Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 28.08.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-08-28
- Erscheinungsdatum
- 28.08.1930
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19300828
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193008283
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19300828
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1930
- Monat1930-08
- Tag1930-08-28
- Monat1930-08
- Jahr1930
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
X- 189, 28. August 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. Dtschn Buchhandel. Duchgewerbliche Rundschau. «Siehe zuletzt Bbl. ISA, Nr. 130.» Schrift- und Satzherstellung. Ein Blick in eine Setzerei fllr chinesische Druckarbeiten gibt eine Vorstellung von der Mlihe, die Druckformen aus den Ideogrammen der Silbenschriften zusammen zusetzen. In den im Dienste des Völkerbundes arbeitenden graphi schen Anstalten der »ImprimerieZ reunieg« in Lausanne beansprucht die Unterbringung von 6860 chinesischen Schriftzeichen in drei ver schiedenen Graden die vier Wände eines 14 Meter langen Saales, an denen die Schriftkassetten untergebracht sind, und dabei bedeutet die Anzahl der Charaktere nur das Minimum, das für allgemein verständliche Texte in Betracht kommt. Hier ergibt sich die Über legenheit der Lautzeichenschrift mit ihren rund 24 Grundeinheiten und damit die Würdigung des großen Glücksfalls der Erfindung des Alphabets, die allein die ungeheure Wirkung des gedruckten Worts und damit die Verbreitung der westeuropäischen Kultur tech nisch möglich gemacht hat. Daß es sich bei der Entstehung der Buch stabenschrift im nahen Orient aber um eine wirkliche Erfindung, um die Schöpfung eines einzigen genialen Kopfes gehandelt hat, das kann nach den neuesten Forschungsergebnissen nicht mehr bestritten werden. Das ergibt besonders eine Untersuchung des Ordinarius der orientalischen Sprachen an der Universität Halle, Professor vr. Hans Bauer, die sich auf die neuen Keilschriftfunde von Ras Schamra in Syrien bezieht. Die Funde betreffen eine kleine Bibliothek auf Tontafeln, die in den Überresten einer etwa um 1200 v. Chr. durch Brand zerstörten königlichen Residenz von einer fran zösischen wissenschaftlichen Expedition gemacht worden sind. Die Professor Bauer geglückte Entzifferung der neuen Adecktenschrift, über die er zunächst einen vorläufigen Bericht in der »Voss. Ztg.« vom 4. Juni 1930 veröffentlicht hat, ergibt ein Alphabet von etwa 27 Buchstaben, wovon 20 sicher, 4 mit Wahrscheinlichkeit be stimmt sind. Mit der bekannten babylonischen Keilschrift, die mehrere hundert Zeichen umfaßt, hat die neue Schrift nur das gemein, daß sie wie jene die Elemente Keil und Winkelhaken zur Bildung von Schriftzeichen benutzt, die Zeichen selbst haben aber ein ganz anderes Aussehen. Besonders bemerkenswert ist, daß diese reine Lautzeichenschrift 700 Jahre älter ist als die altpersische Keilschrift mit ihren 36 Zeichen, die trotz der Ansätze zu einer Buchstabenschrift noch den Charakter einer Sylbenschrift aufweist. Über dieSprache der neugefundenen Inschriften steht mit Be stimmtheit fest, daß sie semitisch ist. Hierin ergibt sich wieder einmal eine Bestätigung dafür, daß uns die Buchstabenschrift aus dem nahen Orient zugewandert ist. Das griechische Alphabet schlägt die Brücke vom Orient zum Okzident, und aus diesem hat sich die An tiguaschrift und ihre Variante, die Frakturschrift, entwickelt. Heute scheint sich eine fortschreitende Latinisierung der