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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.08.1883
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- Erscheinungsdatum
- 13.08.1883
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- Deutsch
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186, 13. August. Nichtamtlicher Theil. 3457 geschäftsmäßiger Weise behandelte, über die „Winkelzüge" und „niedrigen Praktiken Spener's" klagt, so scheint uns, als ließe sich der Verfasser in seiner gerechten, pietätvollen Verehrung für König zu weit führen. Bei den Parallelen, die er mit Anderen zieht, darf doch nicht übersehen werden, daß Spener's (und Decker's durch ihn veranlaßte) Bestellung zu einer Zeit geschah, wo ein wirkliches Risico damit verbunden war, wo König's Etablissement noch sehr in der Kindheit lag, und wo diese Bestellungen vielleicht für das Schicksal derselben entscheidend waren. Indem wir die Ansicht aussprechcn, daß der Stein, der ans Spener's Andenken geworfen wird, zu schwer ist, können wir allerdings nur nach dem urtheilen, was uns gedruckt vorliegt, doch daraus geht hervor, daß Spcner, wenn vielleicht auch kein hoch herziger Mann, doch keineswegs, wie Bensley, ein Fust des neuen Gutenberg gewesen. Doch kommen wir zu dem Schluß der langen Leidensgeschichte. Am 22. Juni 1822 wurde ein Probedruck in Oberzell auf der ersten Maschine versucht und einigen noch vorhandenen Mängeln abgeholfen. Am 15. Novbr. gingen vier Wagenladungen mit der kostbaren Fracht ab und Mitte Decbr. traf Bauer zur Aufstellung der Maschinen ein. Dieser ließ Spener den Vorzug mit der seinigen und so wurde Nr. 11 der Haude- L Spcner'schen Zeitung vom 25. Januar 1823 das erste auf dem Continent mittelst Schnell presse gedruckte Zeitungsblatt. Das Verhältniß zwischen Spener und Bauer war höflich aber kühl. Ersterer erkannte, daß das Ver sprochene erfüllt sei, während Bauer in seiner Gewissenhaftigkeit unzufrieden war, namentlich über die Unsicherheit in dem Register, den unruhigen Gang beim schnellen Betrieb und das Schwinden der Walzen. Wie niederschlagend lauten nun König's Worte nach vollendetem Werk: „Der Ruhm ist uns das einzige, was wir bei den nach Berlin gelieferten Maschinen verdient haben!" Leider waren die Schwierigkeiten des Etablissements damit nicht überwunden, bei der Geldnoth war es nicht möglich gewesen, die Abzahlungen auf Oberzell zu leisten, indcß erhielt König eine Gestundung auf drei Jahre, die später aus zehn ausgedehnt wurde. Doch diese passive Hilfe genügte nicht, und erschwerte sogar die Absicht König's, die Regierung um ein zinsfreies Darlehen anzu gehen. Jndeß der Muth dazu mußte gefaßt werden und der Wurf gelang. König fand für sein Gesuch um 20,000 fl. für füuf Jahre ein williges Ohr bei seinem Gönner, F. v. Lerchenfeld, der ihm sogar andeutete, er sei zu bescheiden gewesen; er hätte auch das Doppelte und auf zehn Jahre erhalten. Jetzt war es jedoch zu spät, weniger bescheiden zu sein, König hatte dafür nur 10,000 fl. zurück zuzahlen, was auch seiner Zeit geschah. Nach erfolgter Anlage einer Säge- und Lohmühle mußte nun König ernstlich seine Aufmerksamkeit der Errichtung der Papier fabrik zuwenden; aber das Geld der Regierung steckte bereits in den Druckmaschinen. Auf den Vorschlag seines Freundes, des Papierfabrikanten Dickinson, beschloß König Ende Aug. 182 3 eine Reise nach England.*) Dort erfreute er sich diesmal der herz lichsten Aufnahme und des größten Entgegenkommens. Als er nach Oberzell Ende October zurückgekehrt war, ging er rasch an die Voll endung einer Completmaschine für die Augsburger Allgemeine Zeitung, welche Cotta ganz unerwartet am 20. Oct. 1822 auf schleunigste Lieferung bestellt hatte, nachdem ihn früher die Kosten und die in Wien von Strauß angekündigte Concurrcnz zurück geschreckt hatten; mitwirkend war jetzt vielleicht die Theilnahme des Kronprinzen Ludwig für König's Erfindung. Die Aufstellung besorgte König selbst, begleitet von Fritz Helbig, und am 12. Juli ') Diese, in Begleitung einer englischen Dame unternommene Reise ist nach König's Briefen sehr unterhaltend in Goebel's Werk S. 2v8 u. s. geschildert. 1824 wurde die erste Nummer der „Augsburger Allgemeinen" darauf gedruckt. Sehr humoristisch beschreibt König die Aufregung, welche die Anlegung der zweipferdigen Dampfmaschine in der guten Stadt Augsburg verursachte (S. 212). Erst im October 1824 kehrte er nach Oberzell zurück. Inzwischen waren die Verhältnisse imnier schwieriger ge worden, und was das Bedauerlichste war, sie hatten zur ernstlichen Trübung des schönen Verhältnisses zwischen König und Bauer geführt. Partei nehmen zu müssen zwischen uneinigen Eheleuten und Associds ist die schlimmste Sache von der Welt. Der Biograph König's stellt sich ziemlich entschieden auf Seiten König's und ver öffentlicht schwere Klagen desselben über Bauer. Wir übergehen um so lieber dieses weniger erfreuliche Blatt in der Geschichte der Freunde, als sie trotz der Differenzen einander treu bis in den Tod blieben. Unter diesen Verhältnissen erlahmte die Thätigkeit jedoch nicht; im Gegentheil, als die Aufträge ausblieben, baute man vier kleine Completmaschinen auf Speculation und sie fanden rasche Abnahme. Cotta erhielt eine, Grund's Erben in Hamburg zwei und der Post- director Monrad in Kopenhagen eine, zugleich die erste deutsche Maschine, die in das Ausland ging. Auch in die Papierfabrik- Angelegenheit kommt frisches Leben, indem Cotta als Theilnehmer zum dritten Theil mit 36,000 fl. beitritt. Die sogenannte Kloster mühle in Schwarzach, sechs Stunden von Würzburg, wird wegen der Wasserkraft erworben und Fritz Helbig übernimmt die Leitung. Die Fabrikation beginnt in der letzten Hälfte des Jahres 1828 und erweist sich bald als ein lohnendes Geschäft; König bietet jedoch auch alles auf, um Geschäfte zu machen, und genirt sich nicht, in der Ostermesse 1829 mit seinen Proben bei 150 Verlegern die Runde zu machen. In dem Jahre 1831 überläßt Cotta seinen Antheil an König und Bauer für 43,367 fl.; 1863 geht die Fabrik in den Besitz von Heller L Rohm in Frankfurt a. M. über. Nachdem wir König als unermüdlichen Kämpfer für seine Erfinderidecn durch schwere Zeiten begleitet haben, kommen wir zu dem letzten und für jeden Leser, selbst wenn er sich auch weniger für die Geschichte der Schnellpresse interessireu sollte, höchst an regenden Theil des Goebel'schen Buches, in welchem König als der edle, liebenswürdige Mensch uns ganz besonders entgegentritt. Dieser Theil ist mit größter Pietät und Ausführlichkeit von dem Verfasser behandelt und zwar mit vollem Recht, denn er gibt uns zum Theil erst den Schlüssel zur gerechten Beurtheilung König's, selbst in dessen geschäftlichen Beziehungen. Er zeigt uns so recht, wie das, was uns an König vielleicht befremdend erscheinen konnte, seinem eigentlichen Ich vollständig fern lag, und daß nur die bitter sten Erfahrungen, die ewigen Kämpfe und Enttäuschungen, die äußerste Noth im Stande waren, für Augenblicke seinen edlen Sinn und sein warmes Herz zu verbittern. Leider müssen wir gerade über diesen Theil des Lebens König's hier kurz Weggehen, denn ausführlicher zu werden, hieße das Buch abschreiben, dessen Detailmalcrei sich gerade zu der anziehendsten Schilderung von König als Sohn, Liebender und Gatte gestaltet. Niemand wird sie lesen, ohne König von Herze» liebzugewinnen und ohne sich dem Verfasser zu Dank verpflichtet zu fühlen. Die alte Mutter König's verschied im 87. Jahre am 14. Juni 1822, bis an ihr Lebensende treu von der Tochter Marie Rosine gepflegt. Wir wissen, wie innig König an seiner alten Mutter hing, die noch am 10. Mai 1821 mit zitternder Hand brieflich den dringenden Wunsch geäußert hatte, den Sohn nochmals zu sehen; wir finden es deshalb auch natürlich, daß König der Schwester seinen Dank für ihre Aufopferung werkthätig zeigte, namentlich indem er nach der Schwester Wunsch väterliche Fürsorge für ihre Söhne Fritz Helbig und Carl Reichenbach trug.
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