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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.11.1930
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- 1930-11-15
- Erscheinungsdatum
- 15.11.1930
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- Deutsch
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VMMMMdwKMKwViMaM Nr. 268 (N. 137). Leipzig, Sonnabend den 15. November 1930, 87. Jahrgang. Redaktioneller Teil Zur Wirtschaftslage. Von Prof. Or. G. Menz. IDas Tributproblcm — Finanzsanicrung und Arbeitslosigkeit — Konjunkturberichte Buchgewerbe und Buchhandel.! Im Vordergrund der Erörterung steht heute nicht nur in Deutschland, sondern wohl in der ganzen Welt weiter die Frage der deutschen Tribute und damit zusammenhängend der Kriegs schulden. Nicht diese Tatsache überrascht, wohl aber die Ge schwindigkeit, mit der die Einstellung zu dem Problem nament lich in Deutschland sich gewandelt hat. Wenig mehr als ein halbes Jahr ist es her, daß noch an Verbote gedacht werden konnte gegen jede Beteiligung an einer Agitation gegen die An nahme des Aoungplanes. Heute fordern selbst die Gewerkschaften offen Revision eben dieses Plaues, und die Rcichsrcgicrung läßt erkennen, daß auch sie zu einer entsprechenden Politik vielleicht sehr bald genötigt sein könnte. Wiederum besteht aber die Ge fahr, daß die Dinge rein stimmungsmäßig beurteilt werden. Wenn sich der Wirtschaftler damit befaßt, kann das jedoch gar nicht nüchtern genug geschehen. Wenn eine Revision kommt, wird sie der Wirtschaft nämlich nur dann eine wirkliche Erleich terung bringen, wenn wirtschaftliche Überlegungen dabei maß geblich mitgewirkt und die Lösung entsprechend bestimmt haben. Ja, eine Revision dieser Art dürfte überhaupt nur möglich wer den, wenn von vornherein nicht stimmungsmäßige politische Wünsche oder gar parteipolitisch beengte Forderungen, sondern allein allerrealste wirtschaftliche Überlegungen bei der Vorberei tung die Führung haben. Für die Väter des Doungplanes kann die augenblickliche Lage an sich keine Überraschung sein. Sie haben sie kommen sehen und haben ja im Hinblick darauf schon die Bestimmungen über ein etwaiges Moratorium für Deutsch land in den Plan mit ausgenommen, überraschend, und zwar Peinlich überraschend ist auch hier lediglich, daß die Notwendig keit, von diesen Bestimmungen einmal Gebrauch zu machen, so unheimlich bald brennend geworden ist. Das gestaltet die Lage doppelt und dreifach schwierig. Denn die Vorbereitungen, die man namentlich französischerseits zweifelsohne ins Auge gefaßt hat für den Augenblick einer Revision, sind infolgedessen noch nicht getroffen, wenigstens nicht abgeschlossen. Das Schlimmste ist vielleicht, daß deutscherseits die auch hier unbedingt erforder lichen Vorbereitungen augenscheinlich überhaupt noch nicht ein mal erkannt, geschweige denn eingeleitet sind. Was ein Mora toriumsantrag zur Folge haben könnte, haben müßte, kann man sich vielleicht vorstellen. Sind wir darauf gerüstet? An Stelle eines offenen Moratoriums könnte auch etwas anderes ins Auge gefaßt werden. Im alten Dawesplan gab es eine Art Gold klausel. Bei einer Verlagerung des Goldkaufkraftwertes um 105S nach einer oder der anderen Seite hin sollte die Tributlast neu be ziffert werden. In den Aoungplan ist eine ähnliche Bestimmung nicht übernommen worden. Immerhin ließe sich unter Berufung auf den Grundsatz der clsusul» redus sic stantibus auch jetzt die Forderung rechtfertigen, daß der nachweislichen Veränderung der Goldkaufkraft Rechnung getragen werden müßte. Das hat um so mehr Aussicht, als unter der Goldwertsteigerung auch die anderen Schuldnsrländer zu leiden