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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.05.1920
- Strukturtyp
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- 1920-05-05
- Erscheinungsdatum
- 05.05.1920
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- Deutsch
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Wir bitten unsere Mitglieder, nicht die Unbequemlichkeiten der Reise zu scheuen. Die ernsten Zeiten erfordern mehr denn je eine persönliche Aussprache der Mitglieder. Unsere Lüneburger Kollegen haben für ein gemütliches Bei sammensein schon für Sonnabend abend im Ratsweinkeller und für lohnende Spaziergänge am Sonntag und Montag bestens Sorge getragen. Für Sonntag und Montag ist gemeinsames Mittagessen vorgesehen. Gäste, auch Damen, sind herzlich willkommen. Buchhändler-Verband Hannover-Braunschweig, E. V. Johannes Neume her. GeorgSchmidt. Der Bücherktost im Kino. Von Verlagsbuchhändler Walter Thielemann, Berlin. Vor einiger Zeit ist aus Buchhändlerkreisen darauf hinge wiesen worden, daß das so viel geschmähte Lichtspieltheater i unter Umständen auch dem Buchhandel großen Nutzen bringen könnte, indem nämlich die Kinobesucher durch die Betrachtung von Filmdramen angeregt würden, die diesen häufig zugrunde liegenden Romane zu kaufen und zu lesen. Die Frage, ob der --wortlose« Film das Lesebedllrfnis schwäche oder im Gegen teil anrege, ist verschiedentlich Gegenstand lebhafter Meinungs äußerungen gewesen. Es unterliegt keinem Zweifel, datz das Kinotheater auf den Absatz von Büchern einen großen Einfluß ausüben könnte. Alles, was im Kino »bildhaft« vor das Auge tritt, will von uns in Worte gefaßt werden, oder wenn es uns irgendwie unklar erscheint, verlangt es uns nach einem erklären den Wort. Das Wort ist die Brücke zum Bilde so gut wie von demselben. Die in den letzten Monaten gezeigten verfilmten Romane hatten teilweise eine rege Nachfrage nach den Büchern zur Folge. Viele, die einen Film im Kino sahen, hatten niemals vorher von dem betreffenden Roman gehört. Vom Buchhändler standpunkt war das Buch tot. Sobald aber der Film gezeigt wurde, machten die Verleger ihre Buchausgaben bekannt, und der Erfolg war ein stärkerer Absatz dieser Bücher. Man darf sich nun aber nicht verleiten lassen, zu verallgemeinern und zu behaupten, daß jedes Buch bei der Vorführung eines Films, dessen Handlung dem Buch zugrunde liegt, mehr verlangt würde. Es ist vielmehr festgestellt worden, datz die stärkere Nachfrage häufig nur auf die sehr geschickte Verlegerreklame zurückzufüh ren war. Verständigen wir uns zunächst einmal darüber, was das gedruckte Wort für uns bedeutet. Das Buch ist das erste und vorzüglichste Bildungsmittel des Menschen, es ist das wichtigste Mittel im Unterricht, dann aber auch ein Mittel, um die Kultur zu verbreiten und zu fördern, um der Menschheit einen im materiellen Besitz zu geben, nämlich den Besitz idealer Güter. Das Buch soll unsere Bildung erweitern und unser Wissen ver tiefen. Unter Bildung ist aber nicht bloß ein bestimmtes Maß von Kenntnissen und die Beherrschung der üblichen äußeren Um gangsformen zu verstehen, sondern vielmehr ist das Kennzeichen der Bildung nach Schiller die Behauptung der eigenen Freiheit und die Schonung der Freiheit der anderen. Mit Recht sagt man: »Bildung macht frei«, aber nicht frei von bestehenden Gesetzen der moralischen und sozialen Ordnung, sondern frei von unseren eigenen Leidenschaften und schlechten Trieben. Unsere Bildung verdanken wir im wesentlichen den Büchern, dem gedruckten Wort. Aber im Grunde genommen ist das gedruckte Wort nur ein Surrogat für das gesprochene Wort. Dieser Satz gilt vor nehmlich für die sogenannte schöne Literatur und innerhalb dieser am meisten für das Theaterstück. Hierin liegt auch der Grund, daß das Volk viel lieber zu jenen Erzeugnissen unserer Literatur greift, die ihm weit mehr lebendiges Geschehen und Handlungen bieten, als zu jener Literatur, die nur vom rein ethischen Standpunkt betrachtet Wert besitzt. Auf deinselben Blatte liegen aber auch die Gründe zu dem Rückgang des Thea ters und zu der Not des Theaters und auf der anderen Seite zu den Erfolgen der Kinematographie. Auch die letztere gibt fließendes Leben, Handlung und immer wieder Handlung, und 446 die Handlung steht keinen Augenblick still, genau so, wie es im idealen Drama der Fall sein soll. Unsere Theater dagegen