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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.07.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-07-08
- Erscheinungsdatum
- 08.07.1930
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- Deutsch
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X; IW, 8. Juli 1930, Redaktioneller Teil, Börsenblatt f. d.Dtschn.Buchhandel. achtens ist das Verhalten von Gutenberg einzigundallein im Verhältnis zu den Mitbewerbern zu beur teilen, In dieser Hinsicht, vom Gesichtspunkte des Buch handels aus betrachtet, ist das Verhalten von Gutenberg unbe dingt als unlauterer Wettbewerb zu bezeichnen, da ja der Bc- grifs der Gratisanzeige, als zum Wesen des Geschäftes in Wider spruch stehend, keinen Platz unter den Mitteln des geschäftlichen Wettbewerbes habe und das Wort »Gratis« sich als ein Schlagwort erweise, das den geschäftlichen Wettbewerb fast völlig ausschließe. Der Verwen der dieses Schlagwortes verletzt daher die Elemcntar- bedingungen des lauteren geschäftlichen Wett bewerbes, besonders im vorliegenden Fall, wo der Anzeiger das Gegenteil dessen ankündigt, was er seinem eingestandenen Gcschäftsziel entsprechend durch di« Annonce zuerreichen anstrebt. Die Kgl, Kurie hebt übepdies als wichtig noch hervor, datz Gutenberg dadurch, daß sie mit Hilfe ihres alles in den Schatten stellenden Schlagwortes »Gratis« sich die Adressen einer großen Anzahl von Interessenten beschafft, den geschäftlichen Wettbewerb lahmlegt bzw. fast unmöglich macht und hierdurch die Mitbewerber rechtswidrig schädigt, indem sie die Kundschaft von den rnitbpwevberischen Ausgaben ablenkt, die Anschaffungs bereitschaft des auch sonst beschränkten Kreises der Buchkäuser erheblich vermindert und den Markt kahl macht. Die Kurie erklärt auch, daß nicht so sehr einzelne Momente im Verhalten von Gutenberg öder einzelne Aus drücke und Erklärungen in ihren Anzeigen an sich, sondern ihr gesamtes Geschäftsgebaren die Grundlage zur Feststellung des Verstoßes gegen das Gesetz vom unlauteren Wettbewerb bilden. Dies ist der Grund, weshalb die Kgl, Kurie Gutenberg ver pflichtet hat, es zu unterlassen, Gratisannoncen und Gratis karten oder Annoncen und Karten mitähnlichemTextzu verbreiten. Sie vertritt die Ansicht, daß solche Anzeigen, die durch die Ankündigung von Gratisbüchern tatsächlich die An werbung von Bestellern auf die Prachtausgabe sich zum Ziele setzen, nicht allein in der bisherigen, sondern auch in einer beliebigen ähnlichen Fassung einen Verstoß gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb darstellen. Mithin war die selbst nach ihrem eigenen Eingestehen als ihr eigenstes System anzusehende Geschäftsidee und Methode als Verletzung des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb zu verbieten. Damit bin ich am Schluß meiner Betrachtungen, Aus dem Gesagten erhellt, daß die Begründung der Urteile der ungari schen Gerichte in vielen Punkten mit dem in Deutschland zuletzt gefällten Urteil (vgl, Bbl, v, lk>, 2, 1930) übereinstimmt, doch auch an manchen Stellen davon abweicht. Die Abweichungen sind sehr bedeutend und von großer Tragweite: l. Das Verhalten der Firma Gutenberg wurde in Ungarn für R e k l a mc s ch w i n - del erklärt. 2. Es wurde der Firma Gutenberg die Verbreitung von Gratisanzeigen und Gratiskarten nicht allein in der bis herigen, sondern auch in ähnlicher Fassung verboten, 3. Das Urteil der ungarischen Gerichte enthält eine prinzipielle Entscheidung über Gratisgeschäfte, es ist daher für jede Art von Gratisunternehmungen ohne Rücksicht auf deren Gegenstand rechtsgültig. Der letzte Punkt ist die Folge der unterschiedlichen Art und Weise, wie die Prozesse in beiden Ländern angestrengt wurden. Ich möchte dem Gesagten noch hinzufügen, daß als Referent unserer Klage vor der Kgl, Kurie Herr Kurialrichter Or, Gdza v, Zsitvay fungierte, «in Mann, der die Frage im Kerne er saßt und mit bewunderungswertem Scharfsinn zum Abschluß ge bracht hat. Dem hervorragenden Richter danken wir in diesen Spalten für die von ihm geleistete, achtunggebietende Arbeit im Namen des gesamten ungarischen Buchhandels, umsomehr, als es uns im eigenen Lande aus verständlichen Gründen nicht möglich ist, unserem Dank Ausdruck zu verleihen. Reisen eines Buchhändlers in Südamerika. Im Oktober 1928 machte ich im Aufträge und mit Unterstützung der Bremer Exportbuchhandlung G. A. v. Halem A.G. meine erste Uberseereise nach Südamerika, von der ich kürzlich zurückgekehrt bin. Ich begann meine Vertreter-Tätigkeit in Nio de Janeiro und ar beitete mich, um nur die großen Etappen zu nennen, über Säo