W6. 15. November 1930. Fertige Bücher. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Helene Haluschka Der Pfarrer von LamoLLe Ein Roman Mit 6Z bildl. Randglossen von Nndols Wirth. 222 Serken. In Lernen Nrrr. 6.50 Ern Buch lebendiger, tätiger Liebe, ganz überstrahlt von der natürlichen Heiligkeit guter Menschen! Man wird den „Pfarrer von Larnotte" ebensowenig vergessen wie Herwigs „Sebastian von Wedding", oder Timmernrans „Pfarrer vom blühenden Wein berg", deren beider besondere Wesenheiten er in sich vereint. Die Handlung ist nicht in die Form des Romans im landläufigen Sinne gepreßt; es ist sozusagen ein „Roman im Querschnitt", eine Sammlung von lebensprühenden, stark mit Laune, Witz und Humor geladenen und dabei wiederum ganz unaufdring lichen, sa hauchzart geschilderten Einzelkapiteln, in denen der Pfarrer von LamoLLe und feine Umgebung plastisch geschildert smd. Die Dichterin erzählt vom Werden des Buches: Erlebt habe ich das Ganze anläßlich eines Sommeraufenthaltes in der Heimat nach dem Krieg, als hier und drüben noch alles wund und voll Haß und Bitterkeit war. — Es fällt mir schwer, von mir zu sprechen, aber Sie können sich gewiß den Seelen zustand einer Frau vorstellen, deren Mann in einer und deren Bruder in der anderen Armee kämpft. Alle Schrecken, alles Elend der Inflationszeit (und die war für uns sehr, sehr bitter) waren nichts neben diesem Zwiespalt in der Seele. In Graz wurde ich als „die Französin" behandelt, in der Heimat als „Autrichienne-Allemande" verdächtigt! lind doch war ich nur voll Liebe für meine beiden „Heimatländer", ganz durchdrungen von ihrer beider Kul tur! Damals gaben nur diese zwei einzigen Menschen wahrhaften Frieden: der alte Pfarrer und die „Negentin". Bei ihnen lernte ich kennen, was wirkliches Christentum vermag! Das waren Menschen, die trotz ganz verschiedenen Alters, trotz verschiedener Kirche, Rasse und Heimat völlig eins waren in Liebe zu Gott und den Menschen. Was zwei solche Menschen vermögen, grenzt ans Wunderbare; sie gaben mir die felsenfeste Überzeugung, daß ein paar solche Menschen genügen würden, um der Welt jenen Frieden zu geben, von dem der Heiland spricht. — Was ich dort empfunden: die Ruhe, dieses Einswerden mit dem llnendlichen diese lächelnde Resignation, diese ge radezu klassische Schönheit des Lebens mit einfachen und edlen Menschen — das versuchte ich für andere festzuhalten, für andere, die wie ich damals, Durst nach einen Glas frischen Wassers hatten. — So entstand das Buch aus einem Gefühl der Dankbarkeit heraus und der Erlösung. S Verlag Josef Kofel Friedrich Puftek München Börsenblatt f. b. Deutschen Buchhandel. S7. Jahrgang.