füt tern uns entweder mit Pikanterien, Zoten oder possenhaften Anekdoten — in der Tat, hier im Theater ist die Schmutzliteratur weit mehr zu Hause als in der billigen Literatur — oder mit Konversationsstücken, die auf den Brettern, die die Welt be deuten, das reine Schlafpulver sind, oder mit dem psychologischen Drama, das wiederum keine lebendige Handlung gibt und allen- alls nur als Buchdrama berechtigt ist, während die Bühne des Thckvters das Leben, das wogende und fließende Leben und die Kette der Geschehnisse darstellen soll. Ist es nun vorteilhafter, einen Roman oder ein Drama für den Film zu bearbeiten, oder aber ganz unabhängig neue Stoffe für die Handlungen zu ersinnen? Sicherlich lassen sich Romane sehr gut kinematographisch bearbeiten, nur müssen das solche Literaturerzeugnisje sein, die genügend Handlung haben. Rein ! psychologische Stoffe sind für den Film ungeeignet, weil sie von ! der überwiegenden Mehrzahl der Kinobesucher gar nicht erfaßt - und verstanden werden. (Die sogenannten Filmtitel zwischen den einzelnen Bildern bieten nur einen sehr unvollkommenen, s zudem noch sehr selten treffenden Ersatz.) Aber abgesehen von diesen Momenten, der Zweck von Verfilmungen soll einmal sein, zum Lesen des betreffenden Werkes anzuregen, dann gerade im Gegenteil das unter Umständen sehr zeitraubende Lesen des Originalwerkes überflüssig zu machen, indem seine Werte durch den Film auf viel leichtere und einfachere Weise einer breiten Masse vermittelt werden. Neuerdings hat man nach Filmen Romane geschrieben, Bücher also, deren Stoff ein Film gab. Wir haben daher zu unterscheiden zwischen Filmbuch und Buchfilm. Das Buch ist bei den enorm gestiegenen Herstellungskosten I mehr und mehr zum Luxusartikel geworden. Wenn nun in der ; letzten Zeit vielfach angeregt wurde, in den Vorräumen der Licht- spieltheater Bücherverkaufsstände einzurichtcn, und man erwartet, !l daß die kinofreundliche Öffentlichkeit diese Einrichtung sicher leb- I haft begrüßen wird, mit anderen Worten, das Massenpublikum I für gute Literatur zu gewinnen, so erscheint ein solcher Gedanke I an sich nicht übel, er stößt aber in der Praxis auf unüberwind- I liche Schwierigkeiten. Gewiß könnte das Lichtspieltheater eine I äußerst günstige Absatzgelegenheit für Buch- und TageslUeratur I bieten und zugleich auch ermöglichen, dem oft in Büchersachen t wenig bewanderten Massenpublikum der Kinos praktische Finger- l zeige für den Ankauf von Büchern zu geben. Ob nun aber diese Kino-Buchhandlungsstände einen Anreiz mehr bilden, dar l Publikum für Büchererscheinungen lebhafter zu interessieren, muh t bezweifelt werden. > Die Ausführung des Planes, Bücherkioske in Kinos zu er- t richten, würde vor allem aus technischen Gründen scheitern. Angenommen, daß von den etwa 3500 Lichtspieltheatern Deutsch lands der dritte Teil gewonnen werden könnte, würden sich in . vielen Theatern Platzschwierigkeiten für diese Bücherstände er- ° geben. Aber selbst wenn diese Schwierigkeiten beseitigt sein > sollten, wird es eine offene Frage bleiben, ob das Publikum - von der Einrichtung der Kioske genügenden Gebrauch machen wird, sodaß sich die Einrichtung lohnen würde. Die Spesen sind zu hoch und der zu erwartende Gewinn zu gering, daß man von vornherein mit einem aussichtsvollen Geschäft rechnen könnte. Als Verkäufer könnten Kriegsbeschädigte herangezogen werden, die eine lohnende Nebenbeschäftigung fänden. Ob er aber zweckmäßig ist, ungelernte Buchhändler als Verkäufer zu verwenden, soll unerörtert bleiben. Es wäre notwendig, meh rere Verlagsbuchhandlungen zusammenzuschließen. Damit ge raten diese aber in Kollision mit den Sortimentsbuchhandlungen am Orte, die sich mit allen Kräften gegen eine mögliche Verdienst- k beschneidung wehren werden. Durchzuführen wäre eher eine! Vereinigung dec Buchhandlungen oder aber die Schaffung einer l neutralen Vertriebsstelle. Hat nun aber mit letzteren der Buch- handel nicht schon üble Erfahrungen gemacht? Wer aber trägt . die Kosten der Einrichtung, die laufenden Unkosten u. dgl.? Ein Massen absatz von Büchern und anderen Druckschriften wird s sich durch diese Bücherkioske niemals erreichen lassen. In einigen Kinotheatern werden bereits jetzt Filmzeitschriften unö gelegentlich auch Bücher durch die Platzanweiser zum Ankauf l i s I l > l k I 1 t l I i i I < t i
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