Paulo, Eurityba, Porto Alegre bis nach Buenos Aires hinunter. Vom Lebens- und Arbeitstempo Säo Paulos angesteckt, lernte ich Auto fahren, kaufte einen antiquarischen, europäischen Wagen und schlug mich vier Monate hindurch, fast täglich im Auto liegend, durch bra silianische Städte und deutsche Kolonien bis an die Grenze Uruguays. Vom sportlichen Standpunkt aus war die Exkursion außergewöhn lich, und sie ist selten gemacht worden. Auf dem ersten Teil der Fahrt hatte ich noch einen fahr- und sprachkundigen Begleiter mit, der mich aber später im Stich ließ. Die Strapazen waren enorm; von dem Zustand der Wege kann man sich in Europa keinen Begriff machen. Mein Benzin-Schnauferl war zwar recht solid, aber zeit weilig so heimtückisch, daß ich es am liebsten in Grund und Boden zerschossen und meine Reise zu Fuß oder zu Pferd fortgesetzt hätte. Nachdem ich 5000 km durch Urwald und Kamp und unendliche Meeres-Praias bei Tag und mitunter bei Nacht zurückgelegt hatte und mir die Zollbeamten an der Grenze UruAuayS schwere Hinder nisse in Form eines hohen Einfuhrzolles in den Weg legten, da war mein Schnauferl auch so ziemlich am Ende seiner Leistungsfähigkeit. Ich kann mir nicht vorstellen, daß es noch irgendeine Form der Panne gibt, die ich nicht unterwegs erlebt hätte. Der Zweck meiner Reise waren gründliche Untersuchungen über die Lage des Ausland-Deutschtums und des Buchhandels in Süd amerika, Besuch alter Kunden, Anknüpfung neuer Geschäftsbeziehun gen, Werbung für das deutsche Buch und selbstverständlich Arbeiten auf Aufträge. Es wird mir wohl niemand verargen, wenn ich die rein buchhändlerischen Erfahrungen und Ergebnisse hier nicht an schneide, sondern Wünsche äußere an die Adresse des Verlags, und Winke gebe an Berufszweige, die dem Buchhandel nahestehen, aber nicht mit unseren eigenen Interessen kollidieren. Im Verlauf meiner Arbeit kam ich so ziemlich mit allen Kreisen, von den Landes ministern herunter bis zum Fabrikarbeiter, in Berührung. Er leichtert wurde mir die Arbeit dadurch, daß wir unter den Deut schen schon einen großen Kundenstamm besaßen und unsere Firma durch ihre jahrzehntelange intensive Ausland-Werbearbeit in jedem Nest, in dem Deutsche saßen, bekannt war. Es war mitunter be lustigend und überraschend, in Dörfern, in denen man wirklich nicht annehmen konnte, daß die Firma dort bekannt wäre, auf Geschäfts freunde zu stoßen, oder daß mir und meinem Auto irgendwo aus der Patsche geholfen wurde von einem hilfreichen Unbekannten, der sich nachher als alter Halemkunde entpuppte. An größeren Plätzen schulte ich Vertreter ein, die meine Arbeit fortsetzen. Oft bot sich in der deutschen oder in der fremdsprach lichen Landespresse Gelegenheit, allgemeine Artikel über die deutsche Literatur oder Werbeartikel unterzubringen. Mit den deutschen Buch handlungen stand ich, obwohl ich als Konkurrent kam, im allgemeinen auf recht gutem Fuße. Es wurde häufig anerkannt, daß unsere Werbearbeit von Bremen aus den Bücherumsatz günstig beeinflusse. Meine Tätigkeit wirkte sich in den verschiedenen Städten auf den Buchhandel preisausgleichend und anregend aus. Die Spesenzuschläge sind in den verschiedenen Städten uneinheitlich, in manchen Städten Südbrasiliens wurden die regulären Ladenpreise durch Nabattange- bote sogar unterboten. Das ist auch weiter nicht verwunderlich, wenn man bedenkt, daß oft Unberufene in den Buchhandel hineingerutscht sind, denen die fachliche Ausbildung und das buchhändlerische Stan des- und Ordnungsgefühl fehlt. Bei voller Würdigung des Aus landbuchhandels und Anerkennung seiner Leistungen möchte man doch wünschen, daß die eine oder andere Firma den deutschen Geist und die deutsche Literatur repräsentativer vertreten möchte, als es bisher geschieht. Fast überall macht sich der Mangel an gutem Fach personal bemerkbar. Nach einigen schlechten Erfahrungen mit frisch herllbergekommenem Personal sind die deutschen Häuser drüben übertrieben vorsichtig geworden. Überhaupt steht man dem neuen Ankömmling recht mißtrauisch gegenüber. Die wirtschaftliche Lage in Brasilien und Argentinien hat sich seit einem Jahr erheblich verschlechtert. Konkurse scheinen mir nicht weniger häufig zu sein wie in Deutschland. In Säo Paulo hat eine Straße den Beinamen. »Die 21.« bekommen, weil die Firmen in dieser internationalen Straße mit 21 Prozent zu akkordieren pflegen. Ar beitslose und arbeitsuchende Deutsche sah ich reihenweise in allen größeren Städten vor den deutschen Hilfsvereinen stehen. Die Wahlen und die Furcht vor einer bevorstehenden Revolution machten 635
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