Verlag von Egon Fleischet L Co. / Berlin W / Linkstraße 16 Wir verschickten soeben Rundschreiben über den neuen Roman von 2 Clara Viebig Mütter und Söhne 766- Der Roman „Töchter der Lekuba", der die Kriegsjahre bis zum Friedensangebot vom Dezember 1916 zum Lintergrund hatte und der gebieterisch eine Fortsetzung verlangte, hat sie in dem vorliegenden Werk „Das rote Meer" gefunden. Obgleich das letztere nun völlig selbständig zu verstehen und zu genießen ist, so gehören doch beide Romane sowohl durch den zeitlichen Anschluß, als durch die Gleichheit der Limwclt und der handelnden Lauptpersonen so eng zusammen, daß die Verfasserin dafür einen Gcsamttitel gewählt hat, unter dem wir beide Werke als zweibändigen Roman «eben den Einzelausgaben herausbringen: Roman in zwei Bänden Der Preis für diesen Doppeiband, den wir in Karton liefern, beträgt für 2 Lalbleinenbände in Karton M. 30.— 2 Lalbfranzbände in Karton M. 80- PreiSänderungen Vorbehalten. Mit Umschlag- und Einbandzeichnung von Lucian Bernhard Preis geh. M. 10.— in Pappband geb. M. 15.—, in Leinenband geb. M. 18.— Büttenexemplare numeriert und von der Verfasserin gezeichnet in Ganzleder M. 120.— Gewiß hat die Verfasserin der „Wacht am Rhein" und des „Schlafenden Leeres", als sie noch während des Krieges den „Roman unserer Zeit", Töchter der Lekuba schrieb, keinen Augenblick an ein Ende, wie wir es erlebt haben, gedacht. And doch klang es, nicht nur aus dem ahnungsvollen Titel, sondern aus dem ganzen Werke, kaum hörbar und aus weiter Ferne, aber doch vernehmbar dem durch Jahre der Not und Sorge geschärften Ohr, wie das Flüstern einer Geisterstimme: „Einst wird kommen der Tag, da die heilige Ilion hinsinkt, Priamus selbst und das Volk des lanzenkundigen Königs." Diesen „Tag des Priamus" haben wir nun erlebt; und doppelt erlebt hat ihn die Dichterin, die ihren neuen Roman, der an den Lekubaroman fast unmittelbar «»schließt, an diesem Tage ausklingen läßt. An diesem Tage, da des rote Meer des Krieges seine blutigen Wellen von den Schlachtfeldern aus über die Leimat spritzt und in die rote Flut der Revolution mischt. Das letzte Jahr der Krieges erleben wir in der Leimat, sehen es mit den uubestochenen Augen einer Beobachterin ersten Ranges und fühlen aus Schicksalen und Erlebnissen einer Fülle von Menschen aller Gesellschaftskreise und Lebensbcrufe, wie alles kam und daß alles so kommen mußte, wie es kam. Dieses Zwingende, Überzeugende einer durchaus tendenziösen Darstellung macht diesen Roman nicht nur als Kunstwerk, sondern auch als Zeitdokument bedeutend. Nicht ein Ausschnitt, ein Gesamtbild steht vor uns, auf mächtigem Lintergrund eine gewaltige Komposition, ein Kolossalgemälde: Im großen Weltenschicksal die kleinen Schicksale der Menschen, Lossen und Verzagen, Irren und Den-rechten- Weg-finden, Lassen und Lieben, Verachtung und Anerkennung, Leldentum und Feigheit, Siegen und Unterliegen.