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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.10.1888
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 10.10.1888
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- Deutsch
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236, 10. Oktober 1888. Nichtamtlicher Teil. 5063 lich für den deutschen Buchhandel dürfte ein solcher Hinweis er forderlich sein, da dieser, verwöhnt durch seine vortrefflichen, immer dem Tage folgenden Bibliographien, leicht geneigt sein könnte, die Herausgabe dieses Werkes als etwas Gewöhnliches und Selbstverständliches zu betrachten. In Frankreich fehlt einem solchen Arbeiter jede brauchbare Unterlage; die amtliche »UiblioAraxbis äo 1a Uraneer kann hierzu keineswegs als ausreichend betrachtet werden. Der Autor ist somit ganz ans sich selber angewiesen. Seine persönliche Thätigkeit hat die Titel der Neuigkeiten zu sammeln, und nicht nur der Gleichgültigkeit der Verleger, sondern leider auch ihrem ausgesprochenen Widerstreben hat er zu begegnen. Denn dem französischen Buchhandel ist es nicht immer erwünscht, seine Neuigkeiten mit allmählich veraltender Jahreszahl im Katalog verzeichnet und festgelegt zu sehen, während deren viele mit neuem Gewände bekleidet alle Jahre als Neuigkeit wieder auf den Markt zu kommen pflegen. Es begreift sich unter diesen Umständen gewiß, daß nicht Jeder Mut und Ausdauer in genügendem Maße besitzen kann, ein solches Werk zu unternehmen. Um so dankbarer blickt nament lich der deutsche Buchhandel, welcher in erster Linie, weit mehr als der französische, von den Lorenz'schen Sammelwerken Nutzen zieht und durch seine erhebliche Entnahme auch an deren mate riellem Erfolge ernstlich beteiligt ist, auf seinen Landsmann, den Urheber eines so ungemein tüchtigen und nützlichen Buches. Möchte Herrn Lorenz, dem unermüdlichen Arbeiter zum Wohle des Buchhandels und der Litteratur, nun noch eine recht lauge Reihe freundlicher Jahre zn behaglicher Muße beschicken sein! Der Zoll und der österreichische Buchhandel. In sehr gerechter Entrüstung schildert der Vorsteher der Wiener Cor poration, Herr Eugen Marx, in folgendem seine Erlebnisse bei einem persönlichen Besuche des Wiener Zollamtes, wo er der Abfertigung der eingezangeneu Leipziger Bücherballen beiwohnte: Die Beschwerden über Zollschwierigkeiten und Zollstrafcn bei Leipziger Sendungen, welche täglich bei mir cinlaufen, häufen sich in bedenklichster Art; ich kann aber leider vorläufig gar nichts thun, als die vollstän dige Hilflosigkeit der Corporation gegenüber dieser koree wajsurs zu konstatieren. Letzten Montag habe ich mich, gemeinsam mit Herrn R. Lechuer als Vertreter des Vereines der österreichischen Buchhändler und in Begleitung des ebenfalls ratlosen Chefs der Firma Bindtner zum Staatsbahnhof begeben, um die Manipulation an Ort und Stelle anzu sehen. In dem großen Gepäckraume standen mindestens hundert eröff- ncte Kolli der verschiedensten Dimensionen und zwei Zollbeamte waren be schäftigt, dieselben zu durchsuchen. Jeder Ballen, jede Kiste wird auf das genaueste revidiert, fast jedes Päckchen eröffnet und ein Heer von Packern ist beschäftigt, die zerstörten Kolli wenigstens notdürftig wieder in Ordnung z» bringen und zum Transporte an die Adressaten vorzubereiten. Daß durch solche ungeschulten Kräfte mancher Ballen nebst seinem Inhalte in trostlose,» Zustande, die offenen Bücher in die Leinwand gestopft wie in einen Wurstdarm, an die Adressaten kommt, daß in der Eile der Arbeit und des Spürens die herumgcworsenen einzelnen Päckchen in fremde Balle» geraten, daß einzelnes ganz verloren geht, liegt auf der Hand; die Frage: »Wer hilft uns?