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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.12.1892
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1892-12-29
- Erscheinungsdatum
- 29.12.1892
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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- Saxonica
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7980 Nichtamtlicher Teil. SV2, 29. Dezember 1892. 80 Seiten starken Heftes ist nur wenig Gutes nachzurühmen; Zinkographie und Autotypie sind allein zur Erzeugung der Bil des herangezogen worden; der zinkographische Buntdruck der wiedergegebenen derb humoristischen Skizzen aber ist wie gewöhn lich bei diesem Blatte nur in einigen flachen Tönen ausgeführt, und bei den Chromo-Autotypieen scheint man mit dem Dreifarben system, rot, blau und gelb, experimentiert zu haben, ohne indes zu einem Resultate zu gelangen, das ein auch nur einigermaßen geschultes Auge befriedigen könnte. Der »Eraxdio- liebt es indes, seine Leser einen Blick hinter die Koulisscn thun zu lassen, indem er ihnen den ganze» Ver laus seiner Herstellung — eine ohne Zweifel wirkungsvolle Reklame — in Wort und Bild vorführt. Auf drei großen Seiten einer Extrabeilage giebt er nicht weniger als 31 Skizzen aus seinen Redaktions-, Arbeits-, Lager- und Expeditionsräumen, doch sind diese namentlich in Bezug aus die Maschinen so oberflächlich gehalten, daß sie dem großen Publikum kaum sonderlich viel ver raten werden. Sogenannte Kunstblätter sind der Weihnachtsnnmmer des »kraxdie« zwei beigegeben im Formate von 36:49 und 47:66 ow. Das crstere ist eine Autotypie von Angerer L Göschl in Wien, angeblich nach einem Gemälde, wahrscheinlich aber nach einer Litho graphie; sie ist in schwarz oder vielmehr in schwarzgrau mit leichtem braunen Ton gedruckt; doch dürste sich die berühmte Wiener Firma kaum freuen über die Art dieses Druckes. Aus dem großen Blatte ist nach einem Gemälde von C. Burton Barber in Chromolithographie eine junge Dame dargestellt, die, indem sie uns im Ballkleide den sehr entblößten Rücken zukehrt und wir das Gesicht nur im Profil erblicken, ein junges Hündchen küßt, das sie an die Schulter hält, einen »I-uokx vog«, wie die Unterschrift sagt, was man etwa mit »einem Glückspilz« übersetzen und nicht ohne Berechtigung auf das Bild selbst anwenden könnte, da wir wahrlich einen inneren Wert, der es als Weihnachtsgabe qualifizierte, in ihm, wenigstens in dieser Wiedergabe, nicht zu entdecken vermögen. Daß auch diese wenig befriedigende Ausgabe des -üraxbie- stark in Inseraten macht, ist selbstverständlich. Eine sehr geringe Censur kann man vom graphischen Stand punkte aus auch nur der Weihnachtsnnmmer der »Tulo Ticke«, die von dem großen Londoner Verlagshause Cassell L Co. hcrausgegeben wird, erteilen. Das Format des Heftes ist wesent lich kleiner als das der beiden soeben besprochenen großen Blätter; es mißt nur 22:34 cm, doch enthält es 48 Seiten, von denen allerdings 16 (ohne die Umschlagseiten) auf Inserate kommen; außerdem aber sind 4 bunte Beilagen eingeschaltet, augenscheinlich zu der das ganze Hcst füllenden Geschichte »Tbs dlsv Ladxlon» gehörig, in Betreff deren man sich aber unwillkürlich fragen muß, wem diese stark an die Neuruppiner Bilderbogen erinnernden Blätter Wohl eigentlich gefallen sollen und ob das fromme England nicht Anstoß nimmt an Bildern, aus denen ein tolles Treiben vorgeführt wird, so toll, wie auf den berühmten und berüchtigten Maskenbällen der großen Oper in Paris, doch ohne Pariser Grazie. Die ganze Erzählung des »Tals Ticks- ist eine politische Satire und die zahlreichen zinkographischen Illustrationen »ach Federzeichnungen, in denen weder Lord Salisbury, noch der von seine» Anhängern halbvergötterte Gladstone geschont werden, sind flott entworfene Karikaturen, die ohne Zweifel sür mit englischen Verhältnissen intim Vertraute nicht ohne Reiz sein mögen, — aber als geeigneter Stoff zu einer Weihnachtsnnmmer können sie doch selbst diesen kaum erscheinen. Der Umschlag der -Tale Ticke- ist, wie bei den anderen englischen Blättern, aus drei Seiten mit Inseraten gefüllt; die Vorderseite zeigt außer den Titelworten in Schwarzdruck einen großen Mistelzwcigbüschel