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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 20.09.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-09-20
- Erscheinungsdatum
- 20.09.1930
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- Deutsch
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21S, 20. September 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. die richtige Auswahl trifft, ist unvermeidbar. Das unvermutete Uberwiegen einer Sparte in einer großen Ausstellung zieht eine größere Nachfrage nach Büchern dieser Richtung nach sich. Der überaus starke Besuch der Schulen mit Lehrern und Lehrerinnen verstärkte die Nachfrage nach methodischen Werken. Freilich auch nach ganz ausgefallenen Gebieten wurde gefragt. Ganz richtig trifft man es nie. Besonders reizvoll war für mich das Berliner Publi kum. Schon früh war das »Tempo« zu und von der Untergrund bahn von dem ruhigen Wesen des Niedersachsen wesentlich ver schieden. Immer Trab, Trab! Beim Beschauen: Kritik! Erstaunen, daß man solche Bücher in Berlin nicht sieht. Sachkenntnis findet Anerkennung. Dann dauert es nicht lange bis zur eingehenden Aussprache. Die Käuferschicht setzte sich stark aus Arbeitern und der gebildeten Jugend zusammen. Auch Kinder zeigten oft merk würdig gute Kenntnisse. Das Verhalten des Publikums war vor züglich. So genügte ein Hinweis auf »Nicht rauchen«, um Zigarette und Pfeife mit vieler Entschuldigung verschwinden zu sehen. Wenn man berücksichtigt, wie verschieden öie soziale Schichtung der Besucher war, Arbeiter und Angestellte, Schutzleute, Offiziere, Gärtner, Villen- und Gartenbesitzer, Lehrer, Naturfreunde aller Art, so hatte man seine Freude, daß hier einmal die leidige Politik vollständig fehlte. Bewundernswert war, wie trotz wirtschaftlicher Not der Naturfreund seine Freude an Tier und Pflanze aufrecht erhält und für diese Freude Opfer brachte. So kam ein Arbeiter an zwei Abenden, kaufte zuerst billige Bändchen, am zweiten Abend ein größeres Werk, das er vorher lange eingehend geprüft hatte. Beim Bezahlen bemerkte er fast entschuldigend: »Ich habe Über stunden gemacht«. Ein einfacher Mann nahm auch noch das zweite Stück eines lange gesuchten Buches für einen Freund mit, obgleich er dafür den letzten Nest des Wochenlohnes opfern mußte. Bei einer fein gebildeten kleinen Russin reichte es aber nicht ganz zum Erwerb von »Falz-Fein, Askania Nova« (18 RM.). In ihrem harten Deutsch erzählte sie mir: »Ich bin dagewest, es war serr schön, es wird nicht geschieht (geschossen) da, aber ich kann nicht kaufen es.« Betrübt ging sie weg, kam wieder, zählte nochmals und stellte wiederum fest, daß es nicht reichte. Manchmal dachte ich dabei an des Dichters Worte: Wenn's etwas gibt, gewaltiger als das Schicksal, so ist's der Mut, der's unerschüttert trägt. — Ich selbst habe viele feine Men schen kennen gelernt und das entschädigt reich für Mühe und An strengungen. Deutsches Post- und Zeitungswesen in fünf Jahrhunderten. Von vr. Johannes Kleinpaul. (Schluß zu Nr. 211 und 217.) Überall erwuchsen infolge der geschilderten Zustände unerquick liche Händel. In Halle führte im Jahre 1703 das Postamt den um fassenden Titel: »König!. Preuß. Grenzpostamt, Intelligenz-, Adreß- und Zeitungs-Comtoir«. Als dort fünf Jahre später A. H. Francke, der Gründer des nach ihm benannten, heute noch blühenden Stiftes, kraft »Königlichen Schutzbriefs« vom 27. Juni 1703 die »Hallesche Zeitung« ins Leben rief, glaubte der dortige Postmeister Duncker dadurch seinen Vorteil gefährdet, den ihm der Vertrieb fremder (auswärtiger) Zeitungen verschaffte, und er »verschwor sich gegen jedermann, mann solle es nicht erleben, daß er auch nur ein Stück derselben ins Land lasse«. Selbst eine Be schwerde an den König nützte nichts. Der spätere Postmeister Bert ram setzte es schließlich durch, daß der nunmehrige Dir. vr. Gott- hils August Francke »ihm und seinen Erben sein Privileg auf ewige Zeiten« übertrug. Nicht anders in Mecklenburg. Der Postmeister Zeller in Güstrow ließ im Jahre 1711 die Pakete, in denen ihm der Buch drucker Weppeling in Rostock seinen »Curieusen Extract derer neuesten Zeitungen« sandte, immer eine Woche lang ungeöffnet und unverteilt liegen, damit dieses Nostockcr Nachrichtenblatt den Ham burger und Stettiner Zeitungen nicht zuvorkäme, mit deren Vertrieb er gute Geschäfte machte. Der Postmeister in Wismar setzte es damals durch, für die Beförderung von Zeitungen dieselbe Taxe, nach Gewicht, zu fordern wie bei Briefen. Ja freilich, die Postmeister muhten für ihr Privileg auch eine ganze Menge zahlen. In Breslau erbot sich 1707 der Studiosus Joh. Heinrich Schwartz, im Falle der Erteilung eines »Zei tungsrechts« für je 100 durch die Post beförderte »Zeitungspartien« 2000 Gulden zu entrichten; damals zahlte das dortige Postamt für 912 den ihm bewilligten »Z e i t u n g s g e n u ß« jährlich 600 Gulden an den Staat. Von 1723 bis 1727 mußte es 850 Gulden, später noch mehr entrichten, in der Regel hatte die Post immer auf ein Drittel des »Zeitungsgenusses« Anspruch. Die Leipziger Postoffizianten aber, die das Austragen der »Leip ziger Zeitung« besorgten, erhielten im Jahre 1711 für diese Mühe ein bis sechs Freiexemplare. Solche, und zwar in erheblicher Menge, und auf Schreibpapier, hatten übrigens auch alle Verleger an die fürstlichen Höfe, von denen sic mit Privilegien begnadet worden waren, als Entgelt dafür zu entrichten. Noch immer war bis jetzt ganz unbekannt, was eigentlich eine gedruckte Wochenzeitung dem Hersteller einbrachte. Endlich hat sich auch darüber eine erste Angabe ermitteln lassen. Im Schweriner- Archiv befindet sich eine Bestallung des schon erwähnten Leipziger- Postmeisters Christoph Mühlbacher vom 4. Juli 1651 »wegen lleberschickung von Schreiben und der wöchentlichen Avisen«, der zufolge ihm »gleich dem Berliner Postmeister (Christoph Frisch mann) auch jährlich 12 Taler zu entrichten und zahlen zu lassen« waren. Er erklärte sich damit einverstanden, machte aber dann Ein wendungen wegen des Portos und weil sein »Leipziger Dienst mit dem Berliner nicht zu vergleichen« sei. Er schrieb, »die von ihm herausgegebene gedruckte wöchentliche Zeitung koste jährlich 8 Taler und wäre nebst Porto nicht unter 12 Talern zu liefern«, wozu man sich dann am 1. September auch verstand. Ein ganz außergewöhnliches Entgegenkommen fand zwei Men schenalter später I. F. Cotta, als er in Tübingen seine »Allge meine Zeitung« ins Leben rief. Die Postämter in Cannstatt und in Stuttgart, denen er sie durch eigne Staffelten zuschicken mußte, erhielten von dem Preise des Blattes — 18 Gulden jährlich — 6 Gulden Rabatt, ließen sie aber, da sie die Zeitung nach außerhalb des Taxisschen Gebietes nicht übermitteln durften, den libergangs- oder Ablagepostämtern für 15 Gulden, »damit beide Teile noch ihre Provision hätten«. Anderseits war Cotta verpflichtet, die für seine Schriftleitung benötigten Zeitungen nur durch diese beiden Postämter zu beziehen und nicht »iinmeckiste« von andern zu be stellen. Später, von Ulm ans, beförderte die bayerische Post die Zeitung bis an die Landesgrenze nach der geringsten Zonentarif klasse. Noch später, in Augsburg, zahlte die Post an Cotta für das Exemplar jährlich 12 Gulden 45 Kreuzer und setzte es in ihren drei Zonen je für 14 Gulden 45 Kreuzer, 15 Gulden 45 Kreuzer und 16 Gulden 45 Kreuzer ab; für die Beförderung an die Grenze verlangte sie von den Ablagepostämtern nur öie geringste, respektive die mittlere — also nicht einmal die für die entferntesten Teile des Königreichs selber geltende — Taxe. Bei diesen mehrfachen Verlegungen seiner Zeitung von Ort zu Ort, besonders bei der zuletzt erwähnten, bewährte sich Cotta als ein außerordentlich geschäftstüchtiger Zeitungsmann. Noch immer kam die »Postschnecke« überaus langsam vorwärts und wo sie Rast machte, nahm sie sich erst recht Zeit. Eben daraus zog Cotta nützliche Konsequenzen, als er mit seinem Betrieb 1810 von Ulm nach Augs burg iibersiedelte, wo die Posten immer frühmorgens ankamen und bis 5 Uhr nachmittags liegen blieben. Während dieser Ruhepause stellte er rasch die Neuigkeiten, die sie ihm mitbrachten, zusammen und gab sie ihnen dann gedruckt wieder mit. Zum guten Ende noch eine farbenbunte und klangvolle Er innerung an die »gute alte Zeit«. Als am 15. Dezember 1745 die Schlacht bei Kesselsdorf geschlagen war, ritt ein Kurier in Be gleitung von 40 Postillonen nach Berlin und zuletzt durch öie ganze Stadl unter schmetternden Fanfaren, und nach dein Abschlüsse des Teschener Friedens am 13. Mai 1779 ritt abermals ein Herold im Festschmuck mit 20 blasenden Postillonen und vier Hofpostsekretären in Gala durch die Hauptstadt. Nicht anders in Sachsen. Auch hier ritten in den Jahren 1763 und 1779, ja zuletzt noch 1806, blasende Postillone, zum Teil in noch größerer Zahl, als Sieges- und Frie densboten von den Schauplätzen der Ereignisse in die Residenz. Das war das letztem«!, daß Postleute die Nolle von Neuigkeitsverkündern spielten. Neuigkeitsträger aber ist die Post heute noch. Im Jahre 1850 suchten zwar die preußischen Minister v. Manteuffel und v. d. Heydt die Entziehung des Postdebits mit der Behauptung zu rechtfertigen, daß der Vertrieb und Absatz von Zeitungen und Zeitschriften ein der Natur und Bestimmung der Postanstalten an sich ganz fremdes Kommissionsgeschäft sei. Wie sich aus allem vor her Gesagten ergibt, zu unrecht. Tatsächlich wurde damals das »I n t e l l i g e n z w e s e n« wieder aufgehoben, weil die damit ver bundenen Geschäfte der Post zu viele Mühe machten und zu wenig einbrachten, aber, wie allgemein bekannt, behauptet heute noch die Neichspost das ausschließliche Recht, Zeitungen, sofern sie nicht durch besondere Boten ansgetragen werden, zu bestellen.
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