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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.08.1883
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- Erscheinungsdatum
- 13.08.1883
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- Deutsch
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3458 Nichtamtlicher Theil. -v 186, 13. August. König und Bauer führten in Oberzell ein zurückgezogenes Leben in ihrer geschäftlichen und wirthschaftlichen Ehe, in welcher der „Brummbär" Bauer die Stelle der Hausmutter versah. Er kümmerte sich um Alles, Fleisch-, Butter- und Brotrechnungen, verschrieb geräucherte Maaren, erkundigte sich, wo die besten sauren Gurken zu haben, selbst, wie man Schweine mästete. Der Detaillist Bauer war damit ganz in seinem Elemente. Außerdem hatte er sich, da er Wittwer geworden, um seine zwei lieblichen Mädchen zu kümmern, die auch König sehr in sein Herz geschlossen hatte. Doch konnte dies alles die wirkliche Häuslichkeit nicht ersetzen und König's innere Unbefricdignng mit der Lage wurde durch das Gefühl des Alleinseins mächtig verstärkt. „Die Einsiedler auf Ober zell" schlossen sich jedoch nicht ganz von der gesellschaftlichen Welt in Würzbnrg ab und es konnte nicht fehlen, daß das künftige Lebens glück zwei so interessanter Persönlichkeiten die Würzburger Damen welt sehr beschäftigte. König's Herz ward schließlich gefesselt und er faßte Neigung für ein hübsches und braves Mädchen, ohne daß er dabei in Flammen aufging. Die Angehörigen des Mädchens suchten jedoch diese stärker anzufachen und verheimlichten König, daß der Geist der jungen Dame mitunter umdüstert war. Nur die offene Mittheilung des Mädchens selbst klärte König hierüber auf. Es wurde demselben nicht leicht in diesem Kampf des Herzens, der Güte und des Verstandes zu entscheiden, doch siegte der letztere. Für König war aber noch das große Loos in der Lotterie der Ehe bestimmt. Der Leser wird sich des Gegenstandes seiner ersten Liebe, Johanne Hoffmann in Suhl, erinnern, die sich später mit dem Amtmann Jacob in Saalfeld verheirathete. Nach Jacob's Tod war die Wittwe in bedrängte Verhältnisse gerathen und mußte daran denken, wie ihre älteste Tochter Fanny selbst ihr Brot verdienen konnte. Dies kam durch Zufall König zu Ohren. Zuerst suchte er ihr eine angemessene Stellung in einer achtbaren Familie in Würzbnrg zu vermitteln, als dies sich zerschlug und er bei einem Besuch, um sich selbst von den Verhältnissen näher zu überzeugen, das junge siebzehnjährige, durch äußere wie innere Gaben gleich sehr von der Natur bevorzugte Mädchen sah, entbrannte er in innigster Liebe für sie und als er sie nach drei Tagen verließ, war sie seine Braut, die er, nach der am Krankenbette der Mutter voll zogenen Trauung am 24. October 1825, als seine Frau nach Oberzell heimführte. Nun erst ging die wahre Lebcnssonne für König auf. Jetzt erst war er in den Hafen der inneren Ruhe und Befriedigung ge langt, nach dem er sich so lauge gesehnt hatte. Aus der Ehe ent stammten die Söhne Wilhelm, geb. am 9. December 1826, und Friederich, geb. 29. Juni 1829, jetzige Besitzer des Etablissements in Oberzell, und eine Tochter, Louise, geb. den 26. October 1830. Leider sollte er das irdische Glück an der Seite des „Engels seines Lebens" nicht länger als sieben Jahre genießen; sie überlebte ihn um fast 50 Jahre, geliebt und verehrt von Allen, die sie kannten, und ruht seit dem 4. April 1882 neben ihrem geliebten Gatten, nachdem bereits 1860 auch der treue Bauer und 1865 ihre Mutter, Johanna Jacob, dort ihre Ruhestätten gefunden hatten. Zu dem häuslichen Glück König's gesellten sich auch die äußeren Erfolge des Geschäfts. Die schwersten Sorgen waren überstanden und die Bestellungen liefen zahlreich ein. 1826 wurden elf Maschinen fcrtiggestellt; als sich die Zahl 1827 auf fünf minderte, ist König darauf bedacht, sich den französischen Markt zu erobern. Carl Reichenbach wurde nach Paris gesandt, um das Terrain zu recognosciren. Er fand dort zwölf Maschinen im Gang, von denen acht aus England stammten, alle jedoch hinter der König'schen zurück stehend. Durch die Berichte hatte sich König überzeugen lassen müssen, daß es kein anderes Mittel gebe, um in Paris Fuß zu fassen, als eine in Gang befindliche Maschine dort aufzustellcn, was auch mit den besten Erfolgen geschah. Die Firma Gyot L Scribe war die erste, welche eine bestellte und später Agent für König wurde. Andere Besteller folgten bald nach. Reichenbach verließ Paris zu Ende des Jahres 1828, um in Augsburg bei Cotta eine Stellung einzunehmen. Am 24. Juli 1828 ging König selbst, begleitet von seiner jungen Frau, nach Paris. Mit Didot kam es nicht zu einem Abschluß; dieser wollte nicht, daß man sagen sollte, die Maschine macht es, Didot ist's nicht; als er später sich doch entschloß, strandeten die Verhand lungen daran, daß er billigere Bedingungen haben wollte, weil seine Betheiligung König in Frankreich sehr nützlich sein würde; hierauf wollte aber König nicht eingehen. Nach Frankreich wurden in den Jahren 1828 bis 1830 elf Maschinen geliefert, nach St. Petersburg drei, nach Haarlem zwei, vierzehn wurden in Deutschland untergebracht. Daneben wurden verschiedene Maschinen umgebaut, so die Dccker'schen, die — allerdings mit einem Kostenaufwand von 4000 Thalcrn vollständig erneuert — bis zum Jahre 1849 in fortwährender Thätigkeit blieben, um dann von vierfachen ab gelöst zu werden. Auch die höchst schwierige Umwandlung der Taylor'schen Maschinen fand in dieser Zeit unter mancherlei durch Taylor verursachten Hemmnissen statt. Zn Anfang des Jahres 1830, der blühendsten Periode des Etablissements während König's Lebzeiten, wurden 115 Arbeiter in Oberzell beschäftigt. Da kam ein unvermutheter, gewaltiger Rückschlag durch die von König freudig begrüßte Julircvolution. Er glaubte, sie würde dem Buchdruckereibetrieb einen mächtigen Impuls geben. Vorläufig kam es jedoch ganz anders. Die Schnellpressen in Paris wurden von den Arbeitern zerstört; die Rückwirkungen in Deutschland blieben nicht aus und die Geschäftsstockung war eine große. Im Jahre 1831 wurden nur vier Maschinen bestellt, und im Jahre 1832 sogar nur zwei. Die Zahl der Arbeiter war auf vierzehn gesunken, die man hauptsächlich nur behielt, um für die verschiedenen Branchen wenigstens einen Stamm zu erhalten. Das war für König ein gar harter Schlag; indeß sein Geist ließ sich nicht beugen, wenn auch der Körper litt. Er beschäftigte sich mit der Vervollkommnung der Completmaschine und mit der Zwei farbenmaschine, deren Plan von ihm fertig ausgearbeitet wurde, ohne daß sie damals zur praktischen Ausführung kam. Die Gesundheit König's war sehr untergraben. Seit dem Jahre 1810 erkrankte er jedoch nur einmal, 1817, ernstlich. Sein schwerstes Uebel war periodische Schlaflosigkeit, die seine Kräfte er schöpfte. Sein Humor ließ sich jedoch immer noch nicht unterdrücken. So schreibt er, als er im Frühjahr 1829 in Leipzig sich, an Schwindel sehr leidend, befand, an Bauer, er solle doch Schönlein (damals in Würzbnrg und König's Arzt) sagen, dieser möge eine Vorrichtung erfinden, die an dem Menschen angebracht werden könnte, damit man sich selbst stelle, und, wie eine Argandische Lampe, nach Bedürfniß regulire; dies sei eine Schönlein's gar nicht un würdige Aufgabe, wenn sie nicht schon gelöst sei. Fünfzehn Monate später nahm das Uebel jedoch so zu, daß sich ihm eine humoristische Seite nicht mehr abgewinnen ließ. Am 15. Januar 1833 hatte er noch mit den Seinigen zu Nacht gegessen, sich mit Bauer's ältester Tochter, die zum Ball fahren wollte, ge neckt und sich wie gewöhnlich um 10 Uhr zur Ruhe begeben. Gegen 12 Uhr hörte seine Frau ihn heftig läuten. Alles was er, sie erblickend, noch sagen konnte, waren die Worte: „Mit mir ist es aus!" Und so war es leider; ein Schlaganfall hatte den geschwächten Körper und den starken Geist gebrochen. Am 17. Januar Nach mittags halb vier Uhr stockte der Lebensmechanismus. Der Erfinder der Schnellpresse hatte ausgerungen! Carl B. Lorck.
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