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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.08.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-08-23
- Erscheinungsdatum
- 23.08.1930
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- Deutsch
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- Saxonica
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1930
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195, 23. August 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. ist nur schwer möglich. Die Reklamemittel sind zu teuer. Eine Seite im Innern einer Tageszeitung, also nicht an bevorzugter Stelle, kostet 35—40 000 Lei (900—1000 Mark), ein im Ver hältnis zum Lebensstandard sehr erheblicher Betrag; Plakate werden von der betreffenden Monopolgesellschaft Per Quadrat meter hoch berechnet; die Lichtspielreklame ist noch nicht orga nisiert. Einige große Verleger in Bukarest besitzen eigene, modern ausgestattete Druckereien, so die bereits erwähnte Aktiengesell- Eo. und Steinberg. »Osrtss RomLvsaseL. und Socec L Co. haben gleichzeitig riesige Sortimentsbuchhandlungen, wahre Kaufhäuser, in denen man allerdings auch Papier- und andere Waren bekommt. Der Nurbuchhändler ist hier eine seltene Er scheinung. In den vielen großen Schaufenstern von Socec L Co. wird Buchpropaganda nach den besten, modernsten Grund sätzen der Auslagendekoration getrieben. Führende Verlags buchhandlungen — ich nenne ohne Werturteil nur einige Firmen — sind auch Alcalay, Benvcnisti und der Musikalienverleger Jean Feder. Als eine der leistungsfähigsten Buchdruckereien gilt das Unternehmen »lipogr-cknis Romans Units«. Einer der oben erwähnten Verleger hat vor nicht allzu langer Zeit ein für die hier herrschenden schwierigen Verhältnisse bezeichnendes Schicksal erlebt. Er erlitt furchtbare Verluste, weil er den Ver such unternommen hatte, mit aus Wien bezogenen Maschinen erstklassig zu drucken und seine Verlagswerke in jeder Hinsicht musterhaft auszustatten. Diese reformatorischen Bemühungen scheiterten an den Hindernissen, die ich an anderer Stelle andeu tete. Es gibt in Bukarest recht viele Sortimentsbuchhandlunqen, aber die Zahl der größeren, leistungsfähigen Firmen ist sehr gering. Der Verlag rabattiert mit 20, 25, 30 oder 3314^. Das Sortiment erhält in der Regel alle Belletristik auf sechs Monate in Kommission. Wissenschaftliche Werke können jedoch im allgemeinen nur fest bezogen werden. Die Einfuhr fremdsprachiger Bücher ist sehr lebhaft. Zoll wird dafür nicht berechnet, nur für im Ausland hergestellte Werke in rumänischer Sprache. Der Buchhandel ge nießt auch in Rumänien die international üblichen Porto begünstigungen. Das Interesse für das deutsche Buch ist groß. Man Pflegt den Einfluß des französischen Geistes auf das Rumänentum zu überschätzen. Gewiß ist die französische Sprache an sich als internationales Verständigungsmittel der Gebildeten mehr verbreitet als das Deutsche. Auch hat sich Bukarest bemüht, in der Lebensform und im Äußeren der Stadt seinen Ruf als »Paris des Ostens- zu befestigen. Aber in allen Dingen der Wirtschaft spielt unter den Ausländern der Deutsche unbedingt die erste Rolle. Man bringt ihm aufrichtige Sym pathie entgegen. Dazu kommt, daß inBukarest ständig 40—50000 Deutsche wohnen, in ganz Rumänien (vorwiegend in den neuen Gebieten) 900 000 Deutsche, deren kulturelles Leben hoch ent wickelt ist. Diese große deutsche Minderheit erfreut sich günsti gerer Daseinsbedingungen, als man in den meisten anderen europäischen Staaten beobachten kann; die Zahl der deutschen Schulen ist ziemlich groß. Auch die rumänischen Juden kommen bis zu gewissen Grenzen als Hüter der deutschen Sprache in Betracht; sie fühlen zwar zum Großteil rumänisch und sprechen Jargon, aber sie lesen deutsch. Der Absatz deutscher Bücher ist beträchtlich, wenn auch französische Belletristik viel mehr ver langt wird. Ein halbwegs richtiges Bild mag vielleicht die Feststellung ergeben, daß eine größere Bukarester Buchhandlung im letzten Jahr mit ihrem Leipziger Kommissionär einen Um satz von 60 000 Mark machte, mit ihrem Pariser Beauftragten aber einen Umsatz von einer Million Francs (165 000 Mark). Das Verhältnis »um deutschen Buchhandel — man verkehrt in erster Linie über Leipzig, in zweiter Linie über Wien — ist ein außerordentlich gutes. Man arbeitet besser mit Leipzig als mit Paris. Der Kunde klagt allerdings über die deutschen Bücher preise. Aber daß iie den Absatz ungünstig