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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.05.1920
- Strukturtyp
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- 1920-05-04
- Erscheinungsdatum
- 04.05.1920
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- Deutsch
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95, 4. Mat 1920. Redaktioneller Teil. o-rsentlart f. ». Dtsch». LuchhLltdt^ nalverjammlung einen Antrag, »die Neichsregierung zu ersuchen, dir Untersuchung auch aus die Propaganda sür die Kriegsanleihen auszu-! dehnen und zugleich mit dem Bericht hierüber mitzutcilen, welche Maßnahmen gegen die Personen durchgesührt worden sind, di« sich un gehöriger Handlungen schuldig gemacht haben«. Der Betrag, der sür Propagandazwecke bei der Sparprämien» anlcihe verausgabt worden ist, wird unter Berücksichtigung aller noch schwebenden Abrechnungen insgesamt etwa 9 Millionen Mart erreichen. Im einzelnen hat die Nachprüfung ergeben, daß namentlich bei den Ausgaben für Broschüren sehr aus dem Vollen gewirtschastet worden ist. Infolgedessen ist sowohl an die Verfasser als auch an verschie dene Verlagsanstalten, dei denen di« Broschüren erschienen sind, Las Ersuchen zur Rückzahlung eines Teils des übermäßigen Ge winnes gerichtet worden. Beispielsweise ist für eine Broschüre ein Preis von 20 Pfg. vereinbart worden, während nach Ansicht des Prllsungsensschusscs nur 11 Psg. gerechtfertigt erscheinen. Da in diesem Fall die Mahnung zur genauen Rechnungsleistung erfolglos geblieben ist, hat der Ausschuß dem Reichssinanzminister nahegelegt, die Bezah lung des über 11 Pfg. hinausgchenden Preises zu verweigern. Schon die ses eine Beispiel zeigt, daß bei der Erteilung der Propaganbaaustrüge nicht immer mit der notwendigen Vorsicht vorgegangen worden ist. Auch die Organisation der Anleihepropaganda hatte viele Mängel aufzuweisen. Geradezu ungeheuerlich erscheint nach den im Bericht gegebenen Zahlen die Papierflut, die sich bei der Anleihepropaganda über das deutsche Volk ergossen hat. Beispielsweise sind von der Broschüre »Die Spar- Prämien-Anleihe« von Qr. Felix Bernstein nicht weniger als 1 860 670 Stück hergestellt, worden. Von dem Merkblatt zur deutschen Spar- Prämien-Anleihe wurden 12 918 000 Stück gedruckt. Von dem Flug blatt »Die Führer des Deutschen Reichs zur Spar-Prämicn-Auleihe« sind 3 280 500 Stück hcrausgekommen. An Plakaten wurden 880 450 Stück bestellt und geliescrt. Der Prüfungsausschuß kommt schließlich in seinem Bericht zu dem Ergebnis, daß es in Zukunft notwendig ist, eine einheitliche ver antwortlich« Propagandaabteilung zu schaffen, die sich auf uninter essierte Sachverständige, die weder auf Provisionen noch auf Aufträge Anspruch erheben, stützt. Für jedes wichtige Gebiet müssen ein oder zwei Sachverständige gehört werben, und die Aufträge sind einer größe ren Anzahl leistungsfähiger Firmen zuzuweisen. Deutschöstcrreichs geistige Hungersnot. — Die österreichische Ge sandtschaft in Berlin schreibt: Zu den vielen Notständen, die Deutsch österreich derzeit zu überwinden hat, ist noch eine geistige Hun gersnot getreten, die das wissenschaftliche Leben voll ständig abwllrgen muß. Den Lernenden und sonstwie geistig Strebenden ist es völlig unmöglich geworden, sich wissenschaftliche Bücher und Zeitschriften zu verschaffen, sie stehen ganz ohne geistiges Nüst- und Handwerkszeug da. Eine Broschüre, die in der Schweiz ein paar Franken kostet, kommt auf 100 Kronen zu stehen. Ein größeres Werk im Preis von 100 Schweizer Franken würde in Wien etwa IM Kronen kosten. Auch die öffentlichen