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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.08.1911
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1911-08-31
- Erscheinungsdatum
- 31.08.1911
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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9740 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. — Sprechsaal. ^ 202. 31. August 1911. Wir qehen in das Erholungszimmer. Ich lese ihm .Deutsch- land, Deutschland über alles' vor, und noch ehe ich damit zu Ende bin, legt er mir die vier Louisdor auf meine Brieftasche. Wir beratschlagen, in welcher Art das Lied am besten zu ver öffentlichen ist. Campe schmunzelt: .Wenn es einschlägt, so kann es ein .Rheinlied' werden (R. Becker dichtete im Jahre vorher .Sie sollen ihn nicht haben, den freien deutschen Rhein). Ich schreibe es unter dem Lärm einer jämmerlichen Tanzmusik ab, Campe steckt es ein, und wir scheiden. Am 4. September bringt mir Campe das Lied der Deutschen mit der Haydnschen Melodie in Noten, zugleich mein Bildnis, gezeichnet von C A. Lill. An letzterem nichts gut als der gute Wille. Hoffentlich werden meine Freunde ein besseres Bild von mir in der Erinnerung be- halten haben.« Werkunterricht in Preußen. — Der Werkunterricht scheint die Brücke zu werden, die den nun seit dreißig Jahren in Deutschland befürworteten Handfertigkeitsunterricht mit der Lernschule verbinden wird. Ein besonderer Erlaß des preußi schen Ministers der geistlichen und Unterrichtsangelegenheiten hat sich über die Stellung des »Werkunterrichts« in den Volks- schulen und die Modalitäten seiner versuchsweisen Zulassung in diesen ausgesprochen, deren Hauptgesichtspunkte folgende sind: »1. Das mit dem Namen .Werkunterricht' bezeichnete körperliche Gestalten muß sich aus den Bedürfnissen des gesamten Unterrichts ergeben, und es kann dafür nicht ein besonderer Lehrplan aufge stellt werden, der den .Werkunterricht' als ein neues Unterrichtsfach erscheinen läßt. 2. Der Zweck des körperlichen Gestaltens macht es selbstverständlich, daß es nicht auf eine oder mehrere Klassen beschränkt sein kann. 3. Die Eigenart der ethischen Fächer ergibt, daß die Tätigkeit der Hand in ihnen nur in ein geschränktem Umfang erfolgen kann und hohen erzieherischen Takt des Lehrers erfordert.« — Bei dieser Gelegenheit sei auch darauf hingewiesen, daß im Lehrplan der reorganisierten preußischen Mittelschulen ein wöchentlich zweistündiger fakultativer Handfertigkeitsunterricht im »Zusammenhang mit den dafür geeigneten Unterrichtsfächern«, also Werkunterricht, zu gelassen ist. Die hierauf bezüglichen Bestimmungen begründen diesen Handarbeitsunterricht damit, daß eine »ausreichende Ge legenheit zu gestaltender Tätigkeit mit der Hand« gegeben werden soll. Den einzelnen Anstalten bleibt unter Zustimmung der Schulbehörde die Auswahl der Arbeiten und ihre Anordnung überlassen. Modellieren, Papp-, Holz- und Metallarbeiten werden im allgemeinen den Umfang der Beschäftigung be stimmen. (Deutscher Reichsanzeiger.) Sprechfaul, ^ij ^ Verlag und Sortiment. Es ist eine auffallende Erscheinung, daß immer mehr und mehr Verleger reisen lassen. Und wer nicht reisen läßt, schickt immer und immer wieder direkte Rundschreiben mit der Bitte um spezielle oder speziellste Verwendung für seinen Verlag. Fast jeder wünscht natürlich gerade seine Sachen »stapelweise auf dem Tisch«, »reihenweise im Schaufenster« und »nicht im allgemeinen Lager«, sondern »griffbereit« apart gelegt. So humoristisch das auf den ersten Blick erscheint, so bitterernst ist es in Wirklichkeit. Wie die Pilze schießen neue Verleger aus dem Boden. Viele mit wunderschönen, himmelstürmenden Namen, und was sie ver legen, entspricht vielfach durchaus dem Bedürfnis des modernen Menschen: äußerlich geschmackvoll, innerlich interessant und — billig! Das sind Bücher, die selbst von den sparsamen Deutschen gekauft werden. Daß aber diese neue Ara für manchen älteren Verleger einen unermeßlichen Schaden bedeutet, wird kaum beachtet. Ein kleiner Sortimenter, der sich in seiner Vertrauensseligkeit »machen« läßt und bei der Übernahme eines Geschäfts oft Tausende verliert, kann sich in seinem eigenen Schmerze wohl selten daran er innern, daß er Kollegen im Verlage hat, die