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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.10.1930
- Strukturtyp
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- 1930-10-23
- Erscheinungsdatum
- 23.10.1930
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- Deutsch
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X? 247, 23, Oktober 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. bücher werden beim Lesen dieser Zeilen die köstlichen kleinen Ge stalten einfallen. Tradition und Gegenwart gehen hier völlig ineinander über. Fast alle Bücher sind aus Erheiterung und Stärkung des kindlichen Gemüts eingestellt, es fehlt das Be lehrende und der Zweck. Man kann sich keinen größeren Gegensatz denken in der Auffassung des Kinderbuches als wie zwischen England und Rußland, äußerlich und innerlich. Die russischen Bilder bücher, die an sich zweifellos die interessantesten der ganzen Ausstellung waren, sind eben völlig neu in ihrer Auffassung, be wußter Bruch mit Tradition, belehrend, zweckvxrknüpft, auf klärend; Hauptthema ist Schule, Unterricht, Technik, Handwerk, Landleben usw. Dabei stark national betont, mit dem großen, geradezu hervorstechendem Vorzug, daß sich wirkliche Künstler in den Dienst des Kinderbuches gestellt haben. Es gibt hier Bilderbücher für wenige Groschen, die bildhaft unübertrefflich sind. Alles ist broschürenartig aufgemacht und billig. Lett land fällt auf durch sehr starke Betonung des Volkstums, auch stark national betont; es hat schöne Farben. Polen interessiert durch die Beeinflussung von Osten und Westen. Bulgarien bringt neben sehr bunten ganz volkstümlichen Bildern stark vom deutschen Bilderbuch beeinflußte Darstellungen. Die wenigen typisch ungarischen Bilderbücher, die wir bekommen konn ten, waren eigenartig und besonders gut ausgestattet. Die romanischen Länder vereinigt alle ein gemeinsamer Zug; man hat den Eindruck, als ob die Kinder dort kleine Er wachsene wären, am wenigsten in Italien, am meisten in Frank reich. Italien hat sehr hübsch illustrierte und gut ausge stattete Kinderbücher, während das französische Kinder buch im Vergleich zu den meisten anderen Ländern nach unseren Maßstäben sehr an Ausstattung zu wünschen übrig läßt. Doch während unseren künstlerischen Ansprüchen das französische Bilderbuch nicht immer genügte, konnten wir feststellen, daß Kinder an der lebhaften Handlung und den oft grotesken Einfällen große Freude hatten. Wie wir in Erfahrung gebracht haben, sind in allerneuester Zeit in Paris Bestrebungen im Gange, auch dort das moderne künstlerische Kinderbuch durch zusetzen. Da wir mit den Kreisen in Verbindung stehen, hoffen wir, später darüber Erfreuliches berichten zu können. — Sowohl bei Spanien als auch Italien fallen im Gegensatz zu den nordischen Ländern die völlig anderen Farben auf. Alles ist hier kräftig und gegensätzlich nebeneinander gestellt, lebhaft und temperamentvoll. In beiden Ländern tritt die Figur des Pinoc- chio, des deutschen Kasperle, wiederholt auf. überhaupt ließe sich über das Wiederkchren der Motive in den Kinderbüchern eine besondere Abhandlung schreiben. Und nun zuletzt dieSchweiz. Die Schweizer Kinderbücher sind unseren deutschen naturgemäß verwandt. Selbstverständlich spielen die Berge eine große Rolle. Es ist ja durchaus erklär lich, daß die Schweizer Kinderbücher auch bei uns in Deutsch land gern gelaust werden, denn sie fallen auf durch eine gute Ausstattung und eine anmutige und künstlerische Gestaltung. Die Schweiz hat auch ganz moderne Bilderbücher, die mit die besten und gelungensten Versuche moderner künstlerischer Gestal tung darstellen. Der äußere Erfolg der Ausstellung kam natürlich in erster Linie dem deutschen Kinderbuch zugute, immerhin wurden auch über Erwarten ausländische Bilderbücher gekauft, diese wohl teilweise mehr für die Erwachsenen als für die Kinder. Die Ausstellung wurde besucht von etwa 1500 Personen, einschließlich der Schulen und der beruflich interessierten Kreise. Viele Eltern brachten ihre Kinder mit, und das war für uns immer die größte Freude; wobei wir allerdings häufig feststellen konnten, daß die Fahnen mindestens ebenso viel Aufmerksamkeit und Bewunderung er regten wie die Bücher. Aber die Bemerkungen der Kinder waren für uns sehr lehrreich, wir haben durch ihren Besuch zweifellos viel gelernt. Wir benutzen gern die Gelegenheit, auch an dieser Stelle unseren ausländischen Freunden nochmals unseren Dank auszusprechen. — Wir denken daran, im nächsten Jahre außereuropäische Bilderbücher zur Ausstellung zu bringen. 