haben. Es ließe sich also vielleicht eine Einheitsfront der Schuldner bilden, die den Haupt gläubiger Amerika zur Nachgiebigkeit zu bringen versuchen könnte, ohne das Deutschland allein mit einem Moratoriums antrag hervorzutreten brauchte. Selbstverständliche Voraus setzung der Erfüllbarkeit unserer Tributverpflichtungen ist ferner nach Ansicht aller Einsichtigen und Ehrlichen die Bereitschaft unserer Gläubiger, Warenleistungen von uns in Empfang zu nehmen. Wenn uns eine entsprechende Zollpolitik aller maß geblichen Länder die Erfüllung in diesem Sinne unmöglich macht, kann die Forderung nicht unbillig sein, dann unsre Ver pflichtungen demgemäß zu ermäßigen. Der Gedanke einer Um satzbelebung in der gesamten Weltwirtschaft mit Hilfe handels politischer Maßnahmen in erster Linie in Gestalt eines allgemei nen Abbaus der Zolltarife spielt in den Arbeiten der internatio nalen Handclskammervereinigung wie des Völkerbundes be kanntlich seit langem eine Rolle. Auch hier also könnte Deutsch land internationale Unterstützung finden. Freilich geht dieser Weg von der Voraussetzung aus, daß unsre Tributverpslichtun- gen in der bisher festgesetzten Höhe erfüllt werden sollten. Wer das an sich für unmöglich und verderblich hält, wird diesen Weg daher überhaupt für ungangbar halten. Immerhin muß man auch mit dieser Alternative rechnen. Sie hat das eine für sich, daß natürlich jede Veränderung der Tributregelung für die Empfängerländec, insbesondere also für U.S.A. nicht unbeträcht liche Störungen der Finanzwirtschaft nach sich ziehen müßte. Weil man sie vermeiden möchte und immer noch glaubt ver meiden zu können, bleibt die Entscheidung so lange in der Schwebe. Die Zeit allerdings arbeitet für uns. Das Verschenken von jährlich rund 2 Milliarden ohne Gegenleistung — darauf läuft doch unsere Tributleistung hinaus — bedeutet für eine Wirtschaft, deren Wertschöpfung allein auf dem Austausch von Leistung und Gegenleistung beruht, eine derartig tödliche Stö rung, daß die Grenze des Erträglichen immer näher rückt, um so mehr, als schon die Wirtschaftspolitik Rußlands eine schwere Be lastung für dasselbe Wirtschaftssystem darstellt und seine Wieder standskraft aufs äußerste auspannt. Wenn aber danach also die Revision der Tributfrage unbedingt kommen muß, so bleibt doch noch zweifelhaft, wann das sein wird und ob uns bis dahin nicht der Atem ausgeht. Ein Interesse an größtmöglicher Beschleu nigung der Lösung haben wir unbedingt. Dabei aber ist zu be denken, daß zweifelsohne die Revision niemals im Sinne eines Prozeßverfahrens auf der Grundlage juristischer Dialektik zu erreichen sein dürste. Auch von der Kriegsschuldlüge her, die vielfach — und nicht durchaus mit Unrecht — als der Angel punkt des ganzen Problems angesehen wird, ist die Aufrollung nicht erreichbar. Für die Bearbeitung der öffentlichen Meinung namentlich in Amerika tut das gute Dienste und sollte das da her nicht versäumt werden. Für die Entscheidung selbst aber, die nur als politische Lösung erfolgen kann und wird, ist ausschlag gebend, daß ein Ausweg positiver Art aus dein unleugbaren Dilemma gewiesen werden kann. Briand hat einen entsprechenden Plan zur Debatte gestellt. Sein Paneuropa stößt aber allgemein auf Widersprpch und Ablehnung. Wir können uns nicht daraus verlassen, daß Frankreich sich doch noch durchsetzt; hieße das überdies doch, daß wir bereit wären, uns völlig französischer Führung und Vorherrschaft endgültig zu unterwerfen. Dann bleibt aber nichts anderes übrig, als selbst positive Vorschläge zu machen. Sie hätten sich nicht aus die Höhe der Verpflichtungen 1081
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