mit seinen weißen Beeren; der übrige Teil ist zinnoberrot überdruckt, — man kann sagen, er har moniert mit den schreiend bunten Bildern im Innern. Einen angenehmen Kontrast dazu bildet das dieser Nummer beigegebene Kunstblatt im Formate von 54:66 am, das uns die Brustbilder von drei klassisch schönen Frauengestalten, Lose, Tbistls anck Sbamroeli, somit die Verkörperungen der Pflanzen symbole sür England, Schottland und Irland, zeigt. Besonders schön ist die blondlockige, blauäugige, rosenbekrönte Mittelfigur England, aus welche die links stehende Schottin vertrauend blickt, während die Jrländerin, in der einen Hand eine aus Hörnern geformte Lyra haltend und durch diese den Sanges reichtum der »grünen Insel- andeutend, zur Rechten der ein Szepter haltenden Engländerin stehend, den Blick betrübt nieder schlägt. Dieses Blatt allein ist thalsschlich mehr wert, als das ganze Heft; seine chromolithographische Ausführung ist eine sehr anerkennenswerte. Das Letztere kann gesagt werden von dem reizenden jungen Mädchen, durch welches die Pariser »Illustration» auf einem 65:82 em großen Blatte ihre Weihnachtsnummer begleiten läßt; dasselbe präsentiert sich in ganz anders günstiger Weise als die Dame des »Eraxdio», obwohl man ihr zartes Gesichtchen doch sür etwas gar zu rosig angehaucht erachten muß, — die Chromo- lithographen thun's aber nun einmal nicht anders. Corcos heißt der Maler desselben und »I-s Taxillon« ist das Blatt genannt nach dem Umstande, daß ein Schmetterling die Aufmerksamkeit der graziös-naiven, vom duftigen Gewände nur leicht verhüllten Schönen, die ihn mit strahlendem Auge verfolgt, ganz auf sich lenkt. Das Weihnachtsheft selbst hält 32 Seiten und ist durch Chromophototypieen und Holzschnitte illustriert, die wahrhaft wohlthuend wirken, besonders nach den Farben - Rohheiten des »Eruxdic». Weshalb man aber sür das llmschlagsbild dieses HesteS wieder die langweiligen Formen altbyzantinischer Malerei gewählt hat, ist nicht recht abzusehen, wird jedoch vielleicht durch den Gegenstand dieser Weihnachtsnummer »UM sn Teers Suints- — Weihnachten im Heilige» Lande — einigermaßen erklärt; auch wird das Bild in etwas gemildert durch eine medaillonartig in der Perspektive gegebene malerische Gruppe moderner Touristen- Pilger. Im Innern ist das Blatt ebenso reich wie schön illustriert. Es enthält 16 Chromo - Phototypieen, von denen 3 ganzseitig sind, und 28 Darstellungen in Holzschnitt, darunter eine Anzahl in einzelnen Partieen mit leichten Tonsarben überdruckt, was diesen Bildern einen außerordentlich malerischen Rtiz ver leiht. Ganz besonders schön und wirkungsvoll ist ein großes Doppelbild, aus dessen blaugrauem Tonübeidruck man die weißen Lichter aussparte, so daß das seingeschnittene, bis in alle Einzelheiten auss sorgfältigste dnrchgesührte große Blatt zu einem prächtigen 6Iair - odseur - Drucke geworden ist. Alle Bilder, die einfarbigen wie die bunten, sind flott und korrekt gezeichnet, alle führen uns in wirkungsvoller Charakteristik das Leben der Gegenwart im heiligen Lande vor, und, da trotz der Farbensreudigkeit des Orients man bei den Bildern in Chromodruck sich doch überall bescheiden und decent gehalten hat in der Anwendung der Farben, so hat man auch stets die Empfindung, daß die Darstellungen direkt nach dem Leben gegeben und naturlvahr sind. Die »Illustration» hat mit diesem Hefte eine wertvolle Weihnachtsnnmmer geschaffen, weit besser und gehaltreicher als die vorjährige, in welcher in geradezu lächerlicher Weise die Freundschaft der Russen erkrochen und ihnen Weihrauch gestreut wurde. Das Blatt hat sich somit über sich selbst erhoben; es steht diese französische Weihnachtsnummer aber auch weit über den vorstehend besprochenen englischen, an denen man eher ein Rückwärts-, als ein Vorwärtsschreiten kon statieren muß. Und doch ist gerade von England die schöne Sitte der Weihnachtsnummern ausgegangen, und der Pariser »Figaro», der sie zuerst nach Frankreich übertrug, hat seine erste Weihnachtsnummer in London drucke» lassen, weil man es angeblich in Paris nicht verstand! Welch ein Wechsel! Die im vorstehenden ausgesprochenen Ansichten werden be-
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