1018 Bemerkungen zur Geschichte des Autographensammelns. Von Hellmut M e y e r. Berlin. Als ein relativ junger Zweig des Buchhandels hat sich der Autographcnhandel erst in allerjüngster Zeit so kräftig entwickelt, daß es heute Firmen geben kann, die ihn hauptberuflich pflegen und nicht nur wie noch vor einem Menschenalter als Nebenzweig ihrer Firma gerne sehen oder dulden. Das Autographensammeln hat im Lause der Zeit Wandlungen durchgemacht, die ein Spiegelbild sind der verschiedenen Geistes strömungen, die die Menschheit durchgemacht hat. Wie lange sammelt man Autographen? Versteht man hier unter das Aufbewahren von Dokumenten und Schriftstücken, die einem wichtig sind, so geht es zurück bis ins Altertum. Bei den so stark historisch empfindenden Römern gibt es im Hause bereits ein Zimmer, in dem Dokumente aufbewahrt wurden, das Tablinum. Im frühen Mittelalter waren die Klöster d i e Stätte, die den geistigen Besitz pflegte und verwaltete und wohl alles, was an Handschriften erhalten ist, verdanken wir den Klöstern, erst später traten die Archive der freien Städte und Fürsten hinzu. Aber all dies wird von den Autographensammlern wohl ab gelehnt als ein Sammeln von Autographen. Denn heute versteht man hierunter eine Sammlung von Briefen, die den Sammler durch- ihren Inhalt, den Duktus der Handschrift oder die der Ori ginalhandschrift anhaftenden sonstigen Eigenschaften in eine innere Beziehung setzen zu den Menschen, von denen wir Gedichte, Musik oder Taten kennen, die uns aber doch menschlich distanziert bleiben. Ein derartiges Autographensammcln ist relativ neu. Wie so vieles aus der heutigen Zeit geht es auf Goethe zurück. Zwar haben auch schon vorher Menschen ihnen werte Briefe aufbewahrt, aber die erste planvoll angelegte Sammlung dürfte die Goethes sein. Interessant ist es nun, wie Goethe sammelte. Er hob von Schiller einen Briefumschlag auf, da Schiller selten so typisch geschrieben habe. Wir wären versucht, zu glauben, daß Goethe somit rein vom graphologischen Standpunkt aus sammelte. Ich glaube dies nicht, meine vielmehr, daß Goethe durch den Anblick dieser typischen Handschrift zur intuitiven Schau des Menschen Schiller gelangte und darum die Adresse aufhob. Bei anderen als Goethe wurde ein derartiges Sammeln, das nur Schriftproben aufhob, im besten Falle zu einer graphologischen Sammlung, meist sank es aber auf das Niveau einer Sammlung von Wappenbtldern herab. Für die meisten war Vollständigkeit die Hauptsache. Die traurigen Folgen derartigen Sammelns treffen wir heute auf Schritt und Tritt. Ich erinnere nur daran, daß Charlotte Schiller das Manuskript des Tell zeilenweise ausein anderschnitt, um jedem etwas zu geben. Die Briefe mit fehlender Unterschrift, die für Sammler abgeschnitten wurde — denn die Unterschrift genügte — sind dem Händler eine Quelle steten Ärgers. Bald brach sich aber die Erkenntnis Bahn, daß es doch etwas anders ist, ob man z. B. das Manuskript des Guten Kameraden oder eine abgeschnittene Unterschrift von Uhland besitzt. Man be gann, inhaltlich interessante Briefe zu sammeln. Mit Ausnahme von Spczialsammlern sammelten aber die meisten noch nach dem alten Gesichtspunkt: komplett zu sein, das heißt alle berühmten Namen zu besitzen. Es erstanden erstaunliche Sammlungen, ich denke nur an die durch ihre Kataloge bekannten von Bvvet und Fillon oder die neueren von Geibel, Meyer Cohn, Ulex und Toebe. Um die Jahrhundertwende setzen sich die Spezialsammlungen immer mehr durch. So sammelte der Konsul Planer alles auf den 30jährigen Krieg und Lützen Bezügliche, mein Vater, Cornelius Meyer, alles auf die Geschichte Preußen-Deutschlands Bezügliche, von der Schaffung des Königreiches Preußen an bis heute, allerdings im weitesten Sinne. — Professor Houben baute seine Sammlnng auf, die planvoll den Kreis des jungen Deutschland um Holtei und Gutzkow umfaßt, Professor Kippenberg seine Goethesammlung unter dem Motto: »Einen Einzigen verehren«. Gewaltige äußere Ereignisse sind über uns hingegangen. Der Weltkrieg, die Revolution, der Sturz der Monarchien, Inflation mit der Umschichtung der Gesellschaft. All diese Ereignisse sind die Folge oder haben zur Folge eine Umschichtung der Geistesströ mungen. Diese Umschichtung zeigt sich auch in der Einstellung der Autographensammler. Groß war früher die Zahl der Sammlun gen, die vaterländisch monarchistische Autographen enthielten. Heute sind Briefe von nachgeborenen Prinzen, der Secundogenitur, fast unverkäuflich. Von den Herrschern werden nur noch die Promi nenten gekauft: Friedrich der Große, Napoleon, Karl V. z. B., —
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