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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.06.1913
- Strukturtyp
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- 1913-06-23
- Erscheinungsdatum
- 23.06.1913
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- Deutsch
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142, 23. Juni 1913. Redaktioneller Teil. VSrI-nblaN s, d. Dychn. Duchlmn»-!. 6595 zu beruhigen versucht und der mit den Worten schließt: »Seyen Sie nur ruhig und unverzagt, der Himmel wird dietz Ungewittcr auch wieder vorüber gehen lassen«. Zweifellos wollte der Schreiber des Briefes mit dem Wörtchen »wieder« an die Assäre in Salzburg erinnern, die ja nach langen bangen Tagen noch ganz gut ausgcgangen war. In dem Brief kommen auch die Stellen vor: »In Ihrem ganzen Hause ist kein Papier, daß verdächtig machen könnte, alles ist bey Seite Die Leipziger Strazza habe versteckt, auch des Verfassers Briefe Mit Hrn. Pfl. S. zu sprechen, wage ich nicht, erstlich kenne ich ihn nicht und zwei tens halte ich es für das Beste, wenn man die Sache nicht noch mehreren Personen anvertraut«. Wenn man diese Sätze in Be tracht zieht, und wenn man hört, daß in dem Originalbrief ganz deutlich »Pfl. S.« steht, und nicht, wie es in den früheren Ver öffentlichungen über Palm fälschlich heißt, »Pfr. I.«, dann wird man die Annahme von Th. Bittcrauf"), daß hier ein Hin weis auf den Verfasser gegeben sei, der angeblich Velin ge wesen sein soll, als unhaltbar erklären müssen. Palm war nach seiner Rückkehr von München auf kurze Zeit nach Erlangen gegangen, dann aber doch wieder nach Nürnberg gekommen, wo er bekanntlich durch eine List der Franzosen ver haftet wurde, und zwar am 19. August zwischen 2 und 3 Uhr. In allen Veröffentlichungen über Palm, die sich sämtlich auf die Angaben von Pcdrazzi aus dem Jahre 1863 stützen, ist der Tag der Verhaftung irrtümlich mit dem 14. August angegeben"). Die ses Datum des 19. August ist aus den genauen Angaben Palms selbst in seinem Verhör vor Binot: »dlurcki 19. Laut« (der 19. August war auch in der Tat ein Dienstag) sichergestellt, ebenso findet es sich in einem »Zullvtiii cko In Police« vom 29. August und in einem weiteren Bulletin vom 4. September, und darauf läßt ferner schließen ein Brief von Soult an Binot vom 19. August. Der 14. August nach den Angaben von Frau Sophie Palm bei Pedrazzi ist Wohl auch schon deshalb unmöglich, weil eine Ver schleppung der Sache um 8 Tage bis zum Transport nach Braunau der Eile des ganzen Verfahrens schlecht entsprochen hätte*"*). Am folgenden Tage wurde Palm nach Ansbach transportiert, wohin ihn bekanntlich der bekannte Nürnberger Rechtskonsulent Hr. K. S. Frhr. von Holzschuher begleitete. Aber weder für sich noch für Palm konnte dieser bei dem Marschall Bernadotte eine Audienz erlangen; dessen Adjutant erklärte, daß aus Paris der bestimmte Befehl vorltege, Palm nach Braunau an das dortige Militärgericht abzuliefern. Wie Holzschuher später mitteilte, hatte Palm auf den K. B. Generalkommissar Grafen von Thürheim in Ansbach seine ganze Hoffnung gesetzt gehabt, allein auch dessen Fürsprache war vergebens. Palm hatte offenbar gehofft, schon in Ansbach wieder freizukommen, denn er hatte keinerlei Barmittel mitgenommen, und wir wissen heute, daß es Graf von Thürheim war, der ihm eine Summe Geldes einhändigte, als Palm der Weitertransport nach Braunau angekündigt wurdet'). Am 2l. August wurde dann in Begleitung des Regimentsquartier meisters Lupin und eines Gensdarmen die Reise im Wagen nach Braunau angetreten, wo sie bereits am 22. August eintrafen und wo Palm am folgenden Tage durch Binot einem Verhör unter zogen wurde. Palm gab bekanntlich an, nicht der Verleger der Schrift »Deutschland in seiner tiefen Erniedrigung« zu sein, die Exemplare vielmehr nur als Speditionsgut erhallen zu haben, und er wisse darum auch den Verfasser der Schrift nicht anzugeben — genau wie 8 Jahre zuvor in Salzburg. Hierbei blieb Palm "> Der Verfasser der Schrift »Deutschland in seiner tiesen Ernie drigung« von Th. Bitterauf im »Börsenblatt s. b. Dt. Buchhandel« 1909, Nr. 184. "") Auch in inciner Biographie Palms in der »Allgemeinen Deut schen Biographie« Bd. LS, Leipzig 1888, S. 1VL—104, ist dieses Datum zu berichtigen. """> S. Th. Bitterauf, Der Prozeß gegen Palm u. Konsorten in der »Histor. Viertcliahrsschrift«, Leipzig 1909. ß) S. Or. Jul. Meyer, Die Palm-Legende in »Onoidina«. 