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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.08.1883
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- 13.08.1883
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- Deutsch
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3456 Nichtamtlicher Theil. 186, 13. August. Nichtamtlicher Theil Erfinders Erdenwallen. Schluß aus Nr. 182. IV. Sieg und Friede. Ging es mit Walter's Auftrag schwer, so war es noch mehr mit den Maschinen für Berlin der Fall. Auf Spencr's Anfragen gab König am 6. April 1819 den Monat Mai 1820 als Ab lieferungstermin an, fügt jedoch hinzu, daß er vor vier Monaten gar keine Antwort hätte geben können, so lange man noch von den Handwerksgesellen abhängig gewesen wäre. „Es ist allerdings ein desperater Entschluß, ganz von vorn anznfangen und jeden Arbeiter erst für seinen Platz zu bilden, die Erfahrung beweist aber, daß es hier zu Lande der kürzeste Weg ist." Nachdem sie vergeblich Versuche mit verschiedenen Eisengießereien gemacht hatten, fingen sie selbst zu gießen an; es ging jedoch schlecht. „Wir werden in kurzem^ gute Gießer sein, die das Geschäft gründlich ver stehen, aber es ist alles so mühselig unter der Sonne. In England ist das Eisengießen beinahe eine alte Weiberkunst, die Jedermann treibt; Kaffeekochen geräth da weniger, als Eisengießen; hier ist es ein Hexenprozeß." Das alles war gewiß nicht übertrieben, für die Besteller jedoch, die ein großes Stück Geld gewagt hatten, nicht ermunternd. Unterm 15. August 1818 bieten König L Bauer unerwartet an, statt der bedungenen einfachen Maschinen Completmaschinen für denselben Preis zu liefern. Allerdings ein überraschender Vor schlag, jedoch wahrscheinlich darin begründet, daß die Fabrikanten selbst mit den Leistungen der einfachen Maschinen in London nicht zufrieden waren und nicht ihren Ruf in Deutschland durch etwas nicht ganz Gelungenes aufs Spiel setzen wollten. Nebenbei rech neten sie wohl auch auf bessere Zahlungsbedingungen, und Geld war in Oberzell ein höchst nothwendiger Artikel. Am 25. August >819 starb der, König außerordentlich Wohl gesinnte George Decker, und hiermit hörte das bisherige geschäftliche Zusammengehen zwischen den Firmen Decker und Spener auf, das darauf gezielt hatte, die Maschinen in einer gemeinschaftlichen Localität arbeiten zu lassen. Dies machte es nun für Beide noth- wendig, je zwei Maschinen, und zwar, wie König vorgeschlagen hatte, Completmaschinen zu bestellen, woran Spener ungern ging, und nur unter der Bedingung, für die zweite Maschine nicht mehr als 6000 Thaler zu zahlen. Derselbe beginnt nun auch ungeduldig zu werden, umsomehr, als die ihm aus England zukommenden Nachrichten ungünstig für König's Maschinen lauteten, in welcher Hinsicht jedoch der in England 1820 weilende Friedrich Brockhaus ihn vollständig beruhigte. Auch eine von K. Hellfahrt L Co. in Erfurt angekündigte Geschwind-Druckmaschine versetzte ihn unnöthig in Unruhe. Um nun endlich klar zu sehen, wie es mit der immer in die Länge sich ziehenden Angelegenheit stehe, sandte Spener am 4. August 1821 seinen damaligen Factor Carl Unger nach Oberzell, welcher dort über ein Jahr blieb. Seine Anwesenheit war jeden falls von gutem Einfluß und wenn er auch in die belästigenden Klagen Spencr's über die lange Verzögerung einstimmt, so be ruhigte er wenigstens Spener vollständig hinsichtlich der Tüchtigkeit der Leistungen und des rechtlichen Charakters König's, ist namentlich des Lobes voll über die unermüdliche Sorgfalt Bauer's, welcher mit seiner, stets sich gleich bleibenden Ruhe vermittelnd eintreten mußte, wenn König's aufbrausender Charakter einen Zusammenstoß mit Unger veranlaßte, was nicht gerade zu den Seltenheiten gehörte. Unger räth auch Spener, sich keine Sorge wegen des Unter nehmens