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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.09.1890
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- Erscheinungsdatum
- 08.09.1890
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- Deutsch
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4684 Nichtamtlicher Teil. ^4 208, 8. September 1890 wohnlichen glatten Satz in Anspruch nimmt, dessen Herstellung eine rein mechanische Arbeit ist, entlastet sie den befähigten Arbeiter von einer abstumpfeuden Thätigkeit und weist ihm das Gebiet der höheren Satzarten zu, für deren Herstellung bloße Mechanik nicht ausreicht. Im übrigen entsprechen die Setz maschinen bereits allen billigen Anforderungen, während die an sich vollkommneren Stanzmaschinen nur noch wenig zu wünschen übrig lassen. Soweit Herr Wentscher, dessen Ausführungen wir im all gemeinen nur unterschreiben können. Einer in der »Papierzeitung« erschienenen Beschreibung der neuen Tonplatten von Julius Mäser in Leipzig-Reudnitz entnehmen wir folgendes: An Stelle von Holz, Celluloid, Preßspan oder Bristolkarton verwendet der Genannte einen aus mehreren Schichten gestriche nen Papiers bestehenden, etwa 2 mm dicken Karton. Die da zwischen liegende Kreideschicht erleichtert die Bearbeitung und Abtrennung. Nach Beendigung derselben wird eine Schutzmasse ausgetrage», welche der Platte die nötige Oberflächensestigkeit zu verleihen hat. Nachdem man eine» Umdruck auf die Platte ge macht, klebt man sie auf einen Holzfuß und läßt sie trocknen. Hierauf reißt man mit einer Graviernadel die Umrisse an und stemmt das überflüssige Tonpapier weg. Tie Tiefe des Schnittes richtet sich nach der Beschaffenheit der Platte. Bei kleinen Zwischen räumen schneidet man bis auf die mittlere Papierschicht, bei grö ßere» bis auf das Holz aus, um das Schmieren zu verhüten. Der Vorteil des Verfahrens besteht hauptsächlich darin, daß man auch Tonplatten in punktierter, gestrichelter und gekörnter Manier Her stellen kan». Das Punktieren erfolgt mit einer Ahle, das Körnen mit Sandpapier und das Stricheln mit einer Graviernadel oder einer punktierten Mcssinglinie. Durch Einprägen von Ornamenten können Mäscrs Platten ferner gemustert werden; auch lasse» sich kleine Illustrationen in Negativ- und Silhouetten-Manier mit den Platten Herstellen Die erwähnte Schutzmasse verwandelt die poröse Schicht in eine Oberfläche, die nicht aufsaugt die Farbe gut annimmt und mehrere Tausend Drucke aushält. Korrekturen fehlerhafter Stellen lassen sich nach Ausstrich der Schutzmasse leicht ausführc». Der Grundgedanke der Mäserschcn Platten hat Ähnlichkeit mit dem s. Z. beschriebenen Zurichteverfahren desselben Fach manns. Bei demselben werden gleichfalls verschiedene Papier- schichtcn durchschabt und auf diese Weise ein Relief hergestellt, dessen höchste Stellen den sarbentiefsten Stellen des Drucks ent spreche». Jeder Erfinder eines Wiedergabe-Verfahrens belegt es, zur Unterscheidung von den anderen, mit einem zumeist dem Griechische», Lateinischen oder Französischen, oder gar zweien von diese» Sprachen entlehnten Namen — so das Zwitterwort Photo- gravürc —, was zur Folge hat, daß man sich in der Wicder- gnbetcchnik nur schwer zurcchtfindct. Ein verdienstvolles Unter nehmen ist cs daher, wenn Professor Hi W. Vogel in diesen Wirrwarr dadurch Ordnung zu bringen sucht, daß er die Be zeichnungen verdeutscht. Nach den »Photographischen Mit- thcilungcn« gelangte der Genannte zu nachstehenden Namen: 1. Lichthochdruck für die Buchdruckpresse. Die Verfahren zerfallen in solche, bei welchen die Zeichnung in Striche» und Punkten hcrgcstcllt ist: Lichtstrich-Hvchdruck oder Lichtlinien-Hoch- druck, bisher Phvtotypie, und in solche, bei welchen die Halbtönc durch Punkte wicdcrgegebcn sind: Lichtton-Hochdruck, bisher Auto typie. Hieraus crgiebt sich die Bezeichnung von selbst: Licht- sarbentou-Hochdruck. 2. Licht tiesdruck sür die Kupferdruckpresse. Derselbe zerfällt in Galvano- und Aetzverfahicn, und ersteres wiederum in Licht-Galvauo-Tiesdruck (Heliographie) und Licht- galvano-Tvndruck (Gvupils Photogravüre). Die entsprechenden Aetzversahreu heißen dann: Lichtätzstrich-Ticsdruck und Lichtätzton- Tiesdruck (Photogravüre). 