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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.11.1885
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- Erscheinungsdatum
- 25.11.1885
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- Deutsch
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^ 272, 25 November 1885. Fertige Bücher. 599 t Weihnachts-Novität von Friedrich Badenstedt. >60249) Am 24. November e. gelangte in Leipzig zur Ausgabe: Neues Leben. Gedichte und Sprüche von Friedrich Bodcnstedt. Ein Band in hochelegantem Originaleinband. Preis 4 50 ^ ord. Karl von Thal er sagt in einer aus führlichen Kritik in der Wien er neuen freien Presse vom 20. November u. a.: „Seit dem Jahre 1851, in welchem die Lieder des Mirza Schaify zum ersten Male erklangen, zählt Bodenstedt zu den guten Namen der deutschen Litteralur. Die schelmische Mystifikation, seine Onginalgedichte, die aller dings ein vollkommen orientalisches Gewand trugen, für Übersetzungen eines zeitgenössischen kaukasischen Sängers auszugebe», ist längst von ihm selbst ausgedeckt und erläutert worden. Vielleicht hätten diese reizenden, in heiterem Lebensgenuß wie im Wohllaut der Sprache schwelgenden Lieder nicht den außerordentlichen Erfolg gefunden, den sie errangen, wenn man gewußt haben würde, daß die orientalische Maske einen deutschen Poeten verberge. Die Wege der litterarischen Kritik sind ost ebenso wunderbar, wie jene der von den Frommen anerkannten Vorsehung, und wer weiß, ob der Hannoveraner Bodensiedl so einstimmiges Lob geerntet hätte, wie der Tifliffr Mirza Schasfy, der sür Neid und Feindschaft viel zu entfernt wohnte. Mit diese» Liedern hat Badenstedt den großen Wurf seines Lebens gethan und sich seinen Platz unter den deutschen Dichtern des neunzehnten Jahrhunderts erobert, während man ihn bis dahin nur als trefflichen Übersetzer Puschkins und Lermontows kannte. Sei cs natürliche Anlage, sei es die Ge wohnheit der orientalischen Vermummung — Badenstedt hat in allem, was er später dichtete, den Grundton Mirza Schaffys sestgehallen. Ein Hauch des fernen Ostens weht durch sein ganzes poetisches Wirken, ob er nun fröhlichen Sinnes die Liebe und den Wein besingt oder grübelnd den höchsten Fragen der Menschheit nachspürt. Im „Neuen Leben" nehmen die Gedichte be trachtenden, philosophischen Inhalts den brei testen Raum ein. Mit Fug und Recht. Baden stedt ist heute sechsundsechzig Jahre alt, die Zeit des stillen Schavens und Sinnens, die Tage der Spruchpoesie sind sür ihn angebrochen. Erfahrung und Schicksal haben ihn weder ver bittert, noch seinen Idealen untreu gemacht; er betrachtet das Leben auch heute noch von dem Gesichtspunkte des Idealisten und spricht, aus einem Thüringer Kirchhose stehend, seine Auffassung streng und deutlich aus: Des Menschen Leben ist Feuer und Rauch, Es kommt im Hauch und vergeht im Hauch. Wir leben, um geläutert zu werden, Im Kampfe mit dem Schmutz ans Erden Und nicht, um wieder in Schmutz zu versinken, Wenn wir den Kelch des Todes trinke». Aber in reisen Jahren kann sich keiner der Erkenntnis verschließen, wie arg die Wirklich keit uut den Wünschen des Idealisten in Wider spruch steht, und aus dieser Erkenntnis ent-! springt dann jene milde Ironie, jene halb lächelnde, halb zürnende Verachtung des Scheines, ; die man Weisheit nennt. Ein Dichter, der zu gleich ein Denker ist, muß im Alter notwendig! seine Anschauungen in weisen Sprüchen a»S- münzen. Bodenstedt, schon frühzeitig durch die orientalische Larve, die er vorgebunden, daran! gewöhnt, ernste Gedanken in leichte Lieder zu! verflechten, später durch das Studium und die Übersetzung des Hafis noch mehr in dieser Richtung bestärkt, giebt im »Buch der Sprüche« sein Bestes. Hier fließt ihm gleich dem greisen Nestor die Rede wie Honig von den Lippen, und mischt sich manchmal ein scharfes Wort ein, so entspringt es edlem Zorn und dem Hasse wider die Gemeinheit. . . . Wir wollen nicht von Badenstedts neuestem Buche scheiden, ohne der beiden Gedichte zu gedenken, welche »Das Leben« und »Der Tod« überschrieben sind. Sie gehören zu den be deutendsten, die je aus seiner Feder ge flossen, und klingen dem berühmten »Gesang der Geister über den Wassern« von Goethe verwandt. Dieser hat dein Dichter vorgeschwebt, und die Nach eiferung hat ihn so hoch hinaufgetragcn, daß er nicht davor zu zittern braucht, an dem herrlichen Vorbilde gemessen zu werden. Ich bin die große Unsichtbare Krast, Die aus ewigen Schoße Vergängliches schafft — so spricht das Leben und als Antiphone be ginnt das zweite Gedicht mit den Versen: Ich bin das Ende Vergänglichen Scheins, Ich bin die Wende Urewigen Seins. Es rauscht und dröhnt etwas wie Orgelton in diesen Gedichten, wahren Psalmen eines freien, in sich abge schlossenen, zu klarer Erkenntnis vor- gedruugenen Geistes." Rabatt in Rechnung 251b, gegen bar 33^,16 und auf 6X1 Freiexemplar. Ich ersuche diejenigen Firmen, welche noch nicht bestellte», mir umgehend ihre» Bcdars anzugeben, da ich unverlangt nicht versende. Breslau, 25. November 1885. S. Schottlacndcr. Zum 25jühr. Ucg.-Jubil. -. Kaisers! >60250) In Unterzeichnetem Verlage erschien soeben: Wilhelm, deutscher Kaiser und König von Prenßen. Ein Lebensbild. Mit dem Portr. d. Kaisers. 16. Auflage. Der deutschen Jugend zum 25jähr Regie- rungsjubiläum S. M. d. Kaisers gewidmet von I. v. Lö. Preis 15 X. 50 Explre. 4 50 100 Explre. 8 Diese hübsch geschr. kl Biographie hat be reits in 15 starken Ausl, die weiteste Verbrei tung gefunden und wird zur bevorstehenden Jubelfeier in Massen abzusetzen sein. Ich liefere nur bar. Prospekte zum Ver- cilen stehen in beliebiger Anzahl zu Diensten. Potsdam. I. Rentcl's Verlag. Derthald Auerbach - Gallone. gr. 4". In eleg. Mappe. Preis 10 — Probe-Exemplar bar mit 50U. ---- >60251) Potsdam. I. Rentcl's Verlag. Die besten Kasperle-Stücke. >60252) . 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