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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.05.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1930-05-20
- Erscheinungsdatum
- 20.05.1930
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- Deutsch
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M US, 20. Mai 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. die Aufgabe dieser Kriegsgeneration auch mit dem Hinweis, darauf, daß sie gelernt habe, nicht nur mit Begeisterung zu siegen, sondern auch dort, Mo der Sieg nicht zu erringen sei, standhaft und ungebrochen auszuharren und im scharfen An griffe so gut wie im geschickten Zurückweichen unbeirrt die Er reichung des notwendigen Zieles im Auge zu behalten. Aus dem Geschehen der letzten Jahre im Buchhandel glaubte Herr vr. Oldenbourg schließen zu können, daß diese Anpassungsfähigkeit an immer wechselnde Lagen oft schwierigster Art gerade im Bör senverein sich bereits bewährt habe. Auf ganz andere Zusam menhänge aber konnte er noch die Aufmerksamkeit lenken, als er das letzthin gefallene Wort des österreichischen Bundeskanzlers Schober, die Deutschen seien ein Volk in zwei Staaten, dahin vari ierte, für das eine Volk gäbe es längst auch nur einen einzigen und einigen deutschen Buchhandel, soviel Staachngrenzen damit im mer zu überbrücken sein mögen. Man darf wohl aus seinem Hinweis darauf auch das entnehmen, daß es unter diesen Um ständen eine doppelte Freude sei, im deutschen Buchhandel zu ar beiten und an der Spitze seiner Organisation zu stehen. Und er unterstrich ja zum Schluß auch noch besonders, daß diese Arbeit das schöne und beglückende Ziel habe, der deutschen Weltgeltung Pionierdienst zu leisten. Der Blick müsse auf das Ganze gerichtet bleiben, und das Bewußtsein, der Mitarbeit zahlreicher bewährter Kollegen dabei sicher sein zu können, fei die beste Ermutigung für die neue Tätigkeit, die dem Wähle des gesamten Berufes und der Besten des Volkes gewidmet sein solle. Die Versammlung nahm diese Ausführungen mit lebhaftem Beifall auf. Sie stimmte auch Herrn Nitschmann zu, als dieser bei Übernahme der Wiederwahl in den Vorstand besonders unterstrich, er wolle sich nie als Vertreter nur der Sonderinteressen einer Spezialsparte betrachten, sondern wahre Gemeinschaftsarbeit leisten, da nach seiner Überzeugung der Buchhandel in seiner Gesamtheit niemals auf Kosten des einen oder des anderen seiner Zweige gedeihen könne, sondern in seiner Blüte gleichmäßig vom Wohlergehen aller abhängig bleibe. Nimmt man alle diese Äußerungen, die noch durch manches gelegentliche glückliche Wort auch an anderer Stelle ergänzt und bestätigt wurden, zusammen, so kann man feststellen, daß die diesjährige Hauptversammlung aus diese Weise Gelegenheit gehabt hat zu einer eindrucksvollen Kundgebung für einige Zusammenarbeit zum Gemeinwohl, aber auch zu einer treffenden Charakterisierung des Wesens aller Vereinsarbeit und der Bedeutung der Tätigkeit in Vereinsämtern, welche immer in Frage kommen mögen. Der Börsenverein kann vertrauensvoll in die Zukunft blicken und wird sicherlich ungezählte Jahre zum Besten des buchhändlerischen Gemeinwohles wirken können, wenn der Geist, der in den Ansprachen von Kantate 1930 zu Worte kam, die Führung in seinen Reihen behält. Wirft man noch einen Blick aus die Sachgebiete, die nament lich bei der Besprechung des Jahresberichtes berührt wurden, so findet man dort bestätigt, daß jene Berufsauffassung tatsächlich auch die praktische Arbeit weitgehend beherrscht. Das gilt etwa, wenn Herr Hel dt, Hamburg, über die Erfahrungen gemein nütziger Organisationen des Hamburg-Altonaer Buchhandels be richten konnte. Das klang aber auch hervor, als Herr Hillger, Berlin darauf hinwies, daß manchen unerfreulichen Entwicklungen im öffentlichen Leben, wie sie in letzter Zeit zur Genüge leider be kanntgeworden sind, nicht zuletzt dadurch am bestenbegegnet werden könne, wenn in richtigem Zusammenarbeiten gerade der Angehö rigen eines Berufes allen Irrungen und Mißbräuchen eine Ein heitsfront des Anstandes und der geschäftlichen Reinheit entgegen gestellt würde. Der Gedanke derWahrung gemeinsamer Interessen und des Ausgleiches austretender Gegensätze zum Besten des Ge meinwohles wird aber auch Gelegenheit haben, sich aufs neue zu bewähren bei den Beratungen zur Vorbereitung einer neuen Verkehrsordnung, die nach Annahme des Antrages Nitschmann und Genossen demnächst eingeleilet werden sollen. Gerade hier wird