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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.05.1920
- Strukturtyp
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- 1920-05-05
- Erscheinungsdatum
- 05.05.1920
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- Deutsch
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ausgeboten. Der erzielte Absatz ist nur ein geringer und ver anlaßte viele Verleger, diese Versuche einer Vertriebsmöglichkeit wieder einzustellen. Versuche, vor den Eingängen der Theater Druckschriften zu verkaufen, hatten ebenfalls ausnahmslos ein durchaus negatives Ergebnis. Daß vor dem Kriege durch den Sortimentsbuchhandel bei verfilmten Büchern ein Mehrabsatz der Bücher beobachtet wurde, soll unbestritten sein. In heutiger Zett kann dies aber nicht mehr als Beispiel angeführt werden, da die Preise für Bücher enorm gestiegen sind und die breite Masse heute kaum noch viel für Bücher auszugeben imstande ist. Der Interessent aber geht in den Buchladen oder wendet sich direkt an den Verlag. Leute, die tagsüber hart in ihrem Berufe zu arbeiten haben, wissen meist, abgesehen von ihrer Zeitung, wenig von regel mäßiger Lektüre. Man ist müde, man will zerstreut sein, und dazu bedarf es in unserer Zeit schon ziemlich starker Wirkungen. Nehmen wir nun an, jemand, der niemals literarische Neigun gen gehabt hat, wird durch eine gute Verfilmung so gepackt, daß er sich das Buch ersteht. Seine knappe Zeit wird es ihm nur gestatten, dieser Lektüre in der Bahn auf dem Wege zum und vom Geschäft, in kurzen Arbeitspausen oder abends nachzu gehen. Vielleicht Wird er auch angeregt, nach anderen Werken des Autors zu greifen. Der Film aber ersetzt bis zu einem ge wissen Grade den Roman. Diese -Zeitersparnis- fällt gerade bei den Verfilmungen oder inhaltlichen Wiedergaben von Buch werken ganz besonders ins Gewicht. Fachkreise erkennen wohl an, daß ein Mehrabsatz von Büchern möglich sein kann, diesen Mehrabsatz aber sollte man den bestehenden Eortimentsbuchhandlungen gönnen, die ohne hin heute schon schwer um ihre Existenz kämpfen müssen. Und es kann doch wohl kaum Aufgabe dergeplanten Bücherkioske sein, Buchhandlun gen ihre Kunden oder B ü ch e r i n t e re ssen t e n zu entziehen. Meines Erachtens wäre es Wohl angebrachter, die Kinos zu veranlassen, in ihren gedruckten Spielpläncn oder durch Stehbilder zum Bücherkauf anzuregen und Interessenten an die Buchhandlungen zu verweisen. Außerdem, und das ist sehr wesentlich, für die Bücherkioske kämen nur billigere Aus gaben in Frage. Teuere Bücher würden höchstens in den vor nehmen Theatern abzusetzen sein. Die sogenannte billige Buch herstellung ist angesichts der ständig noch steigenden Preise fast unmöglich. Das Kinotheatcr ist in der überwiegenden Mehr zahl das Vergnügen des kleinen Mannes, jener Kreise also, die niemals auffällig viel für teure Bücher ausgegeben haben! Die neue Geschäftsidee der Errichtung von Bücherständen in den Lichtspieltheatern ist eine zugestanden ernstlich zu er wägende Angelegenheit. Aber aller Optimismus, jede Propa ganda kann nicht darüber täuschen, daß die großzügige Durch führung des Planes — denn nur eine solche kann erfolgreich sein - auf Schwierigkeiten stoßen würde, die zu überwinden in keinem Vergleich zum Nutzen steht. Es ist erfreulich, daß die schreibenden und darstellenden Künstler die Tatsache erkannt ha ben, daß die Weiße Leinwand wohl wert ist, für sie Begabung und Können einzusetzen. Ob die jetzigen Bestrebungen, durch silmdramatische Bearbeitung von Romanen der Kinematographie neue Werte und neuen Gehalt zuzuführen, auch von wohltätigem Einfluß auf den Absatz der Buchwerke sind, kann uns jedenfalls erst die Zukunft lehren. Alle Anzeichen deuten darauf hin, daß der Buchhandel künftig noch viel vom Kinematographen in dieser Hinsicht erhoffen darf. Der Kernpunkt der Frage ist aber der, daß eine gediegene Verfilmung von minderwertigen »Bearbei tungen« wohl unterschieden werden muß. Ein schlechtes Buch kann durch eine gute Verfilmung gewinnen, ein gutes Buch aber kann durch eine schlechte Verfilmung unendlich von seinem Werte einbüßen. Wir haben gesehen, daß ein großer Teil der mit großer Reklame in die Welt gesetzten verfilmten Romane und dergleichen nicht die Erwartungen erfüllt hat, die man darauf gesetzt hat. Man sei nur nicht so optimistisch, zu erwarten, daß da» Publikum im Kino Bücher kaufe! Wie schon oben angedeutet, ist der Kino-Bücherstand kein übler Gedanke. Er könnte mit dazu beitragen, die Verlags regsamkeit für volkstümliche Werke erheblich zu fördern, er könnte als Hitfsmitiel zur Verbreitung von Wissen und Bildung