« brennt auf der Seele. In unserer Gegenwart wurde ein Zollanstand bezüglich einer Sen dung von etwa 3000 Kilogramm Prospekten von Leipzig an eine Wiener Firma erhoben und trotz aller Vorstellungen festgehalten. Einfache Pro spekte über ein Konversationslexikon, ohne Verlangzettel, auf der Buch druckerpresse in zwei Farben gedruckt und mit Probeabbildungen versehen, Prospekte, wie sie seit Jahrzehnten und in Millionen von Exemplaren in der ganzen Welt verbreitet werden. Der Druck in zwei Farben, schwarz und rot, die eingedruckte» Holzschnittillustrationen waren verhängnisvoll; die Prospekte sind nach der Auffassung des Zollbeamten, welche vorläufig auch von der höheren Instanz geteilt wird, »feine Kartonagen« mit dem Zollsätze von 30 Gulden Gold pro 100 Kilogramm. Der unglückliche Empfänger soll über 900 Gulden Gold Zoll, denselben Betrag Zollstrafe erlegen, also zusammen etwa 2500 Gulden!! Vorläufig ist die ganze Sendung saisiert, der Empfänger muß den Instanzenweg betreten und, wenn die höheren Behörden auch vielleicht der einfachen, gerechten, klaren Sache Rechnung tragen werden: wer entschädigt ihn für Kosten, Zeit verlust, Unruhe und sonstige Unbilden? Prospekte, welche einen kleinen leeren Raum zum Einstcmpeln der Firma nach «Zu beziehen durch« haben, werden als feine Papierware (»zum Beschreiben») angesehen und deren Nichtdeklaration bestraft. Eine Wiener Firma mußte hohen Zoll und Zollstrafe erlegen, weil in einzelnen gebundenen Büchern ei» leeres Widmungsblatt zum Einsetzen einer Widmung vorhanden war — das ganze Buch muß dann seinem Gewichte nach als feine Kartonage ver zollt werden; eine andere Firma muhte 40 Gulden Stempel- und Zoll strafe erlegen, weil sie 1000 Probenummern einer Gartenzeitung zum Vertriebe erhielt. Eine Firma muhte 16 Gulden Strafe bezahlen, weil sich in drei antiquarischen Jahrgängen, Bandausgabe, einer Zeitschrift, für zusammen 5 Mark, 160 Nummernausgabcn bcsanden, welche noch nicht ein halbes Jahr alt waren. Eine Firma beklagt sich, daß ihr Zeitschriften zur Stempelung diktiert wurden, die gar nicht im Ballen vorhanden gewesen, sondern per Post vorausgegangen sind; die andere beschwert sich, daß sic zollfreie Objekte, welche in einer ordinären wertlosen Mappe lagen, in ihrem ganzen Ge wichte mit dieser verzollen mußte; die dritte ist unglücklich, weil eine einfache Leinwandmappe in Kalendern diese im ganzen Gewichte zoll pflichtig erscheinen läßt; die vierte wundert sich, daß ein einziges weißes Notizblatt in einem Kalender oder Reisebuche dieses dem gleichen Schick sale zuführt; die fünfte ist entrüstet, weil sie ihre eigenen Verlags artikel. Remittenden, trotz der aufgcdruckten Firma verzollen muß (st und so geht der Hcxensabbath ins Unendliche fort. Die Hand der Zollbehörde liegt schwer auf dem armen Wiener Buch handel; die Provinzfirmen, welche ihre Ballen transiiieren ließen, werden gewaltsam verdrängt, die Leipziger Kommissionäre sind in Verzweiflung, weil sie nicht mehr wissen, was sie eigentlich deklarieren sollen, und das Nechlsgefühl empört sich, weil stets neben dem Zoll auch Zollstrafen dort diktiert werden, wo jede Absichtlichkeit durch die Eigenart des Buchhandels ausgeschlossen erscheint. Hierzu gesellt sich noch, daß Zoll und Zollstrafen sofort und mit Ver zicht auf jedes Rekursrccht erlegt werden müssen, wenn nicht die ganze Sendung zur Weiteren Amtshandlung zurückbehalten, der Finanzbehörde übergeben werden soll. Ehe dann eine solche Asfaire ausgefochtcn ist, vergehen Wochen und Monate. Es ist keinen Moment daran zu zweifeln, daß die jetzt geübte Strenge sich in jeder