Gelegenheit sein, wirklich das Gesamtwohl des Buchhandels zu fördern, wenn die Bestimmungen nicht im Sinne einseitiger Ansprüche, sondern der bestmöglichen Organisation zum gleich mäßigen Nutzen aller Beteiligten gestaltet werden. Schließlich steht im Zeichen solcher weitsichtigen Erwägungen ja auch alles, was Kantate 1930 erneut zu den Fragen der llrheberrechts- reform, der Betätigung der öffentlichen Hand in der Wirtschaft, der Kultur- und Sozial-, der Steuer- und Wirtschaftspolitik vor zubringen war. Man wird dem Buchhandel hier schwerlich den Vorwurf machen können, er verfolge irgendwie einseitige und egoistische Interessen. Er hat vielmehr immer wirklich das Ge meinwohl und die Interessen derer im Auge, denen er mit seiner Arbeit dient und für deren Wohlergehen er sich mit verantwortlich fühlt. Das gilt nicht zuletzt für die Entschließung, die bezüglich der Volksausgaben gefaßt worden ist. Es ist mehr als billig, dem Buchhandel hier etwa vorwerfen zu wollen, er übersehe das Inter esse der Bücherkäufer und verschließe sich wirtschaftlichen Not wendigkeiten. Ein Buchhandel, der in seiner Geschichte zur Ge nüge den Nachweis erbracht hat, wie sehr er sich der Förderung der Volksbildung und der Bekämpfung einseitiger Privilegien verpflichtet fühle, der in seinen Reihen einen Reclam hat — um nur diesen einen Namen zu nennen, obwohl ihm noch viele ange reiht werden könnten —, ist über den Vorwurf erhaben, daß er die berechtigten Interessen aller abzuwägen nicht imstande sei. Wer jetzt anklagen möchte, soll doch auch nicht vergessen, daß gerade aus den Reihen des Buchhandels immer wieder betont worden ist, wie notwendig es sei, sich den veränderten Kaufkraftverhält- nissen und den allgemeinen soziologischen Strukturwandlungen in unserem Volke anzupassen. Der deutsche Buchhandel kann vor allem ja auch darauf Hinweisen, in wie großem Umfange in der ganzen deutschen literarischen Produktion billige und billigste Bücher zur Verfügung stehen, sodaß auch der Mindestbemittelte sich den Genuß eigener Lektüre wertvollster Art nicht zu versagen braucht. Aus Grund seiner Sachkenntnis aber kann der Buch handel auch beanspruchen, davor warnen zu dürfen, im einzelnen Wege einzuschlagen, die bis zu Ende gegangen gerade jene be rechtigten Interessen der Volksbildung gefährden und den Fortbe stand nicht etwa des deutschen Buchhandels, sondern des deutschen Literaturlebens in Frage stellen müssen. Wem wäre letzten Endes geholfen, wenn der deutsche Buchhandel eines Tages dem litera rischen Nachwuchs erklären müßte: wir können euch nicht mehr alle fördern, nicht einmal mehr eine größere Auswahl von euch. Wir müssen uns darauf beschränken, einige ganz wenige, ja viel leicht jährlich nur noch einen in einer Riesenauflage zu Worte kommen zu lassen, weil wirtschaftlich jede andere Möglichkeit ver baut worden ist. Das wäre den Autoren gegenüber nicht zu ver antworten, das ist aber auch bei richtiger Überlegung aller Folgen dem ganzen Volke gegenüber nicht zu verantworten. Wenn irgendwo, so gilt daher hier das Wort »viäesnt consules, ne guiä äetriinsutl res publica capiut!« Und in diesem Sinne war es sehr wohl berechtigt, wenn die letzte Hauptversammlung ihre Stimme erhob. Das mögen sich auch alle gesagt sein lassen, die etwa übereilt unfreundliche Kritik üben wollen. Im übrigen ist ja auch zur Genüge zum Ausdruck gekommen, daß, abgesehen von derartigen Maßnahmen, der Buchhandel darauf bedacht ist, durch Verbesserung seiner Organisation und durch Bekämpfung aller weiteren Verteuerungen dafür zu sorgen, daß dem deutschen Volke seine geistige Nahrung stets so wohlseil wie irgend möglich ge boten werden kann. Mit diesen Ausführungen dürfte das Nötigste zur Charakte risierung der Ergebnisse von Kantate 1930 gesagt sein. Auf alle Einzelheiten einzugehen verbietet sich mit Rücksicht auf den Raum und auf die Zeit, die zur Verfügung stehen. Abschließend sei nur noch hervorgehoben, daß auch diese Hauptversammlung wieder reich an Anregungen war und daß sie hoffentlich zu sruchtbrin gender Weiterarbeit die Voraussetzung geschaffen und den An laß gegeben hat. Di. Men z. Bcrantwortl. Schriftleiter: Franz Wagner. — Verlag: Der Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig, Deutsches BuchhändlcrhauS. Druck: E. HedrichNachf. Sämtl. in Leipzig. — Anschrift d. Schriftleitung u. Expedition: Leipzig C 1, Gerichtsweg 36 tBuchhändlerhaus), Postschlicßsach 374/74. 476
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