t <^er Verfasser dieses Buches war eine der markantesten Figuren des zaristischen Regimes. Als er noch der mächtige Chef des Polizeidepartements war, ward ihm fast unbeschränkte Macht in die Land gegeben. Man hat ihn vielfach den Diktator- Rußlands genannt. Als Leiter der „vollendetsten und verwerflichsten" Einrichtung des russischen Staates, wie die Feinde des Zarismus die Ochrana nannten, hat General Kurloff wie kaum ein anderer tiefsten Einblick in die geheimsten Vorgänge des russischen Staaislebens genommen. Nichts war in den letzten zwei Jahrzehnten seinem spähenden Auge verborgen, weder die intimsten Strömungen am Zarenhof und in den „Sphären", noch die gefährlichen Llnterwühlungen des Riesenreiches durch die nimmer rastenden Revolutionäre. Als ein Wissender, wie wenige russische Staatsmänner, als ein in die letzten politischen Geheimfalten und Verschwörernester Tag und Nacht Linein- leuchtender ist Paul Grigorjewitsch Kurloff daher auch wie kein anderer berufen, der Welt mit seinen hier veröffentlichten Memoiren ein Bild vom einstigen Kaiserlichen Rußland, wie er es gesehen, beherrscht, geliebt und zu Grabe getragen hat, zu zeichnen. Die dunklen Scharten, die über dieses Bild ausgebreitet sind, lasten die wenigen lichten Punkte um so hellerleuchten: seine grenzenlose Ergebenheit und Liebe für Zar und Leimat. »Kurloff geht in seinen packenden Darstellungen von der These aus, der Umsturz l des Jahres 1917 sei lediglich eine Fortsetzung der revolutionären Bewegung * von 1905 gewesen. Infolgedessen führt er den Leser zunächst in diese Zeit der ersten Gärungen und Revolten zurück und schildert die bedenkliche Lage des Reichs, wie sie sich aus dem Verlust des japanischen Feldzuges ergeben hatte. Wie in einem gewaltigen Kaleidoskop folgt hier Ereignis aus Ereignis, Schlag und Gegenschlag. Beginnend mit jenem Kanonenschuß auf dem Kaiserlichen Pavillon auf der Newa, der wie ein erstes revolutionäres Signal wirkte, den Arbeiter- und Bauernunruhen im Reich, dem ersten Wetterleuchten nahenden Unheils, der Ermordung Stolypins im Kiewer Theaterparkett, des einzigen wirklichen Staatsmannes der nikolaitischen Periode, hinweg über die Tage der Kokowzew, Goremykin, Rasputin und anderer typischer Figuren bis zum Ausbruch des Weltkrieges, dem Unheilstage, der das Schicksal des Kaiserlichen Rußlands besiegeln sollte, schildert Kurloff mit überraschender Klarheit und Schärfe die verzweifelte Lage des Reichs. Es folgen die Kriegsereignisse, Anfangs siege und dauernde Niederlagen. Kurloff wird Generalgouverneur von Ostpreußen, kann aber sein hohes Amt nicht anlreten, weil Lindenburg es anders beschlossen wird dann Generalgouverneur des Baltikums, wo Nikolai Nikolajewitsch ihn mit harter Faust wirken läßt. Es folgt der allgemeine Rückzug und Verlust aller russischen Festungen und dann der verhängnisvollste Tag: die Abdankung Nikolai!!., die Kerenski- Wirtschaft und schließlich der letzte Zusammenbruch das traurige Ende des Kaiserreichs. ftugust Scherl H. m. b. H., öerlin