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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.06.1930
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- 1930-06-26
- Erscheinungsdatum
- 26.06.1930
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145, 26. Juni 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Bnchhantel. »Einschränkung der Lehrbücher«. Zu dem Erlaß des Preußischen Kultusministeriums (Bbl. vom 14. Juni) und der Eingabe des Preußischen Städtetages (>Bbl. vom 21. Juni) erhalten wir von der Vereinigung der Schulbuchverleger nachstehende Äußerungen, deren Darlegun gen vor allem der Aufklärung interessierter Kreise, der Schu len und Eltern gegebenenfalls dienen können: Der Eingabe liegt die ja oft auch unmittelbar ausgespro chene Anschauung zugrunde, als sei es der Verleger, der neue Auflagen abändern lasse, um ältere unbrauchbar zu machen. Für leben einigermaßen mit den Herftellungs- und Absatzverhält- nissen Vertrauten bedarf es nicht des Hinweises, daß für den Verleger nur der Druck unveränderter Auflagen wirklich rentabel ist. Wenn dennoch in den letzten Jahren die Schulbücher in größerem Ausmaße Umgestaltungen erfahren haben, so liegt das ganz allein in den Verhältnissen begründet. Nach dem Kriege ist ja vor allem durch die preußischen »Richtlinien« eine vollstän dige Umgestaltung des höheren Schulwesens erfolgt und da die Neuordnung ohne eine Übergangszeit in Kraft gesetzt wurde, mußten neue Lehrbücher ln sehr vielen Fällen rasch ge schaffen werden und leider notgedrungen oft genug »am grünen Tisch-, nicht aus der Praxis des Unterrichtes heraus. Viele Grundforderungen der Schulreform, wie Avbeitsunterricht, Kon zentration, Kulturkunde usw. waren damals im Massenunter richt mit Durchschnittsklassen noch nicht erprobt. Ferner stellten organisatorische Änderungen wie Fremdsprachenwechsel, starke Beschränkung der Wochenstundenzahl in einzelnen Fächern usw. die Lehrbuchautoren vielfach vor weitere neue Aufgaben. So war es ganz unmöglich, von vornherein abzusehen, in welchem Ausmaße sich die vielen amtlichen Forderungen praktisch durch führen ließen. Das konnte sich erst aus dem praktischen Unter richtsbetrieb unter Benutzung der neuen Bücher ergeben. Auch jetzt ist noch auf methodischem und didaktischem Gebiete alles im Flusse, der neue geistige Gehalt der Schulreform hat eben viel fach noch nicht seine letzte Form und Gestalt gefunden. Kann man unter diesen Umständen überhaupt erwarten, daß die Lehr bücher schon völlig ausgereift sein und wie in Vorkriegszeiten jahraus, jahrein unverändert nachgedruckt werden könnten? Da zu kommt die Verschiedenheit der Verhältnisse hinsichtlich der Vorbildung und Leistungsfähigkeit der Lernenden in den ver schiedenen Gegenden. Großstädtanstalten haben bekanntlich ein ganz anderes Schülermaterial als etwa Schulen in ländlichen Gegenden. Daraus erwuchs vielfach die Notwendigkeit, Parallel ausgaben erscheinen zu lassen, die wohl im Interesse -der Schu len, nicht aber der Verleger lagen. Die Unterrichtsverwaltungen machten oftmals die Genehmigung der Bücher von bestimmten Änderungen abhängig, die Parteien und Konfessionen meldeten ihre Forderungen an, besonders bei Büchern für Fächer, in denen Weltanschauungsfcagen eine Rolle spielen. Vor allem wurden aber die Verleger mit Zuschriften aus Lehrerkreisen geradezu überschüttet. Also nicht der Verleger oder die Verfasser, sondern die Ver hältnisse sind hier bestimmend gewesen. Seinen Ausdruck findet das oft in Unterredungen mit Lehrkräften, die die Schulbücher benutzen. Sie beginnen mit der Klage über die vielen Änderun gen — und sie schließen damit, daß der Betreffende aus seinen Erfahrungen heraus nun wieder Änderungen angibt, die das Buch unbedingt erfahren müsse, wenn es weiter solle benutzt werden können! Ebenso falsch ist es, von einer überfülle von Schulbüchern zu sprechen. Die Anzahl der zur Auswahl für die einzelnen Fächer zur Verfügung stehenden Schulbücher (genau zahlen mäßig läßt es sich nicht feststellen) wird nicht größer, zum Teil geringer -sein als die entsprechende Zahl vor dem Kriege. Auch die Preissteigerung ist geringer, als sie der