Bibliotheken, die wissen schaftlichen und technischen Institute stehen vor einer unlösbaren Auf gabe, wenn es sich um Beschaffung ausländischer Literatur handelt. Da auch Deutschland wegen des Standes seiner Währung sich in einer ähnlichen, wenn auch nicht ganz so verhängnisvollen Lage befindet, so droht unseren wissenschaftlichen und technischen Betrieben eine Ab sperrung von der übrigen Welt, die die Einheit der geistigen Kultur schwer gefährdet. Dagegen kann ein Schweizer ein bei uns mit dem Preise von 100 Kronen angcsetztes großes Werk für 8 Franken er stehen. Auch in dieser Not bleibt den geistigen Arbeitern Österreichs nichts anderes übrig, als sich an das Ausland, vor allem aber an das deutsch« Volk um Hilfe zu wenden. Es hat sich ein Aktionskomitee zur Behebung der Bllchernot gebildet, dem die hervorragendsten Gelehrten der Wiener Universität angchörcn, um diesen geistigen Notstand zu be kämpfen. Die Hilfeleistung, die erbeten wird, kann erfolgen durch die unentgeltliche Überlassung von wissenschaftlichen Zeitschriften, Bro schüren und Büchern, ferner durch Austausch, wobei der innere Wert und nicht das Valutaverhältnis zugrunde gelegt wirb, dann durch Übersendung von Autoren- und Ansichtsexcmplaren, durch Preisermäßi gungen, schließlich durch Schaffung von Fonds, die den Währungs unterschied überbrücken helfen, oder durch Gewährung von unverzins lichen, langfristigen Krediten. (Meraner Zeitung, 25. April 1920.) Die Teilung des Leipziger Postscheckamtes. — Um das Postscheck amt in Leipzig wirksam zu entlasten, steht die Notwendigkeit bevor, die Orte in den Oberpostdircktionsbczirken Erfurt und Halle von diesem Amte abzuzweigcn und sic einem neuen Postscheckamte zuznwcisen. DaS Neichspostministerium beabsichtigt, das neue Postscheckamt in Erfurt zu errichten, vorausgesetzt, daß die mit dem dortigen Magistrat wegen der Unterbringung des Amtes bereits eingelciteten Verhandlungen zu einem günstigen Ergebnis führen. Gewerbe- und Kausmannsgerichte. — Dem Rcichsrat ist ein Ge setzentwurf zugegangen, der einige Abänderungen der Gesetze betref fend die Gewerbe- und Kausmannsgerichte in wesentlichen Punkten vorsicht. Die Gcwcrbegerichte waren bisher gemäß 8 2, Absatz 2 des Gesetzes für Betriebsbeamte, Werkmeister (Faktore) oder sür jonstige mit höheren technischen Dienstleistungen betraute Angestellte nur zu ständig, wenn der Jahrcsarbeitsverdienst 2000 nicht überstieg. Für die Kausmannsgerichte betrug diese Grenze 5000 Für beide Ge richte soll die Grenze auf 15 000 ausgedehnt werden. Gegen das Urteil eines Gewerbegerichts konnte bisher beim Landgericht nur dann Berufung eingelegt werden, wenn der Wert des Streitgegenstan des 100 überstieg; bei einem Urteil des Kaufmannsgerichts war diese Summe auf 300 bemessen. Die Bcrusungssumme soll nun gleichmäßig auf 1000 erhöht werden. Das Wählbarkeitsalter soll für beide Gerichte von 30 auf 25 Jahre und das Wahlberechtigungs alter von 25 auf 20 Jahre herabgesetzt werden. Für die Beisitzer mahlen soll auch den Frauen das aktive Wahlrecht eingeräumt werden. Wichtig ist ferner di« neue Bestimmung, daß bei der Wahl der Bei sitzer zu diesen Gerichten die Verhältniswahl als zwingende Vorschrift zu gelten hat. Während des Krieges ist di« Amtsdaucr der Beisitzer mehrmals verlängert worden; am 10. Juli L. I. soll die Amtsöauer aber zu Ende gehen. Es werden daher in nächster Zeit Neuwahlen zu den Beisitzerstcllen der Gewerbe- und Kaufmannsgerichte sowie auch der Jnnungsgerichte stattfinden. Fil fi fil. — Wir lesen im »Berner Tagblatt«: Viel Vieh fiel in den letzten Monaten