Hinsicht durch die Zollgesetze und deren mehr oder minder peinliche Auslegung rechtfertigen läßt; aber der freizügige und dabei kleinliche Buchhandel verträgt diese Erschwerungen nicht, ohne in seinen Grundfesten erschüttert zu werden. Es weht ein Odem des Mittelalters in jener Behandlung, welche der Wiener Buch handel heute durch die eifrigen Organe der Zollbehörde erfährt: beschweren wir uns, so erfahren diese nur Lob und es heißt, so hätte es immer sei» sollen, dann wäre -Ordnung» — und wir, die wir unfern Stand und seine Lebensbedingungen bis ins Innerste zu kennen glauben, blicken mit Wehmut nach dem deutschen Buchhandel hinüber, welcher durch die För Lerung seiner Regierungen so groß und so lebenskräftig und mächtig ge worden und der gar keine Bcgriffsgabe für die seinen Distinktionen hat, die ein Buch, ein Bilderwerk, einen Atlas und wie die Objekte sonst heißen mögen, heute plötzlich zum Gegenstände von Zollbelastungen und Zoll- strasen machen sollen. Wenn es so sortgeht, verschwinden die der Litteratur in fast allen Kulturstaaten eingeräumten Vorteile der Freizügigkeit Schritt für Schritt bei uns und das Resultat ist ein Niedergang des einheimi schen Sortimentshandels, der schon heute, wie wir oben gesehen haben, seine einfachsten Vcrtriebsmittel durch Zollschranken bedroht sieht. Jenen zahlreichen Herren Kollegen, die sich in den letzten Wochen hilfebittend an die Corporation wendeten, kann ich also einstweilen keinen anderen Rat geben, als bezüglich der Deklarationen möglichst vorsichtig zu sein, und werde, gemeinsam mit der Firma Th. Bindtner, in kürzester Frist eine genaue Instruktion über die Zoll- und Stempelpflicht aus arbeiten. Ob dieselbe ausreichend, muß die Zukunft lehre», da nebstbei allgemein über die Inkonsequenz der Zollbehandlung geklagt wird. Ferner Wäre eine zeitigere Aufgabe der Sendungen in Leipzig, Mitt wochs und Samstags, und zwar anstatt abends 6 bis 7 Uhr schon nach mittags 3 Uhr zu erstreben, da durch den dann ermöglichten früheren Abgang ein zeitigeres Eintreffen in Wien Freitags und Montags herbei geführt würde. Die langwierige Zollbehandlung bringt jetzt fortwährende Verspätungen des Ausfahrens der Sendungen mit sich, während der Spe diteur dann den ganzen Tag vor sich hätte. Ich suchte in dieser Richtung schon Fühlung in Leipzig und man versichert mich, daß die frühere Auf gabe der Ballen leicht möglich wäre, wenn die Wiener Firme» darauf verzichten wollten, in Zukunft am Tage des Balle nabganges noch Zettel für diesen zu empfehlen. Wenn meine Herren Kollegen mir durch Nachrichtszettel ihr Einverständnis damit bekanntgeben wollten, würde ich schon von Mitte Oktober an das erwähnte Arrangement in Leipzig durch führen lassen. Auch bereite ich soeben eine ausführliche Petition an den Handels minister über die jetzigen trostlosen Zollverhältnisse vor und werde diese mit einer Deputation von Chefs größerer Wiener Firmen persönlich üb er reiche». Der kürzlich erschienene »Nachtrag zum Waarenverzeichniß» hat den Begriff -Papier-, der auch die ganze Litteratur umfaßt, in un endlich viele Teile zerspalten und dadurch nebst der jetzigen rücksichtslosen Strenge der jedem buchhändlerischen Verständnisse, jeder Rücksichtnahme auf Thatsachen, jeder coulanten Einsicht fernstehenden Zollbeamten die un haltbare Situation geschaffen. Was soll daraus werden in der lebhafteren Weihnachtszeit, und wer wagt überhaupt noch etwas von Bilderbüchern, Pracht- und Tafelwerken, Weihnachtsnummern mit eingelegten Farben drucken u. s. w. fürs Lager zu bestelle», weun die Unsicherheit, ob zollfrei 690'
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