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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.11.1885
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1885-11-25
- Erscheinungsdatum
- 25.11.1885
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- Deutsch
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272, 25. November 1885. Nichtamtlicher Teil. 5975 geben, die er über diese Gebiete veröffentlicht und die einzeln anzuführen wir uns des Raumes wegen leider versagen müssen. Ferner sammeln Herr Bücher in Bamberg Antiquitäten, die Herren von Maack in Kiel und W. Violet in Leipzig Münzen, Herr Geibel in Leipzig Autographen, und so wird es wohl noch viele ältere und jüngere Kollegen geben, die an dem >süßen Schmerz des Sammlers«, wie Radowitz sagt, ihre Freude nicht nur, sondern auch fortdauernde geistige Anregung zu ernster wissenschaftlicher Beschäftigung finden. Ehe wir nun zu der Darstellung dessen übergehen, was Buchhändler auf litterarischem Gebiete geleistet haben, müssen wir die Bemerkung vorausschicken, daß wir nur in Umrissen ein Bild dieser Thätigkeit entwerfen können; unbedingte Vollständig keit wird ja auch kein Billigdenkender von einem Feuilleton er warten und umsoweniger, als es noch keine Bibliographie giebt, die sich mit dem Stande der Autoren befaßt, wir also einzig auf den Zufall angewiesen waren. In erster Linie wird sich der Buchhändler, der sich zu schreiben gedrungen fühlt, wohl seinem eigenen Stande zuwenden, entweder in historischer Betrachtung oder in praktischer Nutz anwendung; und auf diesen Gebieten liegt denn auch das Be deutendste, was der Buchhandel in seinen Mitgliedern litterarisch aufzuweisen hat. Die schöne Litteratur nennt nicht viele Buch händler unter ihren Größen; wer liest noch die Romane von Ernst Bornschein oder August Wichmann oder der Leih bibliothekarin Henriette Kühn? Wer kennt die Theaterstücke von dem Karlsbader Buchhändler Heinrich Cuno oder dem Münchener Karl Thienemann? Wer weiß etwas von »Johanns Reise« von Göschen oder den Schriften von Heinr. Ehr. Vogler (Mover), dem Gegner Goethes? Oder sollen wir den entlaufenen Lehrling Salomon Geßner hierher rechnen? Der einzige, der sich in den Annalen unserer Litteratur einen dauernden Platz errungen, ist Friedrich Nicolai, und diesen Platz verdankt er lediglich seiner kritischen Thätigkeit, die ihn als langjährigen Leiter der »Allgemeinen Deutschen Biblio thek« mit allen großen Männern seiner Zeit in ebenso hart näckigen wie unglücklichen Widerspruch brachte, — man erinnere sich nur seiner Streitigkeiten mit Goethe, Kant, Fichte! Seine eigenen Werke wie die »Freuden des jungen Werther«, »Se- baldus Nothanker«, »Sempronius Gundibert« u. a. sind nur noch als Kuriositäten gesucht, und nur den »vo^nsn üls/nsn ^.lwauaoü« schätzt der Antiquar seiner Seltenheit wegen. Ob wir einen Nachfolger von Fr. Nicolai im Besitzer der Nicolaischen Buchhandlung l)r. Gustav Parthey zu den unseren zählen dürfen, wissen wir nicht; derselbe schrieb den »Deutschen Bildersaal«, »das Werk des Wenzel Hollar« und edierte zahl reiche geschätzte Ausgaben von spätlateinischen Autoren; aber er scheint uns eben deswegen mehr Gelehrter als Geschäftsmann gewesen zu sein; man kann eine Buchhandlung besitzen, ohne Buch händler zu sein; sonst wären wir ja auch berechtigt Walter Scott und vr. Wilhelm Jordan hier aufzuführen, oder die verunglückten Buchhändler L. Rellstab und Willibald Alexis. Gehen wir nun zu dem über, was Buchhändler für die Geschichte ihres Standes geleistet haben, sv müssen wir zuerst des alten Johann Gottlob Immanuel Breitkopf gedenken, der sich nicht nur als Verleger, sondern noch mehr als Drucker auszeichncte; ist er es doch, der den Notendruck mit beweglichen Typen erfand und der auch ein Verfahren entdeckte, Landkarten mit beweglichen Typen zu drucken, ein Modus, der