich gegangen war. Auf dein Wege über den Rundfunk konnten alle Teile Deutschlands daran teiluchmcn. Um es vorweg zu sagen: Niemand wird sich dem starken Eindruck dieser würdig und anregend verlaufenen Kundgebung haben entziehen können. Hier war wirklich so etwas wie ein Bekenntnis zum Buch, zu seinen Aufgaben und Werken zu erleben. Und nicht nur das. Die Buchstadt Leipzig hat auch sonst ihren Ruf bei dieser Ge legenheit neu bewährt und wieder allgemein offenbart. Auch die sonstigen Veranstaltungen zum Tag des Buches hier, die sich in bunter Fülle und reicher Vielseitigkeit an die Reichskundgcbuug anreihten, waren von unbestreitbarer Wirkung und erfreulichem Erfolg, Der Gedanke des Tages des Buches hat Gestalt und Leben gewonnen. Das ermuntert unbedingt dazu, die Einrich tung nun wirklich zu einer immer wiedcrkchrenden zu machen, und berechtigt zu der Erwartung, daß sic als Dauerübung schließ lich doch tiefste Wirkungen zum Besten des Buches auslösen wird. An der unter dem Protektorat des Herrn Reichsministcrs des Innern Scvering stehenden Reichskundgcbuug am Vorabend des Tages des Buches im Festsaal des Neuen Rathauses nahmen etwa 7lll> geladene Gäste teil. Unter den auswärtigen Gästen bemerkte man die Herren Ministerialdirektor Gcheimrat vr. Klien vom Sächsischen Wirtschaftsministerium; Ministerialrat Dr, Donnevert vom Reichsministerium des Innern; Ver lagsbuchhändler Kommerzialrat Wilhelm Frick aus Wien als Vertreter des österreichischen Buchhandels; Direktor W, Scheffen, Berlin, vom Grenzbüchereidienst; Ör. Friedrich Oldenbourg, München, als 2, Vorsteher des Börsenvereins der Deutschen Buchhändler zu Leipzig; Börries Freiherrn von Münchhausen, Die Leipziger Behörden und Institute waren vertreten durch die Herren Oberbügermeister vr, Rothe, Se. Magnifizenz Geh. Rcgierungsrat Dr. Falke, Rektor der Universität Leip zig, Oberregierungsrat I)r, Gelbhaar als stellvertretender Kreishauptmann, die Stadträte vr. Stahl, Krüger und Stadtverordneten-Vizcvorstcher vr, Hüble r, Herr Reichsminister des Innern Severing eröffnete die Reichskundgebung zum Tag des Buches und betonte, daß an seiner Teilnahme das Interesse der Reichsregicruug au den mit dem Tag des Buches verfolgten Bestrebungen zum Ausdruck ge bracht werden soll. Er stellte mit Freuden fest, daß die dies jährige Veranstaltung einen wesentlich günstigeren Eindruck macht als die vorige. Es könnte keine Rede davon sein, daß der Tag des Buches dazu bestimmt wäre, eine Art amtliche Reklame für den Buchhandel darzustellcn. Es lohne sich wirklich, an einem Tage des Jahres dem deutschen Volke zuzurufen, daß es die hohen Kulturgüter, die im guten Buch liegen, nicht ver schütten lassen dürfe. Er möchte der Auffassung entgcgeutrcten, als ob Film, Radio und Schallplatten Feinde des guten deutschen Buches seien, vielmehr könnten Radio und Kino auch zu guten Büchern Anregung geben. Gerade in einer Zeit der Kulturkrise dürfe die Pflege des deutschen guten Buches nicht vernach lässigt werden. Wer dem deutschen Buche auch in dieser Zeit die Wege ebnen wollte, müßte sich darüber klar sein, daß die Buch krise und die Kulturkrise unserer Tage nichts anderes sind als eine Begleiterscheinung der großen politischen und gesellschaft liche Umwälzung, die wir alle durchleben. In einer Zeit, in der der alte Mittelstand nahezu verschwunden ist, in der der neue Mittelstand täglich vom Existenzkampf bedroht ist, in der wir drei Millionen Arbeitslose zählen, kann das Buch einen reißen den Absatz nicht erwarten und finden, man muß sich klar sein, daß eine erhebliche Besserung erst cintretcn kann, wenn die poli tischen, finanziellen und wirtschaftlichen Verhältnisse des deut schen Volles sich bessern. Das deutsche Volk müsse sich klar sein, daß es dein Schrifttum gegenüber Pflichten zu erfüllen hat, andererseits haben auch die Dichter und Schriftsteller dem Volke gegenüber eine große Aufgabe zu erfüllen. Wer heute dem Volke einen Dienst leisten wolle, der sollte sich dessen bewußt sein, daß wir aus dieser Krise herauskönnen, weil wir müssen, und daß zur Überwindung dieser Krise ein gut Stück Optimismus gehört; er würde deshalb den Erfolg des Tages des Buches hoch anschlagcn, wenn es gelingen würde, die deutschen Dichter und Schriftsteller mit dem Gefühl und der Verpflichtung zu erfüllen, an die Arbeit zu gehen, um den Pessimismus zu bekämpfen, der so viele schaffensfreudige Elemente in allen Lagern unseres Volkes lähmt. Die Zuversicht, daß es einmal besser wird mit dem deutschen Volke, mit der deutschen Kultur, mit dem deutschen Buch, das sollte den heutigen Tag des Buches auszeichnen. Wenn diese Forderung des heutigen Tages erfüllt ist, so wird man in einigen Jahren auch feststellen können, daß es einer besonderen Propa ganda für das gute Buch nicht mehr bedarf, dann werden wir auch wieder das Prädikat, die Nachkommen des Volkes der Dich ter und Denker zu sein, verdienen. Herr vr, von Kardorff begrüßte als Vorsitzender des Arbeitsausschusses für den Tag des Buches die Festversammlung und insbesondere den Herrn Reichsminister S e v e r i n g, den Vertreter der sächsischen Regierung Ministerialrat vr, Klien, den Rektor der Universität Geheimrat Falke und den Obcr- bügermeister der Stadt Leipzig vr, R o t h e. Er beantwortete zu nächst die Frage, warum diese Kundgebung stattfindet, wo es sich eigentlich von selbst versteht, daß gute Bücher gekauft werden sollten. Zweifellos sind wir ein verarmtes Volk, aber wenn ein Land noch in der Lage ist, jährlich 7 Milliarden Mark für Tabak und Alkohol auszugeben, so hat es auch die Pflicht, für gute Bücher etwas übrig zu behalten. Gute Bücher können aber nur geschrieben werden, wenn die Schriftsteller zu leben haben, wenn sie nicht mehr existieren können, so drohe die Ge fahr, daß unsere geistigen Quellen verschüttet werden. Während im politischen Leben ein Kampf aller gegen alle entfesselt ist, haben wir ein Gemeinsames in der deut schen Kultur, im guten deutschen Buch. Diesmal sei der Tag des Buches der Jugend gewidmet. Alles im Leben sei Gewohnheit, das Lesen guter Bücher sowohl wie der Kauf. Deshalb könnte 281
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