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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.05.1920
- Strukturtyp
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- 1920-05-06
- Erscheinungsdatum
- 06.05.1920
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- Deutsch
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Wikn ferner: Paul Stern. E. Stetter. K. Stocks Nchf. C. Teufend Nchf. Univ.-Buchh. »Styria». Urban L Schwarzenberg. Curt Vogelfang. Wallishauscrschc Buchh. Wiener Volksbuchh. Aktualität und Buchhandel. Erörtert auf Grund der Bucheingänge der Deutschen Bücherei im Jahre 1919. Von vi-. Johannes Thummerer. Die Literatur war immer der Spiegel ihrer Zeit. Die Kämpfe und Schwankungen, das Wellenspiel und der Nieder schlag des geistigen, politischen und wirtschaftlichen Lebens sind in ihr aufgegangen. Jedes wichtige Ereignis, sei es welcher Art immer, löst sofort die Notwendigkeit einer Veröffentlichung aus. Diese Notwendigkeit und das spontane Interesse der Leser schaft müssen mit einander korrespondieren. Wo das nicht der Fall ist, hilft der Verleger oder Herausgeber durch Propaganda nach. Man mag die Tatsache als erfreulich bezeichnen oder nicht, als Beeinflussung verwerflich finden oder nicht, im geschäftlichen Leben und innerhalb des bisherigen wirtschaftlichen Systems, das ganz nach den Gesetzen von Angebot und Nachfrage geregelt ist, behält es seine Notwendigkeit. Dementsprechend hat seit je ein großer Teil des Verlagsbuchhandels den Anforderungen des Tages Rechnung gezollt. Letzten Endes ist auch dies eine Kulturaufgabe; denn die Anforderungen des Tages, die Nach frage des Publikums nach bestimmten Büchern, sind wiederum abhängig von dem wachsenden Lese- und Bildungsbedürfnis, von dem Eindringen und der Wirkung staatsbürgerlicher Er ziehung in die Unterschichten des Volkes, die generationenlang ahne Bücher, ohne Lektüre ausgekommen waren. Während des Krieges haben diese Abhängigkeiten der Literatur von den Bedürfnissen des Tages sich ungeheuer gesteigert. Die Not wendigkeit einer Beeinflussung, Beruhigung der öffentlichen Meinung, daneben das Bedürfnis, die Zeitereignisse nicht bloß in den Eintagsberichten der Presse, sondern in zusammenfassender Darstellung zu lesen, endlich die Notwendigkeit einer Aufklärung breiter Massen über die Unmenge von Kriegsverordnungen waren die Hauptfaktoren, die das starke Anschwellen der Kriegslite- ratur bedingten. Als die Revolution ausbrach, wurde wohl die Einstellung auf die Zeitereignisse eine andere, aber gerade dies entsprach ja nur der Tendenz, den Zeitereignissen Rechnung zu tragen und Dinge, die sich nicht mehr wtschweigen ließen, öffent lich zu behandeln. Das Aktuelle behielt so nach wie vor die Oberhand. Im folgenden wollen wir nun versuchen, auf Grund der Bucheingänge in der Deutschen Bücherei festzustellen, inwieweit sich das Bild der Literatur, sofern es sich um Neuerscheinungen handelt, seit der Revolution verändert hat und inwieweit diese Veränderungen auf Zeitereignisse zurückzuführen sind. Wir konnten insbesondere die Wahrnehmung machen, daß aktuelle Themen vor allem auch von den kleinen Verlagsbuchhandlungen der Provinzen aufgegriffen wurden. Dies gilt zumal für die große Gruppe der Ratgeber, Führer, Kommentare, Tabellen. Neue Steuern, neue Gesetze, neue Posttarife, neue Wahlen be wirkten sofort ein Anwachsen der einschlägigen beratenden und aufklärenden Literatur, die meist verhältnismäßig billig und von geringem Umfange ist. Aber auch die übrige, den dringendsten Bedürfnissen der Zeit Rechnung tragende Literatur ist durchaus mit der Zeit gegangen. Früher, während des Krieges, wirkten die Schwierigkeit der Papierbeschaffung und nicht zuletzt auch die Zensur hindernd, nach Ausbruch der Revolution war aber die Zensur weggefallen, und die Papierbeschaffung stieß, wenigstens behördlicherseits, nicht mehr auf dieselben Schwierigkeiten wie vordem. Auch daraus erklärt sich die starke Zunahme der buch händlerischen Neuerscheinungen, die sich freilich nicht ausschließ, lich aus Aktuelles beschränkte. Zahlreiche gute, gangbare Bücher i der schönen Literatur, vor allem aber auch Schulbücher Ovaren im Laufe des Krieges vergriffen und mußten neu aufgelegt werden. Sie stellen innerhalb der Gesamtsumme der Neuerschei nungen ein hohes Kontingent, neben ihnen hat aber unter den