3. Lichtflachdruck für die Steindruckpresse. Vogel unter scheidet hier, je nach Beschaffenheit der Druckfläche, zwischen Lichtsteindruck, Lichtzinkdruck, Lichtleimdruck (bisher Lichtdruck) und Lichtglasdruck. Die Verfahren zerfallen wiederum in Lichtstrich- Steindruck und Lichtton-Steindruck. Leider sind die Bezeichnungen vielfach nicht weniger als wohlklingend und prägen sich schwer ein. Wir fürchten daher, daß sie sich nicht so leicht einbürgern, obwohl sie bei der letzten Ostermeß-Ausstellung zur Durchführung gelangt waren und daher viele Buchhändler Gelegenheit hatten, sich mit ihnen vertraut zu machen. W. Herzberg veröffentlicht in den »Mitteilungen der kgl. Ver suchsanstalten« interessante Angaben über die Rinden-Faser der tLckunsonia äiAitatu (Affenbrodbaum). Diese Faser ist von einer ganz außergewöhnlichen Festigkeit, weshalb man den Ver such gemacht hat, sie der Papierfabrikation dienstbar zu machen. Die Versuche blieben indessen vereinzelt, weil der Trans port des Rohstoffes zu teuer ist, und wir dürften daher erst Adansonia-Papier erhalten, wenn die Papierfabrikation an Ort und Stelle, d. h. in West- und Ostasrika, Eingang gefunden hat. Trotz des hohen Prcises (lOO kg Halbzeug kommen in Europa auf 85 ^ zu stehen) wäre die Adansonia-Faser zu gewissen Zwecken nicht zu teuer; man könnte davon ein Papier bereiten, ebenso fest wie das beste japanische; auch zu feinem Umschlag papier eignet sie sich vorzüglich. Derselbe verdienstvolle Technologe bringt in der erwähnten Zeitschrift das Ergebnis einiger Versuche, aus denen hervorzugeheu scheint, daß bei Papieren von gleicher Stoffzusammensctzung und gleicher Herstellungsart, aber verschiedener Dicke, die mittlere Reißlänge mit wachsender Dicke abnimmt, während die mittlere Bruchdehnung zunimmt. Dies rührt wohl daher, daß bei dicken Papieren die Verfilzung nicht so innig ist, wie bei dünneren. Zum Schluß ein kurzer Ausflug in das Gebiet des Ur heberrechts. Wie s. Z. erwähnt, beabsichtigt E. Berliner, der Erfinder des Grammophons, seine Schallplatten mit Musikstücken, Liedern, Aussprüchen von bekannten Personen, auch im Wege des Buchhandels bezw. Musikalienhandels zu vertreiben. Zu dem Zwecke schloß er mit der Grammophon-Spielwaren-Fabrik von Kämmer, Reinhardt L Co. in Waltershausen (Thüringen) einen Vertrag wegen Herstellung der Platten, sowie billiger Hör- Grammophone im Preise von 18—20 .//. Soweit es sich um die Wiedergabe von gedruckten oder ungedruckten Musikstücken, Gedichten oder dergl. handelt, unterliegen die Grammophon- Schallplatte» offenbar denselben Bestimmungen, wie die mecha nischen Musikwerke, und es hat die Fabrik das Recht der Wieder gabe von den Urhebern zu erwerben. Wie aber bei Wieder gabe von Reden, oder der Stimme berühmter Sänger oder Sängerinnen in den beiden Fällen, wo der Schauspieler, bezw. der Sänger ein dem Urheberrecht noch unterworfenes oder ein freigewordenes Gedicht, Lied rc. vorträgt, und wo es nicht auf den Inhalt des Gesprochenen oder Gesungenen ankommt, sondern auf die Stimme des Vortragenden? Hat die Fabrik im erstern Falle auch von dem Urheber das Reproduktionsrecht zu erwerben? Ist ein Schauspieler oder Sänger berechtigt, die Wiedergabe seiner Stimme einem Unternehmer ausschließlich zu verkaufen, oder ist diese Rede bezw. Stimme gleichsam Gemein gut? Hat umgekehrt die Schnllplattenfabrik das Klagerecht gegen denjenigen, welcher Schallplatte», z B. mit einem Ausspruch Bismarcks oder einem Liede der Patti, nachmacht, ob die Fabrik das Recht der Wiedergabe von dem frühern Reichskanzler oder von der gefeierten Sängerin förmlich erwarb, oder den Ausspruch bezw. di s Lied als frei ansah und nicht erst um die Erlaubnis zur Wiedergabe einkam? Ueber diese Fragen schweigt das Gesetz vollständig, weil Grammophon und Phonograph zur Zeit seiner Abfassung noch nicht erfunden waren. Wie uns Herr Berliner mitteilt, beab sichtigt er daher baldmöglichst eventuell mit Hilfe eines künstlich
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