4. Bd. Ansbach 1911. auch vor dem Kriegsgericht stehen und hoffte, damit wieder von der Sache freizukommen. Wir sind heute in der Lage, festzu stellen, daß Palm bis zum letzten Augenblick bestimmt mit seiner Freilassung gerechnet hatte. In dem noch erhaltenen Taschen- notizbuch Palms") findet sich eine Reihe von Aufzeich nungen, die äußerst interessant sind und die bisher nochnicht gedruckt wurden. Zunächst findet sich in dem Buch eine Auf zählung von Namen mit beigesetzten Geldbeträgen, von denen es nicht sicher ist, ob es sich um Außenstände oder um Schulden hier bei handelt. Es sind Namen darunter, mit denen Palm nach den oben abgedruckten Briefen in Geschäftsverbindung stand, aber auch einige Namen von Autoren seines Verlages befinden sich dabei. Feiner findet sich an zwei Stellen des Notizbuches der Eintrag, daß am 31. Mai und ultimo August 1806 je ein Wechsel im Betrag von 400 fl. zahlbar ist an Markt-Vorsteher Keßler, einen Schwager Palms. Andere Notizen in dem Buche sind zum Teil unwesentlich oder auch heute schon ganz unleserlich. Aber auf die anderen Aufzeichnungen Palms in seinem Taschcnnotiz- buch möge hier genauer eingegangen werden. Zunächst schrieb Palm an einer Stelle: »Lupin macht weiß, er erhielte von Mr. Beruhter die Ordre, daß ich die Reise Kosten bezahlen sollte. Et» v. Nieter von den Drago nern schien cs zu htntertreiben, La der seste Befehl war, ich soll hier her transportiert werden.« (Lupin war, wie oben erwähnt wurde, der Regimenisquar- tiermeister, der Palm auf seiner Reise begleitet hatte.) Auf einem besonderen Zettel in dem Notizbuch ließ , sich Palm von Lupin quittieren, den Betrag von 8 Gulden für den Wagen nach Brau nau bezahlt zu haben. Die Quittung hat folgenden Wortlaut: an proprietaire cke la ckile voiture. ällrannau la 22 aout 1806. I-upin.« (Ich Unterzeichneter erkenne an, die Summe von acht deutschen Gul den von Herrn Stein erhalten zu haben fllr den Wagen und den Transport von Ansbach nach Braunau, welche Summe von acht Gulden dem Eigentümer des genannten Wagens übergeben werden soll.) Auf einem anderen beiliegenden Karton, der infolge seines Kreideüberzuges, und da alles mit Bleistift geschrieben ist, sich nur noch teilweise und nur schwer entziffern läßt, ist zu erkennen, daß sich Palm mit den gesetzlichen Bestimmungen über seinen Fall beschäftigt hatte. Es heißt da: 8 1868. Wenn sich für einen Ungenannten.... so hält sich der Verkäufer an mich .... in die G. beweist, dies <?), doch verbietet die auch angeführte l. g., daß das Torimlc ot b. Krankenbett d. bez. f ansprechen kann, d. h. daß einem Kosten nicht daraus ent springen können. Henhofs? Hellfeld?« Ja Palm rechnete bestimmt nicht nur mit seiner Frei sprechung, sondern auch damit, daß ihm alle gehabten Kosten, Auslagen und ein Schadenersatz vergütet werden würden. Er setzte ein dahingehendes Gesuch an das französische Richterkol legium auf, das sich ebenfalls in seinem Taschenbuch vorfindet und folgenden Wortlaut hat: »Da eine hochangesehenc kaiserl. königl. französ. Militär Com mission zu Braunau über eine Anklage gegen mich, als hätte ich Schmähschriften gegen seine Majestät an die Stage'sche Buchhandlung versandt und solche von Eurich in Linz und Kupfer in Wien er halten mit aller Strenge verfuhr u. ebenso streng als gerecht mich verhörte, dabei aber (es sich) zeigte, daß ich an der Verbreitung der gleichen Schriften keinen Anteil hatte, sondern nur als Spediteur zu Nürnberg ein versiegeltes Paket an die Stage'sche Buchhandlung zum Weiter-Verschub zukam, mit den anderen aber in gar keiner Verbindung stehe, so erwarte ich auch von der so bekannten Groß mut seiner k. k. franz. Militär Commission (welche) von meiner Unschuld wird überzeugt sein, daß mir die durch die Arretierung u. Transportierung zweier Gensdarmen von Nürnberg über Anspach nach Braunau verursachten Kosten u. Schaden werben ersetzet werden, indem Poftgeld u. Zehrung sowie die Reifekutsche bezahlen mußte.« "1 Das Buch ist im Besitz einer Urenkelin Palms, des Fräulein Clara Palm, Malerin in München, die auch das Taschentuch und die Tabakspfeife Palms besitzt. Die Schnupftabaksdose besitzt der Schreiber dieser Zeilen, den Schreibtisch vr. Barabo in Nürnberg. 8S6-
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