beeinflussen würden, lötzt sich nicht fcststellen. In deutscher Sprache ist neben moderner Belletristik medizinische, technische und andere wissenschaftliche Literatur sowie Kunstliteratur stark gesucht. Bescheidene Nach- 802 frage herrscht nach italienischer Belletristik und rechtswissenschaft licher Literatur. Geringem Interesse begegnet das Buch in englischer Sprache. Einige Bukarester Buchhändler halten deutsche Werke auf Lager; ein Sortiment besitzt eine große deutsche Abteilung. In der Provinz, vorwiegend in den vormals österreichisch-ungari schen Gebieten, nimmt die deutsche Literatur natürlich einen ver hältnismäßig noch viel breiteren Raum ein. Ich erinnere nur an Hermannstadt (Sibiu), Kronstadt (Bra?ov) und Klausenburg (Cluj). In den neurumänischen Orten findet man auch kleine ungarische Buchhandlungen. Der junge rumänische Verlags- und Sortimentsbuchhandel besitzt noch keine einheitliche Organisation. Man hat sich sozusagen stillschweigend einen dlocius vivsnäi zurechtgelegt und kommt damit eigentlich erstaunlich gut aus. Die Vertriebs art durch Reisende wird wenig geübt. Der Verleger hat unter den Sortimentern seinen Kundenstamm und schickt seine Neuheiten an alle unverlangt in Kommission. Was Anklang findet, wird eben nachbestellt. Im Verkehr mit der Privat kundschaft werden auch Ratengeschäfte mit belletristischen wie mit wissenschaftlichen Werken betrieben. Die Buchhandel s- gehilsen sind nicht theoretisch geschult. Es gibt keine Lehr lingsschulen. Ein tüchtiger Verkäufer in einem größeren Sor timent bezieht ein Monatsgehalt von ungefähr 5—6000 Lei (135—156 M.), dazu kommen noch 2A Verkaufsprovision, so- daß es Monatseinkünfte bis zu 15 000 Lei (400 M.) gibt. Es gibt in Bukarest einige recht nennenswerte Anti quariate, die in deutschen oder jüdischen Händen sind, so die Firmen Fischer, Hasefer, Zweier und andere. Dazu kom men noch die vielen kleinen Antiquariatsläden, insbesondere in der Nähe des Grand Hotels. Manchmal macht auch auf dem ungemein farbenbunten bäuerlichen Markt am Ufer der Dam- boviza ein ganz kleiner Antiquar seinen Laden aus, indem er zwischen all den Teppichen, Stickereiarbeitcn und orientalischen Trödlerwaren seine Schmöker auf dem Gras der Böschung auslegt und sie mit Steinen beschwert, damit der Wind die Kostbarkeiten nicht fortjagt. Und das ist dann ein Bild jenes seltsam urwüchsigen Lebens, das in der Mischung mit dem welt- städtischen Wesen der rumänischen Residenz den merkwürdigen Zusammenhang von Ost und West ergibt, der diese Stadt so eigenartig und anziehend macht. Buchhandel und Presse. Neue, wichtige Vorschläge flir die Praxis. Die beiden Tatsachen, daß einmal die Rolle, die das Buch in der Tagespreise spielt, von entscheidender Bedeutung für den Buch handel ist, daß andermal die praktischen Beziehungen hingegen, die von Verlagen und Sortimenten aus zu den Redaktionen bestehen, sehr oft zu wünschen übrig lassen, auch Verärgerungen und Vor urteile auf beiden Seiten vorhanden sind, die aus der Welt geschafft werden müssen, haben schon vor längerer Zeit die Jungbuchhänd ler veranlaßt, Fachleute der Presse und Autoren zu einer ganz offenen und mit dem Buchhandel gemeinsamen Aus sprache über das gegenseitige Verhältnis und die Möglichkeit, es praktisch zu verbessern, aufzufordern. Dieser Schritt ist gelungen! Das sehr interessante Ergebnis liegt jetzt vor in dem neuen Heft des »Jungbuchhändler-Rundbriefs« (»Buchhandel u. Presse«, als Manuskript gedruckt, herausgegeben von Hans Bott-Berlin. 8", 48 S., Preis 2.40 M. Gcsamtauslieferung durch F. Volckmar). Mitgearbeitet haben daran außer einer Reihe von Buchbändlcrn H. Herrigel von der »Frankfurter Zeitung«, der inzwischen ver storbene vr. W. Mahrholz von der »Vossischen Zeitung«, I)r. Michael vom »Deutschen Buch«, von den Autoren Alfred Döblin, Albrecht Schaeffe" und Frank Thieß. Das Heft ist für den Buchhandel etwas sehr Wichtiges! U n d es ist etwas, worüber man sich zur gleichen Zeit wirklich freut! Nämlich über den rückhaltlosen, offenen, einfachen Ton, mit dem sich da Buchhändler, Redakteure und Autoren aussprechen, über die zupackende, konkrete Art, mit der auf die Dinge losgegangen wird und über den Änderungswillen und einen im ganzen doch vorhandenen Optimismus. Ich möchte gerade bei diesem Anlaß die nützliche Sonderausgabe hervorheben, die die Jungbuch händler-Rundbriefe für den Gesamtbuchhandel leisten können. Da-
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