Neuerscheinungen aus allen Gebieten die auf aktuelles Interesse berechnete Literatur, die »Konjunktur-Literatur», den Vorrang. Konjunktur-Literatur gab es, wie schon oben angedeutet wurde, auch während des Krieges in ausgiebigem Maße. Es ist nun vielleicht nicht uninteressant, zu beobachten, wie sich die Themen der Konjunktur-Literatur verschoben, von dem reinen Kriegsschrifttum, von der Propaganda-Literatur der frü Heren Machthaber zur revolutionär-pazifistischen Richtung hin. Die Kriegsltteratur war mit einem Male nicht mehr aktuell, es hatte keinen Zweck mehr, die Stimmung des Volkes gewaltsam mit allen Mitteln der Suggestion hochzuhalten. Also war mit einem Male diese Literatur wie weggeblasen. Manches kriegs begeisterte Schriftchen, schon fertig gedruckt, mag in diesen Tagen wieder eingestampft worden sein. Bei der Erbauungs-Literatur machte sich am deutlichsten dieser Rückschlag bemerkbar. Tausende oon Kriegspredigten waren im Laufe des Krieges erschienen, nun kamen plötzlich nur noch vereinzelte Nachzügler. Eine Kritik der Revolution und ihrer Folgen, Mahnungen, der Kirche treu zu bleiben, wie sie sich vor allem während der Wahlen zur Nationalversammlung bemerkbar machten, wagten sich zunächst nicht vor. Die konservativen Kreise schwiegen zuwartend, um so lauter konnte sich die sozialistische Publizistik aller Schattie rungen, von der gemäßigten bis zur äußersten Linken, vorwagen. Es regnete zunächst Flugblätter und Broschüren, die der Unr- Wälzung Anhänger zu werben suchten. Diese Literatur mußte ihrem Umfange nach beschränkt sein, sie war auf das Eintags- Jnteresse, auf Suggestion berechnet, arbeitete mit Schlagworten. Zu einer sachlichen oder gar wissenschaftlichen Behandlung der sich nunmehr ergebenden Fragen war zunächst keine Zeit. Die Gemüter waren wohl auch zu sehr erregt, als daß eine solche schon weitere und tiefere Wirkung hätte finden können. Kein Wunder also, wenn diese Literatur zum weitaus größten Teile Flugblatt-Literatur, Propaganda-Schrifttum ist. Aber schon nach wenigen Wochen erschien neben dem intensiven Werbe schrifttum für die Nationalversammlung eine sehr reiche Bro- schüren-Literatur über die mannigfachsten Zeit- und Tages fragen. Auch die nicht-sozialistischen Schriftsteller beteiligten sich nun eifrig an der literarischen Debatte. Themen, die schon früher ab und zu behandelt worden waren, aber jetzt erst, nach der Umwälzung, ihrer Verwirklichung näher gerückt wurden, tauchten wieder auf und wurden bekämpft. Die Frage der Ver staatlichung des gesamten Gesundheitswesens, die Anstellung der Ärzte als Staatsbeamte, die Verstaatlichung der Apotheken wur den erneut behandelt, der Taylorismus wurde wiederum, als Nettungsweg aus unserer wirtschaftlichen Not, besprochen, das Problem der Erwerbslosenfürsorge war mehr als aktuell ge worden. Dazu kamen neue Probleme, die zu theoretischer und praktischer Erledigung drängten: das neue deutsche Volksheer und seine künftige Gestalt, die Erziehung der nunmehr wahlbe rechtigten Frauen zu politischer Wirksamkeit, die künftige Noten bank- und Finanzpolitik und endlich das Kernproblem unserer Wirtschaft, die Valutafrage. Wider Erwarten gering blieb die Zahl der Einzelschriften über den geistigen Arbeiter und seine künftige Einordnung in den neuen Volksstaat. Die Kämpfe um und über die den geistigen Arbeiter berührenden Fragen wurden offenbar fast nur in den von den verschiedenen Räten geistiger Arbeiter herausgegebenen Zeitschriften ausgefochten. Besonderem Interesse begegnete natürlich das Rätesystem, aber am eifrigsten wogte der Kampf um das Problem der Soziali sierung. Keines der aktuellen staatswissenschaftlichen Probleme wurde so oft und so gründlich behandelt wie dieses. Im ersten Halbjahr 1919 brachte fast jede Woche einige Flugschriften zur Sozialisierungsfrage, später flaute der Streit der Meinun gen ein wenig ab, dafür erschienen nun einige Schriften, die mit mehr Gründlichkeit, als das in Flugschriften möglich ist, das Für und Wider abwogen. Es gibt kaum ein Gebiet des wirtschaftlichen Lebens, auf das man nicht Sozialisierungs- Ideen angewandt hätte, sogar Liebe und Ehe mußten herhalten. 4öl Wiener-Neustadt. K. Blumrich. A. Folk. Zagreb (Agrams. Jugosl. miss. Buchh. A.-S. Zoppot. C. Gensch. H. Schneider. I C. Ziemsscn's Buchh.
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