sich indessen nicht bewährt hat. Sein ganzes Leben beschäftigte er sich damit, Materialien zu einer großen Geschichte der Buchdruckerkunst zu ammeln; indessen ist er nicht dazu gelangt, sie zu verarbeiten; nur ein großes Werk über den Ursprung der Spielkarten in zwei Bänden 1784—1800 und verschiedene kleinere Essays, so über Bibliographie und Bibliophilie u. a. m., hat er heraus gegeben. Ihm folgen in der Zeit der Pariser Verleger Antoine Auguste Renouard mit seinen beiden großen Werken über die Familien der Aldus und Stephanus und einige Deutsche: vr. Gustav Schwetschke mit seiner »Vorakademischen Buch druckergeschichte der Stadt Halle« und seinem »Ooclsx uunäinarin8« in 2 Bänden 1850—77; A. Kirchhofs mit einer ganzen Reihe der gediegensten Arbeiten über die Handschriftenhändler des Mittelalters; über die Familie der Koburger*) u. a.; C. B. Lorck mit seinem »Handbuch zur Geschichte der Buchdruckerkunst« und seiner »Geschichte des Vereins der Buchhändler zu Leipzig«; sowie schließlich ein Anonymus mit »Bausteinen zu einer späteren Ge schichte des Buchhandels«, 4 Teile, Altona 1856 und ff. Erinnerungen aus dem eigenen Leben oder dem der Firma gaben »Perthes'Leben, herausgegeben von seinem Sohne«, ein Buch, welches man als klassisch auf dem Felde der Autobiographie bezeichnen kann; ferner Carl Jügel in dem Pnppenhans, Er innerungen eines Siebzigers, und F. I. Frommann in dem schnell beliebt gewordenen Merkchen: Das Frommannsche Haus und seine Freunde. — Zur Einführung und Orientierung gab Albert Hoepstein seine Vorschule; Starke sein: »Wie ich den Buchhandel erlernte«, in seiner neuesten Auflage um eine amüsante Skizze des Antiquariates von Max Weg bereichert, und August Schürmann seine: »Organisation und Rechts gewohnheiten des deutschen Buchhandels« in 2 Teilen. In diese Rubrik gehören ferner Lorcks: »Herstellung von Druckwerken«, unser treffliches altbewährtes Schulzsches Adreßbuch, das Börsen blatt und die von Hermann Weißbach in Weimar redigierten »Buchhändler-Kalender«, »Buchhändler-Akademie«, »Antiqu. Ver- Verkehr«. Als Rüstkammer des Buchhändlers im strengsten Sinne^kann man wohl die Bibliographie bezeichnen; wie könnte ein Buch händler, er gehöre nun einer Branche an, welcher er auch immer wolle, die bibliographischen Handbücher entbehren? Niemand braucht sie so viel, daher kann auch niemand besser beurteilen, wo noch Lücken auszufüllen oder Verbesserungen anzubriugen sind, und daher sehen wir auch unter den Bibliographen eine große Anzahl Buch händler thätig, zu beginnen mit des alten Georgi: »Allgemeinem Europäischen Bücherlexikon«, welches für die Litteratur vor 1700 noch immer das einzige Hilfsmittel ist. Aus demselben praktischen Bedürfnis gingen dann Heinsius' und Kaysers Bücherlexika hervor, und ihnen schließen sich die zahlreichen bibliographi schen Handbücher an, welche die I. C. Hinrichs'sche Buchhandlung noch fort und fort herausgiebt und an deren Redaktion anfangs auch A. Kirchhofs thätig war. Auch die Spezialbibliographie ist im Buchhandel fleißig ge pflegt worden: wir denken zuerst an des verewigten Georg Othmer »Vademecum«, das speziell für die Bedürfnisse des Sortimentes berechnet ist und für dessen Brauchbarkeit schon die mehreren erschienenen Auflagen sprechen. Eines der besten Werke dieser Art ist unstreitig Hayns » Libliotbsoa Osrmanoruiu srotiaa«, in diesem Jahr in zweiter stark vermehrter Auflage erschienen, mit Preisnotizen, enträtseltenAno- undPscudonymeu und zahlreichen an deren wertvollen Notizen; wir wünschten uns zum Handgebrauch viele solcher Werke. Dann denken wir noch an die Schillerbibliographie von Paul Friedrich Trömel, an die » Lidliotüöqus äse dorivaios cks l'orclra äss vcneäietins äs 8t. illanr« von C. von Lama, au *) Hierüber schrieb auch vr. O. Hase in Leipzig. 820*
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