Schrift, die in den Orient zurückwirkt, durchzusetzen. Für die Anwendung der Antigua auf die hebräische Sprache hat sich jüngst eine Konfe renz ostjüdischer Gelehrter in Charkow ausgesprochen. Dabei konnte daran erinnert werden, daß diese Frage bereits im Jahre 1908 in Amerika angeschnitten worden sei, wo damals eine jüdische Zeitung zum Druck in lateinischer Schrift überging. Der Versuch scheiterte an dem Widerstand orthodoxer Kreise aus religiösen Bedenken. Auf die Dauer dürfte aber die praktische Bedeutung der Allgemeinlesbar keit für das Hebräische ebenso den Ausschlag geben wie inzwischen für die türkische Sprache. Auch in der Türkei hat eine etwas über hastete Einführung der Antiquaschrift zu Widerstand und damit auch zunächst zu wirtschaftlich abträglichen Folgen für das Druck- und Zeitungsgewerbe geführt. Mit dem Siegeszug der Antigua im Zusammenhang steht natür lich auch die wachsende Verbreitung der Setzmaschine, die sich besonders gut für den Satz in dieser Schrift eignet. Die Aus dehnung ist nicht nur eine räumliche, sondern auch, in dem Sinne, eine sachliche, daß sich die Setzmaschine immer mehr die Bllcher- herstellung erobert. Von den preisgekrönten 5 0 schönsten Bü chern des Jahres 1929 waren nicht weniger als 23, also fast die Hälfte, auf der Setzmaschine hergestellt, allerdings nur 5 auf der Zeilengießmaschine und 18 auf der Monotype. Die Zeilengießmaschine gewinnt aber gerade in jüngster Zeit eine steigende Bedeutung für die Bücherherstellung, zumal nicht nur die Gießeinrichtung an ihr ständig verbessert, sondern auch der Matrizenschatz dieser Maschine Immer mehr erweitert wird. In unserer jüngsten Rundschau haben wir auf die Fortschritte in der Metallzuführung für den Gießmechanismus und ihre Be deutung aufmerksam gemacht. Eine besonders erfolgreiche Lösung des Problems liegt wohl in dem aus Amerika stammenden Mono melt - System vor, bei dem das Metall dem Gießkessel derart zugefllhrt wird, daß die abgedruckten Zeilen nicht erst zu Blöcken umgcschmolzen zu werden brauchen, sondern vollkommen ungereinigt direkt vom Schiff oder aus der Zeugkiste in den Schmelztopf während des Betriebes eingeführt werden, und zwar unter Verwertung einer Vorschmelzkammer, die auf den eigentlichen Schmelztopf aufgebaut wird. Aus dieser läuft das flüssige Metall, vollkommen gereinigt, in stets gleicher Dichte und Temperatur, dem Verbrauch beim Setzen entsprechend, in den Arbeitskessel mit der Pumpe, und zwar durch die gemeinsame Bewegung beider Behälter derart kontinuierlich, daß für jede zu gießende Zeile stets die erforderliche Metallmenge in absolut gleicher Beschaffenheit zur Verfügung steht. Für die Ab sonderung der »Krätze« ist die Vorschmelzkammer leicht zugänglich. Die automatische Regelung des Metallzuflusses ist durch einen sinn reichen Mechanismus gesichert. Die Temperatur wird durch Wärme regler kontrolliert, die Metallhöhe im Kessel wird durch einen Schwimmer geregelt, der den Zufluß in den gehörigen Pausen durch ein Ventil betätigt. Die Aufmerksamkeit des Arbeiters an der Ma schine kann sich bei dieser Verbesserung der automatischen Funktion des Gießmechanismus mehr auf das eigentliche Seyen konzentrieren, und auch das Gießprodukt der Maschine wird verbessert. Allerdings kostet die Zusatzeinrichtung ungefähr NM 1500.