der Maul- und Klauenseuche in der Schweiz zum Opfer, fil fernunft fil berciz unter dem sallbeil der resoluzion im roten reich. Nun auch das noch! Wenn den neuen Herrschaften nichts Besseres cinfelt, seit es eben an der nötigen einfalt. Sie haben nach ihrer Meinung keine dringlicheren Aufgaben vor sich, als die Revo lutionierung der ortograsi. Jetzt heißt cs arbeiten! und noch einmal arbeiten! — das Gebot der Stunde lautet: schreibe wie du sprixt! Weshalb man fortan »sprichst« so zu schreiben Hai. So will cs die neue Logik. Mit der Not im Volke, an führenden Männern und Zei tungspapier kann es also nicht soweit her sein. ES gibt Leute, denen die »lauttreue Rechtschreibung« viel wichtiger ist als das Ernährungs problem, es gibt geduldiges Papier, das-den breiten Buckel für ihre Experimente hergibt, und es gibt Spießbürger, die sich eine neue Schreibvorschrift mit derselben Schafsgeduld anbcsehlen lassen, mit der sich die biergemütlichen Münchner eine Räterepublik auf die Nase setzen ließen. fernunft wird unsinn, woltat plage! Oder blage? Denn so will es die lauttreue Rechtschreibung in Sachsen. Oder blähe? So spricht man in Bayern. Jst's Dummheit, ist's Methode? Jedenfalls wird mit einer Unverfrorenheit ohnegleichen die Axt an die Wurzel eines der besten, der durch Überlieferung geheiligten Volksgüter gelegt. Ist es noch nicht genug, daß uns bereits eine bis ins Mark undeutsche Schriftstellerakrobatik die herrliche Muttersprache verhunzt, muß zu dem Häckselstil und der Wortvcrrenkung auch noch die kopflose, die gliederlose, die Rumpfschrcibweise treten? Bleibe man uns doch mit dem famosen »Utilitätsprinzip« vom Leibe, wir können das bißchen Mehrarbeit, das uns die großen Buchstaben, das Dehnungs-h und di« Doppclkonsonanten verursachen, ganz gut ohne besonders bezahlte Überstunden leisten. Und läßt sich theoretisch wirklich ein Zeitgewinn hcrausrcchnen, so bleibt er praktisch doch nur ein scheinbarer, denn er wird durch die erschwerte Lesbarkeit des Geschriebenen reichlich wett gemacht. Ebensowenig können Zweckmäßigkeitsgründe verfangen, denn wenn man schon die französisch« oder englische Sprache triuniphierend als Beweis für die Überflüssigkeit der großen Buchstaben heranzieht, so sollte man doch bikligerwcisc bedenken, daß man im Französischen noch viel weniger schreibt, wie man spricht. Ob sich endlich die Über schrift dieses Aufsatzes ästhetisch besser ausnimmt als die drei An fangsworte, darüber ließe sich vielleicht noch eher streiten, sicher ist leider, daß sich kein Mensch ohne die unmittelbare folgende Aufklärung etwas darunter hätte vorstellcn können. Arme Lehrer, arme Schüler, die kommende Erleichterung wird euch schwere Gewichte anhängen! Lächerlichkeit tötet. Die verdienstlichen Sprachgesellschaften des 17. Jahrhunderts, die sich die Reinigung der Sprache von Fremdwör tern zum Ziele genommen hatten, verfielen einem wenig erstrebens werten Schicksal, als sie für das schöne Wort Nase, weil undeutsch, das schönere Löschhorn oder Gcsichtserker einführtcn. Blinder Eifer schadet nur. Das sollten sich die Befürworter der Schriftrcform doch etwas zu Gemüt« ziehen, um so mehr, als si« ausgerechnet im Allge meinen deutschen Sprachverein sitzen. Man könnte über den Futurismus in der Sprache mit einem Mundwinkclzucken hinwcggchen, wenn das niedliche Schauspiel nicht «nch eine politische Seite hätte. Wie wird sich Deutsch-Öster reich, vor allem die Schweiz zu der anmaßenden Forderung de» jNenschreiber (nach den Ncumalern und Neutönern!) stellen? Et«
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