auch mit einem Schlage ein ganzes Vermögen verlieren. Darum Hand in Hand müssen wir arbeiten und uns immer besser verstehen lernen, wie in einer glück lichen Ehe. Verleger und Sortimenter brauchen einander! Da nun einmal die Frauenfrage — in diesem Falle die Sortimenter frage — aktuell geworden ist, sollten vernünftige Männer Einsicht haben. Kein vernünftiger Sortimenter kann es den Verlegern übelnehmen, wenn sie sich zu einem Verein zusammentun. Nur die sch lechten Elemente im Sortiment leiden darunter, und das muß sein. Den soliden Firmen im Sortiment kann die Auskunft, die ein Verleger dem anderen über ihn erteilt, nur nützen. Viel leicht kommen wir dann endlich so weit, daß man bestimmt und ohne Ausnahme auf direkte Zusendung eiliger Bestellungen rechnen kann. Solange das nicht eintritt, muß die buchhänd lerische Organisation einen geradezu vorsintflutlichen Eindruck machen. Wie oft wird darüber geklagt! — Der Verlegerverein kann das ändern! Er sollte die Sortimenter, denen man nicht direkt liefern kann, deutlich kennzeichnen. — Und es ist eine Rücksichts losigkeit, einer soliden Firma auf Verlangen nicht direkt zu liefern, auch wenn sie sich nicht für den betreffenden Verlag ver wendet. Für alle Verleger kann sich doch wirklich nickt jeder Sortimenter verwenden! Es ist traurig, darüber ein Wort ver lieren zu müssen! Also kurz, der Verlegerverein kann dem Sortiment nützen und er tut es gewiß schon. Wenn nun das Sortiment nichts gegen den Verlegerverein einwendet, kann doch eigentlich der Verlag auch nichts gegen einen Sortimenter-Verein haben! Sonderbarerweise scheint das aber immer noch der Fall zu sein. Wenn die Männer ihren Stammtisch haben, können sie ihren Frauen doch auch. ihr Kaffeekränzchen gönnen. Geklatscht und gelästert wird bei beiden, aber da sie einem natürlichen Be dürfnis entsprechen und auch wirklichen Nutzen stiften können, soll man sie doch lassen. So wenig wie ein Frauenverein gegen die ganze Männerwelt arbeitet, ebenso wenig die Sortimenter gegen den Verlag Im Grunde haben sie einander doch sehr gern und wollen nicht von einander lassen. Und wie liebenswert sind viele von unseren deutschen Verlegern! Für manchen von ihnen trägt das Sortiment eine stille glühende Liebe im Herzen. Ich habe selbst viele »Flammen« unter ihnen. Dabei trägt gern einer des anderen Last, nur zuviel dürfen wir uns nicht auf bürden. Wir leben in einer ungerechten Welt, umsomehr sollten wir nach Gerechtigkeit streben Welcher Sortimenter hat nicht über die hohen Kosten der Kataloge — seines Handwerks zeugs — gestöhnt! Wieviel billiger würden sie werden können, wenn jeder Verleger ein paar Groschen für die Aufnahme seiner Titel beisteuern wollte. Diese Speien - Ersparnis käme ja dem Verlag wieder zugute. Wenn die Frau etwas erspart, hat doch der Mann keinen Schaden! Und wenn das Sortiment dem Verlag etwas abnehmen kann, wird es gewiß nicht kleinlich sein. Welche Unsummen kostet das Reisen allein! Eine Hand wäscht die andere! Lortiwentious. Büchermarder. <Vergl. die Sprechsaal-Notiz in Nr. 200.) Soeben lese ich im Börsenblatt vom 29. August von einem Bllchermarder, der in Görlitz nach verschiedenen Büchern gekragt hat. Nach genau denselben Büchern fragte in vergangener Woche ein Mann bei mir verschiedene Male an, der nach der gegebenen Beschreibung mit dem Verdächtigen identisch sein dürste. Und gerade um diese Zeit wurde in meinem Laden das zweibändige Werl »Wrangel, Das Buch vom Pserde«, gebunden 2S ord., gestohlen! Es ist anzunehmen, daß der oben Erwähnte der Dieb ist und da das Werk bei hiesigen Antiquaren bis jetzt nicht an. geboten wurde, wird er cs Wohl nach auswärts mitgenommen haben, um es dort einem Kollegen anzubieten. Dresden-N. C. Höckner's Buchhandlung. Zur Notiz .Vorsicht!« im Sprechsaal der Nummer 200 des Börsenblattes erlaube ich mir hierdurch ergänzend zu berichten, daß der unter dem Namen »Karl Scholl, Dekorationsmaler« hier ausgetretene Büchermarder, — soweit bis jetzt ermittelt werden konnte, — der bereits steckbrieflich verfolgte Buchbinder Joses Svoboda ist, der in Magdeburg, Dresden usw. Gast- rollen gegeben hat. Seine Festnahme ist noch in Görlitz ersolgt. Görlitz. A. Meißner, E. Remer'sche Buchhandlung.
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