zu machen und König die gewünschten bedeutenden neuen Vorschüsse zu leisten, was Spener auch sofort that. Das ist die Quintessenz von der Betheiligung Spencr's bei der Einführung der Schnellpresse. Die Veröffentlichung des früher erwähnten Briefwechsels zwischen Spener und König hat für das Publicum ein sehr großes Interesse, weil er uns namentlich durch König's eigene Mitthei lungen einen tiefen Einblick in das mit unendlichen Sorgen und Mühen verbundene Vorwärtsschreiten seines Werkes gibt, welche die theils gereizte, theils tiefgedrückte Stimmung des gequälten Mannes, die sich in den Briefen kundgibt, leicht erklärt.*) Wer muß nicht mit ihm fühlen, wenn er schreibt: „Wir sind zn der Ueberzeugung gekommen, daß die Anlage einer mechanischen Fabrik ein durchaus verfehltes Unternehmen ist." Wenn nun ein Mann, wie Spener, der, wie er sagt, erst mit 50 Jahren zur Selbständigkeit kam und jetzt mit 70 Jahren die Hoffnung hatte, zur Ruhe zu kommen, die Befürchtung aus spricht, „sein Leben mit einem Druckfehler beschließen zu müssen", können wir ihm dann diese Aengstlichkeit sehr hoch anrechnen? Sehen wir doch selbst einen Walter, den ritterlichen Verfechter von König's ehrenwerthem, von ihm selbst erprobten Charakter und von seiner Tüchtigkeit, an ihm zeitweilig irre werden. Und hat nicht König selbst die Aengstlichkeit Spencr's am meisten genährt, wenn er, wie in den oben citirten Aeußerungen, sich fast selbst aufgibt, oder wenn er schreibt, daß, wie er höre, in Leipzig Alles, ja selbst Vieweg in Braunschweig gegen die Maschine eingenommen sei, oder wenn er erzählt, wie er seinen Werkführer weggejagt, wie er seinen Gießer „wenigstens als wie ein Buch sprechend" kennen gelernt, und wie die Arbeit an den Maschinen zu einer Zeit, wo sie bald hätten fertig sein sollen, noch „durch beständiges Werkzeugmachen" unterbrochen wurde? — Gewiß urtheilt König über sich selbst sehr richtig, wenn er schreibt: „Ich habe manchmal Zweifel, ob es von meiner Seite klug war, daß wir das Geschäft mit Ihnen nicht bloß geschäftsmäßig, sondern confidentiell und freundschaftlich betrieben haben. Ich klagte Ihnen immer unsere Noth, beschrieb Ihnen unsere Schwierigkeiten und Plagen (doch bei weitem nicht alle) und so haben Sie unsere ganze Angst und Sorge mittragen müssen, ohne die eigentlichen Hindernisse beseitigen zu können." Für Spener war König selbst sehr eingenommen gewesen: „Was ist dann aber aus den Cotta's re. geworden? sie sind wie Schattenspiel an der Wand vorübergegangen. Ihr (Spener und Decker) seid die einzigen Leute in Deutschland, die uns gut und Honnet behandelt haben." Entschlüpften nun Spener in seinem Mißmuth scharfe Aeuße rungen im Gegensatz zu dem ruhigen Vertreter der Decker'schcn Erben, Runnecken, der zwar auch etwas verstimmt ist, aber in Anerkennung von König's eifrigem Streben sich damit begnügt, zu fragen: „Was sollten wir schreiben? Mit Fragen hatten wir uns erschöpft und Sie ermüdet — treiben, daß die Sache beendigt werde? Das half zu nichts; der reelle Mann treibt sich allein", so können wir wohl bei dem Vergleich Beider die großartige Auffassung Runnecken's, die einem Manne von König's Zuschnitt gegenüber an ihrem Platze gewesen wäre, bei Spener vermissen. Wenn jedsch der Biograph König's auf Grund solcher Aeußerungen und weil Spener, indem er König's weitgehenden Anforderungen rasch genügt, zugleich seinerseits auf einige früher bereits verhandelte Wünsche in Bezug auf die Maschinen zurückkommt, die der Art waren, daß auch nach Goebel's Meinung nicht recht begreiflich ist, warum König diese Angelegenheit in so wenig ruhiger und *) Die citirten Stellen sind diesem Briefwechsel entnommen (Journ. f. Buchdruckkunst 1868 u. 1869), jedoch nicht alle in dem Werke Goebel's enthalten.
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