—. Daß sie sich trotz dem, namentlich in Großbetrieben, gut einführt, beweist, daß die Be triebe dabei auf ihre Rechnung kommen. Verbesserungen an dem Gießapparat der Zeilengießer betreffen auch die Herstellung von Blindmaterial, wie Negletten, Stege usw., mit der zweckmäßig Ar beitspausen in der Satzherftellung ausgefllllt werden können. Ein von der Inter 1 ype - Setzmaschinen G. m. b. H. in Ber - l t n herausgebrachter Prospekt bringt in Wort und Bild anschaulich zum Ausdruck, wie man Negletten von 6 Punkt aufwärts und Hohl stege bis 3 Cicero Stärke in Längen von 2 bis 7 Konkordanzen mit Hilfe der S t e g e - G i e ß f o r m Herstellen kann, und zwar gebrauchs fertig auf 51 oder 54 Punkt Höhe. Stereotypie und Reproduktion. Der Wettbewerb zwischen dem eigentlichen Buchdruck (Hochdruck) und dem Offset- und Tiefdruck auf dem Gebiete des Bilderdrucks findet seinen Ausdruck in den ständigen Bestrebungen, die Technik zu verbessern. Für den Buch druck kommt es besonders darauf an, mit möglichst wenig Zurichtung zu guten Leistungen zu kommen. Diese sind von der Qualität des zu bedruckenden Papiers, von der mit der Maschine zu erzielenden Druckstärke und von der Beschaffenheit der Bildstöcke, für die haupt sächlich Kupferätzungen in Betracht kommen, abhängig. Daß man nicht nur auf gestrichenem Kunstdruckpapier, dessen Hochglanz nicht jedem Geschmack entspricht, sondern auch auf Naturdruckpapier vorzüg liche Wirkungen von Autotypien erzielen kann, wird durch die Leistun gen fortschrittlich eingestellter Betriebe erwiesen. Es steht auch fest, daß schon bei der Herstellung der Atzungen die Wirkung gesichert werden kann. Die graphische Anstalt von Schüler in Stuttgart hat ein besonderes Arbeitsverfahren zum Patent angemeldet, mit dem Spezial-Autotypien erzielt werden sollen, die sich besonders gut zum Druck auf Naturpapier eignen, und mit denen die weiche und satte Wirkung des Offset- und Tiefdruckbildes erreicht wird. Die An strengungen der Chemigraphie in dieser Richtung sind umso verständ licher, als Offset- und Tiefdruck sich stark auf Kosten der chemigraphi- schen Industrie entwickelt haben. Was die Zurichtung angeht, so ergibt sich nach einer Mitteilung von N. Nuß in der »Papier-Zeitung« zurzeit ein erhöhtes Interesse für eine auf der Rückseite der Klischees eingeätzteZurichtung, die allerdings nur in sehr geübten Händen gut und zuverlässig ar beiten soll. Als besonders einfach empfiehlt auch dieser Fachmann die Zurichtung mit den Kreidefolien. Auf die Ausschaltung des Ausschneidens und Beklebens des Zurichtebogens geht auch ein von der Schnellpressenfabrik A c t. - G e s., Heidelberg, zum Patent angemeldetes Verfahren aus. Zu diesem Zweck soll der Zurichteabzug auf einen Bogen gedruckt werden, der auf der Rückseite mit einer gleichmäßigen Schicht, z. B. Paraffin, versehen ist. Dabei preßt sich die Schattierung entsprechend den stärker oder schwächer druckenden Stellen in den Bogen und in dessen auf der Rückseite befindliche Schicht ein. Die hervorgedrückten Stellen werden dann von dem Zurichteabzug entfernt, und zwar durch Vorbeisühren des Bogens an einem einstellbaren Schabemesser. Wie im Setzmaschinenbetrieb so spielt auch in der Stereotypie die Eindämmung des U m s ch m e l z v e r l u st e s eine große Nolle. Nach den Erfahrungen des Leiters eines Großbetriebs, Jakob Herzing (Wien), kann sorgsames Ausarbeiten der Metallkrätze und der Ab fälle zu einem wirtschaftlichen Erfolg von erheblicher Bedeutung führen. Vor allem kommt aber die weitestmögliche Verhinderung von Frischluftzufuhr, also des oxydierenden Sauerstoffs, zum blanken Spiegel des Schmelzmetalls in Betracht. Durch Ausbau von zweck- 815
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder