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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.11.1930
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- 1930-11-04
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- 04.11.1930
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(ORöerbrnch). — In der Industrie kann erhöhter Bedarf nach weib- lichVen Arbeitskräften hauptsächlich als Folge einer Konjunktursteige- ruimg eintreten. So entsteht besonders im Bekleidungsgewerbe manche maCl, begünstigt durch Modeerschoinungen, in den Monaten Februar bis) April ein stärkerer Bedarf. Die Mehrzahl aller berufstätigen Frauen ist ungelernt. Der Unt erschied zwischen den Gelernten und den Ungelernten ist bei den Frauen sogar zugunsten der Ungelernten noch größer als bei den männlichen Arbeitern. Während z. B. im Jahre 1925 in Berlin das Verhältnis zwischen Gelernten und Ungelernten bei den Frauen un/iefähr wie 1 :2 stand, betrug es bei deu Männern 2 : 1. Die weiblichen Ungelernten werden hauptsächlich für häusliche Dienste uÄd Lohnarbeit verwandt. In Berlin waren es 1925 87°/». Die Frage nach der Ausbildung der Berufstätigen ist hauptsächlich bei den Lohnprobleinen von Bedeutung. Wichtige Aufschlüsse über die soziale Schichtung der arbeitenden Frau gibt die Unterscheidung nach der Stellung im Beruf. Von je 100 Erwerbstätigen im Reich ohne Preußen entfielen 1925 auf: Davon Stellung im Beruf weibl. männl. weibl. männl. weibl. männl. Selbständige 10.0 24.4 6.8 44.1 12.6 17.9 Angestellte und Beamte 11.0 18.4 0.2 2.2 19.3 23.8 Arbeiter 30.7 49.6 16.7 25.1 41.6 57.7 Mitbelfende 38.6 7.5 76.3 28.6 9.3 0.5 Hausangestellte.... 0.7 0.1 — — 17.3 0.1 Erwerbstätige .... 100.0 100.0 100.0 100.0 100.0 100.0 Es zeigt sich also, daß in den landwirtschaftlichen Betrieben die weiblichen Erwerbstätigen hauptsächlich (76.3°/,) mithelfende Fami lienangehörige sind, wogegen in -den nicht landwirtschaftlichen Er werbszweigen (wie bei den Männern) die überwiegende Mehrzahl (41.5°/,) der Erwerbstätigen in der Stellung von Arbeitern steht. In dem Konkurrenzkampf zwischen der berufstätigen Frau und dem berufstätigen Mann spielt die niedere Bewertung der weiblichen Arbeit eine Hauptrolle. Man hat zu ihrer Begründung verschiedene Argumente angeführt. Abgesehen von der allgemeinen, noch ge schichtlich bedingten ungünstigeren Stellung der Frau ans dem Ar beitsmarkt werden hauptsächlich geringere physische Leistungsfähigkeit und mangelhafte Ausbildung hervorgehoben. Daneben gelten aber auch häufig die größere Bedürfnislosigkeit, die mangelhafte Organi sierung und das Überangebot der Frauen als Gründe für die Herab drückung der Löhne. Die Bewegung zur Hebung der Frauenlöhnc hat verschiedene Wege beschritten. Zunächst wird weitgehende fachliche Ausbildung auch für Fabrikarbeiterinnen verlangt. Im Zusammen hang damit soll dann die tarifliche Ausschließung der Frau von be stimmten Arbeiten, die sie ihrer körperlichen Verfassung gemäß sehr wohl leisten und die sie auch höheren Stellen zusühren könnten, ver boten werden. Des weiteren wird hauptsächlich von den Frauen- Gewcrkschaften das Prinzip vertreten: Gleicher Lohn für gleiche Leistung. Es ist jedoch zu befürchten, daß dieser Grundsatz in der Privatwirtschaft umgangen werden kann. Schließlich werden ein heitliche Lohnsätze gefordert, die gleichermaßen für männliche wie für weibliche Arbeiter gelten sollen. Durch dieses System soll er reicht werden, daß der Unternehmer die besten statt der billigsten Arbeiter auswählt, was für die Arbeiter einen Ansporn zu Tüchtig keit und guter Arbeit bedeutet. Weiterhin ist auch das Unterbieten durch unterbczahlte Arbeiterinnen ausgeschlossen, da ja für sie die gleichen Lohnsätze gelten. — Praktisch ist die Gleichbewertung der weiblichen und männlichen Arbeit in Deutschland im allgemeinen nur in den freien Berufen und bei den staatlichen und kommunalen Beamten sowie in der Landwirtschaft durchgcführt. In der Industrie findet immer noch eine teilweise recht erhebliche Untcrbezahlung der weiblichen Arbeit statt. Während es vor dem Kriege durch die zu nehmende Gewerkschaftsbewegung in den Kreisen der Arbeiterinnen gelungen war, die Frauenlöhne denjenigen der Männer mehr und mehr anzugleichen, indem man die Frauenarbeit in die Tarifverträge etnbezog, sodaß die Spanne zwischen männlichen und weiblichen Löh nen schon bis auf 25°/, verringert worden war, ist nach der Infla tion wieder eine Vergrößerung -er Spanne, teilweise bis auf 36°/,, eingetreten. Wird in dieser Übersicht vor allem erkennbar, wo und wie die Frauen, die unter Umständen für Buchabsatz in Frage kom- , men oder nicht, soziologisch eingeordnet sind, so gibt zur Ve rurteilung der Lage bei einem speziellen Teil der weiblichen Be völkerung, der für den Buchhandel ganz besonderes Interesse hat, namentlich der Abschnitt Frauen st udium weiteres Mate rial an die Hand. Der Verfasser schreibt: Nach meinen Berechnungen über die Herkunft der Studen tinnen entstammen 41.05°/, der studierenden Frauen den akade misch-wissenschaftlichen Berufskreisen, 21.42A dem Kaufmanns stande, 10.93o/o dem mittleren und unteren Beamtenstande, 5.902L den Elementarlehrern, 4.74"/, ans Fabrikantenkreisen, 3.88"/, aus den Kreisen der Landwirte, 3.76A aus Offizierskreisen, 3.69"/, entstam men den Familien von Rentnern, 3.66°/, von Handwerkern, 0.48°/, von Künstlern. Der Zweck des Studiums ist bei 53.32A der Studentinnen die Zulassung zu akademische« Nachprüfungen, also Zur Berufsausübung, bei 24.37"/, die Ablegung der Oberlchrerinnenprüfung, also gleich falls zum Berufszweck, bei 9.8A die Vorbereitung zur Doktor prüfung, bei 8.74HI die wissenschaftliche Fortbildung. Außer der allgemeinen Wirtschaftslage zwingt der Kinderreich tum der Familien, aus welchen die studierenden Frauen stammen, sie zur akademischen Berufsarbeit. Aber nicht der Kinderreichtum an sich, sondern insbesondere der Reichtum an weiblichen Kindern. Meine Erhebung hat erwiesen, daß die durchschnittliche Kinderzahl in den Elternfamilien der akademischen Frauen mit 3.3A pro Ehe auf der Höhe des allgemeinen Durchschnitts steht, daß dagegen die Zahl der Töchter mit 07.2"/, der Gesamtkinderzahl auffallend hoch ist. Der größte Teil dieser Mädchen steht im Alter von 20 bis 40 Jahren. Der hohe Prozentsatz der Töchter ist um so auffallender, als in der allgemeinen Landesstatistik für diese Alters klasse nicht nur kein Franen-ttberschnß, sondern im Gegenteil ein Männcr-ltberschuß vorhanden ist. Daraus ergibt sich, daß die Heiratsaussicht der Töchter dieser Volksschichten besonders ungünstig ist und die Veranlassung zur Verselbständigung nahe liegt. Daß sie besonders akademischen Berufen zudrängen, ist in der Umwelt be gründet, in welcher sie leben. Neben diesem wirtschaftlichen Zwange spielen ideelle Beweg gründe znm Frauenstndium gewiß eine, wenn auch untergeordnete Nolle. Uber das Verhältnis von Franenstudinm, Ehe und Kinder zahl liegen vor meinen eigenen Erhebungen einige Angaben vor. So ist in Amerika seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts eine starke Abnahme der Ehcziffer akademischer Frauen von 85"/» auf 24A im Jahrzehnt 1900 bis 1909 fcstzustellen. Die Minderzahl ist von 1,6 Kind pro Ehe auf 1.0 gesunken. In Norwegen sind 52,58"/, der aküdemischen Frauen verheiratet. Nach Abzug der kinder losen Ehen kommen 2,61 Kinder auf die Ehe. In Deutschland liegen Untersuchungen von Bnmm mid Hirsch vor, von denen die letzteren angeführt seien. Die Erhebung erstreckt sich ans 729 Akademikerinnen, davon sind 66,3 A ledig geblieben, 33,7^5 haben geheiratet. Von denen, welche das Studium beendet und Examen abgelegt haben, sind 34.50/, in die Ehe getreten. Von denjenigen, welche den Beruf ausüben, sind 25"/, verheiratet. Von der Gesamtheit der verheirate ten Akademikerinnen haben 59,3A Studium und Beruf aufgegeben, 40.7"/, üben ihren Berns aus. Vou denen, welche ledig geblieben sind, haben nach meiner Erhebung nur 2,5"/,, nach der Erhebung von Bumm aber 28A Studium und Beruf aufgegeben. Die Gründe, weswegen Studium und Beruf auf gegeben worden sind, waren: 53,2^ Heirat in der Studienzeit, 36.7"/, Heirat im Berns, 8.2"/, Krankheit, Unlust in der Studienzeit, 1.9A Krankheit, Unlust im Beruf. Während aber von den Medizinerinnen der größere Teil (46.7°/,) im Beruf und Her kleinere (33,3"/,) in der Studienzeit heiraten, unö während bei den Nationalökonominnen und Juristinnen dieses Ver hältnis noch mehr zugunsten der Heirat im Beruf (62.9°/,) liegt, ist es bei den Akademikerinnen der philosophischen Fakultät, welche größtenteils dem Lehrberuf zustreben, umgekehrt. Von den Mathe- matikcrinnen und Naturwissenschaftleriunen heiraten 48.2"/, in der Studienzeit, 18.2A im Beruf. Von den Philologinnen 64.4"/, in der Studienzeit, 27.1°/, im Beruf. Von den Philosophinnen 65°/, in der Studienzeit, 35^2 im Beruf. Die eingangs genannte Eheziffer studierender Frauen in Amerika, welche ohne Unterbrechung von Jahrzehnt zu Jahrzehnt ab- genommcn hat, entspricht deutschen Verhältnissen nicht. Hier ist sie nach meiner Erhebung von Jahrfünft zu Jahrfünft in stetem An steigen begriffen, und erst in den Jahren 1910—1915 hat — offenbar unter dem Einfluß des Krieges — ein plötzlicher Abfall stattgefunden. Vielleicht aber ist dieser Abfall auch so zu erklären, daß die in diesem Jahrfünft immatrikulierten Frauen zur Zeit meiner Erhebung noch diesseits des durchschnittlichen Heiratsalters und noch vor dem Ende ihres Studienganges standen. Sehr bemerkenswerte Aufschlüsse ergab die Erhebung über die berufliche Stellung der Ehepartner der studierenden Frauen. Der größte Teil der Medizinerinnen (67.8A) ist mit Medi-
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