Erhöhung der Herstellungskosten entsprechend eigentlich sein müßte, und wo die Bücher überhaupt teurer sind als früher, ist das vor allem dar- 598 auf zurückzuführen, daß heute hinsichtlich der Ausstattung, ins besondere mit Abbildungen, ganz andere Ansprüche gestellt wer den als früher. Es ist also durchaus nicht so, als stünde die Schulbücher produktion unter dem Zeichen einer wilden Geschäftemachers! des Schulbuchverlages. Was die Hilfsbüchereien anlangt, so ist der Ausbau vielfach übertrieben worden. Entstanden aus der Absicht, in der Not der Nachkriegsjahre und der Inflationszeit den wirklich befähigten und bedürftigen Schülern zu helfen und den Aufstieg der Be gabten auch aus den minderbemittelten Schichten zu ermög lichen, werden sie heute auch von Kreisen in Anspruch genommen, die durchaus in der Lage sind, Schulbücher zu kaufen. Demgegen über mutz es entschieden Aufgabe der Schule sein, soweit es die Eltern leisten können, gerade durch die Beschaffung des Schul buches das Kind zur Freude an dem Buche zu erziehen. Dabei ist zu bedenken, daß die Ausgaben für die Schulbücher nur einen ganz kleinen Teil der Aufwendungen ausmrchen, die der Unter halt eines Schulkindes erfordert. Selbst nicht unbedingt not wendige Ausgaben für Sport u. dgl. werden unbedenklich ge leistet, während man sie in der gleichen Höhe für die Beschaffung von Schulbüchern für untragbar erklärt. Die Vereinigung der Schulbuchverleger behält sich vor, die ser vorläufigen kurzen Stellungnahme noch weitere Aufklärun gen folgen zu lassen und wird sich auch mit den beteiligten Be hörden in Verbindung setzen. Sie bittet aber auch um tatkräf tige Unterstützung des Gesamtbuchhandels bei Abwehr der unbe rechtigten Vorwürfe und bei Aufklärung der in Betracht kom menden Kreise. Sonderdrucke vorstehender Ausführungen find von der Ge schäftsstelle des Deutschen Verlegervereins unberechnet zu be ziehen. Der geistige Wiederaufbau eine Notwendig keit für Volk und Wirtschaft. In der Hauptsitzung der Tagung des Vereins Deutscher Eisen- hiittenleute am 18. Mai in Düsseldorf nahm vr. R. Benz- Heidel berg das Wort zu einem bemerkenswerten Vortrage, in dem er im wesentlichen ausführte: Die Forderung eines geistigen Wiederauf baues zur Ergänzung des wirtschaftlichen, wie er nach dem Kriege unter Führung der technischen und industriellen Kreise ins Werk ge setzt wurde, geht von der Unterscheidung zwischen dem Weltgeist zweck Hafter Arbeit und dem Nationalgcist zweck entbundener Schöpfung aus. Jener bedient sich eines in der Hauptsache internationalen Materials und internationaler Me thoden, fein Ziel ist Durchdringung, Beherrschung und Behandlung der Natur durch den Menfchengeist, Schaffung einer technischen Über welt zum Nutzen des Menschen, der Nationalgeift besitzt in den orga nischen Formkrästen und Ausdrucksgesctzen einer bestimmten Volkheit ein bluthaft bedingtes nationales Material, sein Ziel ist nichts ande res als Sichtbarmachung, Leibwerdung der nationalen Wesenheit selbst. Während nun der Weltgeist der Technik und des Fortschritts gegenwärtig die Belt beherrscht und auch das Angesicht Deutschlands bestimmt, lebt der Nationalgeist freier Schöpfung in Kunst, Philo sophie und Dichtung bei uns nicht mehr mit der Kraft, die in frühe ren Jahrhunderten die kulturellen Denkmale als die ewigen geisti gen Wirklichkeiten der Nationen hervortrieb. Es scheint, baß ein Volk nicht zwei derartige Leistungen gleichzeitig vollbringen kann und es erhebt sich die Frage, ob aus geistige Schöpfung, aus geistigen Ausbau vollkommen verzichtet werden soll, oder ob nicht wenigstens in Fürsorge für künftige Zeiten die Aus- rcchterhaltung einer geistigen Überlieferung erstrebt werben muß. Denn auch der Auftrieb des technischen Geistes ist wahrscheinlich be grenzt, der Schaffensraufch, in den er uns noch heute versetzt, kann eines Tages vorüber sein und es erhebt sich bann bas Problem der kulturellen Eingestaltung der vollendeten Tech nik, bas nur gelöst werden kann, wenn noch kulturelle Werte da sind, die Gesetz und Richtung für eine vollkommene und allseitige Lcbensgestaltung geben.
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