in breitesten Volksschichten herangezogen werden. Aber so, wie die Verhältnisse jetzt liegen, an denen sich auch im Laufe der nächsten Zeit nichts wird ändern lassen, ist die Ausführung des Planes nicht möglich. Das Naheliegende wäre doch, zunächst nur ver filmte Bücher und Filmbücher in den Kiosken auszulegen. ' Von vielen der erstgenannten Art existieren nur sehr teure Aus gaben, oder sie sind vergriffen! Welcher Verleger wird es heute unternehmen, lediglich für die Kioske Neuauflagen herauszu bringen? Die Papierdeschaffungsschwierigkeiten und hohen Preise verbieten die Ausgabe billiger Schriften. Wer glaubt, daß, wenn heute ein verfilmter Roman von Gerhart Hauptmann im Lichtspieltheater erscheint, die Kinobesucher auch die anderen Werke von Hauptmann erwerben würden, die in dem Kiosk zur Auslage gebracht sind? Auf Absatz von Büchern anderer Ver fasser ist ebenfalls nicht zu rechnen, wenigstens nicht in dem Maße, daß sich die Einrichtung der Kioske rentierte. Es wird Sache der buchhändlerischen Fachorganisationen sein müssen, zu ermitteln, ob die Einrichtung von Kino-Bücher- ständen zweckentsprechend ist, und welche Schritte zu unternehmen sind, um eine vorteilhafte Ausführung des Gedankens zu er möglichen. Kleine Mitteilungen. Friedrich Perthes-Abend. — Der vom Verband Evangeli scher Buchhändler anläßlich der Kantate-Tagung am 1. Mat im großen Saal des Evangelischen Vereinshauses in Leipzig veran staltete Vortragsabend erfreute sich eines zahlreichen Besuches. Der Vorsitzende, Herr Ernst Holtermann-Magdcburg, dankte in seinen Begrllßungsworten den Anwesenden für das Interesse, das sie der Veranstaltung durch ihr zahlreiches Erscheinen entgegenbrachten. Im Mittelpunkt des Abends stand der Vortrag von Herrn Pastor Lic. Stange-Leipzig über »Friedrich Perthes, ein deutsch-christlicher Buch händler«. Der Redner behandelte in sehr ausführlicher Weise das Wirken dieses hervorragenden Buchhändlers für sein Vater land und den Buchhandel. Reicher Beifall bekundete dem Vortragen den den Dank der Versammlung für die interessanten Ausführungen. In dem Schlußwort wandte sich Herr Ernst Fischer-Hamburg besonders gegen die Schundliteratur, die auch auf der Bugra-Ausstellung wieder in verstärktem Maße zu sehen sei. Er ermahnte die anwesenden Kol legen, als Verbreiter des deutschen Gedankens es Perthes nachzutun und auf seine Weise für alles Gute cinzustehcn. Dem Jungbuchhandel legte er es ans Herz, sich Perthes als leuchtendes Beispiel bienen zu lassen und dessen Fußstapfen zu folgen. Umrahmt war der Abend von Gesängen eines Doppclquartctts des Universitäts-Kirchenchors unter der Leitung des Herrn Professors Hans Hofmann. Die stimmungsvoll zu Gehör ge brachten Lieder fanden ebenfalls lebhaften Beifall. Mit dem gemein- samen Gesänge des Liedes »Hei, Büchermann, sei stark und stolz« von Ulrich Meyer fand der genußreich verlaufene Abend sein End«. Gesellschaft der Mörike-Jreunde. — Um die Gründung dieser am 24. März 1S2Ü ins Leben getretenen Gesellschaft hat sich vor allem der 1 Schriftsteller Hanns Wolfgang Rath sin Firma: Carl Fr. Schulz Verlag) in Frankfurt a. M. mit Erfolg bemüht, der durch zahlreiche, in verschiedenen Zeitschriften erschienene Mörike-Einzel- forschungen schon seit vielen Jahren der besseren Erkenntnis und all gemeinen Wertschätzung Mörikes vorgearbeitet hat. Zweck und Ziel der Gesellschaft ist, das Verständnis für den Dichter Eduard Mörike, der am 4. Juni 1875 fast als ein längst Vergessener von dieser Erde schied, neu zu beleben. Über ein Menschenalter muhte der tote Dichter dem Anerkennen seiner Unsterblichkeit entgegcnträumen, bis er durch Hugo Wolf, den genialen Licdcrsänger, zu ewigem Leben erweckt ward. Um die Jahr hundertwende erst begann die Forschung, und an Mörikes IM. Ge burtstage, 1M4, erfuhr die Welt, welch reich« Schätze der Vergessenheit Schleier unverdient verhüllt. »Es war«, so führt ein begeisternder Auf ruf aus, »wie die Entdeckung eines helleuchtenden Fixsterns, den so gleich die literarischen Astronomen in des ewigen Gestirnes »Goethe- unmittelbare Nähe setzten. Das war ehrliche Erkenntnis: Mörike, dies eingeborne, von jeder Künstelei freie Talent, übertraf alle, die naH des Olympiers Scheiden den deutschen Parnaß zu erringen suchten, an reiner, unverfälschter Musik seines Herzens, an kristalltonklare» Glockenreinheit seiner sprachlichen Ausbrucksfülle. Gewißlich kann Mörike niemals in dem Sinne volkstümlich wer den, wie Schiller volkstümlich werden mußte. Mörike ist, wie Goethe, Herzenssache der ungezählten Einzelnen, denen sein einzigartig an- 447
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